Archiv für den Monat: August 2025

Demenzgerechte Raumgestaltung – Sicherheit und Wohlbefinden im eigenen Zuhause

Leben Sie mit einem demenzkranken Angehörigen zusammen oder betreuen Sie eine Person mit Demenz in ihrem Zuhause? Damit sich betroffene Menschen sicher fühlen und besser im Alltag zurechtfinden, spielt die Raumgestaltung bei Demenz eine entscheidende Rolle. Eine demenzgerechte Wohnraumgestaltung kann Sicherheit, Orientierung und Wohlbefinden der erkrankten Person erhöhen und zugleich den Alltag für Angehörige und Pflegekräfte erleichtern.

Sicherheitsaspekte: Die Wohnung sicher und demenzgerecht gestalten

Stolperfallen und Gefahrenquellen beseitigen: Im Verlauf der Demenzerkrankung verschlechtert sich oft das Orientierungs- und Urteilsvermögen. Stolperfallen und ungesicherte Gefahrenquellen in der Wohnung stellen eine echte Gefahr dar und können daher schnell zum Risiko werden. Typische Beispiele sind lose Teppiche, rutschige Böden, herumliegende Kabel oder schlecht erkennbare Höhenunterschiede. Entfernen Sie daher Teppichbrücken oder fixieren Sie sie mit rutschfesten Unterlagen. Verlegen Sie Kabel außer Reichweite oder befestigen Sie sie an Wänden, um Stürze zu vermeiden. Achten Sie außerdem darauf, Möbel so anzuordnen, dass Laufwege frei und übersichtlich sind. Eine klare Wegeführung ohne enge Passagen gibt dem demenzkranken Menschen mehr Sicherheit beim Bewegen durch die Räume. Vermeiden Sie, wenn möglich, Glastische oder spitze Möbelecken und wählen Sie stattdessen geeignete Möbel mit abgerundeten Kanten und stabiler Standfestigkeit, die sich nicht leicht verschieben oder umkippen lassen. Eine bislang verwirrende Raumaufteilung können Sie entschärfen, indem Sie die Möbel umstellen, sodass sich ein Wohnraum logisch erschließt und aufmerksamkeitsraubende Hindernisse verschwinden.

Konkrete Maßnahmen für mehr Sicherheit: Oft genügen schon kleine Anpassungen, um eine große Wirkung zu erzielen. Sorgen Sie beispielsweise für eine gute Beleuchtung in allen Räumen. Insbesondere Flure und Treppenbereiche sollten hell und blendfrei ausgeleuchtet sein. Ältere Personen mit Demenz benötigen deutlich mehr Licht als jüngere, um ihre Umgebung sicher wahrzunehmen. Installieren Sie Nachtlichter im Schlafzimmer, Flur und Badezimmer, damit sich Menschen mit Demenz auch nachts gut orientieren können. Bringen Sie gegebenenfalls Leuchtstreifen oder farbiges Klebeband an Treppenkanten und Stufen an, um Höhenunterschiede zu markieren und Stürze zu verhindern. Handläufe auf beiden Seiten der Treppe sowie rutschfeste Beläge erhöhen die Sicherheit zusätzlich. In Fenstern können abschließbare Griffe oder Kippstellungen Unfälle oder ein unbemerktes Öffnen verhindern. Denken Sie auch daran, in allen Räumen (insbesondere in der Küche) Rauchmelder zu installieren. Das kann im Ernstfall Leben retten, gerade wenn die Aufmerksamkeit der betroffenen Person nachlässt.

Sicherheit im Badezimmer und in der Küche: Das Badezimmer birgt besondere Gefahren und sollte daher ein Schwerpunkt der demenzgerechten Wohnraumgestaltung sein. Nutzen Sie hier gezielt Badhilfen. Haltegriffe an Wand und Dusche, ein stabiler Duschhocker und rutschfeste Matten in Wanne und Dusche reduzieren die Sturzgefahr erheblich. Eine erhöhte Toilettensitzauflage kann das Hinsetzen und Aufstehen erleichtern. Achten Sie darauf, Warm- und Kaltwasserhähne deutlich zu kennzeichnen (z. B. mit roten und blauen Markierungen oder Aufklebern), um Verbrühungen zu verhindern. In der Küche empfiehlt es sich, Elektrogeräte mit Abschaltautomatik zu verwenden (z. B. Wasserkocher, Kaffeemaschine, Bügeleisen), damit nichts versehentlich zu lange eingeschaltet bleibt. Kochen Sie möglichst nur unter Aufsicht. Pfannenstiele sollten stets nach hinten gedreht werden, damit niemand daran hängenbleibt. Nutzen Sie bei Bedarf Herdsicherungen oder schalten Sie den Herd aus, wenn er nicht gebraucht wird, um die Brandgefahr zu minimieren. Medikamente, Reinigungsmittel oder scharfe Gegenstände sollten unter Verschluss oder außer Reichweite aufbewahrt werden, idealerweise in einem eigenen, sicheren Schrank, damit die erkrankte Person keinen versehentlichen Zugang dazu bekommt.

Türsicherungen und Weglaufschutz: Im Verlauf einer Demenzerkrankung entwickeln manche Menschen eine sogenannte Hinlauftendenz. Das bedeutet, dass sie plötzlich das Bedürfnis verspüren, die Wohnung oder das Haus zu verlassen, weil sie glauben, etwas erledigen zu müssen. Um ein unbemerktes Verlassen zu verhindern, sollten Haustüren und Gartentore besonders gesichert werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Einerseits können spezielle Türsicherungen oder Alarmgeber installiert werden, die Angehörige benachrichtigen, wenn die demenzkranke Person die Tür alleine öffnet. Andererseits kann eine optische Täuschung helfen, etwa ein Vorhang vor der Tür oder eine Türfolie mit einem unauffälligen Motiv (z. B. ein großes Bücherregal als Aufdruck), die den Ausgang weniger offensichtlich macht. Solche Türfolien werden in Pflegeeinrichtungen und Demenz-WGs erfolgreich eingesetzt und sind auch für zu Hause erhältlich. Natürlich sollten Notausgänge nicht komplett versperrt werden. Das Ziel besteht eher darin, die Aufmerksamkeit der demenzerkrankten Person umzulenken und impulsives Weglaufen zu erschweren. Ergänzend ist es sinnvoll, wenn Angehörige stets einen Hausschlüssel bei sich tragen und die Nachbarn informiert sind. So können Betroffene im Notfall schnell wieder nach Hause begleitet werden.

Checkliste für Sicherheitsmaßnahmen: Um Menschen mit Demenz zu unterstützen, gehen Sie am besten Raum für Raum durch und überprüfen Sie die Raumgestaltung auf mögliche Gefahren. Achten Sie dabei auf die Erfüllung der folgenden Punkte:

  • Stolperfallen beseitigen: Keine losen Teppiche oder Kabel auf dem Boden; Türschwellen ebnen oder markieren; Möbel so platzieren, dass klare Gehwege entstehen.
  • Rutschhemmung: Rutschfeste Bodenbeläge oder Matten in Bad und Küche verwenden; verschüttete Flüssigkeiten sofort aufwischen.
  • Beleuchtung: Ausreichend helles Licht in allen Räumen, blendfreie Lampen, Nachtlichter im Flur; Lichtschalter eventuell farblich hervorheben, damit sie leicht zu finden sind (z. B. Rahmen um den Schalter in Kontrastfarbe).
  • Brandschutz: Rauchmelder installieren; Geräte mit Timer oder Abschaltautomatik nutzen; offene Flammen (Kerzen, Kamin) nur unter Aufsicht.
  • Elektrik und Technik: Keine ungesicherten Elektrogeräte herumstehen lassen (Wasserkocher, Toaster, Bügeleisen etc. nach Gebrauch vom Strom nehmen); Herd mit Abschaltsystem oder Herdschutz versehen.
  • Badezimmer sichern: Haltegriffe an WC, Dusche und Badewanne montieren; Anti-Rutsch-Streifen in Wanne/Dusche; Thermostat-Mischbatterie oder deutliche Warm/Kalt-Markierung; Türschloss entfernen oder ein von außen zu öffnendes Schloss einbauen
  • Gefährliche Substanzen und Gegenstände wegschließen: Putzmittel, Medikamente, spitze/gefährliche Haushaltsgegenstände außer Sicht und Reichweite lagern (am besten in verschlossenen Schränken).
  • Tür- und Fenstersicherheit: Haustür sichern (Alarm, abgeschlossene Tür, Tarnung mit Türposter); Fenster mit Sicherung; Balkonzugang nur mit Begleitung, wenn Sturzgefahr besteht.

Mit diesen Maßnahmen schaffen Sie eine sichere Umgebung, in der der Demenzerkrankte sich freier bewegen kann. Wichtig ist, Gefahren kontinuierlich neu zu bewerten: Die Fähigkeiten und Einschränkungen können sich ändern, daher sollten Sie das Wohnumfeld regelmäßig mit kritischem Blick überprüfen und an neue Herausforderungen anpassen. Veränderungen in der Wohnung sollten behutsam und Schritt für Schritt erfolgen, um betroffene Personen nicht zu überfordern. Binden Sie Demenzerkrankte nach Möglichkeit in einfache Entscheidungen ein, damit sie trotz der Krankheit das Gefühl haben, in den eigenen vier Wänden mitzubestimmen.

Orientierungshilfen: Farben, Licht und Symbole geben Sicherheit

Menschen mit Demenz fällt es zunehmend schwer, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden und Dinge richtig einzuordnen. In ihrer Welt können Alltagsgegenstände eine veränderte Bedeutung annehmen, während ihnen Vertrautes Halt bietet. Eine gezielte Raumgestaltung kann die Orientierung erleichtern und die Selbstständigkeit fördern. Nutzen Sie dabei visuelle Hilfen wie Farben, Kontraste, Symbole und eine klare Raumstruktur.

Klare Strukturen und Wiedererkennbarkeit: Halten Sie die Wohnräume insgesamt einfach und übersichtlich. Reduzieren Sie Dekoration und Möbel auf das Wesentliche – weniger ist mehr, um eine Reizüberflutung zu vermeiden. Jeder Raum sollte eine eindeutige Funktion haben (z. B. Schlafen, Essen, Bad). Belassen Sie wichtige Gegenstände an festen Plätzen, damit die betroffene Person sie wiederfindet (z. B. die Brille immer am gleichen Platz). Türen zwischen Räumen können offengelassen werden, soweit es die Sicherheit zulässt. So bleiben Sichtbeziehungen bestehen und es ist erkennbar, welcher Raum sich dahinter befindet. Unnötige Türen können ausgehängt werden. Wichtige Räume wie die Toilette oder das Schlafzimmer sollten durch Beschilderung kenntlich gemacht werden. Ideal sind Schilder mit Symbolen, da Bilder oft leichter verstanden werden als geschriebene Worte. Kombinieren Sie im Zweifel beides: große Symbole plus Text in einfacher Schrift. Auch Schranktüren (z. B. am Kleiderschrank oder in der Küche) lassen sich mit piktogrammartigen Bildern bekleben, die den Inhalt andeuten. So weiß der Demenzerkrankte auf einen Blick, wo Teller, Kleidung oder andere Alltagsdinge zu finden sind. Diese Orientierungshilfen geben ein Gefühl von Kontrolle und vermeiden Frustration.

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Farben und Kontraste gezielt einsetzen: Farben können die Wahrnehmung enorm unterstützen – aber nur, wenn sie richtig gewählt werden. Wichtig ist es, Kontraste zu schaffen. Menschen mit Demenz erkennen manche Farben schlechter, zum Beispiel Blautöne, sehen aber kräftige, warme Farben oft noch gut. Setzen Sie daher helle, freundliche Farben für große Flächen ein und vermeiden Sie unruhige Muster. Tapeten oder Teppiche mit starken Mustern können irritieren oder gar Angst auslösen, da sie als etwas anderes wahrgenommen werden könnten (grobe Muster könnten beispielsweise wie Insekten oder „Löcher” im Boden wirken). Streichen Sie Wände am besten in beruhigenden Einheitstönen. Pastell-, Creme- oder Hellgrüntöne eignen sich zum Beispiel gut. Dunkle Farben sollten sparsam eingesetzt werden, da sie leicht bedrohlich wirken oder wie ein Abgrund erscheinen können. Sie können jedoch bewusst dazu genutzt werden, den Fokus des demenzerkrankten Menschen zu lenken: Der Bereich um die Eingangstür kann beispielsweise dunkler gestaltet werden, damit er weniger einladend wirkt und die Person nicht ständig dorthin möchte. Sehr hilfreich ist ein starker Farbkontrast zwischen Fußboden und Wand, damit die Raumecken sichtbar werden. Ebenso sollten sich Möbel farblich vom Boden abheben, damit sie deutlich erkennbar bleiben. Ein Beispiel: Ein Sessel mit blauer oder roter Polsterung auf hellem Parkett ist besser wahrnehmbar als ein beiger Sessel auf beigem Teppich. Auch im Badezimmer hilft beispielsweise eine farbige Toilettenbrille (z. B. rot), die Toilette klar zu erkennen.

