Archiv des Autors: Michael Marter

Richtig trinken im Alter: Tipps gegen Dehydrierung und geeignete Getränke

Richtig zu trinken im Alter ist ein wichtiges Thema. Denn mit dem Alter lässt das Durstgefühl nach – dabei ist ausreichendes Trinken für ältere Menschen besonders wichtig, um Gesundheit und Wohlbefinden zu erhalten. Vielen Senioren fällt es schwer, die empfohlene Trinkmenge zu erreichen: Vergesslichkeit, ein vermindertes Durstempfinden oder Angst vor häufigem Harndrang führen dazu, dass sie zu wenig Flüssigkeit aufnehmen. Die Folgen von Flüssigkeitsmangel (Dehydration) können von Kopfschmerzen und Schwindel bis hin zu Verwirrtheit und schweren Gesundheitsproblemen reichen.

Warum ist ausreichendes Trinken im Alter wichtig?

Wasser ist der Hauptbestandteil unseres Körpers. Bei älteren Menschen machen Körperflüssigkeiten zwar etwas weniger vom Körpergewicht aus (etwa 50 % bei Senioren im Vergleich zu ~60 % bei Jüngeren), dennoch ist Flüssigkeit für alle lebenswichtigen Funktionen unverzichtbar. Jede Körperzelle benötigt Wasser, und alle Organe – vom Herz bis zum Darm – müssen kontinuierlich mit Flüssigkeit versorgt werden, um richtig zu funktionieren.

Wasser dient im Körper als Lösungs- und Transportmittel für Nährstoffe und Sauerstoff, als Kühlmittel zur Regulierung der Körpertemperatur (Schwitzen verhindert Überhitzung) und als Schmiermittel für Gelenke und Schleimhäute. Auch die Verdauung ist auf genügend Flüssigkeit angewiesen: Nur mit ausreichend Wasser kann der Speisebrei im Verdauungstrakt geschmeidig gehalten und durch den Darm transportiert werden.

Zudem ist eine gute Hydration wichtig für den Kreislauf: Das Blut besteht zu großen Teilen aus Wasser. Bei Wassermangel verdickt es sich, was die Versorgung der Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff erschwert und das Herz-Kreislauf-System belastet. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist daher von großer Bedeutung für die Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen. Insbesondere die Nieren benötigen im Alter genügend Wasser, da ihre Fähigkeit, den Harn zu konzentrieren, nachlässt – sie müssen also mehr Flüssigkeit ausscheiden, um Schadstoffe aus dem Körper zu entfernen. Wer im Alter genügend trinkt, unterstützt somit alle Organe und erhält Gesundheit und Leistungsfähigkeit.

Warum trinken viele Senioren zu wenig?

Im Alter verändert sich der Körper und damit auch das Trinkverhalten. Häufig verspüren Senioren weniger Durst als jüngere Menschen – das Durstempfinden lässt nach oder geht teilweise sogar verloren. Bei letzterem spricht man medizinisch von Adipsie. Selbst wenn der Körper Flüssigkeit bräuchte, meldet sich das Durstsignal dann nicht zuverlässig. Diese Veränderung ist eine der Hauptursachen dafür, dass ältere Menschen oft zu wenig trinken.

Hinzu kommen weitere Faktoren: Vergesslichkeit oder demenzielle Veränderungen führen dazu, dass das Trinken im Alltag schlicht vergessen wird. Manche ältere Menschen schränken die Trinkmenge bewusst ein, aus Angst sonst zu häufig zur Toilette zu müssen oder aufgrund von Inkontinenz-Problemen. Der vermehrte Harndrang wird als störend empfunden, insbesondere nachts, sodass aus Furcht vor nächtlichen Toilettengängen abends oft nichts mehr getrunken wird – ein folgenschwerer Fehler.

Auch körperliche Einschränkungen können zur geringen Flüssigkeitsaufnahme beitragen. Wer motorische Probleme hat oder körperlich geschwächt ist, dem fällt es möglicherweise schwer, sich Getränke zu holen oder ein volles Glas sicher zu halten. Menschen mit Zittern oder schwacher Handkraft vermeiden vielleicht das Trinken, weil sie befürchten, etwas zu verschütten. Unentdeckte Schluckstörungen (z.B. nach einem Schlaganfall oder bei Parkinson) können das Trinken unangenehm oder schmerzhaft machen, was ebenfalls dazu führt, dass Betroffene weniger trinken.

Schließlich spielen auch Gewohnheiten eine Rolle: Manche Senioren haben veraltete Regeln wie „Beim Essen trinkt man nicht!“ verinnerlicht oder empfinden schlicht wenig Geschmack am faden Wasser. In Kombination führen diese Ursachen dazu, dass die Flüssigkeitsaufnahme im Alter oft geringer ausfällt als eigentlich nötig.

Nicht zuletzt können auch Erkrankungen und Medikamente den Flüssigkeitshaushalt beeinflussen – zum Beispiel verlieren Diabetiker durch häufiges Wasserlassen viel Flüssigkeit, und entwässernde Medikamente (Diuretika) erhöhen die Ausscheidung. Wenn solche Faktoren zusammenkommen, steigt das Risiko für einen Flüssigkeitsmangel erheblich.

Risiken und Folgen von Flüssigkeitsmangel

Ein Flüssigkeitsmangel wirkt sich schnell auf den gesamten Körper aus. Erste Anzeichen einer beginnenden Dehydratation sind oft Mundtrockenheit (trockene Schleimhäute), Durst (sofern das Gefühl noch wahrgenommen wird), Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen. Auch Schwindel, Schwächegefühl und Müdigkeit treten bei Wassermangel häufig auf. Bereits ein geringer Wasserverlust kann zu einer spürbaren Leistungsminderung führen – man fühlt sich schlapp und weniger belastbar.

Bei stärkerer Dehydrierung werden die Auswirkungen immer gravierender: Das Blutvolumen nimmt ab, wodurch der Blutdruck fällt und zugleich der Puls steigt (Herzrasen). Betroffene leiden unter ausgeprägter Verwirrtheit oder Desorientierung, da auch das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet wird – in schwereren Fällen kann es bis zur Bewusstlosigkeit kommen. Eine erhebliche Erhöhung der Körperkerntemperatur ist möglich, weil die Kühlung durch Schwitzen nicht mehr richtig funktioniert.

Außerdem trocknen die Nährstoffspeicher des Körpers aus: Die Zellen können nicht mehr optimal arbeiten. Die Nieren verlieren die Fähigkeit, den Urin zu konzentrieren, sodass sie vermehrt Wasser ausscheiden – ein Teufelskreis, der die Dehydrierung weiter verschlimmert. Ohne Gegenmaßnahmen droht im schlimmsten Fall eine lebensgefährliche Exsikkose (vollständige Austrocknung), die mit Kreislaufversagen und Nierenversagen einhergehen kann.

Doch schon bevor es so weit kommt, hat Flüssigkeitsmangel negative Folgen: Trockene Schleimhäute begünstigen die Entstehung von Infektionen (z.B. in den Harnwegen oder Atemwegen). Verstopfung tritt häufiger auf, weil dem Stuhl im Darm das Wasser fehlt. Auch das Herz-Kreislauf-System gerät unter Stress, da das Herz gegen dickflüssigeres Blut arbeiten muss. Vor allem bei älteren Menschen können diese Folgen schwerwiegend sein: Schwindel und Schwäche erhöhen das Sturzrisiko, Verwirrtheit wird leicht mit Demenz verwechselt oder führt zu falscher Medikation. Insgesamt verschlechtert sich die Gesundheit erheblich, wenn über längere Zeit zu wenig getrunken wird.

Empfohlene Trinkmenge im Alter

Die Empfehlungen für die Trinkmenge gelten auch im hohen Alter: Gesunde Erwachsene sollten etwa 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag über Getränke aufnehmen. Die restliche Flüssigkeitsversorgung erfolgt über die Nahrung. Viele Lebensmittel, z.B. Obst, Gemüse, Suppen, enthalten Wasser). Insgesamt kommt man so auf rund 2 Liter Flüssigkeitsbedarf pro Tag. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät Personen über 65 Jahren zu etwa 1,3–1,5 Litern an Getränken täglich. Als Faustregel kann man sich merken: etwa 30 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewichts pro Tag. Eine 70 kg schwere Person bräuchte demnach ca. 2,1 Liter Flüssigkeit insgesamt.

Im Sommer oder bei hohen Temperaturen ist es sinnvoll, etwas mehr zu trinken (gern 2 Liter und mehr am Tag), da der Körper durch Schwitzen zusätzlich Wasser verliert. Auch in der kalten Jahreszeit ist ausreichendes Trinken wichtig: Warme Heizungsluft trocknet die Atemwege und Schleimhäute aus, was ebenfalls den Flüssigkeitsbedarf erhöht – selbst wenn man es kaum bemerkt. In Situationen mit erhöhtem Flüssigkeitsverlust – etwa bei Fieber, Erbrechen oder Durchfall oder bei viel körperlicher Aktivität – muss die Trinkmenge entsprechend angepasst werden, um den Verlust auszugleichen.

Wichtig ist, das Trinken über den Tag zu verteilen, da der Körper Wasser nicht auf Vorrat speichern kann. Trinken Sie also regelmäßig, am besten zu jeder Mahlzeit und zwischendurch alle paar Stunden ein Glas Wasser oder Tee. Wer selten Durst hat, sollte sich bewusst an einen Trinkrhythmus halten, statt zu warten, bis das Durstgefühl einsetzt. Denn wenn Sie erst nach Durst trinken, liegt meist bereits ein Defizit vor.

Natürlich gibt es Ausnahmen: Bei bestimmten Erkrankungen kann eine andere Trinkmenge erforderlich sein. Menschen mit Herzschwäche oder Nierenerkrankungen müssen die Flüssigkeitszufuhr eventuell beschränken, um den Körper nicht zu überlasten. Solche Anpassungen sollten aber stets in Absprache mit dem Arzt erfolgen. Für die meisten Senioren ohne derartige Einschränkungen gilt jedoch: etwa 1,5 Liter am Tag zu trinken ist eine gute Empfehlung, um die Wasserbilanz stabil zu halten.

