COPD (chronisch obstruktive Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem) ist eine Lungenerkrankung, bei der verengte Atemwege das Atmen erschweren. Betroffene leiden unter Symptomen wie Husten, vermehrtem Auswurf von Sekret und vor allem Atemnot im Alltag. In Deutschland sind schätzungsweise mehrere Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen.
Ohne ausreichende Luftzufuhr fühlt man sich schnell ausgelaugt, denn der Körper erhält nicht genug Sauerstoff. Selbst einfache Tätigkeiten können für Patienten zur Belastung werden und zu Luftnot führen. Doch es gibt Hilfe: Durch gezielte Atemübungen, richtiges Atemtraining und unterstützende Hilfsmittel lässt sich die Atmung erleichtern und die Lebensqualität erheblich steigern.
Atemnot und COPD: Warum Atemübungen so wichtig sind
Mit COPD wird die Atmung zur täglichen Herausforderung. Die Bronchien sind chronisch entzündet und verengt, was den Luftaustausch behindert. Durch die Überblähung der Lunge bleibt verbrauchte Luft in den Lungen gefangen und es fällt schwer, vollständig auszuatmen. Die Folge ist oft eine quälende Atemnot, zunächst bei Belastung und in fortgeschrittenen Stadien sogar in Ruhe. Viele Patienten geraten dann in einen Teufelskreis aus Kurzatmigkeit und Angst: Die Luftnot kann Angst und sogar Panik auslösen, was wiederum die Atemfrequenz erhöht und die Atemnot verstärkt. Hier setzen Atemübungen und Atemtherapie an.
Gezielte Atemtechniken helfen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Sie verbessern die Belüftung der Lunge, reduzieren die Überblähung und fördern die Entspannung. Studien und Erfahrungen zeigen, dass spezielle Atemübungen Erleichterung verschaffen und die Atemmuskulatur entlasten können.
Indem man lernt, bewusster ein- und auszuatmen, bekommt man wieder besser Luft und kann in Atemnot-Situationen ruhiger reagieren. Das hat auch psychologische Bedeutung: Wer Techniken an der Hand hat, um mit Atemnot umzugehen, fühlt sich sicherer und verliert etwas von der Angst vor der nächsten Atemnotattacke. Insgesamt sind Atemübungen ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, da sie – neben Medikamenten – wesentlich zur Behandlung beitragen, indem sie Atemnot lindern, die Atemwege offen halten und die eigene Kontrolle über die Atmung stärken.
Atemübungen sollten regelmäßig geübt werden
Atemübungen sollten idealerweise frühzeitig erlernt werden, am besten angeleitet durch erfahrene Atemphysiotherapeuten oder in speziellen Patientenschulungen. Unter professioneller Anleitung kann man die korrekten Techniken in Ruhe üben, um sie dann in stressigen Situationen automatisch anwenden zu können. Wichtig ist dabei die Regelmäßigkeit: Wie bei jedem Training führt nur konsequentes Üben zum Erfolg. Planen Sie daher feste Zeiten für Ihr Atemtraining ein – in entspanntem Zustand, wenn Sie frei von akuter Atemnot sind. So bauen Sie Schritt für Schritt Routine auf, und Ihre Atemmuskulatur gewöhnt sich an die neuen Atemmuster. Die Gedanken können Sie dabei bewusst auf die Entspannung lenken: Konzentrieren Sie sich auf ruhiges Ein- und Ausatmen, um innere Ausgeglichenheit zu finden. Dies beruhigt den Körper und Geist gleichermaßen.
Mit der Zeit spielen diese Techniken eine große Rolle im Umgang mit COPD: Sie sorgen dafür, dass Sie im Notfall weniger in Panik geraten und Ihre Beschwerden besser kontrollieren können.