Licht und Orientierung: Gutes Licht ist für die Orientierungsfähigkeit unerlässlich. Nutzen Sie deshalb so viel Tageslicht wie möglich: Ziehen Sie tagsüber die Vorhänge auf und entfernen Sie Gegenstände, die das Fenster blockieren. So kann die Person nach draußen schauen. Sichtbezüge zur Außenwelt (z. B. Bäume oder die Straße) geben eine grobe Orientierung darüber, ob man sich im Erdgeschoss oder Obergeschoss befindet. Zusätzlich zum Tageslicht sollten künstliche Lichtquellen strategisch platziert werden. Blendfreie Deckenleuchten sorgen für eine Grundhelligkeit, während gezielte Lampen in Ecken oder über Arbeitsflächen dabei helfen, Schatten zu vermeiden. Schatten können bei Demenzkranken nämlich Verunsicherung hervorrufen, da sie als etwas Unerwartetes wahrgenommen werden. Verwenden Sie für wichtige Beleuchtung eher kaltweißes Licht, da dieses von älteren Menschen besser erkannt wird als warmes, gedämpftes Licht. In der Nacht schaffen Orientierungslichter Sicherheit, zum Beispiel kleine Steckdosenlichter im Flur zum WC oder ein gedimmtes Licht im Schlafzimmer, damit beim Aufwachen die Umgebung gleich erkennbar ist. Achten Sie auch auf die Vermeidung von Reflexionen. Glänzende Böden oder Spiegelungen können irritieren, weshalb matte Oberflächen und eine indirekte Beleuchtung oft angenehmer sind. Ein weißer Lichtschalter auf einer weißen Wand kann leicht „unsichtbar“ werden. Hier hilft ein farbiger Rahmen oder ein selbstklebendes Leitsystem, zum Beispiel ein leuchtender Sticker oder ein farbiger Kreis um den Schalter, um ihn schnell zu finden.

Zeitliche Orientierung unterstützen: Neben der räumlichen Orientierung ist auch die zeitliche Orientierung wichtig für das Wohlbefinden. Viele Menschen mit Demenz verlieren das Gefühl für Tageszeiten oder Daten. Hier kann die Umgebung nachhelfen: Bringen Sie gut sichtbare Uhren mit großem Zifferblatt an (möglichst in jedem Hauptraum eine), idealerweise Funkuhren oder solche, die auch Wochentag und Datum anzeigen. Ein großer Kalender an der Wand, auf dem tägliche Ereignisse abgehakt werden, schafft Struktur. Routinen in der Tagesgestaltung, z. B. immer zur selben Zeit essen, spazieren gehen, schlafen, geben Sicherheit und helfen der inneren Uhr. Sie können auch ein Memoboard oder eine Tafel in der Küche anbringen, auf der der Tagesablauf mit Symbolen oder Stichworten notiert ist („Morgens: Frühstück – 9 Uhr, Nachmittags: Spaziergang im Garten – 15 Uhr“ etc.). Das Gedächtnis lässt zwar nach, aber visuelle Erinnerungshilfen können Orientierung bieten. Wenn möglich, nutzen Sie auch Technik: Es gibt sprechende Uhren oder digitale Assistenten, die an Termine erinnern. Wichtig ist, nicht zu viele Reize auf einmal zu bieten – wählen Sie einige wenige, dafür klare Orientierungshilfen, die zur Person passen und regelmäßig genutzt werden.

Zusammengefasst: Ein demenzgerechtes Wohnumfeld ist übersichtlich, farblich kontrastreich und einladend hell in der Gestaltung. Eindeutige Markierungen und Beschilderungen helfen, dass Betroffene ihren Weg finden. So wird aus einer ehemals vertrauten Wohnung, die durch die Erkrankung plötzlich fremd und gefährlich erscheint, wieder ein Ort, an dem sich Demenzerkrankte zurechtfinden und sicher fühlen.

Persönliches Wohlbefinden: Vertraute Umgebung und Rückzugsorte schaffen

Neben Sicherheit und Orientierung spielt die wohnliche Gestaltung eine große Rolle für die Lebensqualität von Menschen mit Demenz. Die eigene Wohnung sollte trotz aller Anpassungen weiterhin ein Zuhause bleiben, kein steriles Pflegeobjekt. Vertrautheit und Geborgenheit entstehen vor allem durch persönliche Gegenstände, Erinnerungen und eine Atmosphäre, die zur Persönlichkeit des Betroffenen passt.

Vertraute Gegenstände und Möbel: Lassen Sie der an Demenz erkrankten Person so viel Vertrautes wie möglich. Geliebte Möbelstücke, sei es der alte Ohrensessel, der Esstisch oder die gewohnte Stehlampe, sollten nach Möglichkeit in der Wohnung bleiben. Solche vertrauten Dinge dienen als Ankerpunkte im Gedächtnis. Ein Blick auf das bekannte Wohnzimmerbild an der Wand oder die alte Kuckucksuhr kann positive Erinnerungen wecken. Richten Sie Erinnerungsecken ein: Zum Beispiel ein Regal mit Fotobüchern, Souvenirs oder Auszeichnungen aus dem Leben der Person, das gut sichtbar platziert ist und zum Schwelgen in Erinnerungen einlädt. Die Rolle persönlicher Andenken ist ungemein wichtig – sie vermitteln Stabilität und Identität. Wichtig: Überfrachten Sie den Raum nicht mit zu vielen Objekten auf einmal. Wählen Sie einige Gegenstände aus, die für die Person eine positive Bedeutung haben, zum Beispiel Familienfotos, Lieblingsbilder oder Gegenstände, die mit einem Hobby verbunden sind, wie ein Musikinstrument. Die Dekoration sollte aber überschaubar bleiben, denn Unordnung und zu viele Reize können wiederum verwirren. Achten Sie auf eine Ordnung, die Sicherheit gibt.

Eine wohnliche Atmosphäre statt Stress: Menschen mit Demenz nehmen Stimmungen und Stress in ihrer Umgebung sehr stark wahr. Achten Sie deshalb auf eine angenehme Atmosphäre in den eigenen vier Wänden. Lärm kann Unruhe auslösen. Versuchen Sie daher, Lärmquellen zu reduzieren, indem Sie beispielsweise Radio oder Fernseher nicht dauerhaft im Hintergrund laufen lassen. Auch Haushaltsgeräte wie Staubsauger oder Mixer können die Person erschrecken, wenn sie unerwartet eingeschaltet werden. Kündigen Sie solche Tätigkeiten daher an oder führen Sie sie durch, wenn die betroffene Person sich in einem anderen Raum aufhält. Auch die Beleuchtung beeinflusst die Stimmung: Setzen Sie abends eher warmes, gedämpftes Licht ein, um Ruhe zu signalisieren, und tagsüber helles, freundliches Licht, um Aktivität zu fördern. Gerüche können das Wohlbefinden steigern. Vielleicht gibt es einen Lieblingsduft (z. B. Lavendel oder frisches Kaffeearoma am Morgen), der beruhigend wirkt und positive Assoziationen weckt. Frische Luft nicht vergessen! Regelmäßiges Lüften oder gemeinsame Spaziergänge sorgen für ein besseres Raumklima und tun der Seele gut.

Rückzugsorte und Strukturiertheit: So wichtig Anregung und soziale Einbindung sind, so sehr brauchen Menschen mit Demenz auch Rückzugsorte, an denen sie zur Ruhe kommen können. Schaffen Sie in der Wohnung einen ruhigen Bereich, wo sich die Person bei Überforderung zurückziehen kann. Das kann ein gemütlicher Sessel am Fenster sein oder ein bestimmtes Zimmer, beispielsweise das Schlafzimmer mit einem bequemen Lesestuhl. In diesem Bereich sollten Reize möglichst minimiert sein: gedämpftes Licht, wenig Deko, vielleicht leise Musik, die der Person gefällt. Hier können die Betroffenen entspannen, ein Nickerchen machen oder in Erinnerungen schwelgen, ohne Ablenkung. Kommunizieren Sie allen im Haushalt, dass dies der persönliche Rückzugsplatz des Erkrankten ist, der respektiert wird.

Bekannte Tagesabläufe beibehalten: Die Gewohnheiten einer Person prägen ihr Wohlbefinden. Versuchen Sie, liebgewonnene Rituale und Tagesabläufe trotz der Demenz aufrechtzuerhalten. Zum Beispiel, wenn der Erkrankte immer morgens die Zeitung an seinem bestimmten Platz gelesen hat, sorgen Sie dafür, dass an diesem Ort ein bequemer Stuhl und gute Beleuchtung vorhanden sind und vielleicht eine Zeitung bereitliegt. Auch wenn das in späten Stadien mehr symbolisch ist, vermittelt es Sicherheit. Oder wenn nachmittags immer Kaffee aus einer bestimmten Tasse getrunken wurde, nutzen Sie genau diese Tasse weiterhin. Solche Rituale schaffen Kontinuität. Auch gemeinsame Rituale, wie das tägliche Musikhören oder abends Fotoalben anschauen, können integriert werden. Musik kann überhaupt ein wunderbarer Wohlfühlfaktor sein: Spielen Sie bekannte Lieder oder Schlager aus der Jugendzeit der Person. Das hebt oft die Stimmung und stärkt das Gefühl von Identität.

Stimulation der Sinne in Einklang mit den Bedürfnissen: Während man Reizüberflutung vermeiden möchte, sind sinnliche Eindrücke im richtigen Maß wichtig. Tastsinn: Vielleicht mag die Person einen weichen Fühlteppich oder einen Demenz-Muff zur Beschäftigung. Solche Helferlein gibt es speziell für Demenz, um die Hände zu beschäftigen und Unruhe abzubauen. Geruchssinn: Setzen Sie auf vertraute Gerüche (Lieblingsessen kochen, Blumen im Raum, vertrautes Parfum). Sehsinn: Behalten Sie Sehhilfen, wie Brillen oder Lupen stets griffbereit und sauber und nutzen Sie gegebenenfalls eine Uhr mit großen, gut lesbaren Zahlen oder digitale Hilfen mit leichter Ablesbarkeit. Hörsinn: Vermeiden Sie gleichzeitige Geräuschquellen, sprechen Sie langsam, deutlich und mit beruhigendem Tonfall – Kommunikation ist Teil der Umgebungsgestaltung. Schmecken: Vergessen Sie nicht, dass appetitliche, bekannte Speisen auch zum Wohlfühlen beitragen. Ein hübsch gedeckter Tisch mit kontrastreichem Geschirr, wie zum Beispiel farbige Teller oder Tischsets, gehört auch zur Raumgestaltung des Wohn- und Essbereichs.

Zusammengefasst sollte das Wohnumfeld so angepasst sein, dass es im Einklang mit der Biografie und den Vorlieben der demenzkranken Person steht. Die Bedeutung vertrauter Dinge kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Sie geben Halt in einer sich ständig verändernden Welt. Eine liebevoll gestaltete, aber nicht überladene Wohnung kann den Wohlfühlfaktor und die Selbstbestimmtheit erhalten – trotz der Herausforderungen, die die Demenz mit sich bringt.

Unterstützung für Angehörige: Technische Hilfen, Beratung und Kommunikation

Die Betreuung eines Menschen mit Demenz ist für Angehörige und Pflegekräfte anspruchsvoll. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Unterstützungsangebote zu nutzen und sich den Alltag mit technischen Hilfsmitteln zu erleichtern. Eine demenzgerechte Raumgestaltung hört nicht bei Möbeln und Farben auf, sondern umfasst auch die Organisation des Alltags und den Zugang zu Hilfe von außen. Im Folgenden finden Sie einige Empfehlungen, wie Sie sich als Angehöriger entlasten und die Sicherheit weiter erhöhen können.