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Geeignete Getränke für Senioren

Nicht jedes Getränk ist gleichermaßen gut geeignet, um den Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen. Gut geeignet ist:

  • Wasser sollte an erster Stelle stehen – ob als Leitungswasser oder als stilles/prickelndes Mineralwasser bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Wer reines Wasser geschmacklich langweilig findet, kann es mit einem Spritzer Zitronensaft oder einem Blatt Minze aufpeppen.
  • Auch ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sind gute Durstlöscher und bringen Abwechslung. Sehr empfehlenswert sind dünne Saftschorlen, also Fruchtsaft gemischt mit viel Wasser (Verhältnis etwa 1 Teil Saft zu 3 Teilen Wasser). Sie liefern einen milden Geschmack und gleichzeitig etwas Fruchtnährstoffe, ohne zu viel Zucker.
  • Auch eine warme Brühe oder verdünnte Gemüsesäfte können zur Flüssigkeitszufuhr beitragen – gerade wer ungern trinkt, nimmt vielleicht leichter eine Tasse Brühe zu sich.

Milch und Milchprodukte (Buttermilch, Kefir) liefern Flüssigkeit und Nährstoffe, zählen aber eher als Nahrungsmittel und nicht als primäre Durstlöscher, da sie relativ viele Kalorien enthalten.

Kaffee und schwarzer Tee gelten heute in Maßen ebenfalls als akzeptable Flüssigkeitsquelle. Früher galten sie als „Flüssigkeitsräuber“, aber inzwischen weiß man, dass 2–3 Tassen Kaffee oder Tee am Tag durchaus zur Wasserbilanz beitragen. Allerdings sollte man Kaffee nicht als einzigen Durstlöscher nutzen, da das enthaltene Koffein den Kreislauf anregt. Am besten trinkt man zu jeder Tasse Kaffee auch ein Glas Wasser. Alkoholische Getränke hingegen sind kritisch: Alkohol entzieht dem Körper Wasser und belastet den Organismus.

Ein gelegentliches Glas Bier oder Wein ist für viele Senioren Genuss – dagegen ist nichts einzuwenden, solange es bei kleinen Mengen bleibt. Das bedeutet maximal 1–2 Gläser pro Woche und nur nach ärztlicher Rücksprache bei bestehenden Krankheiten. Zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs sind alkoholische Getränke jedoch ungeeignet und sollten nicht dafür eingeplant werden.

Limonaden und süße Softdrinks sind ebenfalls nur eingeschränkt empfehlenswert – sie liefern viel Zucker und können den Blutzucker sowie das Gewicht negativ beeinflussen, ohne den Durst gut zu löschen.

Praktische Tipps für den Alltag

  • Trinkroutine im Alltag: Gewöhnen Sie sich an feste Trinkzeiten. Zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen ein Glas Wasser, zu jeder Mahlzeit ein Getränk und zwischendurch regelmäßig kleine Mengen trinken. Stellen Sie sich am besten alle 2 Stunden den Wecker oder nutzen Sie eine Trink-App als Erinnerung. Wichtig ist, das Trinken über den Tag zu verteilen und nicht alles auf einmal zu trinken.
  • Getränke immer griffbereit: Platzieren Sie an mehreren Stellen in der Wohnung Karaffen oder Flaschen mit Ihrem Lieblingsgetränk (z.B. auf dem Wohnzimmertisch, am Bett, in der Küche). Wenn ein Getränk stets in Sichtweite ist, werden Sie häufiger daran erinnert und greifen automatisch öfter zum Glas. Nutzen Sie Trinkhilfen wie leichte, bruchsichere Flaschen oder Becher mit Skala, um Ihre tägliche Trinkmenge im Überblick zu behalten.
  • Abwechslung und attraktives Anbieten: Sorgen Sie für Vielfalt bei den Getränken. Wechseln Sie zwischen Wasser, Tee, verdünnten Säften etc., um den Geschmackssinn anzuregen. Trinken fällt leichter, wenn es schmeckt. Ein paar Scheiben Zitrone, Gurke oder etwas Minze können Wunder wirken. Nutzen Sie auch ansprechende Trinkgefäße: Eine farbige Tasse oder ein schönes Glas können motivieren. In Pflegeheimen hat sich z.B. bewährt, rote Becher einzusetzen, da diese Farbe vor allem bei Demenzkranken die Aufmerksamkeit aufs Trinken lenkt.
  • Unterstützung durch Hilfsmittel: Wenn das Trinken schwerfällt, gibt es praktische Hilfsmittel. Spezielle Trinkbecher mit Griffen oder Deckel (Schnabeltassen) erleichtern das Trinken für Menschen mit schwacher Handkraft oder Zittern, da sie sicher in der Hand liegen und ein Auslaufen verhindern. Es gibt auch Becher mit einer Aussparung für die Nase, sodass man trinken kann, ohne den Kopf in den Nacken zu legen – ideal bei Schluckstörungen oder eingeschränkter Beweglichkeit im Halsbereich. Für bettlägerige Personen eignen sich Trinkflaschen mit Schlauch, wie die Trinkhilfe „The Hydrant“: Dabei kann der Trinkende über einen flexiblen Schlauch selbstständig Flüssigkeit ansaugen, ohne sich aufzurichten. Solche Trinkhilfen sind z. B. im RCS Pro Shop erhältlich und können die Flüssigkeitsversorgung enorm erleichtern. Scheuen Sie sich nicht, diese zu nutzen – sie fördern die Selbstständigkeit und reduzieren das Risiko, aus Mangel an Flüssigkeit zu dehydrieren.
  • Betreuung einbeziehen: Pflegende Angehörige oder Pflegekräfte sollten das Trinkverhalten im Auge behalten. Gerade bei vergesslichen oder dementen Personen ist es wichtig, immer wieder aktiv Getränke anzubieten. Machen Sie gemeinsame Trinkrituale – zum Beispiel zusammen Kaffee trinken am Nachmittag oder stündlich gemeinsam anstoßen mit einem Glas Wasser. In Gesellschaft trinken viele Menschen automatisch mehr und es entsteht eine positive Routine. Falls nötig, führen Sie eine Strichliste oder einen Trinkplan, auf dem jedes Glas abgehakt wird. So bleiben die getrunkenen Mengen im Überblick und Sie können früh gegensteuern, falls die Trinkmenge zu gering bleibt.
  • Hindernisse abbauen: Nehmen Sie Ängste und Hindernisse ernst. Wer aus Furcht vor nächtlichem Harndrang weniger trinkt, kann beispielsweise tagsüber mehr Flüssigkeit zu sich nehmen und abends die Menge reduzieren. Moderne Inkontinenz-Hilfsmittel (Vorlagen, Höschen etc.) können Sicherheit geben, damit ein paar Gläser am Tag mehr nicht zur Angst vor einem Malheur führen. Sollte fehlender Appetit auf Getränke oder Angst vor dem Verschlucken ein Problem sein, probieren Sie Alternativen: z.B. wasserreiche Lebensmittel (Melone, Gurke, Joghurt) oder bei Schluckstörungen spezielle Andickungsmittel, um Getränke sämiger und leichter schluckbar zu machen. Sprechen Sie solche Maßnahmen in Absprache mit dem Arzt oder Pflegedienst ab, um die beste Lösung für die individuelle Situation zu finden.

Fazit

Ausreichend zu trinken ist ein essentieller Baustein für die Gesundheit im Alter. Auch wenn das Durstgefühl nachlässt, gibt es viele Möglichkeiten, um ältere Menschen an das Trinken zu erinnern und die Flüssigkeitsaufnahme zu fördern. Mit den richtigen Getränken, festen Gewohnheiten und gegebenenfalls Hilfsmitteln kann Dehydrierung im Alter wirksam vorgebeugt werden. Wichtig ist, im Alltag stets auf die Flüssigkeitszufuhr zu achten und bei Bedarf Unterstützung von Familie, Pflegekräften oder Hilfsmitteln anzunehmen. So bleiben Körper und Geist länger fit – denn Trinken hält den Kreislauf in Schwung, unterstützt alle Organe und trägt ganz wesentlich zum Wohlbefinden bei.

Dem Pflegestress entkommen: 5 praktische Entlastungsstrategien für den Alltag

Pflegen Sie einen Angehörigen zu Hause und fühlen sich durch die tägliche Verantwortung erschöpft? Damit sind Sie nicht allein. Der ständige Stress im Pflegealltag – von Zeitdruck über körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen bis hin zu Schlafproblemen und emotionaler Belastung – kann schnell zu einer Überforderung führen. Man erfährt in den Nachrichten regelmäßig, wie hoch die Belastung in Pflegeberufen ist.

Doch nicht nur professionelle Pflegekräfte leiden: Auch pflegende Angehörigen tragen eine große Verantwortung und laufen Gefahr, sich selbst zu vernachlässigen. Erste Warnzeichen wie ständige Nervosität, Schlafstörungen, Gereiztheit oder Niedergeschlagenheit sollten ernst genommen werden. Umso wichtiger ist es, gegenzusteuern. In diesem Artikel auf unserer Seite zeigen wir 5 praxisnahe Strategien, mit denen jeder pflegende Angehörige Stressoren bewältigen, Burnout vorbeugen und wieder mehr Freude im Alltag finden kann.

1. Selbstfürsorge ernst nehmen und Pausen einplanen

Sie kümmern sich täglich mit viel Einsatz um einen pflegebedürftigen Menschen – doch wer kümmert sich um Sie? Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Stressbewältigung ist konsequente Selbstfürsorge. Nehmen Sie sich Pausen, bevor Sie völlig erschöpft sind.

Planen Sie kleine Auszeiten fest in Ihren Tagesablauf ein, sei es für eine Tasse Tee in Ruhe, einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft oder ein paar einfache Entspannungsübungen. Solche bewussten Pausen helfen, den Kopf frei zu bekommen und neue Kraft zu schöpfen.