Atemübungen: Techniken für mehr Luft
Es gibt eine Reihe bewährter Atemtechniken, die Menschen mit COPD helfen, ihre Atmung zu verbessern und mehr Luft zu bekommen. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Übungen und Tipps vor. Diese Übungen können von Betroffenen leicht erlernt werden und sind kostenlos überall durchführbar – sie benötigen lediglich etwas Zeit und Übung. Jede Übung zielt darauf ab, die Atmung zu vertiefen, die Atemwege zu entlasten und dem Patienten Sicherheit im Umgang mit Atemnot zu geben.

Die Lippenbremse – langsames Ausatmen gegen die Luftnot
Die Lippenbremse ist die klassische Atemübung bei COPD und anderen Atemwegserkrankungen. Sie hilft sofort gegen Atemnot und kann sowohl in Ruhe als auch unter Belastung angewendet werden. Diese Technik funktioniert so: Man atmet zunächst normal durch die Nase ein und lässt dann die Luft langsam und kontrolliert durch die locker aufeinander liegenden Lippen ausströmen, als würde man eine Kerze mit sanftem Luftstrom ausblasen. Durch das Ausatmen gegen die nur leicht geöffnete Lippenöffnung entsteht ein leichter Widerstand. Wichtig: Pressen Sie die Lippen nicht mit Kraft zusammen, sondern halten Sie sie entspannt, ähnlich wie beim leichten Pfeifen.
So geht die Lippenbremse – Schritt für Schritt:
- Setzen Sie sich möglichst aufrecht hin und entspannen Sie die Gesichtsmuskulatur. Legen Sie die Lippen locker aufeinander.
- Atmen Sie langsam und tief durch die Nase ein. Spüren Sie, wie die Luft in die Lunge strömt.
- Atmen Sie nun langsam und gleichmäßig durch den Mund aus, indem Sie die Luft durch die nur kleine Öffnung zwischen den Lippen entweichen lassen (als würden Sie vorsichtig pusten). Verlängern Sie die Ausatmung, aber ohne zu pressen.
Bei der Lippenbremse wird die ausgeatmete Luft etwas gestaut, was einen leichten Überdruck in den Atemwegen erzeugt. Dieser Effekt stabilisiert die Bronchien während der Ausatmung und verhindert, dass die Atemwege kollabieren. Dadurch können die Lungen mehr verbrauchte Luft abgeben, die sonst eine Überblähung verursachen würde. Mit der Lippenbremse wird also mehr „alte“ Luft aus der Lunge entfernt, und Platz für frischen Sauerstoff geschaffen.
Das Ergebnis: Die Luftnot nimmt ab, das Gefühl der Enge in der Brust lässt nach, und man verspürt spürbar Erleichterung. Nutzen Sie die Lippenbremse immer dann, wenn Sie kurzatmig sind – zum Beispiel nach dem Treppensteigen (einer körperlichen Belastung) oder während eines Hustenanfalls. In solchen Situationen hilft die Technik, schnell wieder zur Ruhe zu kommen. Übrigens kann diese Atemtechnik auch Angst reduzieren, denn das verlangsamte Ausatmen signalisiert dem Körper Entspannung.
Bauchatmung – die Kraft des Zwerchfells nutzen
Viele Menschen atmen überwiegend in die Brust. Bei der Bauchatmung (Zwerchfellatmung) dagegen nutzt man bewusst das Zwerchfell, unseren wichtigsten Atemmuskel, um tiefer in den Bauchraum zu atmen. Gerade für Menschen mit COPD ist dies sinnvoll, denn die Bauchatmung ermöglicht es, mehr Luft in die unteren Lungenbereiche zu bringen und die Atmung effizienter zu gestalten. Tief in den Bauch einzuatmen kann helfen, mehr Sauerstoff aufzunehmen und die Atemmuskulatur zu entlasten.
Diese Atemtechnik verbraucht weniger Energie als eine flache Brustatmung und fördert insgesamt die Entspannung des Körpers.