Notrufgerät Black bell

Technische Hilfen im Alltag: Heutzutage gibt es eine Reihe von Alltagshilfen und technische Assistenzsysteme, die speziell für Menschen mit Demenz entwickelt wurden. Ein klassisches Beispiel sind Notrufsysteme für zu Hause: Über einen tragbaren Notrufknopf (als Kette oder Armband) kann die betroffene Person im Fall eines Sturzes oder bei Unwohlsein schnell Hilfe rufen. Moderne Systeme erkennen Stürze sogar automatisch. Tür- und Bewegungssensoren können ebenfalls sinnvoll sein. Sie melden, wenn nachts jemand das Bett verlässt oder die Haustür öffnet, und können Licht einschalten oder einen Alarm ans Handy der Angehörigen senden. Im Bad sind automatisch abschaltende Wasserhähne oder Überlauf-Sensoren hilfreich, damit kein Wasserschaden entsteht, falls vergessen wird, das Wasser abzudrehen. GPS-Ortungsgeräte (z. B. als Armband oder in der Jacke) können Angehörigen eine enorme Sicherheit geben. Falls ein Mensch mit Demenz doch einmal unbeaufsichtigt das Haus verlässt, kann man ihn so schneller finden. Auch elektronische Helfer, wie sprechende Medikamentendosierer (die an die Einnahme erinnern) oder digitale Kalender mit Alarmfunktion (die z. B. an Essenszeiten oder Arzttermine erinnern) können den Alltag strukturieren. Wichtig ist, dass solche Hilfen diskret und einfach bedienbar sind, um nicht zusätzlich zu verwirren. Testen Sie im Zweifel aus, welche Geräte von der Person angenommen werden. Viele technische Hilfsmittel gelten als Pflegehilfsmittel und können finanziell unterstützt werden: Liegt ein Pflegegrad vor, übernimmt die Pflegeversicherung oft die Kosten für bestimmte Hilfsmittel (z. B. Duschhocker oder Haltegriffe). Auch wohnumfeldverbessernde Maßnahmen (wie das Anbringen von Rampen, Treppenliften, etc.) können mit Zuschüssen gefördert werden. Erkundigen Sie sich bei der Pflegekasse nach diesen Leistungen.

Kommunikationsstrategien und Einbindung der Betroffenen: Eine demenzgerechte Umgebung bringt wenig, wenn die Betroffenen nicht in Entscheidungen miteinbezogen werden oder ständig über ihren Kopf hinweg Änderungen erfahren. Kommunikation ist daher der Schlüssel. Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Angehörigen darüber, welche Einrichtung ihm wichtig ist. Vielleicht hat er/sie bestimmte Bedürfnisse oder Abneigungen, z. B. eine Farbe, die er nicht mag, oder Möbel, an denen er hängt. Beziehen Sie die Person aktiv mit ein und zeigen Sie beispielsweise zwei Möglichkeiten auf, anstatt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen: „Sollen wir das Schlafzimmer blau oder grün streichen?“ Natürlich wird im fortgeschrittenen Stadium die Entscheidungsfähigkeit sinken, aber das Ernstnehmen der Person vermittelt Wertschätzung. Eine offene Kommunikation ist auch im Alltag wichtig: Erklären Sie Veränderungen im Haushalt: „Ich stelle diesen Sessel hierher, damit du näher am Fenster sitzen kannst und besser sehen kannst, was draußen passiert“. Nutzen Sie dabei einfache und klare Sätze. Selbst wenn nicht jede Erklärung langfristig erinnert wird, schafft der freundliche Dialog eine beruhigende Atmosphäre.

Auch visuelle Kommunikation kann helfen: Beschriften Sie beispielsweise Schubladen oder nutzen Sie Hinweisschilder wie „Vorsicht, heiß!” am Herd oder „Trinken nicht vergessen” am Kühlschrank. Solche schriftlichen Erinnerungen können den Alltag strukturieren, solange das Lesen noch möglich ist. Das Schriftverständnis bleibt oft bis in späte Stadien erhalten. Für später können Symbole oder Farben dieselbe Funktion übernehmen. Kommunikation bedeutet auch, zuzuhören. Achten Sie auf nonverbale Signale Ihres Angehörigen. Zieht er sich häufig in einen bestimmten Raum zurück? Möglicherweise braucht er diesen Raum als Ruhepol. Läuft er rastlos umher? Vielleicht fehlt es ihm an Bewegung oder er benötigt eine Beschäftigung. Passen Sie die Umgebung entsprechend an, indem Sie einen sicheren Bewegungsraum schaffen und Beschäftigungsangebote wie Spiele bereitlegen. Beispielsweise können Sie eine Memory-Decke oder eine Legespiel-Uhr bereitstellen.

Professionelle Beratung und Entlastungsangebote: Scheuen Sie sich nicht, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Das kommt letztlich sowohl Ihnen als auch der demenzkranken Person zugute. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, die Sie zur Wohnraumanpassung beraten können. Oft bieten Alzheimer-Gesellschaften oder kommunale Pflegestützpunkte eine Wohnberatung an. Teilweise kommt jemand zu Ihnen nach Hause, um individuelle Tipps zu geben. Auch Selbsthilfegruppen für Angehörige können wertvolle Ratschläge und seelische Unterstützung liefern. Der Austausch mit anderen in ähnlicher Lage zeigt, dass Sie nicht allein sind, und Sie erfahren vielleicht von praktischen Lösungen, auf die Sie selbst noch nicht gekommen sind. Informieren Sie sich zudem über Entlastungsangebote: Ein Tagespflegeplatz, an dem der Demenzpatient ein- oder zweimal pro Woche betreut wird, kann Ihnen als pflegendem Angehörigen Freiräume verschaffen und dem Erkrankten soziale Kontakte ermöglichen. Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege kann ebenfalls in Anspruch genommen werden, wenn Sie selbst krank werden oder Urlaub brauchen. Diese Angebote sind Teil der Pflegeversicherung – nutzen Sie sie, um neue Kraft zu schöpfen.

Zusammenarbeit mit Pflegediensten oder Therapeuten: Überlegen Sie, ob ein ambulanter Pflegedienst gewisse Aufgaben übernehmen kann, wie zum Beispiel die Körperpflege oder Medikamentengabe. Ergotherapeuten bieten oft Hausbesuche an und können ganz konkret mit Ihnen die Wohnung durchgehen und anpassen. Sie kennen viele Kniffe, wie man mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielt. Ebenso können Physiotherapeuten Tipps geben, wie Möbel stehen sollten, um Bewegungsübungen zu erleichtern. Wenn Ihr Angehöriger an Pflegegrad gewinnt, stehen Ihnen auch regelmäßige Beratungsbesuche zu, bei denen Fachkräfte Ihnen zur Seite stehen.

Finanzielle Unterstützung: Neben den bereits erwähnten Erstattungen für Hilfsmittel und Pflegeleistungen gibt es teilweise regionale Förderungen für den barrierefreien oder demenzgerechten Umbau. Diese werden beispielsweise durch KfW-Förderprogramme oder lokale Initiativen bereitgestellt. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Stadtverwaltung oder bei Pflegeberatern. Denken Sie auch an die Möglichkeit von Zuschüssen zur Wohnraumanpassung. Zögern Sie also nicht, nötige Umbauten (Badumbau, Rampen etc.) auch wirklich vorzunehmen. Oft reicht schon eine kostenfreie Beratung, um viele Unsicherheiten zu klären.

Pflege und Wohnformen abwägen: Trotz aller Maßnahmen kann es im Verlauf der Krankheit dazu kommen, dass das Wohnen für Menschen mit Demenz zu Hause zu gefährlich oder zu anspruchsvoll wird. Bleiben Sie realistisch und beobachten Sie, ob die Selbstständigkeit des Erkrankten noch ausreichend ist, um zu Hause zu bleiben. Manchmal ist ein Umzug in eine Pflegeeinrichtung, z. B. in ein spezielles Demenz-Pflegeheim oder eine betreute Wohngemeinschaft, eine Option, wenn die Sicherheit auch mit Hilfsmitteln nicht mehr gewährleistet werden kann. Diese Entscheidung ist nie leicht. Im Idealfall kann eine demenzgerechte Anpassung der Wohnung das Leben zu Hause jedoch sehr lange ermöglichen und die Notwendigkeit eines Heimaufenthaltes hinauszögern. Viele Familien schaffen es mit guter Unterstützung, dass Demenzkranke bis ins hohe Stadium in den eigenen vier Wänden bleiben können – ein Umfeld, das ihnen meist lieber ist als jede fremde Umgebung. Nutzen Sie also die vorgestellten Möglichkeiten voll aus und holen Sie sich rechtzeitig Rat von Profis.

Kontinenztraining bei Männern nach Prostata-OP: Effektives Beckenbodentraining für Männer

Männer, die eine Prostata-Operation hinter sich haben, stehen oft vor der Herausforderung einer Harninkontinenz – dem ungewollten Verlust von Urin. Dies kann belastend für Psyche und Alltag sein, doch es gibt lösungsorientierte Ansätze, um die Kontrolle (Kontinenz) zurückzugewinnen. Ein Kontinenztraining bei Männern nach einer Prostata-OP setzt vor allem auf gezieltes Beckenbodentraining, um die betroffene Muskulatur zu stärken. Ein kräftiger Beckenboden kann die Blasenfunktion verbessern und die Lebensqualität deutlich steigern. Zudem zeigen Studien, dass regelmäßiges Beckenbodentraining nach einer Prostata-OP nicht nur gegen Harninkontinenz hilft, sondern auch eine positive Auswirkung auf die Potenz haben kann. In diesem Ratgeber erfahren Sie einfühlsam und sachlich, wie Sie Ihren Beckenboden lokalisieren und effektiv trainieren können, wie sich Übungen in den Alltag integrieren lassen, welche Fehler es zu vermeiden gilt und wann professionelle Hilfe sinnvoll ist.

Wichtig: Jede Rehabilitation ist individuell. Hören Sie auf Ihren Körper und holen Sie bei Unsicherheiten medizinischen Rat ein. Dieser Artikel bietet Informationen und Tipps, ersetzt jedoch keine ärztliche Beratung.

Nach der Prostata-OP: Den Beckenboden erkennen und aktivieren

Nach einer Prostataoperation, z. B. bei einer radikalen Prostatektomie bei Prostatakrebs oder der Entfernung einer gutartigen Prostatavergrößerung, kommt dem Beckenboden eine entscheidende Rolle zu. Warum? Die Prostata liegt anatomisch nahe am Schließmuskel der Harnröhre. Operationen an der Prostata können dazu führen, dass Muskeln und Nerven, die für die Blasenkontrolle wichtig sind, beeinträchtigt werden. Der Beckenboden, das muskuläre Fundament des Beckens, muss diese Funktion nun verstärkt übernehmen. Ein gezieltes Training kräftigt die Beckenbodenmuskulatur und unterstützt so den Blasenschließmuskel, damit Inkontinenz reduziert wird. Zudem fördert ein fitter Beckenboden die Durchblutung im Unterleib, was Potenz und Erektion positiv beeinflussen kann.

Was ist der Beckenboden? Aus anatomischer Sicht besteht der Beckenboden aus mehreren Muskelschichten und bindegewebigen Strukturen, die den Beckenausgang nach unten hin abschließen. Man kann ihn sich wie eine elastische Trampolin-Matte vorstellen, die sich zwischen Schambein (vorn), Steißbein (hinten) und den Sitzbeinhöckern (seitlich) aufspannt. Beim Mann hat der Beckenboden zwei Öffnungen: eine für den Enddarm und eine für die Harnröhre (bei der Frau kommt noch die Scheidenöffnung hinzu). Durch diese Öffnungen verlaufen die Organe (Urethra und Darm), wobei ringförmige Schließmuskeln, man nennt sie auch „Schnürmuskeln“, die Kontinenz gewährleisten. Ein gut trainierter Beckenboden unterstützt also die Schließmuskeln von Blase und After, hält die inneren Organe an Ort und Stelle. Das hilft Druck im Bauchraum (beim Husten, Niesen, Heben etc.) abzufedern.

Warum ist das nach einer Prostata-OP so wichtig? Viele Männer erleben direkt nach dem Eingriff eine Phase der Harninkontinenz, insbesondere eine Belastungsinkontinenz (Urinverlust bei Druckerhöhungen, z. B. beim Husten oder Aufstehen). Das ist eine häufige Auswirkung der Operation, da Teile des Blasenschließmuskels oder unterstützende Strukturen beeinträchtigt wurden. Aber: Durch konsequentes Beckenbodentraining können Sie diesem unwillkürlichen Harnverlust entgegenwirken. Der Beckenboden übernimmt dann kompensatorisch die Funktion, den Urin zurückzuhalten. Auch wenn überwiegend Frauen nach Schwangerschaft und Geburt vom Beckenbodentraining hören, ist es für Männer ebenso bedeutsam – vor allem nach einer Prostataoperation oder Bestrahlung (Strahlentherapie) im Beckenbereich. Leider wissen viele Männer zunächst nicht genau, wo sich dieser „unsichtbare“ Muskel befindet und wie man ihn bewusst anspannt. Daher steht am Anfang des Kontinenztrainings die Aufgabe, den eigenen Beckenboden überhaupt zu finden und zu aktivieren.