Achten Sie dabei auf Ihren Körper und Ihre Gesundheit. Essen Sie regelmäßig und ausgewogen, trinken Sie genug und versuchen Sie, Schlaf nachzuholen, wenn Schlafstörungen plagen – zum Beispiel mit einem kurzen Mittagsschlaf, sofern möglich. Jeder Mensch hat individuelle Bedürfnisse. Finden Sie heraus, was Ihnen persönlich guttut und gönnen Sie es sich ohne schlechtes Gewissen. Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern notwendig, damit Sie langfristig für Ihren Angehörigen da sein können.

Warnzeichen im Blick behalten

Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und Ihrer Psyche. Typische Anzeichen dafür, dass Sie an Ihre Grenzen geraten, sind zum Beispiel:

  • Ständige körperliche Erschöpfung und Schlafprobleme,
  • Das Gefühl innerer Unruhe, Gereiztheit oder emotionaler Niedergeschlagenheit,
  • Häufige Kopf- und Rückenschmerzen oder andere körperliche Symptome,
  • Verlust der Freude an Dingen, die Ihnen früher wichtig waren,
  • Gefühl der Überforderung und Überlastung in jeder Situation.

Erkennen Sie solche Warnzeichen, sollten Sie frühzeitig gegensteuern – etwa durch mehr Pausen, Gespräche mit Vertrauenspersonen oder professionelle Hilfe (z. B. Beratungsstellen oder ein Gespräch mit dem Hausarzt). Ihre eigene Gesundheit hat höchste Priorität. Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie dem Pflegebedürftigen zuverlässig helfen.

2. Körperlich entlasten: Rücken schonen mit Hilfsmitteln

Viele Stressfaktoren im Pflegealltag sind physischer Natur. Das wiederholte Heben, Umlagern und Unterstützen einer pflegebedürftigen Person beansprucht Muskeln und Gelenke enorm. Chronische Rückenschmerzen und andere körperliche Beschwerden sind deshalb ein verbreitetes Problem bei pflegenden Angehörigen. Um Ihren Körper zu entlasten, sollten Sie auf eine rückenschonende Arbeitsweise und geeignete Hilfsmittel setzen.

Transferhilfen und Lagerungshilfen können wahre Lebensretter sein – für Sie und den Pflegebedürftigen. Zum Beispiel erleichtert ein Transferbrett oder ein mobiler Lifter den sicheren Übergang vom Bett in den Rollstuhl, ohne dass Sie Ihr Kreuz übermäßig belasten. Mit speziellen Lagerungskissen, Gleittüchern oder einem Pflegebett in optimaler Arbeitshöhe können Sie Umlagerungen und Positionierungen schonender durchführen. Im Sortiment von RCS Pro finden Sie zahlreiche solcher praktischen Helfer: Von drehbaren Aufstehhilfen bis zu Anti-Dekubitus-Matratzen – all diese Hilfsmittel schonen Ihren Rücken und reduzieren körperliche Belastung im Alltag deutlich.

Achten Sie auch auf Ihr Arbeitsumfeld: Richten Sie den häuslichen Pflege-Arbeitsplatz ergonomisch ein. Beispielsweise sollte das Bett des Pflegebedürftigen gut zugänglich und höhenverstellbar sein und Hilfsmittel wie Rutschmatten oder Haltegriffe im Bad erhöhen die Sicherheit. Sinnvolles Zubehör verhindert nicht nur Unfälle, sondern spart Ihnen auch Kraft.

Außerdem lohnt es sich, rückenschonende Techniken zu erlernen – heben Sie z. B. stets mit geradem Rücken aus der Hocke und nicht aus dem gebeugten Rücken. Falls nötig, lassen Sie sich von Physiotherapeuten oder in speziellen Kursen zeigen, wie Sie körperlich schwere Pflegetätigkeiten korrekt ausführen. So beugen Sie langfristigen Schäden vor und erhalten Ihre körperliche Ressourcen.

3. Aufgaben verteilen und Unterstützung annehmen

Viele pflegende Angehörige haben das Gefühl, alles alleine stemmen zu müssen – doch niemand kann und soll rund um die Uhr alleine pflegen. Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung im Alltag anzunehmen. Überlegen Sie, welche Aufgaben Sie an andere delegieren können.

Zum Beispiel können Familienmitglieder oder gute Freunde einspringen. Jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen, sei es durch Übernehmen des Einkaufs, Mithelfen im Haushalt oder stundenweise Betreuung, damit Sie mal frei haben. Sprechen Sie Ihre Angehörigen offen an und verteilt die anfallenden Aufgaben sinnvoll im Team. Diese sinnvolle Aufgabenverteilung entlastet ungemein und gibt allen das Gefühl, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Hilfsangebote nutzen

Nutzen Sie auch nachbarschaftliche Hilfe oder ehrenamtliche Angebote, falls vorhanden. Mancherorts gibt es Besuchsdienste oder Helferkreise, die stundenweise die Betreuung pflegebedürftigen Personen übernehmen oder einfach Gesellschaft leisten. Auch Entlastungsdienste über die Pflegeversicherung (sogenannte Angebote zur Unterstützung im Alltag) können in Anspruch genommen werden, um Ihnen Freiräume zu schaffen. Wichtig ist: Sie müssen nicht alles allein schaffen. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt der Vernunft, damit die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt wird.

Arbeitgeber einbeziehen

Falls Sie zusätzlich zur Pflege noch berufstätig sind, beziehen Sie auch Ihren Arbeitgeber mit ein. Viele Arbeitgeber zeigen Verständnis für Mitarbeiter in Pflegesituationen. Erkundigen Sie sich nach Möglichkeiten, Ihre Arbeitszeiten vorübergehend anzupassen – etwa durch Teilzeit, Home-Office oder die gesetzlich geregelte Pflegezeit. So können Sie Beruf und Pflege besser vereinbaren, ohne in beiden Bereichen unterzugehen. Ein offenes Gespräch im Arbeitsumfeld kann Lösungen zutage fördern, auf die Sie alleine vielleicht nicht gekommen wären. Denken Sie daran: Es gibt für (fast) jedes Problem eine Lösung, und oft möchten Menschen in Ihrem Umfeld helfen, wenn Sie konkret sagen, was Sie brauchen.

4. Durch Schulungen und Austausch Wissen erweitern

Ursachen für Unsicherheit und Stress in der Pflege sind oft Wissenslücken: Man fühlt sich überfordert, weil man bestimmte Pflegetechniken nicht beherrscht oder Krankheitsbilder nicht genau versteht. Hier hilft es, sich weiterzubilden. Spezielle Schulungen und Kurse für pflegende Angehörige vermitteln wichtiges Know-how und geben mehr Sicherheit im Umgang mit dem Pflegebedürftigen.

Zum Beispiel bieten Krankenkassen, Volkshochschulen oder Wohlfahrtsverbände kostenlose Pflegekurse an, in denen Sie lernen, wie man jemanden richtig mobilisiert, wie Wundversorgung funktioniert oder was bei Schlafstörungen und Demenz zu beachten ist. Dieses Wissen nimmt Ihnen viel Angst und reduziert Stressoren, weil Sie wissen, was zu tun ist.

Neben praktischen Pflegetechniken werden oft auch Themen wie Stressbewältigung und Selbstpflege in solchen Kursen behandelt. Sie erfahren, wie professionelle Pflegekräfte mit bestimmten Situationen umgehen und können diese Tipps auf Ihren Alltag übertragen. RCS Pro unterstützt pflegende Angehörige ebenfalls mit einem umfangreichen Ratgeber-Blog und Informationen rund um die Pflege, damit Sie stets gut informiert sind. Wissen gibt Sicherheit – und Sicherheit reduziert Stress.

Möglichkeiten zum Austausch nutzen

Nutzen Sie außerdem den Austausch mit anderen, die in der gleichen Lage sind. In Selbsthilfegruppen oder Online-Foren für pflegende Angehörige können Sie Erfahrungen teilen, sich gegenseitig Tipps geben und einfach mal Ihr Herz ausschütten. Zu merken, dass man nicht allein vor den gleichen Herausforderungen steht, wirkt entlastend. Oft haben andere betroffenen Angehörige wertvolle Ratschläge aus eigener Erfahrung parat.

Auch ein Gespräch mit einem Psychologen oder Seelsorger kann hilfreich sein, um seelischen Ballast abzuwerfen. Umgang mit den eigenen Emotionen will gelernt sein – scheuen Sie sich nicht, professionelle psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn Sie merken, dass die seelische Belastung zu groß wird. Frühe Gespräche und Maßnahmen können einem drohenden Burnout entgegenwirken.

5. Professionelle Entlastungsangebote nutzen und Grenzen akzeptieren

Trotz aller Selbstfürsorge und familiären Hilfe stößt jeder irgendwann an die persönlichen Grenzen. Zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung einzubinden, um Überlastung zu vermeiden. Ambulante Pflegedienste oder Tagespflegeeinrichtungen können eine enorme Entlastung schaffen. Schon ein Pflegedienst, der z. B. morgens beim Waschen und Anziehen hilft oder mehrmals pro Woche die Grundpflege übernimmt, nimmt Ihnen viel Druck. Das verschafft Ihnen Luft, um eigene Termine wahrzunehmen, auszuschlafen oder einfach durchzuatmen. Viele Angehörige berichten, dass sie erst durch solche Unterstützung wieder Kraft schöpfen und die restlichen Aufgaben mit neuer Energie bewältigen konnten.

Informieren Sie sich über die Leistungen der Pflegeversicherung: Verhinderungspflege (Ersatzpflege) ermöglicht es Ihnen, bei Krankheit oder Urlaub die Pflegevertretung finanziert zu bekommen. Auch Kurzzeitpflege in einer Einrichtung kann sinnvoll sein, wenn Sie eine längere Auszeit brauchen oder sich selbst im Krankenhaus erholen müssen. Diese Angebote sind dafür da, pflegende Angehörige zu entlasten – nutzen Sie sie, bevor die Überlastung zu groß wird. Vor allem bei Pflege rund um die Uhr gilt: Alleine geht es nicht dauerhaft.