So üben Sie die Bauchatmung:
Legen Sie zum Üben eine Hand auf den Bauch und atmen Sie langsam durch die Nase ein. Stellen Sie sich vor, wie die Luft bis in den Bauch strömt und Ihre Hand sanft nach oben drückt. Ihre Bauchdecke wölbt sich nach außen, während sich der Brustkorb nur wenig hebt. Atmen Sie dann lang und vollständig aus – idealerweise ebenfalls mit leicht geschürzten Lippen oder der oben beschriebenen Lippenbremse, um die Luft kontrolliert abzugeben. Beim Ausatmen senkt sich die Bauchdecke wieder.
Wiederholen Sie dieses tiefe Ein- und Ausatmen mehrere Male. Anfangs fällt es leichter, diese Übung im Liegen auszuführen, da der Körper dabei entspannt ist und Sie die Bewegung des Bauches besser spüren. Mit etwas Übung gelingt die Bauchatmung aber auch im Sitzen oder Stehen. Wichtig ist, dass Sie während der Übung in Ruhe bleiben und nicht verkrampfen. Die Bauchatmung können Sie täglich ein paar Minuten trainieren – sie führt zu einer vertieften Atmung, verbessert die Sauerstoffaufnahme und kann auch gegen Stress eingesetzt werden, da sie beruhigend wirkt.
Atemerleichternde Haltungen – richtig sitzen oder stehen bei Atemnot
Neben reinen Atemtechniken spielen auch Körperhaltungen eine wichtige Rolle, um das Atmen zu erleichtern. In einer akuten Situation mit Atemnot neigen viele dazu, zu verkrampfen oder panisch zu werden. Stattdessen hilft es, eine atemerleichternde Position einzunehmen. Durch bestimmte Haltungen kann die Atmung effizienter werden, weil Teile des Körpers abgestützt werden und die Atemhilfsmuskulatur optimal eingesetzt wird.
Zwei gängige Techniken sind der Kutschersitz und die Torwartstellung, doch auch das Abstützen an einer Wand oder auf einem Tisch kann helfen. Wichtig ist immer: der Oberkörper sollte etwas nach vorne gebeugt sein und die Arme aufgestützt werden – so wird der Brustkorb entlastet.
- Kutschersitz: Setzen Sie sich auf einen Stuhl, die Beine leicht auseinander. Beugen Sie den Oberkörper nach vorne und stützen Sie Ihre Arme mit den Ellenbogen auf den Knien oder auf einer festen Unterlage (z.B. Oberschenkel) ab. Lassen Sie Kopf und Schultern locker nach vorne sinken. In dieser Haltung kann der Schultergürtel unterstützt werden, und Sie können ruhiger atmen. Atmen Sie bewusst langsam ein und mit der Lippenbremse aus. Diese Haltung verschafft oft schnell Erleichterung.
- Torwartstellung (Abstützen im Stehen): Stellen Sie sich hüftbreit hin (Beine leicht gegrätscht). Beugen Sie den Oberkörper etwas nach vorne. Stützen Sie die Hände oberhalb der Knie auf den Oberschenkeln ab (als würden Sie sich nach einem Sprint abstützen, daher der Name). Die Finger zeigen nach innen, Ellenbogen leicht gebeugt. Auch hier wird das Gewicht des Oberkörpers von den Armen getragen. Atmen Sie ruhig ein und aus. Diese Position im Stehen ermöglicht es, die Atemhilfsmuskulatur – beispielsweise Muskeln im Schulter- und Nackenbereich – effektiv zur Unterstützung der Atmung einzusetzen.
Solche Körperhaltungen können in Notfallsituationen wahre Wunder wirken. Sie sind einfache Hilfen, um die Atemarbeit zu verringern. Versuchen Sie, sich diese Haltungen bereits in Zeiten ohne akute Atemnot einzuprägen. Dann erinnern Sie sich in der Stresssituation besser daran. In der Regel stellt sich mit einer atemerleichternden Haltung und den richtigen Atemtechniken schnell eine Besserung der Atemnot ein. Kombinieren Sie z.B. den Kutschersitz mit der Lippenbremse – so nutzen Sie zwei Methoden gleichzeitig, um wieder Luft zu bekommen.