Den eigenen Beckenboden finden: Eine praktische Anleitung

Bevor Sie mit konkreten Beckenbodenübungen loslegen, ist es wichtig, ein Gefühl für die richtige Muskulatur zu entwickeln. So spüren Sie Ihren Beckenboden:

  • Lage erspüren: Setzen Sie sich aufrecht auf ein festes Therapiekissen oder einen prall gefüllten Gymnastikball (Pezziball). Bewegen Sie behutsam Ihr Becken und kreisen Sie in verschiedene Richtungen. Sie werden Druckveränderungen im Schritt wahrnehmen – genau dort liegt der Beckenboden, der bei den Bewegungen leicht mitbewegt wird. Diese Übung hilft dabei, sich die Region bewusst zu machen. Als Hilfsmittel eignen sich Gymnastikhilfen, wie Bälle oder Balancekissen, die im Alltag unauffällig genutzt werden können.
  • Zielmuskel identifizieren: Versuchen Sie nun, den Damm – das ist der Bereich zwischen Hodensack und After – gedanklich „nach innen oben“ zu ziehen. Dabei zieht sich die Beckenbodenmuskulatur zusammen. Sie merken vielleicht, wie sich dabei der Penis oder die Hodenbasis minimal heben. Dieses leichte Anheben signalisiert die richtige Anspannung. Wichtig: Der Damm besteht größtenteils aus Beckenbodenmuskeln. Wenn Sie diese Region kontrahieren, trainieren Sie bereits den richtigen Muskel.
  • Vergleich mit bekannten Aktionen: Stellen Sie sich vor, Sie müssten dringend ein Wasserlassen aufschieben. Das Zusammenkneifen, um den Urin zurückzuhalten, ist genau die Anspannung im Inneren, die wir suchen. Ähnlich ist es, als wollten Sie eine Blähung willentlich unterdrücken. In beiden Fällen aktivieren Sie reflexartig den Beckenboden. Tipp: Legen Sie dabei eine Hand auf den Bauch oder das Gesäß. Diese Körperteile sollten möglichst ruhig und entspannt bleiben, damit wirklich nur der Beckenboden arbeitet. Verkrampfen sich Po oder Bauch, versuchen Sie es mit weniger Kraft. Die Beckenbodenmuskeln arbeiten sehr subtil und benötigen zu Beginn keine maximale Kraft.
  • Atmung einsetzen: Achten Sie auf Ihre Atmung, denn Ein- und Ausatmen beeinflusst den Beckenboden. Beim tiefen Einatmen drückt das Zwerchfell die Organe leicht nach unten, der Beckenboden entspannt sich und senkt sich minimal ab. Beim Ausatmen hingegen zieht das Zwerchfell nach oben und der Beckenboden hebt sich leicht. Nutzen Sie diesen Effekt: Spannen Sie den Beckenboden bevorzugt beim Ausatmen an – so fällt es leichter. Halten Sie niemals die Luft an, wenn Sie die Spannung halten, sondern atmen Sie ruhig weiter. Eine kleine Übung dazu: Legen Sie sich in Rückenlage, atmen Sie tief in den Bauch ein (Bauchdecke hebt sich) und atmen Sie dann durch den Mund aus. Stellen Sie sich beim Ausatmen vor, wie sich Ihr Beckenboden hebt, als würden Sie sanft etwas „ansaugen“. Diese Kopplung aus Atemrhythmus und Beckenbodenaktivität verankert ein besseres Gefühl für die Muskulatur.

Hinweis: Direkt nach der OP sind diese Wahrnehmungsübungen möglicherweise schwieriger, da Nervenreizleitungen gestört sein können. Geben Sie sich Zeit. Mit Geduld kommt das Gefühl zurück. Beginnen Sie möglichst frühzeitig, idealerweise schon präventiv vor der Operation, mit leichten Anspannungsübungen. Aber auch postoperativ ist es nie zu spät: Schritt für Schritt werden Sie die Kontrolle verbessern.

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Kontinenztraining im Alltag: Routinen entwickeln und Fortschritte messen

Damit das Beckenbodentraining wirkungsvoll ist, braucht es Regelmäßigkeit. Wie andere Muskeln lässt sich auch der Beckenboden am besten durch tägliches Üben stärken. Im stressigen Alltag vergisst man solche Übungen jedoch leicht. Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt, wie Sie Training und Alltag verbinden können:

Alltagstaugliche Routinen: Verknüpfen Sie das Training mit bestehenden Aktivitäten. Zum Beispiel können Sie beim Zähneputzen oder während Sie Wasser aufsetzen ein paar Kontraktionen einbauen. Oder nehmen Sie sich vor, jedes Mal nach dem Toilettengang zwei, drei kurze Beckenbodenübungen zu machen, z. B. ein mehrmaliges gezieltes An- und Entspannen. Solche festen Situationen dienen als Erinnerung. Auch Wartezeiten – an der roten Ampel oder in der Supermarkt-Schlange – lassen sich diskret für ein Beckenbodentraining nutzen. Anspannung und Entspannung sind von außen nicht sichtbar. Integrieren Sie die Übungen in Ihre täglichen Routinen. Etwa beim Spazierengehen können Sie die Beckenbodenmuskulatur für einige Schritte rhythmisch anspannen und dann wieder locker lassen. Wichtig ist, dass das Training zur Gewohnheit wird, ähnlich wie das Zähneputzen – als selbstverständlicher Teil des Tages.

Häufigkeit und Dauer: Sie fragen sich, wie oft und wie lange Sie Ihre Beckenbodenmuskulatur trainieren sollten? Experten empfehlen, anfangs in kurzen Einheiten, dafür mehrmals täglich, zu üben. Zum Beispiel können Sie 3-mal täglich (morgens, mittags, abends) eine kleine Trainingseinheit einlegen. Jede Einheit könnte aus 3 Durchgängen von Übungen bestehen, die jeweils einige Anspannungen beinhalten. Qualität geht vor Quantität: Lieber wenige Wiederholungen korrekt ausführen, als sich mit zu vielen zu überfordern. Beginnen Sie mit kurzen Anspannungen (2–5 Sekunden halten) und ebenso langen Pausen zum Entspannen. Im Verlauf der Wochen können Sie die Haltezeit stetig steigern (z. B. von 5 auf 10 Sekunden). Achten Sie darauf, dass Sie den Beckenboden nicht überlasten. Muskelkater oder Erschöpfung können kontraproduktiv sein. Gönnen Sie den Muskeln zwischendurch Ruhephasen, ähnlich wie bei jedem Krafttraining.

Fortschritte erkennen: Seien Sie geduldig. Spürbare Verbesserungen treten oft erst nach einigen Wochen oder wenigen Monaten auf. Kleine Erfolge zeigen sich beispielsweise darin, dass Sie sich Ihre Kontrolle beim Wasserlassen verbessert, Sie weniger oder dünnere Vorlagen benötigen oder kein Urin mehr austritt, wenn Sie husten oder lachen. Notieren Sie solche Verbesserungen in einem Tagebuch. Beispielsweise können Sie die Anzahl der Vorlagen pro Tag, „trockene“ Nächte oder das erste Mal, dass Sie wieder ohne Harnverlust durchgelacht haben, eintragen. Ein Fortschrittstagebuch kann motivieren und Ihnen objektive Informationen liefern, dass das Training Wirkung zeigt, selbst wenn es schleichend geht. Vergleichen Sie Ihren Zustand monatlich, nicht täglich, um auch subtile Veränderungen wahrzunehmen. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie den Beckenboden richtig einsetzen, kann ein Biofeedback-Gerät helfen: Diese medizinischen Trainingsgeräte zur Beckenbodenaktivierung sind in Physiopraxen oder bei Fachhändlern erhältlich und zeigen via Sensoren an, ob Sie die richtigen Muskeln anspannen. So etwas kann gerade am Anfang nützlich sein, ist aber kein Muss.

Die effektivsten Beckenbodenübungen für Männer nach einer Prostata-OP

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Beckenbodenübungen, die sich in der Praxis bewährt haben. Führen Sie die Übungen in Ruhe und konzentriert aus. Achten Sie auf eine korrekte Position und Körperhaltung, damit der Beckenboden optimal arbeiten kann. Versuchen Sie, während jeder Übung normal weiterzuatmen und keine anderen Muskelgruppen (Gesäß, Oberschenkel, Bauch) anzuspannen.

Übung 1: Grundspannung in Rückenlage (Einsteigerübung)
Diese Übung eignet sich besonders in den ersten Wochen nach der Operation, da sie in einer entlastenden Haltung trainieren können.

  1. Legen Sie sich auf den Rücken auf eine Matte oder auf eine bequeme Unterlage. Stellen Sie die Beine angewinkelt auf (Füße etwa hüftbreit auf dem Boden). Die Knie zeigen zur Decke. Legen Sie die Hände locker auf den Unterbauch.
  2. Atmen Sie tief ein. Spannen Sie beim Ausatmen behutsam Ihren Beckenboden an, als wollten Sie gleichzeitig den Urinfluss unterbrechen und den After verschließen. Wichtig: Spüren Sie dabei, dass Ihre Bauchdecke nicht hart wird. Bauch und Po sollten entspannt bleiben, es zieht nur innerlich.
  3. Halten Sie die Spannung für ca. 5 Sekunden, während Sie ruhig weiteratmen. Wenn es geht, lächeln Sie dabei (das hilft, entspannt zu bleiben!).
  4. Lösen Sie dann die Anspannung und atmen Sie ein. Entspannen Sie den Beckenboden mindestens 5 Sekunden lang.
  5. Wiederholen Sie diesen Ablauf etwa 10-mal. Machen Sie anschließend eine Pause. Fortgeschrittene können die Haltephase nach einigen Wochen auf 8–10 Sekunden ausdehnen und die Übungsserie mehrmals hintereinander durchführen. Die Muskulatur wird so auf Kraft und Ausdauer trainiert.

Übung 2: Beckenboden aktivieren im Vierfüßler-Stand
Diese Übung mobilisiert die Wirbelsäule und aktiviert den Beckenboden im Rhythmus der Bewegung. Sie ist im Yoga als „Katze und Kuh“ Übung bekannt.

  1. Begeben Sie sich in den Vierfüßler-Stand: Knie und Hände berühren den Boden. Die Knie sind etwa hüftbreit geöffnet. Finden Sie eine angenehme, stabile Haltung.
  2. Machen Sie nun einen Katzenbuckel: Beim Ausatmen kippen Sie das Becken, indem Sie das Steißbein nach unten/innen ziehen. Der Rücken rundet sich dabei nach oben. Gleichzeitig ziehen Sie den Bauch leicht ein. In diesem Moment spannen Sie den Beckenboden fest an (als würden Sie ihn nach innen oben saugen).
  3. Anschließend gehen Sie ins geführte Hohlkreuz: Beim Einatmen heben Sie den Kopf leicht und kippen das Becken in die Gegenrichtung (Steißbein nach oben herausstrecken). Der Rücken wird ins leichte Hohlkreuz geführt. Entspannen Sie den Beckenboden dabei.
  4. Wiederholen Sie diesen Wechsel von Rundrücken (mit Anspannung) und Hohlkreuz (mit Entspannung) langsam 5-10 Mal. Die Bewegung kann fließend sein. Fortgeschrittene versuchen, die Beckenbodenspannung in der Rundrückenposition für mehrere Atemzüge zu halten, bevor sie wieder locker lassen.

Diese Übung stärkt nicht nur den Beckenboden, sondern verbessert auch die Flexibilität im unteren Rücken. Achten Sie darauf, weiterzuatmen und Ihren Nacken entspannt zu halten.

Übung 3: Imaginäre Uhr im Sitzen
Hierbei handelt es sich um eine Sitzübung, die hilft, das Becken gezielt zu bewegen und den Beckenboden zu aktivieren. Sie eignet sich sehr gut für zwischendurch am Schreibtisch.