Lernen Sie, Ihre Grenzen zu akzeptieren und Überforderung rechtzeitig zu erkennen. Wenn Sie merken, dass die Pflege Sie anhaltend an die Substanz bringt, ziehen Sie Konsequenzen. Das kann bedeuten, zusätzliche professionelle Hilfe zu organisieren oder in Rücksprache mit Ärzten und Pflegeberatung neue Lösungen zu finden. Ihr Angehöriger hat am meisten davon, wenn Sie gesund bleiben. Denken Sie also auch an Ihre Zukunft: Nehmen Sie Angebote wahr, die Ihnen im Pflege-Alltag Entlastung bieten, und schaffen Sie sich Freiräume für Ihr eigenes Leben. Mit einem rechtzeitigen Netzwerk aus Helfern und Profis können Sie die Nähe zu Ihrem Angehörigen wieder positiver erleben, anstatt die Pflege nur noch als Last zu empfinden.

Fazit

Pflegen mit Herz, aber nicht auf Kosten der eigenen Gesundheit. Indem Sie Selbstfürsorge betreiben, Hilfsmittel einsetzen, Hilfe annehmen, Ihr Wissen erweitern und professionelle Angebote nutzen, beugen Sie einem Burnout vor und verbessern Ihre Lebensqualität. So können Sie die hohen Anforderungen der Pflege meistern, ohne sich selbst aufzugeben. Denken Sie immer daran: Hilfe zu holen ist ein Zeichen von Stärke und Weitblick.

Schauen Sie mit gutem Blick auf sich selbst – denn nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie weiterhin mit Liebe und Kraft für Ihren Angehörigen da sein. Wenn Sie diese Tipps beherzigen, wird der Pflegealltag Schritt für Schritt leichter und Sie gewinnen wieder mehr Zuversicht und Freude in Ihrer wichtigen Aufgabe.

Lesen Sie gerne auch weitere Ratgeber-Beiträge hier im Blog, um noch mehr hilfreiche Anregungen für den Umgang mit Pflegesituationen zu erhalten. RCS Pro steht Ihnen dabei mit Rat, Tat und passenden Produkten verlässlich zur Seite.

Woran erkenne ich, dass ich im Pflegealltag zu viel Stress habe?

Typische Warnzeichen sind anhaltende Schlafstörungen, ständige Nervosität, Gereiztheit oder Gefühle von Niedergeschlagenheit und Überforderung. Auch körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Verspannungen können erste Symptome sein. Wer solche Stressoren bemerkt, sollte frühzeitig Maßnahmen zur Stressbewältigung ergreifen und sich nicht scheuen, Hilfe anzunehmen.

Was kann ich tun, um Burnout vorzubeugen, wenn ich meinen Angehörigen pflege?

In erster Linie hilft Selbstfürsorge: Planen Sie regelmäßige Pausen ein, achten Sie auf Ihren Schlaf und eine ausgewogene Ernährung. Suchen Sie frühzeitig das Gespräch mit Fachleuten, zum Beispiel Hausärzten oder Beratungsstellen. Tauschen Sie sich auch mit anderen betroffenen Angehörigen aus – in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren. Der offene Umgang mit den eigenen Gefühlen und Ängsten senkt das Risiko eines Burnouts deutlich.

Wie kann ich körperliche Belastungen und Rückenschmerzen bei der Pflege verringern?

Vor allem das Umlagern und Heben pflegebedürftiger Personen stellt eine große körperliche Herausforderung dar. Sinnvolle Hilfsmittel wie Transferhilfen, höhenverstellbare Pflegebetten oder spezielle Lagerungskissen beugen Überlastungen vor. Bei RCS Pro finden Sie eine breite Palette solcher Lösungen, die Ihren Alltag spürbar erleichtern können. Auch Schulungen in rückenschonenden Pflegetechniken (z. B. bei lokalen Anbietern) helfen, den Rücken zu schonen und Beschwerden vorzubeugen.

Was kann ich tun, wenn ich gleichzeitig berufstätig bin und einen Angehörigen pflege?

Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber über mögliche Arbeitszeitmodelle wie Home-Office oder Teilzeit, um Ihren Pflegealltag besser zu organisieren. Oft lässt sich im Arbeitsumfeld eine Lösung finden, etwa durch flexible Arbeitszeiten. Informieren Sie sich auch über gesetzliche Regelungen zur Pflegezeit. Wichtig: Geben Sie Ihrem Beruf und der Pflege gleichermaßen Raum, ohne dass eines das andere komplett verdrängt. Ein ausbalanciertes Arbeitsplatz-Modell schützt Ihre Gesundheit und bewahrt die Freude an beiden Aufgaben.

Welche Alternativen habe ich, wenn mir zu Hause alles über den Kopf wächst?

Fühlen Sie sich von den Anforderungen zu Hause überrollt, kann es sinnvoll sein, kurzzeitig oder dauerhaft professionelle Unterstützung einzuschalten. Ambulante Pflegedienste, Tagespflege oder Kurzzeitpflege sind beispielsweise Entlastungsangebote, die pflegende Angehörigen stark entlasten. Auch Verhinderungspflege ermöglicht Ihnen, temporär eine Vertretung für die Pflege zu organisieren – etwa wenn Sie selbst krank werden oder eine Auszeit brauchen. Sprechen Sie mit Ihrer Krankenkasse oder Pflegeberatung, um die beste Form der Hilfe für Ihre Situation zu finden.

Wie kann ich mich trotz Zeitdruck um meine eigene Gesundheit kümmern?

Kurze, aber konsequente Pausen sind das A und O. Planen Sie feste Auszeiten für Sport, Entspannungsübungen oder einfach nur zum Durchatmen. Auch kleine Rituale wie ein Spaziergang oder ein gutes Buch vor dem Einschlafen können viel bewirken. Denken Sie daran: Ihre eigene Gesundheit ist der Grundstein dafür, dass Sie langfristig für Ihren Angehörigen da sein können. Wenn Sie sich ernsthaft überlastet fühlen oder Anzeichen von Überforderung spüren, sollten Sie frühzeitig mit Fachleuten sprechen oder professionelle Hilfen nutzen.

Ich fühle mich schuldig, wenn ich Hilfe annehme. Was kann ich dagegen tun?

Das Gefühl von Schuld ist in diesem Berufsfeld weit verbreitet. Doch denken Sie daran: Jeder Mensch hat seine Grenzen, und es ist völlig in Ordnung, Ressourcen zu schonen. Unterstützung anzunehmen, bedeutet nicht, dass Sie Ihre Verantwortung abgeben. Im Gegenteil: Indem Sie sich entlasten, schaffen Sie eine stabile Basis für eine liebevolle Pflege und schützen sich vor negativen Stressfaktoren. Ihre Entlastung kommt auch Ihrem Angehörigen zugute, denn nur wer mental und körperlich fit bleibt, kann weiter gute Pflege leisten.

Sturzprävention: Risiken erkennen und die Wohnung sicherer gestalten

Stürze im Alltag sind keine Seltenheit – vor allem Stürze im Alter können gravierende Folgen haben. Etwa ein Drittel aller Senioren über 65 Jahre stürzt mindestens einmal pro Jahr. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko zu stürzen, da Gleichgewicht und Reflexe nachlassen und die Muskelkraft schwindet. Umso wichtiger ist eine gezielte Sturzprävention, auch Sturzprophylaxe genannt, damit ältere Menschen möglichst lange selbstständig und mobil bleiben.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Risikofaktoren es für Stürze gibt und wie Sie durch einfache Maßnahmen und Anpassungen in der Wohnung Stürze im Alltag verhindern können.

Risikofaktoren für Stürze im Alter: Warum steigt das Sturzrisiko?

Es gibt verschiedenste Gründe und Risikofaktoren, die im Alter zu Stürzen führen können. Mit zunehmendem Alter treten häufig Hörverluste und Sehstörungen auf. Und wer schlechter hört und sieht, hat es schwerer, Hindernisse rechtzeitig zu erkennen. Hörprobleme, die Schwindel verursachen, oder Erkrankungen, die den Gleichgewichtssinn beeinträchtigen, wie z. B. Innenohrerkrankungen, können das Gleichgewicht stören.

Außerdem leiden viele Senioren unter schwindender Muskelkraft, oft bedingt durch wenig Bewegung oder längere Krankheitsphasen und Operationen – dabei schwinden die Muskeln kritisch, und das Gleichgewicht leidet. Mangelndes Gleichgewicht und schwindende Muskelkraft sind oft ausschlaggebend für Unsicherheit beim Gehen.

Zudem kommen gesundheitliche Faktoren hinzu:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder niedriger Blutdruck können Schwindel verursachen, besonders beim plötzlichen Aufstehen.
  • Auch Wechselwirkungen verschiedener Medikamente spielen eine Rolle. Bestimmte Medikamente – etwa Beruhigungsmittel und Psychopharmaka – wirken dämpfend: Sie beeinträchtigen Aufmerksamkeit und Reflexe und verursachen eventuell auch Schwindel.

Solche Medikamente, die Schwindel hervorrufen, erhöhen somit das Sturzrisiko deutlich. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin, wenn Ihnen häufig schwindelig ist. Möglicherweise kann er oder sie die Medikamente umstellen oder eventuell die Dosierung verändern.

Ein weiterer Risikofaktor ist die Sturzhistorie selbst. Vorausgegangene Stürze erhöhen das Risiko, erneut zu stürzen. Oft verlieren Betroffene nach einem Sturz an Selbstvertrauen oder bewegen sich aus Angst weniger – ein Teufelskreis, denn wer sich wenig bewegt, verliert schnell weiter an Kraft und Stabilität. Die Folgen sind fatal: Stolpert man erneut, kann man sich dabei ernsthaft verletzen. Häufig sind Hüftfrakturen oder Kopfverletzungen die Folge. Umso wichtiger ist es, hier frühzeitig gegenzusteuern.

Wohnung sicherer gestalten: Stolperfallen beseitigen

Ein sicheres Wohnumfeld ist eine zentrale Säule der Sturzprophylaxe im Alter. Viele Stürze passieren zu Hause – oftmals aufgrund vermeidbarer Stolperfallen. Lose Teppiche, Teppichkanten, Kabel oder rutschige Böden können leicht zur Gefahr werden.

Achten Sie deshalb darauf, solche Risiken zu minimieren. Stufen und Schwellen sollten frei begehbar und gut sichtbar sein. Auch unzureichende Beleuchtung oder fehlende Haltegriffe erhöhen das Risiko von Stürzen. Mit ein paar Anpassungen lässt sich die Wohnung deutlich sicherer gestalten.

