Archiv für den Monat: September 2025

Häufige Pflegefehler vermeiden: Pressatmung, falsche Hebel, Stolperteppiche – und bessere Alternativen

Pflegekräfte – ob professionelle Pflegefachkräfte oder pflegende Angehörige – stehen täglich vor der Herausforderung, Pflegefehler zu vermeiden. Ein Pflegefehler ist laut Weltgesundheitsorganisation ein unbeabsichtigtes Fehlverhalten oder Unterlassen einer Maßnahme in der Pflege, das vom anerkannten Pflegestandard abweicht. Solche Fehler können der pflegebedürftigen Person ernsthaften Schaden zufügen, beispielsweise zu Druckgeschwüren (Dekubitus) oder Austrocknung (Exsikkose). Patientensicherheit hat daher oberste Priorität. 

Im Folgenden beleuchten wir die drei häufigen Fehler Pressatmung, falsche Hebel und Stolperteppiche, und zeigen Tipps auf, wie man sie vermeidet. Darüber hinaus geben wir Hinweise auf bessere Alternativen und nützliche Hilfsmittel aus dem Pflegebereich.

Pressatmung: Atem nicht anhalten bei Anstrengung

Pressatmung bezeichnet das reflexartige Anhalten der Luft bei körperlicher Belastung – ein Verhalten, das Pflegende oft unbewusst beim Heben oder Umlagern von Patienten zeigen. Dabei wird durch das Pressen mit geschlossenem Kehldeckel der Brustraumdruck stark erhöht. Die Folgen können gefährlich sein: Während der Pressatmung schnellt der Blutdruck in die Höhe, und beim plötzlichen Loslassen der Luft kommt es zu einem starken Reflex des Vagusnervs – dies kann Herzrhythmusstörungen oder sogar Ohnmacht auslösen. Gerade bei Pflegebedürftigen oder Pflegenden mit Herz-Kreislauf-Problemen ist dieses Risiko ernst zu nehmen.

Bessere Alternative: Vermeiden Sie die Pressatmung, indem Sie bewusst weiteratmen. Experten raten, nicht die Luft anzuhalten, sondern die Atmung mit der Anstrengung zu koordinieren. Zum Beispiel sollte man vor einer kurzen, schweren Hebebewegung einatmen und währenddessen gleichmäßig ausatmen. Bei länger andauernder Belastung atmen Sie regelmäßig weiter und nutzen eventuell die Lippenbremse (durch die Nase einatmen, durch locker aufeinanderliegende Lippen ausatmen), um den Atemfluss zu kontrollieren. Merken Sie, dass Sie dennoch in Pressatmung verfallen, ist das ein Zeichen, dass die Last zu hoch ist – pausieren Sie, holen Sie tief Luft oder bitten Sie um Hilfe. Oft ist es besser, eine zweite Pflegeperson hinzuzuziehen oder ein Hilfsmittel zu verwenden, als die eigene Gesundheit zu gefährden.

Falsche Hebel: Rückenschonend arbeiten statt falsch heben

Rückenbeschwerden zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen von Pflegekräften. Oft sind falsche Hebe- und Tragetechniken – sprich “falsche Hebel” – der Grund. Damit ist gemeint, dass Hebelkräfte durch ungünstige Körperhaltungen oder -bewegungen unnötig vergrößert werden. Wer beispielsweise mit krummem Rücken und gestreckten Armen einen Patienten hochzieht, setzt seine Wirbelsäule enorm unter Druck. 

Typische Fehler beim Heben und Tragen sind etwa eine falsche Körperhaltung, einseitige oder ruckartige Bewegungen sowie der Verzicht auf Hilfsmittel. Solche Fehler führen akut zu Verspannungen und Schmerzen und langfristig zu Bandscheibenschäden. Zudem lässt einen falsches Heben schneller ermüden, wodurch die Unfallgefahr steigt – man gerät z.B. leichter aus dem Gleichgewicht oder lässt etwas fallen.

Bessere Alternative: Rückenschonendes Arbeiten basiert auf ein paar einfachen Grundlagen:

  • Gerader Rücken: Halten Sie den Rücken bei allen Pflegehandlungen möglichst gerade und vermeiden Sie verdrehtes oder seitliches Beugen. Gehen Sie stattdessen mit stabilem Stand aus der Hocke nach unten (Knie beugen, Rücken aufrecht).
  • Aus den Beinen heben: Spannen Sie Bauch- und Rückenmuskulatur an und nutzen Sie die Kraft Ihrer Beine. Greifen Sie die Last (z.B. die Person oder ein Objekt) mit beiden Händen und heben Sie langsam und ohne Ruck aus den Knien heraus.
  • Last nah am Körper halten: Je dichter ein Gewicht am Körper ist, desto geringer die Hebelwirkung. Halten Sie Patienten oder Gegenstände deshalb körpernah an sich. Vermeiden Sie es, eine schwere Person mit gestreckten Armen zu ziehen.
  • Keine Rotation unter Last: Drehen oder verzerren Sie nicht den Oberkörper während des Hebens oder Tragens. Statt mit gebeugtem Rücken zur Seite zu schwenken, setzen Sie lieber einen Schritt zur Seite oder drehen sich mit dem ganzen Körper, um die Richtung zu ändern.
  • Sanftes Absetzen: Zum Ablegen einer Last wieder in die Knie gehen und dabei den Rücken gerade halten. Auch hier langsam und kontrolliert vorgehen, ohne plötzliche Bewegungen.