  1. Setzen Sie sich auf einen Stuhl, die Füße stehen flach auf dem Boden, Rücken gerade. Die Beine sind leicht geöffnet (etwa eine Handbreit Abstand zwischen den Knien).
  2. Tasten Sie mit den Händen unter Ihre Sitzbeinhöcker (die knöchernen Punkte unterhalb des Gesäßes). Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf dem Zifferblatt einer Uhr. Kippen Sie nun langsam das Becken: nach vorne Richtung 12 Uhr (Hohlkreuz), nach hinten Richtung 6 Uhr (Rundrücken), und seitlich nach links 9 Uhr und rechts 3 Uhr. Die Hände spüren mit, wie sich der Druck unter den Sitzbeinhöckern verändert.
  3. Kommen Sie anschließend zur Mitte zurück (neutral aufgerichtet). Spannen Sie beim Ausatmen Ihren Beckenboden maximal an – so als wollten Sie ihn nach oben ziehen. Halten Sie die Anspannung 3-5 Sekunden, ohne Gesäß oder Oberschenkel anzuspannen. Dann lösen.
  4. Wiederholen Sie das Anspannen im Sitzen 10-mal. Diese Übung können Sie mehrmals täglich ausführen. Sie ist sehr diskret und niemand wird es im Alltag bemerken. Wichtig: Halten Sie dabei Ihre Körperhaltung aufrecht (als würde ein Faden Sie am Scheitel nach oben ziehen). Eine gute Haltung entlastet den Beckenboden und verbessert die Übungseffektivität.

Übung 4: Beckenboden-Training beim Aufstehen (Kniebeugen)
Bei diesem alltagsnahen Training kombinieren Sie das Aufstehen aus dem Sitzen mit einer Beckenbodenspannung, um die Muskeln in funktionellen Bewegungen einzusetzen.

  1. Setzen Sie sich auf einen Stuhl und rutschen Sie zum vorderen Drittel der Sitzfläche. Die Füße stehen schulterbreit, etwas nach außen gedreht.
  2. Lehnen Sie den Oberkörper leicht nach vorne (gerader Rücken). Pressen Sie keinesfalls mit Kraft nach unten – arbeiten Sie mit den Beinen.
  3. Ausatmen & Aufstehen: Beim Aufstehen aus dem Stuhl drücken Sie sich über die Fersen nach oben. Genau in diesem Moment spannen Sie bewusst den Beckenboden und Ihren Schließmuskel an. Stellen Sie sich vor, Sie möchten während des Aufstehens Urin und Stuhl zurückhalten – so erreichen Sie die maximale Kontraktion.
  4. Einatmen & Hinsetzen: Setzen Sie sich langsam wieder hin (kontrollierte Bewegung, nicht plumpsen lassen) und entspannen Sie dabei den Beckenboden.
  5. Wiederholen Sie das Aufstehen und Hinsetzen 5-10 Mal hintereinander. Achten Sie darauf, nicht die Luft anzuhalten. Diese Übung stärkt die Beckenbodenmuskeln genau in einer Situation, in der sie im Alltag gefordert sind (vom Sitzen ins Stehen wechseln). Zudem trainieren Sie Ihre Beinmuskulatur mit – ein doppelter Gewinn.

Tipp: Nutzen Sie Hilfsmittel aus dem Sortiment von Reha-Anbietern, um Abwechslung in die Übungen zu bringen. Ein Therapie-Kissen auf dem Stuhl kann z. B. als instabile Unterlage dienen, wodurch die Tiefenmuskulatur (inkl. Beckenboden) mehr arbeiten muss. Gymnastikhilfen wie kleine Bälle oder Widerstandsbänder ermöglichen zusätzliche Variationen: Etwa den Ball zwischen die Knie klemmen und beim Anspannen leicht zusammendrücken, um die Muskelschlingen des Beckenbodens weiter zu aktivieren. Es gibt auch spezielle Trainingsgeräte zur Beckenbodenaktivierung, zum Beispiel Elektrostimulationsgeräte, die via sanfter Reize die Muskulatur aufbauen. Solche Geräte sollten idealerweise in ärztlicher Absprache eingesetzt werden. In jedem Fall gilt: Die beste Übung ist die, die Sie regelmäßig machen, ob mit oder ohne Hilfsmittel.

Fehler vermeiden: Worauf sollte ich beim Üben besonders achten?

Gerade zu Beginn können leicht Fehler passieren, die den Erfolg des Kontinenztrainings schmälern. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht typischer Fehler und wie Sie diese vermeiden können:

  • Falsche Muskeln mitanspannen: Viele Personen spannen unbewusst den Po, die Oberschenkel oder den Bauch mit an, wenn sie den Beckenboden trainieren. Das sollte vermieden werden. Kontrollieren Sie sich selbst: Legen Sie eine Hand auf den Bauch und die andere auf das Gesäß. Diese Bereiche sollten beim Anspannen des Beckenbodens möglichst locker bleiben. Konzentrieren Sie sich auf das Gefühl im Inneren. Tipp: Wenn sich die Beine oder das Gesäß anspannen, versuchen Sie es in einer anderen Position, z. B. liegend statt stehend. Manchmal fällt es leichter, die Muskulatur in einer bestimmten Haltung zu isolieren.
  • Atem anhalten: Halten Sie während der Übungen niemals die Luft an! Anspannung geht oft mit angehaltenem Atem einher, was jedoch kontraproduktiv ist. Denken Sie an den Rhythmus: Ausatmen = Anspannen, Einatmen = Lösen. Zählen Sie während der Haltephase leise mit oder sprechen Sie ein paar Worte, um zu prüfen, ob Sie entspannt weiteratmen.
  • Pressen statt anspannen: Vermeiden Sie es, beim Üben nach unten zu pressen, als wollten Sie etwas herausdrücken. Das ist genau das Gegenteil der gewünschten Bewegung, denn Pressen belastet den Beckenboden, anstatt ihn zu stärken. Versuchen Sie, die Anspannung stets als ein „Nach-innen-oben-Ziehen“ zu empfinden. Sollte Ihnen das schwerfallen, kehren Sie zu den Wahrnehmungsübungen zurück oder holen Sie sich Anleitung von einer Fachperson.
  • Zu viel, zu schnell: Auch Übermotivation kann schaden. Steigern Sie deshalb Umfang und Intensität des Trainings langsam. Die Devise lautet: regelmäßig statt radikal. Wer zu früh sehr lange Übungseinheiten erzwingt oder täglich Hunderte von Kontraktionen ausführt, riskiert eine Ermüdung der Muskulatur. Ein erschöpfter Beckenboden kann seine Funktion vorübergehend schlechter erfüllen. Das könnte die Symptome der Inkontinenz kurzfristig sogar verschlimmern. Üben Sie also mit Augenmaß und gönnen Sie dem Muskel Entspannung.
  • Ungeduld und Unregelmäßigkeit: Ein häufiger „Fehler” ist, das Training aufzugeben, weil sich nicht sofort Erfolg einstellt. Denken Sie daran: Der Körper braucht Zeit, um sich nach dem Eingriff zu erholen, und Muskeln müssen über Wochen hinweg trainiert werden. Bleiben Sie dran, auch wenn es anfangs frustrierend erscheint. Unregelmäßiges Üben („nur, wenn man gerade daran denkt“) ist deutlich weniger effektiv als ein fester Plan. Halten Sie sich daher an Ihre Routine. Auch kleine tägliche Einheiten summieren sich. Bei Inkontinenz nach einer Prostata-Operation ist Dranbleiben der Schlüssel zum Erfolg.
  • Training zur falschen Zeit: Gönnen Sie Ihrem Körper nach der Operation ein paar Tage Regeneration, bevor Sie mit aktivem Training starten (es sei denn, der Arzt empfiehlt Ihnen sofortige Übungen). Insbesondere mit Katheter sollten Sie keine Beckenbodenübungen machen. Warten Sie, bis der Katheter entfernt wurde und Ihr Arzt Ihnen grünes Licht gibt. Auch während des Wasserlassens sollten Sie nicht trainieren. Viele denken, sie müssten den Urinstrahl auf der Toilette anhalten, um den Muskel zu stärken. Bitte nicht! Dieses „Üben” beim Toilettengang kann der Blase schaden und zu Restharn führen. Nutzen Sie stattdessen die beschriebenen Techniken außerhalb der Toilette, um den Muskel zu finden.
  • Körperhaltung vernachlässigen: Eine ungünstige Position kann den Effekt der Beckenboden-Übungen mindern – egal, ob Sie sitzen, stehen oder liegen. Achten Sie beispielsweise im Sitzen auf eine aufrechte Körperhaltung, damit die Organe nicht auf den Beckenboden drücken. Beim Heben von Lasten sollten Sie ausatmen und den Beckenboden anspannen, um ihn zu schützen. Solche Anpassungen der Alltagshaltungen schonen die Muskulatur und unterstützen den Trainingserfolg.

Motivation und dranbleiben: So integrieren Sie das Beckenbodentraining langfristig in ihren Alltag

Die größte Herausforderung beim Beckenbodentraining ist es meist, konsequent zu bleiben. Die Anfangseuphorie kann schnell nachlassen – vor allem, wenn die Probleme nicht sofort verschwinden. Hier sind ein paar motivierende Ansätze, um dauerhaft am Ball zu bleiben:

  • Setzen Sie sich Ziele: Definieren Sie kleine, realistische Ziele. Beispiele sind: „In zwei Wochen möchte ich die Anspannung statt drei Sekunden für fünf Sekunden halten können“ oder „Nach einem Monat möchte ich nur noch eine Vorlage pro Tag benötigen“. Jedes erreichte Ziel, so klein es auch sein mag, sollten Sie feiern, denn es zeigt Ihren Fortschritt.
  • Führen Sie ein Trainingstagebuch: Notieren Sie täglich (oder wöchentlich), welche Übungen Sie gemacht haben und wie es Ihnen dabei ergangen ist. Dokumentieren Sie auch kontinenzbezogene Dinge. Wie oft kam es zu Harnverlust? Gab es symptomfreie Tage? Dieses Buch macht Ihren Fortschritt sichtbar. An schwierigen Tagen können Sie nachschlagen und sehen, was Sie schon alles geschafft haben. Außerdem enthüllt es Muster: Vielleicht merken Sie, dass es Ihnen an Tagen mit viel Stress schwerfällt zu trainieren, und können entsprechend gegensteuern, beispielsweise mit einer zusätzlichen Entspannungsübung.
  • Integrieren Sie Genuss und Routine: Suchen Sie sich einen festen Zeitpunkt aus, der Ihnen am angenehmsten ist, zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen, wenn Sie ungestört sind und Zeit haben. Machen Sie es sich gemütlich: Legen Sie eine Matte an Ihrem Lieblingsplatz aus, hören Sie leise Musik und genießen Sie anschließend einen duftenden Tee als Belohnung. Wenn Sie das Training mit positiven Gefühlen verknüpfen, bleiben Sie leichter dran.
  • Partner und Umfeld einbeziehen: Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrer Partnerin/Ihrem Partner über das Thema zu sprechen. Verständnis und Unterstützung von nahestehenden Personen können Wunder bewirken. Vielleicht finden Sie Trainingspartner in ihrem direkten Umfeld. Gemeinsam zu trainieren oder sich gegenseitig daran zu erinnern kann motivierend sein. Manchmal helfen schon kleine Scherze oder Anfeuerungen vom Partner, um dranzubleiben.
  • Abwechslung suchen: Wenn Sie immer die gleichen Übungen machen, kann das eintönig werden. Variieren Sie deshalb Ihr Programm alle paar Wochen. Fügen Sie neue Übungen hinzu oder steigern Sie die Schwierigkeit, indem Sie beispielsweise von Liege- zu Stehübungen übergehen. Nutzen Sie verschiedene Trainingshilfen aus dem Reha-Bereich, zum Beispiel einen Gymnastikball für Gleichgewichtsübungen, oder probieren Sie ein Trainingsgerät mit Biofeedback aus, das die Kontraktionskraft auf spielerische Weise anzeigt. Auch der Besuch einer Kontinenzgruppe oder eines Gruppenkurses (sofern angeboten) kann hilfreich sein, denn der Austausch mit anderen Betroffenen zeigt, dass man nicht allein ist, und spornt an.
  • Positiv bleiben: Denken Sie daran, dass Sie aktiv etwas für sich tun. Jeder Trainingstag ist ein Schritt hin zu mehr Kontrolle über Ihren Körper. Selbst wenn es mal Rückschläge gibt, beispielsweise eine Erkältung, durch die sich die Inkontinenz vorübergehend verschlimmert, wissen Sie: Sie haben Werkzeuge an der Hand, um dagegen anzuarbeiten. Allein dieses Bewusstsein steigert oft schon das Wohlbefinden und die Zuversicht.