Folgende Punkte sind wichtig, um Ihr Zuhause sturzsicher zu machen:

  • Stolperfallen entfernen: Beseitigen oder sichern Sie lose Teppiche, hervorstehende Teppichkanten und herumliegende Kabel. Verwenden Sie Teppichklebestreifen oder rutschfeste Unterlagen, damit nichts verrutscht.
  • Rutschige Flächen entschärfen: Legen Sie rutschfeste Matten in Badewanne und Dusche, um ein Ausrutschen zu verhindern. Feuchte Böden sofort trocken wischen.
  • Haltegriffe und Handläufe anbringen: Installieren Sie Haltegriffe im Badezimmer (z. B. neben Toilette und Dusche) und stabile Handläufe beidseitig an Treppen. Diese bieten Unterstützung und Sicherheit beim Aufstehen und Treppensteigen.
  • Treppen und Stufen markieren: Bringen Sie gut sichtbare Treppenmarkierungen an den Stufenkanten an (z. B. in kontrastierenden Farben oder mit Leuchtstreifen). So sind die Stufen besser erkennbar – besonders bei schlechter Beleuchtung. Treppen und Stufen sollten generell frei begehbar sein, stellen Sie keine Gegenstände darauf ab.
  • Schwellen entschärfen: Nutzen Sie Türschwellenrampen für höhere Türschwellen oder Absätze. Diese kleinen Rampen gleichen Höhenunterschiede aus und verhindern, dass Sie mit der Fußspitze hängenbleiben.
  • Ausreichend Licht: Sorgen Sie für eine gute Beleuchtung in der gesamten Wohnung. Installieren Sie Nachtlichter im Flur und im Bad, damit nächtliche Wege sicherer werden. Lichtquellen mit Bewegungsmelder sind praktisch, so müssen Sie im Dunkeln keinen Schalter suchen.
  • Auch außen Sicherheiten schaffen: Halten Sie Außenbereiche (Eingangswege, Garten) frei von Stolperfallen wie herumliegenden Werkzeugen oder rutschigem Laub. Bringen Sie bei Bedarf Handläufe und Pfosten im Garten an Wegen oder Stufen an, damit Sie sich auch draußen gut festhalten können.

Schon durch diese Maßnahmen der Sturzprophylaxe mit sicherem Wohnumfeld lässt sich das Risiko zuhause erheblich reduzieren. Viele dieser Hilfsmittel erhalten Sie im RCS PRO Onlineshop. So können Sie Ihre Wohnung Schritt für Schritt seniorengerecht und sicher gestalten.

Außerdem gehören zur Sturzprävention regelmäßige Überprüfungen: Kontrollieren Sie immer mal wieder, ob neue Stolperstellen entstanden sind (z. B. eine Welle im Teppich, ein wackeliger Stuhl) und beheben Sie diese umgehend. Achten Sie stets darauf, dass Ihr Wohnbereich aufgeräumt und gut begehbar ist.

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Bewegung und Fitness: Die effektivste Maßnahme gegen Stürze

Eine der effektivsten Maßnahmen, um Stürzen vorzubeugen, ist, körperlich fit zu bleiben. Studien belegen, dass Sturzprophylaxe am besten funktioniert, wenn man Kraft und Balance trainiert – wer stand- und gangsicher ist, bleibt selbstständig und mobil. Senioren und Seniorinnen, die regelmäßig Sport treiben oder sich viel bewegen, stürzen deutlich seltener als solche, die sich kaum bewegen. Wichtig ist: Es ist nie zu spät anzufangen, und man muss kein Leistungssportler sein – schon einfache Balance- und Kraftübungen helfen viel.

Integrieren Sie Bewegung in den Alltag. Zum Beispiel können Übungen für Balance und Beinkraft dreimal pro Woche ausgeübt werden: Stellen Sie sich abwechselnd auf ein Bein, gehen Sie zwischendurch auf den Zehenspitzen und dann auf den Fersen, oder üben Sie sich im langsamen Aufstehen und Hinsetzen ohne Zuhilfenahme der Hände. Solche einfachen Übungen verbessern das Gleichgewicht und stärken die Muskulatur in Beinen und Rumpf.

Auch Spazierengehen, leichtes Gymnastiktraining oder Tanzen können Ihre Muskelkraft und Koordination fördern. Wer sich regelmäßig bewegt, fördert die Durchblutung und die Reaktionsfähigkeit – und wer stand- und gangsicher ist, bleibt selbstständig und mobil im Alter.

Fit werden nach längerer Inaktivität

Nach längerer Inaktivität, etwa nach einem Krankenhausaufenthalt, ist es besonders wichtig, behutsam wieder aktiv zu werden. Mit zunehmendem Alter und nach Krankheiten treten häufig Schwächen auf – umso mehr sollte man darauf achten, körperlich fit zu bleiben, um Stürzen vorzubeugen. Ihr Hausarzt kann Ihnen auch Übungen für Balance und Kraft empfehlen oder eine Physiotherapie verschreiben.

Scheuen Sie sich nicht, Mobilitätshilfen wie Gehstöcke oder Rollatoren zu nutzen, falls Sie unsicher auf den Beinen sind – richtig eingesetzt erhöhen sie Ihre Gangsicherheit. Wer sich wenig bewegt verliert schnell an Stabilität, daher ist moderate, aber regelmäßige Bewegung die beste Medizin gegen Stürze.

Weitere Maßnahmen: Vorsorge und umsichtiges Verhalten

Neben Wohnraumanpassungen und Fitness gibt es weitere Verhaltensmaßnahmen gegen Stürze, die Sie beherzigen können. Achten Sie stets darauf, im Alltag umsichtig zu handeln: Stehen Sie z. B. langsam aus dem Bett oder vom Stuhl auf, um Schwindel durch Blutdruckabfall zu vermeiden. Nach dem Aufstehen kurz stehenbleiben und orientieren, erst dann losgehen – so bleiben Gleichgewicht und Kreislauf stabil.

Nehmen Sie sich Zeit und vermeiden Sie Hektik, insbesondere auf Treppen oder glatten Wegen. Tragen Sie festes, rutschfestes Schuhwerk (keine Schlappen ohne Fersenhalt). Und nutzen Sie vorhandene Hilfen: Halten Sie sich am Geländer fest, wann immer Sie Treppen steigen, und verwenden Sie die Haltegriffe, die Sie installiert haben.

Sturzprävention dank regelmäßiger Vorsorge

Regelmäßige gesundheitliche Vorsorge ist ebenfalls Teil der Sturzprävention. Lassen Sie mindestens alle zwei Jahre einen Sehtest durchführen. Denn eine gute Sicht ist ein wichtiger Faktor, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Auch ein Hörtest kann sinnvoll sein, denn Alter und Lärm führen oft schleichend zu Hörverlust. Wenn das Gehör nachlässt, kann ein Hörgerät das Gleichgewichtsempfinden verbessern und Sie nehmen Warnsignale wie z. B. ein herannahendes Fahrrad besser wahr.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über Ihr persönliches Sturzrisiko: Er oder sie kann überprüfen, ob Erkrankungen, die den Gleichgewichtssinn beeinträchtigen, vorliegen und ob Ihre Medikamente optimiert werden können. Gegebenenfalls kann der Arzt eventuell die Dosierung verändern oder alternative Präparate vorschlagen, um Nebenwirkungen wie Schwindel zu minimieren.

Angehörige um Hilfe bitten

Senioren und Seniorinnen müssen das Thema Sturz nicht scheuen: Sprechen Sie offen mit Ihren Angehörigen über eventuelle Unsicherheiten. Gemeinsam kann man Lösungen finden – sei es der Umbau des Badezimmers, das Anschaffen einer Türschwellenrampe oder die Anmeldung zu einem Seniorensportkurs. Angehörige können helfen, die Wohnung sturzsicher zu machen und bei Bedarf im Alltag unterstützen. Wichtig ist, dass Sie trotz aller Vorsicht mobil bleiben und sich weiterhin etwas zutrauen. Vertrauen Sie auf Hilfsmittel und nehmen Sie Hilfe an, wo es nötig ist, aber bleiben Sie aktiv.

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Sicher und selbstständig im Alter

Die Sturzprophylaxe im Alter erfordert verschiedene Maßnahmen – von der sicheren Gestaltung des Wohnumfelds über körperliche Fitness bis hin zur medizinischen Vorsorge. Kein Aspekt sollte allein stehen, denn erst das Zusammenspiel dieser Schritte bietet umfassenden Schutz.

Sturzprävention bedeutet, Risiken erkennen und bewusst zu minimieren: Entfernen Sie Stolperfallen, achten Sie auf ausreichend Bewegung, und lassen Sie Ihre Gesundheit regelmäßig checken. So können Sie verhindern, dass das Risiko für Stürze im Alter deutlich steigt.

Laut Experten wie z. B. von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie ist die Maßnahme, um Stürzen vorzubeugen, körperlich fit und aktiv zu bleiben, besonders wirkungsvoll – kombiniert mit einem sicheren Wohnumfeld. Nutzen Sie Hilfsmittel wie Haltegriffe und rutschfeste Matten, wenn Sie alleine leben, und ziehen Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin bei Unsicherheiten hinzu. Sturzprophylaxe sind verschiedene Maßnahmen, die in Summe dafür sorgen, dass Sie Ihr Sturzrisiko kontrollieren und reduzieren können.

Mit all diesen Tipps verhindern Sie Stürze, bevor sie passieren. Und wenn man Stürze im Alltag vermeidet, steigt die Lebensqualität. Bleiben Sie aufmerksam, bleiben Sie in Bewegung und gestalten Sie Ihre Umgebung sicher. So bleibt man gangsicher, selbstständig und mobil und kann das Leben in vollen Zügen genießen – auch im hohen Alter.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema Sturzprophylaxe

Was versteht man unter Sturzprophylaxe?

Unter Sturzprophylaxe fasst man alle Maßnahmen zusammen, die Menschen davor bewahren sollen, im Alltag zu stürzen. Dazu gehören zum Beispiel das Entfernen von Stolperfallen, das Training von Gleichgewicht und Muskulatur sowie regelmäßige Gesundheitschecks.