Sekretlösung und richtiges Husten
COPD geht häufig mit zähem Schleim in den Atemwegen einher, besonders bei der chronischen Bronchitis-Komponente der Krankheit. Das Abhusten dieses Sekrets ist wichtig, damit die Atemwege frei bleiben. Auch hierfür gibt es Techniken: Zum Beispiel das „Huffing“ (forcierte Expiration) ist eine schonende Hustentechnik, bei der man anstatt kräftig zu husten, die Luft stoßweise mit offenem Mund ausstößt, als würde man auf einen Spiegel hauchen. Dadurch lösen sich Ablagerungen, ohne die Bronchien zu stark zu belasten.
Generell gilt: Nehmen Sie sich Zeit zum Husten und sorgen Sie für eine gute Flüssigkeitszufuhr, damit das Sekret flüssiger wird. Unterstützend können Hilfsmittel zum Einsatz kommen, die im nächsten Abschnitt vorgestellt werden.
Hilfsmittel bei COPD: Unterstützung für Ihre Atemwege
Neben Übungen ohne Gerät gibt es auch einige praktische Hilfsmittel, die Menschen mit COPD im Alltag Erleichterung verschaffen. Solche Hilfen können die Wirkung der Atemübungen ergänzen und helfen, Symptome wie Atemnot und Husten besser in den Griff zu bekommen. Im Folgenden einige wichtige Hilfsmittel und Therapieansätze kurz vorgestellt.

PEP-Geräte und Atemtrainer
Ein zentrales Hilfsmittel bei der Atemtherapie von COPD sind PEP-Geräte (Positive Expiratory Pressure). Diese kleinen Geräte erzeugen beim Ausatmen einen Widerstand und teils Vibrationen in den Atemwegen. Man atmet gegen einen einstellbaren Druck aus. Durch diesen positiven Druck werden die Bronchien von innen gestützt und offen gehalten, ähnlich wie bei der Lippenbremse, nur intensiver. Gleichzeitig versetzen manche Geräte die Luft in Schwingung, was festsitzendes Sekret in den Bronchien löst. Regelmäßiges Training mit PEP-Geräten hat mehrere Vorteile: Es stärkt die Atemmuskulatur und kann die Atemnot reduzieren, weil die Lunge besser entleert und belüftet wird.
Zudem hilft es, Schleim effizienter abzutransportieren – Husten fällt leichter und wird produktiver. PEP-Geräte kommen meist im Rahmen einer Atemphysiotherapie oder Atemschulung zum Einsatz, wo Atemphysiotherapeuten den Patienten die richtige Anwendung beibringen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Therapeuten, ob ein solches Gerät für Sie sinnvoll ist und lassen Sie sich die Handhabung genau erklären. Wichtig ist, das Atemtraining mit dem Gerät dann in der Regel täglich durchzuführen, um einen spürbaren Effekt zu erzielen. Schon wenige Minuten pro Tag – zum Beispiel morgens und abends – können reichen. Diese Geräte sind eine wertvolle Hilfe, um langfristig die Lungenfunktion zu unterstützen und aktiv an der Verbesserung der Symptome zu arbeiten.
Neben PEP-Geräten gibt es auch Atemtrainer, die speziell die Einatmungskraft stärken (Inspiratorisches Muskeltraining). Diese funktionieren so, dass Sie gegen einen Widerstand einatmen müssen. Dadurch werden Zwerchfell und Atemhilfsmuskeln wie ein Muskel im Fitnessstudio trainiert. Ein stärkeres Zwerchfell bedeutet, dass Sie bei Beanspruchung weniger Belastung spüren, weil das Einatmen leichter fällt. Solche Atemmuskeltrainer gibt es in verschiedenen Formen (als einfaches mechanisches Gerät mit einstellbarem Widerstand oder elektronische Geräte). Auch hier gilt: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Therapeuten beraten, welches Gerät passend ist und wie es richtig benutzt wird.