Unterstützung suchen: Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Trotz aller Eigeninitiative gibt es Situationen, in denen Sie nicht zögern sollten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Physiotherapeut:innen mit einer Zusatzausbildung in Beckenbodenrehabilitation zeigen Ihnen Übungen und überprüfen Ihre Technik. Oft verschreiben Urologen oder Hausärzte nach einer Prostata-Operation sogar Beckenbodengymnastik auf Rezept. Nutzen Sie dieses Angebot! Eine erfahrene Physiotherapeutin kann beispielsweise mittels Biofeedback-Geräten genau feststellen, ob Sie die richtigen Muskeln anspannen, und Sie gezielt korrigieren. Sie gibt Ihnen außerdem individuell angepasste Tipps, welche Übung bei Ihnen den meisten Erfolg verspricht. Männern, denen es schwerfällt, den Beckenboden zu lokalisieren, können durch manuelle Techniken oder Visualisierungshilfen der Therapeutin enorm profitieren.

Falls Ihre Inkontinenz sehr stark ist, z. B. permanenter Harnverlust trotz Training, oder auch nach einigen Monaten kaum Besserung eintritt, sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt/Ihre Ärztin darauf an. Es könnte medizinische Gründe geben, warum das Training allein nicht ausreicht. In solchen Fällen gibt es ergänzende Maßnahmen, etwa medikamentöse Therapien, weitere Therapieformen oder in schweren Fällen auch operative Lösungen (z. B. ein Schlingenkissen oder ein künstlicher Schließmuskel). Aber keine Sorge: Die meisten Patienten kommen mit konservativen Methoden gut zurecht. Dennoch ist es sinnvoll, Teil eines Netzwerks zu sein. Ihr Urologe kann Sie vielleicht an ein Kontinenz-Zentrum verweisen oder Ihnen Ansprechpartner nennen. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft bietet beispielsweise eine Suche nach zertifizierten Kontinenz- und Beckenboden-Zentren in Ihrer Nähe. Dort sind Experten verschiedenster Fachrichtungen vernetzt.

Auch psychologische Unterstützung kann ein Thema sein: Ein Leben mit Inkontinenz zehrt an den Nerven. Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf mit einem Psychologen/einer Psychologin oder in einer Selbsthilfegruppe über Ihre Sorgen zu sprechen. Inkontinenz bei Männern ist zwar ein Tabuthema in der Öffentlichkeit, aber Sie werden erstaunt sein, wie viele Betroffene es gibt. Viele Männer über 50, insbesondere nach Prostata-Operationen, sind betroffen. Geteilte Erfahrungen können die Last mindern.

Fazit: Schritt für Schritt zu mehr Kontinenz und Lebensqualität

Die Kontinenz nach einer Prostata-OP wiederzuerlangen, erfordert Zeit, Geduld und aktives Zutun, aber es lohnt sich. Mit gezieltem Beckenbodentraining können Sie Ihrem Körper dabei helfen, die durch die Operation entstandenen Veränderungen auszugleichen. Lernen Sie Ihren Beckenboden kennen, üben Sie regelmäßig und integrieren Sie kleine Übungen in Ihren Alltag. Vermeiden Sie dabei typische Fehler wie die falsche Anspannung der Muskeln oder das Anhalten der Atmung. Bleiben Sie motiviert am Ball. Die Erfolge – seien sie anfangs noch so klein – werden mit der Zeit größer: vom sicheren Gang zur Toilette bis hin zu verbesserten sexuellen Funktionen. Und denken Sie immer daran, dass Sie nicht alleine sind. Bei Bedarf holen Sie sich professionelle Hilfe.

Wir hoffen, dass wir Sie mit diesem Artikel zum Thema „Kontinenztraining bei Männern nach Prostata-OP“ unterstützen konnten. Bleiben Sie dran! Ihr Körper wird es Ihnen danken, und Stück für Stück gewinnen Sie Sicherheit und Kontrolle zurück. Viel Erfolg auf Ihrem Weg zu einem starken Beckenboden und einem unbeschwerteren Leben!

Ess- und Trinkhilfen bei Arthritis und Rheuma – selbstständig essen und trinken trotz Greifschwäche

Arthritis und Rheuma können alltägliche Handgriffe zu einer Herausforderung machen – besonders das Essen und Trinken. Schmerzen, Steifheit oder Verformungen in den Fingergelenken führen oft zu einer verminderten Greifkraft (Greifschwäche). Was für gesunde Menschen selbstverständlich ist – etwa eine Gabel halten oder aus einem Glas trinken – wird für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis oder Arthrose mühsam. Die Folge: Mahlzeiten verlieren ihre Freude und können zur Frustquelle werden. Dabei sind regelmäßiges Essen und Trinken für Gesundheit, Appetit und Lebensqualität entscheidend.

In Deutschland sind schätzungsweise zwischen 1,5 und 2,1 Millionen Menschen von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen betroffen. Hinzu kommen viele weitere mit Arthrose (Gelenkverschleiß) im höheren Alter. Diese Erkrankungen verursachen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in den Gelenken – insbesondere Hände, Finger und Schultern sind oft betroffen. Wenn das Heben eines Bechers oder das Schneiden des Essens mit Messer und Gabel zur Anstrengung wird, sind praktische Hilfsmittel gefragt. Ess- und Trinkhilfen bei Arthritis und Rheuma ermöglichen es, trotz Einschränkungen wieder selbstständig zu essen und zu trinken. Sie reduzieren den nötigen Kraftaufwand, schonen schmerzende Gelenke und geben Betroffenen ein Stück Unabhängigkeit im Alltag zurück.

Alltagshürde Essen und Trinken bei Rheuma verstehen

Arthritis und Rheuma betreffen häufig die Hände und Handgelenke. Entzündete, geschwollene Gelenke verlieren an Beweglichkeit, die Feinmotorik leidet. Das sichere Greifen von Besteck oder Trinkgefäßen fällt schwer. Auch Zittern (z.B. bei rheumatischem Tremor oder Parkinson) kann das Essen und Trinken erschweren. Zudem führen Schmerzen oft dazu, dass Betroffene Ausweichbewegungen machen – zum Beispiel den Ellenbogen oder die Schulter hochziehen, um mangelnde Handfunktion zu kompensieren. Dies kann zu zusätzlichen Verspannungen führen.

Auch Schlaganfall-Patienten oder Menschen mit anderen Erkrankungen (etwa neurologische Störungen) kennen diese Probleme: Lähmungen oder Koordinationsstörungen können das Halten von Besteck und Gläsern nahezu unmöglich machen. Das Ergebnis ist, dass Mahlzeiten nur noch mit Hilfe eingenommen werden können – was die eigene Selbstständigkeit stark beeinträchtigt. Doch zum Glück gibt es eine Vielzahl an Hilfsmitteln, die hier unterstützen.

Spezialbesteck und ergonomisches Geschirr wurden speziell für Personen mit eingeschränkter Handfunktion entwickelt. Sie ermöglichen eine sichere Handhabung auch bei schwachem Griff oder begrenzter Beweglichkeit. Ebenso gibt es durchdachte Trinkhilfen – von speziellen Bechern bis hin zu Trinkhalmen – die das selbstständige Trinken erleichtern. Im Folgenden stellen wir wichtige Ess- und Trinkhilfen bei Arthritis, Rheuma und ähnlichen Handicaps vor und geben Tipps, worauf Sie achten können.

Spezialbesteck: Einfacheres Essen trotz schmerzender Gelenke

Wenn normales Besteck zur Herausforderung wird, kann Spezialbesteck Abhilfe schaffen. Es gibt heute eine große Auswahl an Esshilfen, die das Essen mit eingeschränkter Handkraft wesentlich erleichtern. Solches Besteck ist darauf ausgelegt, mit wenig Kraft und ohne schmerzhafte Bewegungen auszukommen. Dabei wird Wert auf eine ergonomische Form und rutschfeste Griffe gelegt.

Eine Übersicht gängiger Besteck-Helfer und wie sie Betroffene unterstützen:

  • Besteck mit verdickten Griffen: Gabeln, Löffel und Messer mit dicken, oft gepolsterten Kunststoffgriffen liegen besser in der Hand. Dank größerem Durchmesser können auch Personen mit eingeschränkter Fingerbeweglichkeit das Besteck in einer Faust oder mit wenig Fingerdruck sicher halten. Rutschfeste Materialien verhindern, dass das Besteck aus der Hand gleitet.
  • Winkel- oder Schwenk-Besteck: Bei Bewegungseinschränkungen im Handgelenk sind Besteckteile mit abgewinkeltem Griff hilfreich. Ein verstellbarer Löffel (z.B. Etac Feed mit Handschlaufe) kann so eingestellt werden, dass Speisen den Mund erreichen, ohne das Handgelenk stark drehen zu müssen. Das schont die Gelenke und ermöglicht Essen in einer bequemeren Haltung. Solche Löffel lassen sich meist universell an unterschiedliche Ansprüche anpassen – ob Rechts- oder Linkshänder, mehr oder weniger Winkel.
  • Besteckhalterungen und Handschlaufen: Für sehr schwache Hände gibt es Lösungen, bei denen das Besteck mit einer Manschette oder Schlaufe an der Hand fixiert wird. So müssen die Finger das Besteck nicht fest umschließen. Beispielsweise können Löffel oder Gabeln mit einer abnehmbaren Handschlaufe direkt an der Hand befestigt werden. Das bietet Unterstützung, wenn Greifen kaum noch möglich ist, und verhindert, dass das Besteck herunterfällt.
  • Ergonomische Messer: Das Schneiden von Speisen erfordert normalerweise viel Kraft. Spezialmesser mit angepasster Klinge – etwa ein Messer mit angewinkeltem Griff oder ein sogenanntes Wippmesser – erleichtern das Zerteilen von Speisen mit weniger Kraft- und Drehaufwand. Mit einem Wippmesser (Rocker Knife), das eine gebogene Klinge hat, kann man durch Wiegebewegungen schneiden, statt mit einer sägenden Bewegung. Das ist ideal für Menschen mit Arthrose in den Händen, da weniger Druck aufs Gelenk nötig ist.

Hinweis: Achten Sie bei der Auswahl von Spezialbesteck auf Qualitätsmerkmale wie bruchfestes, spülmaschinengeeignetes Material. Manche Menschen mit starkem Zittern (z.B. bei Parkinson) profitieren von etwas gewichteten Besteckteilen – ein gewisses Eigengewicht kann das Zittern reduzieren. Andere bevorzugen ultraleichtes Besteck, um belastete Gelenke zu schonen. Hier sind die individuellen Bedürfnisse entscheidend.