Warum ist das Risiko für Stürze bei 80-Jährigen oft höher?

Mit steigendem Alter nimmt in der Regel die Muskelkraft ab, das Gleichgewicht verschlechtert sich und möglicherweise kommen Seh- oder Hörprobleme hinzu. All das erhöht das Risiko für Stürze, sodass besonders bei über 80-jährigen Vorsichts- und Vorbeugemaßnahmen wichtig sind.

Was sind typische Stolperfallen, die Menschen im Alltag zum Stürzen bringen können?

Häufig sind es Kleinigkeiten wie lose Teppiche, ungesicherte Kabel, rutschige Böden oder unbeleuchtete Flure. Auch Schwellen und Treppen ohne Handlauf können schnell zu einer Gefahr werden. Wer hier vorbeugt, senkt sein Risiko deutlich.

Wie kann ich das Risiko zu stürzen reduzieren, wenn ich bereits unsicher auf den Beinen bin?

Neben einer sicheren Wohnung (Vermeidung von Stolperfallen, gute Beleuchtung, Anbringen von Handläufen) hilft es, das Gleichgewicht zu trainieren und die Muskulatur zu stärken. Bereits leichte Aktivitäten wie regelmäßige Spaziergänge oder einfache Gymnastik können Menschen helfen, ihre Standfestigkeit zu verbessern.

Ab welchem Alter sollte man sich besonders mit Sturzprophylaxe beschäftigen?

Generell ist es nie zu früh, auf eine sichere Umgebung zu achten. Ab dem mittleren Lebensalter nimmt die Kraft oft schleichend ab. Sturzprophylaxe wird besonders ab 70 oder 80 Jahren essenziell, da hier das Risiko für gesundheitliche Folgen durch Stürze steigt.

Welche Rolle spielt das soziale Umfeld bei der Sturzprophylaxe?

Menschen, die Unterstützung von Familie oder Freunden haben, werden seltener über längere Zeit hinweg vernachlässigt oder allein gelassen. Häufig kümmern sich Angehörige um eine seniorengerechte Wohnraumanpassung und motivieren zu gemeinsamer Bewegung. Auch können sie im Ernstfall helfen, wenn ein Sturz doch passiert.

Wo finde ich weitere Informationen zur Vorbeugung von Stürzen?

Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin kann Ihnen bei Fragen zum persönlichen Sturzrisiko oder zu passenden Trainingsprogrammen weiterhelfen. Außerdem finden Sie bei Fachanbietern wie RCS Pro umfassende Informationen zu geeigneten Produkten wie Haltegriffe, rutschfeste Matten oder Treppenmarkierungen, um das Risiko für Stürze zu reduzieren.

COPD im Griff: Atemübungen und Hilfsmittel für mehr Luft im Alltag

COPD (chronisch obstruktive Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem) ist eine Lungenerkrankung, bei der verengte Atemwege das Atmen erschweren. Betroffene leiden unter Symptomen wie Husten, vermehrtem Auswurf von Sekret und vor allem Atemnot im Alltag. In Deutschland sind schätzungsweise mehrere Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen​.

Ohne ausreichende Luftzufuhr fühlt man sich schnell ausgelaugt, denn der Körper erhält nicht genug Sauerstoff. Selbst einfache Tätigkeiten können für Patienten zur Belastung werden und zu Luftnot führen. Doch es gibt Hilfe: Durch gezielte Atemübungen, richtiges Atemtraining und unterstützende Hilfsmittel lässt sich die Atmung erleichtern und die Lebensqualität erheblich steigern.

Atemnot und COPD: Warum Atemübungen so wichtig sind

Mit COPD wird die Atmung zur täglichen Herausforderung. Die Bronchien sind chronisch entzündet und verengt, was den Luftaustausch behindert. Durch die Überblähung der Lunge bleibt verbrauchte Luft in den Lungen gefangen und es fällt schwer, vollständig auszuatmen. Die Folge ist oft eine quälende Atemnot, zunächst bei Belastung und in fortgeschrittenen Stadien sogar in Ruhe. Viele Patienten geraten dann in einen Teufelskreis aus Kurzatmigkeit und Angst: Die Luftnot kann Angst und sogar Panik auslösen, was wiederum die Atemfrequenz erhöht und die Atemnot verstärkt. Hier setzen Atemübungen und Atemtherapie an.

Gezielte Atemtechniken helfen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Sie verbessern die Belüftung der Lunge, reduzieren die Überblähung und fördern die Entspannung. Studien und Erfahrungen zeigen, dass spezielle Atemübungen Erleichterung verschaffen und die Atemmuskulatur entlasten können​.

Indem man lernt, bewusster ein- und auszuatmen, bekommt man wieder besser Luft und kann in Atemnot-Situationen ruhiger reagieren. Das hat auch psychologische Bedeutung: Wer Techniken an der Hand hat, um mit Atemnot umzugehen, fühlt sich sicherer und verliert etwas von der Angst vor der nächsten Atemnotattacke. Insgesamt sind Atemübungen ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, da sie – neben Medikamenten – wesentlich zur Behandlung beitragen, indem sie Atemnot lindern, die Atemwege offen halten und die eigene Kontrolle über die Atmung stärken.

Atemübungen sollten regelmäßig geübt werden

Atemübungen sollten idealerweise frühzeitig erlernt werden, am besten angeleitet durch erfahrene Atemphysiotherapeuten oder in speziellen Patientenschulungen. Unter professioneller Anleitung kann man die korrekten Techniken in Ruhe üben, um sie dann in stressigen Situationen automatisch anwenden zu können. Wichtig ist dabei die Regelmäßigkeit: Wie bei jedem Training führt nur konsequentes Üben zum Erfolg. Planen Sie daher feste Zeiten für Ihr Atemtraining ein – in entspanntem Zustand, wenn Sie frei von akuter Atemnot sind. So bauen Sie Schritt für Schritt Routine auf, und Ihre Atemmuskulatur gewöhnt sich an die neuen Atemmuster. Die Gedanken können Sie dabei bewusst auf die Entspannung lenken: Konzentrieren Sie sich auf ruhiges Ein- und Ausatmen, um innere Ausgeglichenheit zu finden. Dies beruhigt den Körper und Geist gleichermaßen.

Mit der Zeit spielen diese Techniken eine große Rolle im Umgang mit COPD: Sie sorgen dafür, dass Sie im Notfall weniger in Panik geraten und Ihre Beschwerden besser kontrollieren können​.

Atemübungen: Techniken für mehr Luft

Es gibt eine Reihe bewährter Atemtechniken, die Menschen mit COPD helfen, ihre Atmung zu verbessern und mehr Luft zu bekommen​. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Übungen und Tipps vor. Diese Übungen können von Betroffenen leicht erlernt werden und sind kostenlos überall durchführbar – sie benötigen lediglich etwas Zeit und Übung. Jede Übung zielt darauf ab, die Atmung zu vertiefen, die Atemwege zu entlasten und dem Patienten Sicherheit im Umgang mit Atemnot zu geben.

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Die Lippenbremse – langsames Ausatmen gegen die Luftnot

Die Lippenbremse ist die klassische Atemübung bei COPD und anderen Atemwegserkrankungen. Sie hilft sofort gegen Atemnot und kann sowohl in Ruhe als auch unter Belastung angewendet werden. Diese Technik funktioniert so: Man atmet zunächst normal durch die Nase ein und lässt dann die Luft langsam und kontrolliert durch die locker aufeinander liegenden Lippen ausströmen, als würde man eine Kerze mit sanftem Luftstrom ausblasen. Durch das Ausatmen gegen die nur leicht geöffnete Lippenöffnung entsteht ein leichter Widerstand. Wichtig: Pressen Sie die Lippen nicht mit Kraft zusammen, sondern halten Sie sie entspannt, ähnlich wie beim leichten Pfeifen.

So geht die Lippenbremse – Schritt für Schritt:

  1. Setzen Sie sich möglichst aufrecht hin und entspannen Sie die Gesichtsmuskulatur. Legen Sie die Lippen locker aufeinander.
  2. Atmen Sie langsam und tief durch die Nase ein. Spüren Sie, wie die Luft in die Lunge strömt.
  3. Atmen Sie nun langsam und gleichmäßig durch den Mund aus, indem Sie die Luft durch die nur kleine Öffnung zwischen den Lippen entweichen lassen (als würden Sie vorsichtig pusten). Verlängern Sie die Ausatmung, aber ohne zu pressen.

Bei der Lippenbremse wird die ausgeatmete Luft etwas gestaut, was einen leichten Überdruck in den Atemwegen erzeugt. Dieser Effekt stabilisiert die Bronchien während der Ausatmung und verhindert, dass die Atemwege kollabieren​. Dadurch können die Lungen mehr verbrauchte Luft abgeben, die sonst eine Überblähung verursachen würde. Mit der Lippenbremse wird also mehr „alte“ Luft aus der Lunge entfernt, und Platz für frischen Sauerstoff geschaffen.

Das Ergebnis: Die Luftnot nimmt ab, das Gefühl der Enge in der Brust lässt nach, und man verspürt spürbar Erleichterung. Nutzen Sie die Lippenbremse immer dann, wenn Sie kurzatmig sind – zum Beispiel nach dem Treppensteigen (einer körperlichen Belastung) oder während eines Hustenanfalls. In solchen Situationen hilft die Technik, schnell wieder zur Ruhe zu kommen. Übrigens kann diese Atemtechnik auch Angst reduzieren, denn das verlangsamte Ausatmen signalisiert dem Körper Entspannung.

Bauchatmung – die Kraft des Zwerchfells nutzen

Viele Menschen atmen überwiegend in die Brust. Bei der Bauchatmung (Zwerchfellatmung) dagegen nutzt man bewusst das Zwerchfell, unseren wichtigsten Atemmuskel, um tiefer in den Bauchraum zu atmen. Gerade für Menschen mit COPD ist dies sinnvoll, denn die Bauchatmung ermöglicht es, mehr Luft in die unteren Lungenbereiche zu bringen und die Atmung effizienter zu gestalten. Tief in den Bauch einzuatmen kann helfen, mehr Sauerstoff aufzunehmen und die Atemmuskulatur zu entlasten​.