Inhalation und Medikation
Die medikamentöse Behandlung der COPD erfolgt oft über inhalative Medikamente (Bronchien-erweiternde Sprays, Pulverinhalatoren oder Vernebler). Ein Inhalationsgerät ist zwar im engeren Sinne kein Hilfsmittel zur Atemtechnik, aber es ist essentiell, um die Atemwege offen zu halten. Patienten sollten unbedingt die richtige Inhalationstechnik beherrschen, damit das Medikament in der Lunge ankommt. In Patientenschulungen wird daher häufig das korrekte Inhalieren geübt.
Scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt oder Apotheker um eine Einweisung zu bitten – eine falsche Anwendung des Inhalators kann die Wirksamkeit drastisch verringern. Neben den Dauermedikamenten sollten COPD-Betroffene auch ein Notfallspray (Reliever) griffbereit haben, das in akuten Atemnotsituationen für schnelle Erleichterung sorgt. Alle diese Medikamente tragen zwar nicht direkt zur Kräftigung der Lunge bei, sind aber für viele der Grundpfeiler, um überhaupt erst die Voraussetzungen für Übungen und Training zu schaffen, indem sie die Bronchien weiten und Entzündungen hemmen.
Sauerstofftherapie
Im fortgeschrittenen Stadium einer COPD kommt es häufig zu anhaltendem Sauerstoffmangel im Blut. Dann reicht die normale Atmung – trotz aller Übungen – nicht mehr aus, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. In solchen Fällen verordnet der Arzt eine Langzeit-Sauerstofftherapie. Die Patienten erhalten ambulant ein Sauerstoffgerät (z.B. Konzentrator oder mobile Sauerstoffflasche), über das sie mehrere Stunden am Tag oder sogar rund um die Uhr zusätzlichen Sauerstoff inhalieren können. Die Vorstellung, dauerhaft an einen Sauerstoffschlauch gebunden zu sein, macht vielen zunächst Sorgen und Angst, doch moderne Geräte erlauben heute viel Bewegungsfreiheit und können sogar mobil mitgeführt werden. Mit etwas Planung sind auch Aktivitäten außer Haus oder Reisen weiterhin möglich.
Die zusätzliche Sauerstoffgabe entlastet Herz und Körper enorm und verbessert die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität deutlich. Wichtig ist, die vom Arzt verordnete Sauerstoffmenge konsequent anzuwenden, denn nur dann erfüllt die Therapie ihr Ziel. Bei korrekter Anwendung kann die Sauerstofftherapie nicht nur Luftnot lindern, sondern auch das Fortschreiten von Organschäden durch chronischen Sauerstoffmangel bremsen.
Wenn Sie zu den Betroffenen gehören, bei denen eine Sauerstofftherapie nötig ist, lassen Sie sich ausführlich beraten. Anfangs ist es ungewohnt, aber viele Patienten berichten, dass sie sich viel sicherer fühlen, wenn sie die „extra Luft“ haben und dadurch wieder mehr unternehmen können.
Alltagstipps: Besser leben mit COPD

Neben den gezielten Atemübungen und Hilfsmitteln gibt es im Alltag viele kleine Dinge, die in Summe große Wirkung haben können. Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt, um mit COPD besser zu leben und die Atemnot zu reduzieren:
- Bewegung und Lungensport: Auch wenn es paradox klingt – regelmäßige körperliche Aktivität kann die Atemnot langfristig verringern. Angepasste Bewegung (z.B. Gehen, leichtes Training in Lungensportgruppen) stärkt die allgemeine Muskulatur und Ausdauer. Kräftigere Beine und ein fitterer Körper helfen, alltägliche Belastungen leichter zu bewältigen. Wichtig: Überanstrengen Sie sich nicht und legen Sie Pausen ein, aber bleiben Sie in Bewegung.
- Tagesplanung und Pacing: Planen Sie Ihren Tag mit ausreichenden Pausen. Legen Sie anstrengende Aufgaben auf Zeiten, in denen Sie sich am fittesten fühlen. Vermeiden Sie Hektik und Stress, indem Sie alles in Ruhe angehen. So vermeiden Sie unnötige Belastung.