Einnehmebecher mit zwei Griffen

Spezielles Geschirr und Trinkhilfen: Sicher trinken mit schwachen Händen

Neben Besteck spielt auch geeignetes Geschirr und spezielle Trinkhilfen eine große Rolle, um mit eingeschränkter Handfunktion zurechtzukommen. Becher, Tassen und Gläser können für Menschen mit Greifschwäche schwer zu handhaben sein – das Risiko, einen vollen Becher fallen zu lassen oder zu verschütten, ist hoch. Um trotzdem selbstständig trinken zu können, wurden verschiedene Hilfsmittel entwickelt:

  • Becher mit Henkel(n): Einfache Maßnahme, große Wirkung – Tassen oder Becher mit einem Griff oder zwei großen Henkeln ermöglichen einen sicheren (Zwei-)Handgriff. Zwei gegenüberliegende Henkel verteilen das Gewicht und bieten beiden Händen Halt. Selbst wenn die Kraft in einer Hand nachlässt, kann die andere noch unterstützen. Für Menschen mit sehr geringer Fingerbeweglichkeit gibt es Becher mit extra großen Henkeln, in die die ganze Hand oder Faust passt.
  • Schnabelbecher und Trinkaufsätze: Schnabeltassen besitzen einen Aufsatz mit Trinkstutzen, der das Trinken erleichtert. Der Vorteil: Man muss den Kopf zum Trinken kaum nach hinten neigen – hilfreich bei eingeschränkter Nackenbeweglichkeit. Moderne Trinkaufsätze sind oft unauffälliger gestaltet als klassische Schnabelbecher. Viele lassen sich abnehmen, sodass der Becher auch wie ein normaler Trinkbecher verwendet werden kann.
  • Becher mit “Trink-Trick”: Einige innovative Trinkbecher (z.B. von ORNAMIN) haben einen konisch geformten, schrägen Innenboden. Dieser Trick ermöglicht es, den Becher zu leeren, ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen. Von außen sieht der Becher normal aus, innen sorgt der Trink-Trick dafür, dass die Flüssigkeit stets zum Rand fließt. Solche Becher sind ideal, wenn im Hals- und Nackenbereich Einschränkungen bestehen oder bei gewissen Schluckbeschwerden.
  • Rutschfeste Oberflächen: Viele spezielle Tassen und Gläser verfügen über strukturierte, griffsichere Oberflächen oder Gummibeschichtungen. Diese verhindern, dass ein Gefäß aus zitternden oder schwachen Händen gleitet. Beispielsweise gibt es Rillenbecher (Becher mit Noppen/Rillen), die auch bei schwacher Handmuskulatur gut gehalten werden können und mit Deckel/Aufsatz geliefert werden.
  • Warmhalte- und Thermobecher: Für Menschen, die langsam trinken, halten isolierte Thermobecher Getränke länger warm. Das nimmt den Druck, das Getränk hastig trinken zu müssen, und erhöht den Genuss. Viele Warmhalte-Becher sind bruchsicher und haben einen Deckel mit kleiner Trinköffnung, was das Verschütten minimiert.
  • Trinkhalme und Getränkereservoirs: Wenn das Anheben eines Bechers sehr schwerfällt, können Trinkhalme eine einfache Lösung sein. Lange, flexible Trinkhalme – eventuell mit Halteclip am Glas – ermöglichen das Trinken, ohne das Gefäß zu kippen. Für bettlägerige Personen oder Menschen mit sehr geringer Mobilität gibt es Getränkereservoirs wie zum Beispiel Flaschen mit Trinkschlauch. Diese können am Bett oder Rollstuhl befestigt werden, sodass der Betroffene jederzeit über den Schlauch trinken kann, ohne ein Gefäß anheben zu müssen.

Tipp: Achten Sie auf die Angaben des Herstellers und darauf, dass Trinkhilfen möglichst spülmaschinenfest und aus bruchfestem Material bestehen. Viele Modelle sind in dezenten oder auch farbigen Ausführungen erhältlich. Gerade rote Becher oder Teller werden häufig empfohlen, da sie bei Menschen mit Demenz die Aufmerksamkeit und möglicherweise den Appetit steigern.

Mehr Selbstständigkeit und Genuss im Alltag

Die passenden Ess- und Trinkhilfen können Menschen mit Arthritis, Rheuma, Parkinson oder nach einem Schlaganfall spürbar entlasten. Indem sie die täglichen Mahlzeiten wieder selbstständig meistern, gewinnen Betroffene ein großes Stück Lebensqualität zurück. Das Essen wird wieder als etwas Positives erlebt und nicht bloß als Hürde, die es zu überwinden gilt. Wenn die Technik beim Essen und Trinken stimmt und die Hilfsmittel richtig eingesetzt werden, steht auch dem Genuss nichts im Wege – Speisen und Getränke können wieder in Ruhe geschmeckt und geschätzt werden.

Wichtig ist: Jeder Mensch ist anders. Was dem einen hilft, mag für den anderen weniger geeignet sein. Lassen Sie sich im Zweifel z.B. von einem Pflegeberater oder Ergotherapeuten beraten, welche Hilfen für Ihre individuellen Einschränkungen am besten passen. Oft lohnt es sich, verschiedene Produkte auszuprobieren – manche bevorzugen ein bestimmtes Besteck-Set oder finden einen speziellen Trinkbecher, der ihren Bedürfnissen entspricht.

Ess- und Trinkhilfen günstig bei RCS Pro bestellen

Viele Ess- und Trinkhilfen sind schon zum kleinen Preis erhältlich und bringen doch einen großen Effekt. Schauen Sie gern in unserem Sortiment vorbei – dort finden Sie vom Teller mit Kipp-Trick über ergonomisches Besteck bis zum 2-Henkel-Becher mit Trinkdeckel zahlreiche praktische Alltagshelfer. Mit der richtigen Ausstattung kehrt die Freude am Essen und Trinken zurück, und Sie oder Ihre Angehörigen können die nächste Mahlzeit wieder entspannt genießen.
So wird die passende Unterstützung zum Schlüssel für mehr Unabhängigkeit und Lebensfreude im Alltag.

Toilettensitzerhöhungen: mehr Komfort und Eigenständigkeit auf der Toilette

Für jeden Menschen ist der Gang zur Toilette ein intimer Moment des Alltags. Selbstständig die Toilette nutzen zu können, ist ein Zeichen von Unabhängigkeit und wichtig für Würde und Privatsphäre. Gerade Senioren und Seniorinnen oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität stoßen hier jedoch auf Schwierigkeiten: Eine normale Toilette ist oft zu niedrig, was das Hinsetzen und Aufstehen mühsam macht und sogar zur Gefahr für Stürze oder Verletzungen werden kann.

Eine einfache Lösung bietet die Toilettensitzerhöhung – ein Hilfsmittel, das den Toilettensitz um einige Zentimeter anhebt und so Komfort und Sicherheit im Bad deutlich steigert. Bereits wenige zusätzliche Zentimeter Sitzhöhe erleichtern den täglichen Toilettengang spürbar und reduzieren die Sturzgefahr erheblich. Im Folgenden erfahren Sie, wie Toilettensitzerhöhungen funktionieren, für wen sie geeignet sind und worauf Sie bei Auswahl und Nutzung achten sollten.

Was ist eine Toilettensitzerhöhung und wie funktioniert sie?

Eine Toilettensitzerhöhung (auch WC-Sitzerhöhung, Toilettenaufsatz oder erhöhte Toilettenbrille genannt) ist ein Aufsatz, der auf dem WC-Becken befestigt wird, um die Sitzfläche der Toilette zu erhöhen. Je nach Modell wird der Toilettensitz um etwa 5 bis 15 cm angehoben, wodurch das Hinsetzen und Aufstehen erheblich erleichtert wird. Durch die höhere Sitzposition müssen Knie- und Hüftgelenke beim Toilettengang nicht so stark gebeugt werden – das schont die Gelenke und verringert den Kraftaufwand deutlich. Insbesondere für Menschen mit Knie- oder Hüftproblemen (z.B. Arthrose, frische Operationen) bedeutet die erhöhte Sitzhöhe weniger Schmerzen und ein geringeres Verletzungsrisiko.

Einfache und sichere Befestigung und Montage

Toilettensitzerhöhungen sind so konzipiert, dass sie sicher und rutschfest auf dem WC halten. In der Regel erfolgt die Montage werkzeuglos über seitliche Klammern oder Fixierschrauben, die den Aufsatz fest am WC-Becken oder an der vorhandenen Toilettenschüssel fixieren. Einige Modelle werden direkt anstelle der normalen Sitzbrille montiert. Der vorhandene WC-Sitz wird dafür abgenommen und die Erhöhung an den Befestigungspunkten der Toilettenschüssel verschraubt. Andere Varianten wiederum werden auf den bestehenden Toilettensitz aufgesetzt und mit Klammern befestigt oder einfach aufgesteckt.

Wichtig ist, dass die Befestigung stets fest sitzt und nicht wackelt oder verrutscht – nur so ist Sicherheit beim Hinsetzen und Aufstehen gewährleistet. Trotz der meist einfachen Montage sollten Sie die Fixierung nach Installation prüfen und regelmäßig nachziehen, um maximale Stabilität zu garantieren. Der große Vorteil: Ohne aufwendige Umbauarbeiten am Bad kann eine Toilettensitzerhöhung in Minuten installiert und das WC seniorengerecht angepasst werden.

Für wen ist eine WC-Sitzerhöhung geeignet?

Von einer WC-Erhöhung profitieren vor allem Personen mit eingeschränkter Mobilität. Klassische Zielgruppen sind Senioren und Seniorinnen sowie Menschen mit Hüft- oder Knieproblemen, für die das tiefe Hinsetzen auf eine normale Toilette beschwerlich ist. Ältere Menschen greifen oft zu einer Sitzerhöhung, um die Gelenke zu schonen und Schmerzen im Alltag zu vermeiden. Auch wer unter Gleichgewichts- oder Kreislaufproblemen leidet, fühlt sich auf einer höheren Toilette sicherer.

Darüber hinaus ist eine Toilettensitzerhöhung hilfreich bei Behinderungen oder Muskelschwäche. Das selbstständige Aufstehen wird unterstützt, wodurch die betroffenen Menschen ihre Selbstständigkeit länger erhalten können. Nach bestimmten Operationen, etwa einem Hüftgelenks- oder Kniegelenksersatz, empfehlen Ärzte häufig vorübergehend eine Toilettensitzerhöhung, damit die Betroffenen in der Reha-Phase ohne übermäßige Anstrengung oder fremde Hilfe zur Toilette gehen können.

Insgesamt gilt: Immer dann, wenn die Nutzung eines Standard-WCs aufgrund von körperlichen Beschwerden oder Einschränkungen schwierig ist, stellt eine Toilettensitzerhöhung eine sinnvolle Lösung dar. Sie reduziert die Abhängigkeit von Unterstützung durch Pflegepersonen und bewahrt damit die persönliche Autonomie, Würde und Privatsphäre im Alltag.

Vorteile auf einen Blick

Eine Toilettensitzerhöhung bietet zahlreiche Vorzüge, die den Alltag erleichtern:

  • Mehr Komfort: Das Hinsetzen und Aufstehen erfolgt deutlich bequemer und mit weniger Kraftaufwand. Die höhere Sitzposition entlastet Knie, Hüfte und Rücken, wodurch Schmerzen und Ermüdung beim Toilettengang reduziert werden.
  • Mehr Sicherheit: Durch die Erhöhung verringert sich das Risiko, beim Toilettengang aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die Nutzer können stabiler sitzen und müssen sich nicht so tief herunterlassen – das beugt Stürzen und Verletzungen vor. Auch das Gefühl von Sicherheit im Badezimmer wird erhöht, was wiederum die Lebensqualität steigert.
  • Mehr Selbstständigkeit: Die Toilette kann länger selbstständig und ohne fremde Hilfe benutzt werden. Dies fördert die Unabhängigkeit und erhält die persönliche Würde. Angehörige oder Pflegekräfte werden entlastet, da weniger Unterstützung beim Transfer nötig ist.
  • Einfache Nachrüstung: Eine Toilettensitzerhöhung ist ein vergleichsweise kostengünstiges Hilfsmittel für Bad und WC, das ohne große Montage und ohne bauliche Veränderungen im Bad auskommt. Im Unterschied zu einer kompletten Badumbau-Lösung wie z.B. der Installation eines erhöhten WC-Beckens kann der Aufsatz schnell angebracht und bei Nichtgebrauch auch wieder entfernt werden. Viele Modelle sind portabel und können z.B. auf Reisen mitgenommen oder bei Bedarf einfach zur Seite gestellt werden.