Diese Atemtechnik verbraucht weniger Energie als eine flache Brustatmung und fördert insgesamt die Entspannung des Körpers.

So üben Sie die Bauchatmung:

Legen Sie zum Üben eine Hand auf den Bauch und atmen Sie langsam durch die Nase ein. Stellen Sie sich vor, wie die Luft bis in den Bauch strömt und Ihre Hand sanft nach oben drückt. Ihre Bauchdecke wölbt sich nach außen, während sich der Brustkorb nur wenig hebt. Atmen Sie dann lang und vollständig aus – idealerweise ebenfalls mit leicht geschürzten Lippen oder der oben beschriebenen Lippenbremse, um die Luft kontrolliert abzugeben. Beim Ausatmen senkt sich die Bauchdecke wieder.

Wiederholen Sie dieses tiefe Ein- und Ausatmen mehrere Male. Anfangs fällt es leichter, diese Übung im Liegen auszuführen, da der Körper dabei entspannt ist und Sie die Bewegung des Bauches besser spüren. Mit etwas Übung gelingt die Bauchatmung aber auch im Sitzen oder Stehen. Wichtig ist, dass Sie während der Übung in Ruhe bleiben und nicht verkrampfen. Die Bauchatmung können Sie täglich ein paar Minuten trainieren – sie führt zu einer vertieften Atmung, verbessert die Sauerstoffaufnahme und kann auch gegen Stress eingesetzt werden, da sie beruhigend wirkt.

Atemerleichternde Haltungen – richtig sitzen oder stehen bei Atemnot

Neben reinen Atemtechniken spielen auch Körperhaltungen eine wichtige Rolle, um das Atmen zu erleichtern. In einer akuten Situation mit Atemnot neigen viele dazu, zu verkrampfen oder panisch zu werden. Stattdessen hilft es, eine atemerleichternde Position einzunehmen. Durch bestimmte Haltungen kann die Atmung effizienter werden, weil Teile des Körpers abgestützt werden und die Atemhilfsmuskulatur optimal eingesetzt wird​.

Zwei gängige Techniken sind der Kutschersitz und die Torwartstellung, doch auch das Abstützen an einer Wand oder auf einem Tisch kann helfen. Wichtig ist immer: der Oberkörper sollte etwas nach vorne gebeugt sein und die Arme aufgestützt werden – so wird der Brustkorb entlastet.

  • Kutschersitz: Setzen Sie sich auf einen Stuhl, die Beine leicht auseinander. Beugen Sie den Oberkörper nach vorne und stützen Sie Ihre Arme mit den Ellenbogen auf den Knien oder auf einer festen Unterlage (z.B. Oberschenkel) ab. Lassen Sie Kopf und Schultern locker nach vorne sinken. In dieser Haltung kann der Schultergürtel unterstützt werden, und Sie können ruhiger atmen. Atmen Sie bewusst langsam ein und mit der Lippenbremse aus. Diese Haltung verschafft oft schnell Erleichterung.
  • Torwartstellung (Abstützen im Stehen): Stellen Sie sich hüftbreit hin (Beine leicht gegrätscht). Beugen Sie den Oberkörper etwas nach vorne. Stützen Sie die Hände oberhalb der Knie auf den Oberschenkeln ab (als würden Sie sich nach einem Sprint abstützen, daher der Name). Die Finger zeigen nach innen, Ellenbogen leicht gebeugt. Auch hier wird das Gewicht des Oberkörpers von den Armen getragen. Atmen Sie ruhig ein und aus. Diese Position im Stehen ermöglicht es, die Atemhilfsmuskulatur – beispielsweise Muskeln im Schulter- und Nackenbereich – effektiv zur Unterstützung der Atmung einzusetzen​.

Solche Körperhaltungen können in Notfallsituationen wahre Wunder wirken. Sie sind einfache Hilfen, um die Atemarbeit zu verringern. Versuchen Sie, sich diese Haltungen bereits in Zeiten ohne akute Atemnot einzuprägen. Dann erinnern Sie sich in der Stresssituation besser daran. In der Regel stellt sich mit einer atemerleichternden Haltung und den richtigen Atemtechniken schnell eine Besserung der Atemnot ein. Kombinieren Sie z.B. den Kutschersitz mit der Lippenbremse – so nutzen Sie zwei Methoden gleichzeitig, um wieder Luft zu bekommen.

Sekretlösung und richtiges Husten

COPD geht häufig mit zähem Schleim in den Atemwegen einher, besonders bei der chronischen Bronchitis-Komponente der Krankheit. Das Abhusten dieses Sekrets ist wichtig, damit die Atemwege frei bleiben. Auch hierfür gibt es Techniken: Zum Beispiel das „Huffing“ (forcierte Expiration) ist eine schonende Hustentechnik, bei der man anstatt kräftig zu husten, die Luft stoßweise mit offenem Mund ausstößt, als würde man auf einen Spiegel hauchen. Dadurch lösen sich Ablagerungen, ohne die Bronchien zu stark zu belasten.

Generell gilt: Nehmen Sie sich Zeit zum Husten und sorgen Sie für eine gute Flüssigkeitszufuhr, damit das Sekret flüssiger wird. Unterstützend können Hilfsmittel zum Einsatz kommen, die im nächsten Abschnitt vorgestellt werden.

Hilfsmittel bei COPD: Unterstützung für Ihre Atemwege

Neben Übungen ohne Gerät gibt es auch einige praktische Hilfsmittel, die Menschen mit COPD im Alltag Erleichterung verschaffen. Solche Hilfen können die Wirkung der Atemübungen ergänzen und helfen, Symptome wie Atemnot und Husten besser in den Griff zu bekommen. Im Folgenden einige wichtige Hilfsmittel und Therapieansätze kurz vorgestellt.

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PEP-Geräte und Atemtrainer

Ein zentrales Hilfsmittel bei der Atemtherapie von COPD sind PEP-Geräte (Positive Expiratory Pressure). Diese kleinen Geräte erzeugen beim Ausatmen einen Widerstand und teils Vibrationen in den Atemwegen. Man atmet gegen einen einstellbaren Druck aus. Durch diesen positiven Druck werden die Bronchien von innen gestützt und offen gehalten, ähnlich wie bei der Lippenbremse, nur intensiver. Gleichzeitig versetzen manche Geräte die Luft in Schwingung, was festsitzendes Sekret in den Bronchien löst. Regelmäßiges Training mit PEP-Geräten hat mehrere Vorteile: Es stärkt die Atemmuskulatur und kann die Atemnot reduzieren, weil die Lunge besser entleert und belüftet wird​.

Zudem hilft es, Schleim effizienter abzutransportieren – Husten fällt leichter und wird produktiver. PEP-Geräte kommen meist im Rahmen einer Atemphysiotherapie oder Atemschulung zum Einsatz, wo Atemphysiotherapeuten den Patienten die richtige Anwendung beibringen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Therapeuten, ob ein solches Gerät für Sie sinnvoll ist und lassen Sie sich die Handhabung genau erklären. Wichtig ist, das Atemtraining mit dem Gerät dann in der Regel täglich durchzuführen, um einen spürbaren Effekt zu erzielen. Schon wenige Minuten pro Tag – zum Beispiel morgens und abends – können reichen. Diese Geräte sind eine wertvolle Hilfe, um langfristig die Lungenfunktion zu unterstützen und aktiv an der Verbesserung der Symptome zu arbeiten.

Neben PEP-Geräten gibt es auch Atemtrainer, die speziell die Einatmungskraft stärken (Inspiratorisches Muskeltraining). Diese funktionieren so, dass Sie gegen einen Widerstand einatmen müssen. Dadurch werden Zwerchfell und Atemhilfsmuskeln wie ein Muskel im Fitnessstudio trainiert. Ein stärkeres Zwerchfell bedeutet, dass Sie bei Beanspruchung weniger Belastung spüren, weil das Einatmen leichter fällt. Solche Atemmuskeltrainer gibt es in verschiedenen Formen (als einfaches mechanisches Gerät mit einstellbarem Widerstand oder elektronische Geräte). Auch hier gilt: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Therapeuten beraten, welches Gerät passend ist und wie es richtig benutzt wird.

Inhalation und Medikation

Die medikamentöse Behandlung der COPD erfolgt oft über inhalative Medikamente (Bronchien-erweiternde Sprays, Pulverinhalatoren oder Vernebler). Ein Inhalationsgerät ist zwar im engeren Sinne kein Hilfsmittel zur Atemtechnik, aber es ist essentiell, um die Atemwege offen zu halten. Patienten sollten unbedingt die richtige Inhalationstechnik beherrschen, damit das Medikament in der Lunge ankommt. In Patientenschulungen wird daher häufig das korrekte Inhalieren geübt​.

Scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt oder Apotheker um eine Einweisung zu bitten – eine falsche Anwendung des Inhalators kann die Wirksamkeit drastisch verringern. Neben den Dauermedikamenten sollten COPD-Betroffene auch ein Notfallspray (Reliever) griffbereit haben, das in akuten Atemnotsituationen für schnelle Erleichterung sorgt. Alle diese Medikamente tragen zwar nicht direkt zur Kräftigung der Lunge bei, sind aber für viele der Grundpfeiler, um überhaupt erst die Voraussetzungen für Übungen und Training zu schaffen, indem sie die Bronchien weiten und Entzündungen hemmen.

Sauerstofftherapie

Im fortgeschrittenen Stadium einer COPD kommt es häufig zu anhaltendem Sauerstoffmangel im Blut. Dann reicht die normale Atmung – trotz aller Übungen – nicht mehr aus, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. In solchen Fällen verordnet der Arzt eine Langzeit-Sauerstofftherapie. Die Patienten erhalten ambulant ein Sauerstoffgerät (z.B. Konzentrator oder mobile Sauerstoffflasche), über das sie mehrere Stunden am Tag oder sogar rund um die Uhr zusätzlichen Sauerstoff inhalieren können. Die Vorstellung, dauerhaft an einen Sauerstoffschlauch gebunden zu sein, macht vielen zunächst Sorgen und Angst, doch moderne Geräte erlauben heute viel Bewegungsfreiheit und können sogar mobil mitgeführt werden. Mit etwas Planung sind auch Aktivitäten außer Haus oder Reisen weiterhin möglich​.