- Richtige Atemtechnik im Alltag anwenden: Integrieren Sie Ihre Atemübungen in tägliche Aktivitäten. Zum Beispiel: Atmen Sie beim Treppengehen bewusst mit der Lippenbremse aus, oder nutzen Sie die Bauchatmung, wenn Sie spazieren gehen. Diese angewandten Techniken helfen, auch während Aktivitäten die Luft zu behalten.
- Entspannung üben: Stress und seelische Anspannung wirken sich direkt auf die Atmung aus. Methoden wie progressive Muskelentspannung, Yoga (angepasst) oder Meditation können Ihnen helfen, Stress abzubauen und innere Ruhe zu finden. Dadurch verringern sich auch Atemnot-Anfälle, weil Sie insgesamt gelassener bleiben. Gönnen Sie sich regelmäßig Entspannung und achten Sie auf ausreichenden Schlaf – das fördert die Regeneration.
- Auslöser meiden: Versuchen Sie, Reize zu vermeiden, die Ihre Atemwege reizen. Kalte Luft, Zigarettenrauch (aktiv und passiv), Staub, Schadstoffe oder auch starke Düfte können Husten und Luftnot auslösen. Sorgen Sie für ein gutes Raumklima mit frischer, nicht zu trockener Luft (Raumluftbefeuchter können helfen, Schleim in den Atemwegen geschmeidig zu halten).
- Vorsorge treffen: Halten Sie Ihre vom Arzt empfohlenen Impfungen aktuell (z.B. gegen Grippe und Pneumokokken), um Infektionen vorzubeugen, denn jede Bronchitis kann Ihre Lunge zusätzlich schwächen. Haben Sie einen Notfallplan: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, was in einer akuten Verschlechterung (Notfall) zu tun ist, wann Sie ggf. ein Notfallmedikament nehmen oder den Rettungsdienst rufen sollten. Es gibt auch COPD-Patientenschulungsprogramme, die solche Situationen trainieren und Sicherheit geben.
Mit all diesen Maßnahmen – Atemübungen, Hilfsmitteln und einer bewussten Lebensführung – lässt sich die COPD zwar nicht heilen, aber in den Griff bekommen. Das Ziel ist, möglichst lange ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen, trotz der Krankheit. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und arbeiten Sie eng mit Ihren behandelnden Ärzten und Therapeuten zusammen. Jeder kleine Fortschritt, sei es eine geringere Atemnot beim Treppensteigen oder weniger Husten in der Nacht, ist ein Gewinn an Lebensqualität.
FAQ (Häufig gestellte Fragen)
Welche Atemübungen helfen bei akuter Atemnot am schnellsten?
Die Lippenbremse gilt als eine der wichtigsten Atemtechniken für Menschen mit COPD. Atmen Sie dabei durch die Nase ein und pusten Sie die Luft langsam durch die locker aufeinanderliegenden Lippen wieder aus. Diese einfache Übung schafft einen leichten Widerstand beim Ausatmen und verhindert ein frühzeitiges Zusammenfallen der Bronchien. Dadurch gelingt es Ihnen, verbrauchte Luft effektiver aus der Lunge zu entfernen und mehr Sauerstoff aufzunehmen. Auch die Bauchatmung (Zwerchfellatmung) kann in akuten Stressmomenten helfen, weil sie die Atemmuskulatur schont und den Brustkorb entlastet.
Wie kann ich festsitzenden Schleim besser abhusten?
Viele COPD-Betroffene kämpfen mit zähem Sekret in den Atemwegen. Um dieses Sekret effektiver zu lösen, können sogenannte PEP-Geräte (Positive Expiratory Pressure) oder Oszillations-PEP-Geräte eingesetzt werden. Sie erzeugen beim Ausatmen einen Widerstand und Vibrationen, was die Bronchien „rüttelt“ und Schleim lockert. Eine angepasste Hustentechnik wie das „Huffing“ – bei dem man die Luft stoßweise ausstößt, anstatt heftig zu pressen – hilft, den Schleim schonender aus den Bronchien zu transportieren.