Arten von Toilettensitzerhöhungen

Toilettensitzerhöhungen gibt es in verschiedenen Ausführungen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Nutzer gerecht zu werden. Die gängigsten Typen von WC-Sitzerhöhungen und ihre Merkmale sind:

  • Einfache Toilettensitzerhöhung: Dies ist ein einfacher Aufsatz, der den Toilettensitz um einige Zentimeter erhöht. Solche Basismodelle haben meist keine zusätzlichen Funktionen. Sie lassen sich sehr leicht montieren und ebenso leicht wieder abnehmen – oft sogar ohne Werkzeug, teils nur durch Aufstecken. Das ist ideal, wenn neben der mobilitätseingeschränkten Person auch andere Familienmitglieder dieselbe Toilette nutzen, da man die Erhöhung bei Bedarf unkompliziert abnehmen und zur Seite stellen kann. Es gibt sogar besonders leichte Modelle (teils aus Schaumstoff oder aufblasbar), die man auf Reisen mitführen kann, um unterwegs nicht auf den gewohnten Komfort verzichten zu müssen.
  • Toilettensitzerhöhung mit Armlehnen: Diese Variante empfiehlt sich, wenn der Nutzer beim Hinsetzen und Aufstehen zusätzliche Abstützung benötigt. An beiden Seiten der Sitzerhöhung sind Armlehnen angebracht, an denen man sich festhalten und hochdrücken kann. Einige Armlehnen sind fest und stabil montiert, andere Modelle verfügen über hochklappbare oder abnehmbare Armlehnen, die bei Nichtbedarf oder für seitliches Umsetzen weggeklappt werden können. Wichtig ist hier eine besonders sichere Befestigung am Toilettenbecken, damit die Armstützen beim Abstützen nicht nachgeben.
  • Toilettensitzerhöhung mit Deckel: Viele Sitzerhöhungen sind wahlweise mit oder ohne Deckel erhältlich. Ein integrierter Toilettendeckel sorgt dafür, dass die Toilette trotz Erhöhung optisch einem normalen WC entspricht und sich schließen lässt – das kann Gerüchen vorbeugen und sieht im Badezimmer ordentlicher aus. Empfehlenswert ist ein Deckel insbesondere dann, wenn die Erhöhung dauerhaft auf dem WC bleibt. Achten Sie jedoch darauf, dass der zusätzliche Deckel mit dem ursprünglichen WC-Deckel nicht kollidiert. Häufig wird der originale Deckel bei dauerhafter Nutzung der Erhöhung entfernt. Wenn die Erhöhung nach Gebrauch jedes Mal abgenommen wird, kann man hingegen meist auf einen Deckel verzichten und ein offenes Modell wählen, das etwas leichter und einfacher zu handhaben ist.
  • Höhenverstellbare Toilettensitzerhöhung: Hierbei handelt es sich um Systeme, bei denen die Sitzhöhe variabel einstellbar ist – oft in zwei oder drei Stufen (z.B. 8 cm, 12 cm und 16 cm). Die Anpassung der Höhe erfolgt je nach Modell über austauschbare Einsätze, Teleskopbeine oder eine Querschiene, die vor der Montage auf die gewünschte Höhe eingestellt wird. Höhenverstellbare Modelle sind besonders dann sinnvoll, wenn die Sitzerhöhung nur vorübergehend benötigt wird oder wenn sich der Mobilitätszustand der Person verbessern könnte wie z.B. in der postoperativen Genesung. Man kann dann die Sitzhöhe schrittweise reduzieren, bis die normale Toilette wieder ohne Hilfsmittel nutzbar ist.
  • Toilettensitzerhöhung mit Hygieneausschnitt: Einige Modelle besitzen einen sogenannten Hygieneausschnitt – das ist eine Aussparung im vorderen (manchmal auch hinteren) Bereich der Sitzfläche. Dieser Ausschnitt erleichtert die Intimhygiene im Sitzen, da man mit Toilettenpapier, Duschbrause oder Waschlappen leichter an die entsprechenden Stellen gelangt, ohne sich weit nach hinten lehnen oder aufstehen zu müssen. Dies ist besonders hilfreich, wenn die Beweglichkeit eingeschränkt ist oder Pflegepersonal bei der Reinigung assistiert. Trotz Ausschnitt bleibt die Sitzfläche stabil. Meist sind Hygieneaussparungen so geformt, dass dennoch ein sicherer Halt auf dem WC gegeben ist.

Auswahlkriterien: Worauf sollten Sie bei der Wahl der Toilettensitzerhöhung achten?

Die Bedürfnisse und Gegebenheiten jedes Nutzers und Badezimmers sind unterschiedlich. Bevor Sie eine Toilettensitzerhöhung kaufen, sollten Sie daher folgende Auswahlkriterien berücksichtigen, um das passende Modell zu finden:

  1. Benötigte Höhe: Überlegen Sie, um wie viele Zentimeter Ihre Toilette erhöht werden muss, damit Sie bequem aufstehen können. Als grober Richtwert gilt: Sitzen Sie so, dass Ihre Füße fest auf dem Boden stehen und Ihre Knie ungefähr im 90-Grad-Winkel gebeugt sind. Gängig sind Erhöhungen um 5 cm, 10 cm oder 15 cm, manche Modelle bieten auch Zwischenschritte oder sehr geringe Erhöhungen (z.B. 2–3 cm) an. Falls Sie unsicher sind, welche Sitzhöhe optimal ist, sind höhenverstellbare Varianten sinnvoll – so lässt sich die Höhe individuell anpassen. Bedenken Sie, dass eine zu starke Erhöhung dazu führen kann, dass kürzere Personen mit den Füßen den Boden nicht mehr voll erreichen, was unsicher ist.
  2. Mit oder ohne Armlehnen: Prüfen Sie, ob Sie Armstützen benötigen. Armlehnen sind besonders hilfreich, wenn Sie Probleme mit Balance oder Kraft in den Beinen haben, da Sie sich beim Hinsetzen und Aufstehen daran abstützen können. Allerdings benötigen Modelle mit Armlehnen etwas mehr Platz im Badezimmer und die Armstützen müssen stabil befestigt sein. Oftmals werden hierfür Schrauben am WC-Becken angebracht, was eine etwas aufwändigere Montage bedeuten kann. Falls neben Ihnen auch andere Personen die Toilette nutzen, bedenken Sie, dass fest montierte Armlehnen für diese eventuell im Weg sein könnten – hier bieten sich klappbare oder abnehmbare Armlehnen an. Wenn an Ihrem WC bereits Haltegriffe an der Wand oder ein Toilettenstützgestell vorhanden sind, reicht unter Umständen eine einfache Sitzerhöhung ohne Armlehnen.
  3. Befestigungsart und Montage: Schauen Sie darauf, wie die WC-Erhöhung montiert wird und ob dies zu Ihrer Toilette passt. Die meisten Toilettensitzerhöhungen sind für Standard-Toilettenschüsseln mit ovaler Form konzipiert und lassen sich problemlos befestigen. Bei den Befestigungsmechanismen gibt es Unterschiede: Günstigere Modelle werden meist mit seitlichen Klammern festgeklemmt. Diese lassen sich schnell befestigen, können aber bei sehr unruhigem Sitzen etwas Spiel haben. Hochwertigere oder belastbare Modelle werden oft fest verschraubt – entweder von unten durch die vorhandenen Löcher des Toilettenbeckens oder per sogenannter Top-Montage von oben.

    Überprüfen Sie, welche Variante Ihre Toilette zulässt: Ist Ihr WC unten offen zugänglich oder ist es ein hängendes Modell mit Verkleidung, bei dem man von unten nicht herankommt? In letzterem Fall ist ein Top-Montage-System sinnvoll, das von oben befestigt wird. Idealerweise sollte die Montage werkzeuglos oder mit wenigen Handgriffen erledigt sein. Wenn Sie die Erhöhung temporär nutzen möchten, achten Sie auf leicht abnehmbare Befestigungen (z.B. Schnellspanner). In jedem Fall sollte die Konstruktion einen wackelfreien Halt gewährleisten, damit keine Unsicherheit beim Gebrauch entsteht.
  4. Mit oder ohne Deckel: Entscheiden Sie, ob ein Toilettendeckel an der Sitzerhöhung für Sie wichtig ist. Ein Deckel bietet den Vorteil, dass die Toilette wie gewohnt abgedeckt werden kann. Wenn die Erhöhung dauerhaft installiert bleibt oder Geruchsbildung ein Thema ist, wählen Sie ein Modell mit Deckel. Benutzen Sie den Aufsatz jedoch nur zeitweise oder möchten ihn häufig abnehmen, kann ein deckelloses Modell praktischer sein, da es leichter ist und kein zweiter Deckel beim Abnehmen gehandhabt werden muss.
  5. Belastbarkeit: Achten Sie auf die maximale Tragfähigkeit der Sitzerhöhung, besonders wenn der oder die Nutzende ein höheres Körpergewicht hat. Die meisten Standard-Modelle sind bis etwa 120 kg belastbar. Für schwere Personen gibt es spezielle, verstärkte Ausführungen, die 200 kg und mehr aushalten. Diese sind oft aus besonders robustem Kunststoff oder mit Metallverstärkungen versehen. Beispielsweise bietet der Hersteller Drive Medical mit seiner Ticco 2G Serie eine Toilettensitzerhöhung an, die in verschiedenen Höhen erhältlich ist und bis zu 225 kg Gewicht trägt. Prüfen Sie also die Angaben des Herstellers zur Belastbarkeit und wählen Sie im Zweifel eine höhere Tragfähigkeit für mehr Sicherheit.
  6. Material und Pflege: Die meisten WC-Sitzerhöhungen bestehen aus hygienischem, glattem Kunststoff, der sich leicht reinigen lässt. Achten Sie auf eine pflegeleichte Oberfläche – idealerweise ohne Fugen oder Polster, in denen sich Feuchtigkeit oder Schmutz festsetzen könnten. Weiße, porenfreie Kunststoffe sind Standard, einige Modelle bieten zusätzliche antibakterielle Beschichtungen für extra Hygiene. Falls der Nutzer zu Dekubitus (Druckstellen) neigt oder sehr lange auf der Toilette sitzen muss, kann eine weich gepolsterte Sitzerhöhung aus Schaumstoff sinnvoll sein. Diese bietet mehr Sitzkomfort und vermindert Druckstellen, ist aber oft weniger formstabil und kann schwieriger zu reinigen sein als harte Kunststoffe. Generell gilt: Reinigen Sie die Toilettensitzerhöhung regelmäßig wie eine normale Toilettenbrille. Bei Bedarf – etwa nach Magen-Darm-Erkrankungen – sollte der Sitz zusätzlich gründlich desinfiziert werden.
  7. Passform und spezielle Maße: Überprüfen Sie vor dem Kauf die Abmessungen Ihrer Toilette und vergleichen Sie sie mit dem gewählten Produkt. Zwar sind die meisten Toilettensitzerhöhungen universell für handelsübliche WCs geeignet, doch bei sehr ungewöhnlich geformten Keramiken wie quadratischen oder extra langen Toilettenschüsseln ist Vorsicht geboten. Messen Sie den Abstand der Befestigungslöcher und die Innenmaße der Toilettenöffnung, um sicherzustellen, dass der Aufsatz passt. Einige Hersteller bieten Modellvarianten speziell für größere Toiletten oder liefern Adapter, um die Befestigung an verschiedene Lochabstände anzupassen. Im Zweifelsfall berät Sie ein Sanitätshaus oder Fachhändler bei der richtigen Wahl.
  8. Qualität und Stabilität: Zu guter Letzt lohnt es sich, auf solide Verarbeitung und stabile Materialien zu achten. Ein qualitativ hochwertiges Produkt mag etwas teurer sein, bietet aber oft langlebigere Sicherheit und Komfort. Rutschfeste Elemente, rostfreie Schrauben und eine gute Ergonomie zeugen von durchdachter Qualität. Lesen Sie ggf. Testberichte oder lassen Sie sich im Fachhandel die Unterschiede erklären. Schließlich geht es um Ihre Sicherheit im Bad – hier sollte man nicht am falschen Ende sparen.
Drive Medical Toilettensitzerhoehung TSE 150 mit Armlehnen

Produktvielfalt bei RCS Pro

Die Auswahl an Toilettensitzerhöhungen ist groß – für nahezu jeden Bedarf gibt es das passende Modell. Im Sortiment von RCS Pro finden Sie zum Beispiel einfache WC-Erhöhungen wie die Dietz Toilettensitzerhöhung Relaxon ebenso wie komfortablere Varianten. So bietet etwa Drive Medical mit der TSE-Serie und der Ticco-Serie verschiedene WC-Sitzerhöhungen an. Diese sind teils höhenverstellbar, mit oder ohne Armlehnen und Deckel erhältlich sowie bis 150 kg oder sogar 225 kg belastbar. All diese Produkte dienen dazu, den Komfort und die Sicherheit im Bad zu erhöhen und Ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Fazit: Eine Toilettensitzerhöhung ist ein kleines Hilfsmittel mit großer Wirkung. Sie erleichtert den Toilettengang enorm, vermindert Schmerzen und Risiken und gibt Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ein Stück Lebensqualität zurück. Dank der vielfältigen verfügbaren Modelle – ob mit Armlehnen, verschiedenen Sitzhöhen, mit Deckel oder extra weich gepolstert – lässt sich für jeder Bedarf die passende Lösung finden.

Zögern Sie nicht, bei Schwierigkeiten im Bad auf diese Hilfe zurückzugreifen. Mit der richtigen Toilettensitzerhöhung erhöhen Sie Ihren Komfort und Ihre Sicherheit, bleiben länger selbstständig und können die Toilette wieder ohne Angst und Anstrengung benutzen – ein Gewinn für Ihre Gesundheit, Ihre Würde und Ihr tägliches Wohlbefinden. Schauen Sie sich gern im RCS Pro Online-Shop um oder lassen Sie sich beraten, um die ideale WC-Erhöhung für Ihr Badezimmer zu finden.