Die zusätzliche Sauerstoffgabe entlastet Herz und Körper enorm und verbessert die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität deutlich. Wichtig ist, die vom Arzt verordnete Sauerstoffmenge konsequent anzuwenden, denn nur dann erfüllt die Therapie ihr Ziel. Bei korrekter Anwendung kann die Sauerstofftherapie nicht nur Luftnot lindern, sondern auch das Fortschreiten von Organschäden durch chronischen Sauerstoffmangel bremsen.

Wenn Sie zu den Betroffenen gehören, bei denen eine Sauerstofftherapie nötig ist, lassen Sie sich ausführlich beraten. Anfangs ist es ungewohnt, aber viele Patienten berichten, dass sie sich viel sicherer fühlen, wenn sie die „extra Luft“ haben und dadurch wieder mehr unternehmen können.

Alltagstipps: Besser leben mit COPD

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Neben den gezielten Atemübungen und Hilfsmitteln gibt es im Alltag viele kleine Dinge, die in Summe große Wirkung haben können. Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt, um mit COPD besser zu leben und die Atemnot zu reduzieren:

  • Bewegung und Lungensport: Auch wenn es paradox klingt – regelmäßige körperliche Aktivität kann die Atemnot langfristig verringern. Angepasste Bewegung (z.B. Gehen, leichtes Training in Lungensportgruppen) stärkt die allgemeine Muskulatur und Ausdauer. Kräftigere Beine und ein fitterer Körper helfen, alltägliche Belastungen leichter zu bewältigen. Wichtig: Überanstrengen Sie sich nicht und legen Sie Pausen ein, aber bleiben Sie in Bewegung.
  • Tagesplanung und Pacing: Planen Sie Ihren Tag mit ausreichenden Pausen. Legen Sie anstrengende Aufgaben auf Zeiten, in denen Sie sich am fittesten fühlen. Vermeiden Sie Hektik und Stress, indem Sie alles in Ruhe angehen. So vermeiden Sie unnötige Belastung.
  • Richtige Atemtechnik im Alltag anwenden: Integrieren Sie Ihre Atemübungen in tägliche Aktivitäten. Zum Beispiel: Atmen Sie beim Treppengehen bewusst mit der Lippenbremse aus, oder nutzen Sie die Bauchatmung, wenn Sie spazieren gehen. Diese angewandten Techniken helfen, auch während Aktivitäten die Luft zu behalten.
  • Entspannung üben: Stress und seelische Anspannung wirken sich direkt auf die Atmung aus. Methoden wie progressive Muskelentspannung, Yoga (angepasst) oder Meditation können Ihnen helfen, Stress abzubauen und innere Ruhe zu finden. Dadurch verringern sich auch Atemnot-Anfälle, weil Sie insgesamt gelassener bleiben. Gönnen Sie sich regelmäßig Entspannung und achten Sie auf ausreichenden Schlaf – das fördert die Regeneration.
  • Auslöser meiden: Versuchen Sie, Reize zu vermeiden, die Ihre Atemwege reizen. Kalte Luft, Zigarettenrauch (aktiv und passiv), Staub, Schadstoffe oder auch starke Düfte können Husten und Luftnot auslösen. Sorgen Sie für ein gutes Raumklima mit frischer, nicht zu trockener Luft (Raumluftbefeuchter können helfen, Schleim in den Atemwegen geschmeidig zu halten).
  • Vorsorge treffen: Halten Sie Ihre vom Arzt empfohlenen Impfungen aktuell (z.B. gegen Grippe und Pneumokokken), um Infektionen vorzubeugen, denn jede Bronchitis kann Ihre Lunge zusätzlich schwächen. Haben Sie einen Notfallplan: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, was in einer akuten Verschlechterung (Notfall) zu tun ist, wann Sie ggf. ein Notfallmedikament nehmen oder den Rettungsdienst rufen sollten. Es gibt auch COPD-Patientenschulungsprogramme, die solche Situationen trainieren und Sicherheit geben.

Mit all diesen Maßnahmen – Atemübungen, Hilfsmitteln und einer bewussten Lebensführung – lässt sich die COPD zwar nicht heilen, aber in den Griff bekommen. Das Ziel ist, möglichst lange ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen, trotz der Krankheit. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und arbeiten Sie eng mit Ihren behandelnden Ärzten und Therapeuten zusammen. Jeder kleine Fortschritt, sei es eine geringere Atemnot beim Treppensteigen oder weniger Husten in der Nacht, ist ein Gewinn an Lebensqualität.

FAQ (Häufig gestellte Fragen)

Welche Atemübungen helfen bei akuter Atemnot am schnellsten?

Die Lippenbremse gilt als eine der wichtigsten Atemtechniken für Menschen mit COPD. Atmen Sie dabei durch die Nase ein und pusten Sie die Luft langsam durch die locker aufeinanderliegenden Lippen wieder aus. Diese einfache Übung schafft einen leichten Widerstand beim Ausatmen und verhindert ein frühzeitiges Zusammenfallen der Bronchien. Dadurch gelingt es Ihnen, verbrauchte Luft effektiver aus der Lunge zu entfernen und mehr Sauerstoff aufzunehmen. Auch die Bauchatmung (Zwerchfellatmung) kann in akuten Stressmomenten helfen, weil sie die Atemmuskulatur schont und den Brustkorb entlastet.

Wie kann ich festsitzenden Schleim besser abhusten?

Viele COPD-Betroffene kämpfen mit zähem Sekret in den Atemwegen. Um dieses Sekret effektiver zu lösen, können sogenannte PEP-Geräte (Positive Expiratory Pressure) oder Oszillations-PEP-Geräte eingesetzt werden. Sie erzeugen beim Ausatmen einen Widerstand und Vibrationen, was die Bronchien „rüttelt“ und Schleim lockert. Eine angepasste Hustentechnik wie das „Huffing“ – bei dem man die Luft stoßweise ausstößt, anstatt heftig zu pressen – hilft, den Schleim schonender aus den Bronchien zu transportieren.

Ist es normal, dass ich mich anfangs etwas unwohl fühle, wenn ich Atemübungen mache?

Ja, ein vorübergehendes Gefühl von Unsicherheit ist nichts Ungewöhnliches. Viele Menschen müssen sich erst an das bewusste Atmen und die teilweise neuen Bewegungsabläufe gewöhnen. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und sich nicht zu überfordern. Sollten jedoch starke Beschwerden oder Schwindelgefühle auftreten, brechen Sie die Übung ab und sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrem Atemphysiotherapeuten. Mit regelmäßiger Übung und der richtigen Anleitung wird das Unwohlsein in der Regel schnell weniger.

Brauche ich bei COPD zwangsläufig eine Sauerstofftherapie?

Nicht alle Patienten mit COPD benötigen Sauerstoff. Eine Langzeit-Sauerstofftherapie kommt vor allem dann infrage, wenn die Sauerstoffsättigung im Blut dauerhaft zu niedrig ist. Dies wird in der Regel über Blutgasanalysen überprüft. Ist tatsächlich ein chronischer Sauerstoffmangel vorhanden, kann eine zusätzliche Sauerstoffgabe die Lebensqualität enorm verbessern und die Belastbarkeit steigern. Ihr Arzt entscheidet anhand Ihres Krankheitsverlaufs und Ihrer Untersuchungswerte, ob und ab wann die Therapie sinnvoll ist. Wer Sauerstoff benötigt, wird ausführlich geschult und erhält passende Geräte für Zuhause und unterwegs.

Was kann ich zusätzlich zu den Atemübungen tun, um meinen Alltag zu erleichtern?

Ein ganzheitlicher Ansatz ist wichtig. Nutzen Sie bei Bedarf Inhalatoren oder andere verschriebene Medikamente korrekt, um die Bronchien zu erweitern und Entzündungen zu mindern. Ein angepasstes Kraft- und Ausdauertraining (z. B. Lungensport) hilft, die Muskulatur zu stärken und die Belastung im Alltag besser zu meistern. Achten Sie auf ausreichende Entspannung und üben Sie stressreduzierende Methoden (z. B. Progressive Muskelentspannung oder Yoga). Planen Sie Ruhepausen ein und vermeiden Sie Überanstrengung. Kleine Alltagshilfen wie ein Rollator oder ein Duschhocker können zudem körperliche Anstrengung reduzieren und Ihnen mehr Sicherheit geben.

Quellen

  1. Lungeninformationsdienst – Atemübungen und Atemschulung: Beschreibung bewährter Atemtechniken (z.B. Lippenbremse) und deren Wirkung zur Erleichterung der Atmung​lungeninformationsdienst.de.
  2. Lungeninformationsdienst – Atemerleichternde Techniken und Selbsthilfemaßnahmen: Einsatz von PEP-Systemen (Flutter, Cornet etc.) in der Atemtherapie; regelmäßiges Training mit PEP-Geräten senkt Atemnot, stärkt Atemmuskulatur und fördert Schleimlösung​. lungeninformationsdienst.de
  3. COPD-Deutschland e.V. – COPD mit und ohne Lungenemphysem: Symptome, Ursachen, Therapieoptionen: Hintergrundinformationen zu COPD als chronische Lungenerkrankung; Prävalenz (rund 6,8 Mio. Betroffene in Deutschland) und Bedeutung nicht-medikamentöser Therapien wie Atemphysiotherapie, Lungensport und Sauerstoff-Langzeittherapie​. copd-deutschland.de
  4. netdoktor.deBauchatmung (Zwerchfellatmung): Vorteile der Bauchatmung gegenüber der flachen Brustatmung (effizientere Sauerstoffaufnahme, weniger Energieaufwand, Förderung von Entspannung).
  5. Lungeninformationsdienst – Atemübungen geben Sicherheit: Atemübungen vermitteln Patienten Mittel, um mit Atemnot umzugehen, Erleichterung zu erfahren, und reduzieren die Angst vor der nächsten Atemnotattacke​. lungeninformationsdienst.de