Ist es normal, dass ich mich anfangs etwas unwohl fühle, wenn ich Atemübungen mache?
Ja, ein vorübergehendes Gefühl von Unsicherheit ist nichts Ungewöhnliches. Viele Menschen müssen sich erst an das bewusste Atmen und die teilweise neuen Bewegungsabläufe gewöhnen. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und sich nicht zu überfordern. Sollten jedoch starke Beschwerden oder Schwindelgefühle auftreten, brechen Sie die Übung ab und sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrem Atemphysiotherapeuten. Mit regelmäßiger Übung und der richtigen Anleitung wird das Unwohlsein in der Regel schnell weniger.
Brauche ich bei COPD zwangsläufig eine Sauerstofftherapie?
Nicht alle Patienten mit COPD benötigen Sauerstoff. Eine Langzeit-Sauerstofftherapie kommt vor allem dann infrage, wenn die Sauerstoffsättigung im Blut dauerhaft zu niedrig ist. Dies wird in der Regel über Blutgasanalysen überprüft. Ist tatsächlich ein chronischer Sauerstoffmangel vorhanden, kann eine zusätzliche Sauerstoffgabe die Lebensqualität enorm verbessern und die Belastbarkeit steigern. Ihr Arzt entscheidet anhand Ihres Krankheitsverlaufs und Ihrer Untersuchungswerte, ob und ab wann die Therapie sinnvoll ist. Wer Sauerstoff benötigt, wird ausführlich geschult und erhält passende Geräte für Zuhause und unterwegs.
Was kann ich zusätzlich zu den Atemübungen tun, um meinen Alltag zu erleichtern?
Ein ganzheitlicher Ansatz ist wichtig. Nutzen Sie bei Bedarf Inhalatoren oder andere verschriebene Medikamente korrekt, um die Bronchien zu erweitern und Entzündungen zu mindern. Ein angepasstes Kraft- und Ausdauertraining (z. B. Lungensport) hilft, die Muskulatur zu stärken und die Belastung im Alltag besser zu meistern. Achten Sie auf ausreichende Entspannung und üben Sie stressreduzierende Methoden (z. B. Progressive Muskelentspannung oder Yoga). Planen Sie Ruhepausen ein und vermeiden Sie Überanstrengung. Kleine Alltagshilfen wie ein Rollator oder ein Duschhocker können zudem körperliche Anstrengung reduzieren und Ihnen mehr Sicherheit geben.
Quellen
- Lungeninformationsdienst – Atemübungen und Atemschulung: Beschreibung bewährter Atemtechniken (z.B. Lippenbremse) und deren Wirkung zur Erleichterung der Atmunglungeninformationsdienst.de.
- Lungeninformationsdienst – Atemerleichternde Techniken und Selbsthilfemaßnahmen: Einsatz von PEP-Systemen (Flutter, Cornet etc.) in der Atemtherapie; regelmäßiges Training mit PEP-Geräten senkt Atemnot, stärkt Atemmuskulatur und fördert Schleimlösung. lungeninformationsdienst.de
- COPD-Deutschland e.V. – COPD mit und ohne Lungenemphysem: Symptome, Ursachen, Therapieoptionen: Hintergrundinformationen zu COPD als chronische Lungenerkrankung; Prävalenz (rund 6,8 Mio. Betroffene in Deutschland) und Bedeutung nicht-medikamentöser Therapien wie Atemphysiotherapie, Lungensport und Sauerstoff-Langzeittherapie. copd-deutschland.de
- netdoktor.de – Bauchatmung (Zwerchfellatmung): Vorteile der Bauchatmung gegenüber der flachen Brustatmung (effizientere Sauerstoffaufnahme, weniger Energieaufwand, Förderung von Entspannung).
- Lungeninformationsdienst – Atemübungen geben Sicherheit: Atemübungen vermitteln Patienten Mittel, um mit Atemnot umzugehen, Erleichterung zu erfahren, und reduzieren die Angst vor der nächsten Atemnotattacke. lungeninformationsdienst.de