Zusätzlich gilt: Planung und Ruhe sind wichtig. Unter Zeitdruck passieren häufiger Fehler im Arbeitsalltag, weil man hastig und unachtsam wird. Nehmen Sie sich also genügend Zeit für hebeintensive Tätigkeiten, und bereiten Sie den Ort vor (z.B. Möbel beiseite stellen, Wege freimachen).

Vor allem aber sollten Sie verfügbare Hilfsmittel konsequent nutzen. Heutzutage gibt es zahlreiche praktische Geräte und Produkte, welche die körperliche Belastung reduzieren. Stellen Sie das Pflegebett immer auf eine ergonomische Höhe ein, bevor Sie jemanden umlagern – ideal ist, wenn die Matratzenoberkante auf Höhe Ihrer Hüfte bzw. kurz unter Ihrer Leistengegend liegt. So müssen Sie sich nicht tief bücken. Verwenden Sie mechanische Transferhilfen wie z.B. ein Rutschbrett, einen Gurt oder ein Drehkissen, um einen Patienten vom Bett in den Rollstuhl zu bewegen, statt ihn vollständig anzuheben.

Auch ein mobiler Patientenlifter kann bei schweren Transfers die Lösung sein. Solche Hilfsmittel sind in der Pflege mittlerweile Standard und sowohl in Pflegeeinrichtungen als auch für die häusliche Pflege erhältlich. Scheuen Sie sich nicht, diese Pflegemaßnahmen zu ergreifen – sie dienen der Gesundheit aller Beteiligten. Und zu guter Letzt: Bitten Sie im Team um Unterstützung. Zwei Personen können gemeinsam sicherer heben als eine allein. Teamarbeit verringert nicht nur das Risiko für den Einzelnen, sondern erhöht auch die Pflegequalität für den Bewohner bzw. Patienten.

Stolperteppiche: Sturzfallen in der Umgebung beseitigen

Viele Unfälle in der Pflege sind auf Stürze zurückzuführen. Insbesondere ältere pflegebedürftige Menschen haben ein erhöhtes Sturzrisiko. Umso wichtiger ist es, auf eine sichere Umgebung zu achten – sowohl zuhause als auch im Pflegeheim oder Krankenhaus. Ein häufig unterschätztes Risiko sind Stolperteppiche, also lose liegende Teppiche oder Läufer mit umgeklappten Ecken und ohne rutschfeste Unterlage. Solche Teppiche, aber auch herumliegende Kabel oder Türschwellen, zählen zu den häufigsten Stolperfallen und Unfallursachen. Schnell bleibt ein Bewohner mit dem Gehstock an der Teppichkante hängen oder rutscht auf einem lose aufliegenden Vorleger aus. Die Folgen können schwerwiegend sein: von Prellungen über Frakturen (etwa Oberschenkelhalsbruch) bis hin zu Kopfverletzungen. Für einen ohnehin gebrechlichen Patienten kann ein Sturz eine dramatische Verschlechterung der Gesundheit bedeuten; oft ziehen Sturzverletzungen lange Krankenhausaufenthalte oder eine Verschlechterung des Pflegegrades nach sich.

Bessere Alternative: Schaffen Sie eine sturzsichere Umgebung, indem Sie potenzielle Stolperfallen konsequent entfernen oder sichern. Prüfen Sie zunächst kritisch, ob Kleinteppiche oder Läufer überhaupt notwendig sind. In vielen Fällen ist ein glatter Bodenbelag ohne zusätzliche Teppiche am sichersten. Wenn Sie nicht auf Teppiche verzichten möchten, fixieren Sie diese fest: Verwenden Sie spezielle Antirutschmatten oder Teppichunterlagen, die unter den Teppich gelegt werden und ein Verrutschen verhindern. Auch doppelseitiges Teppichklebeband an den Ecken kann helfen, hochstehende Kanten zu vermeiden. Achten Sie besonders auf Übergänge zwischen Räumen – hohe Türschwellen können mit Rampen oder Schienen entschärft, markiert oder ebenfalls entfernt werden. Halten Sie Laufwege frei von Gegenständen und sorgen Sie für gute Beleuchtung, damit Personen jederzeit Hindernisse sehen können.

Hilfsmittel zur Sturzprävention

Zusätzlich lohnt der Blick auf Hilfsmittel zur Sturzprävention: Rutschfeste Hausschuhe oder Anti-Rutsch-Socken geben auf glatten Böden besseren Halt und beugen dem Ausrutschen vor. In Einrichtungen setzen viele auch auf Hüftprotektoren – das sind spezielle Protektorhosen, die bei einem Sturz die Energie aufnehmen und Hüftbrüche verhindern können. Solche Hüftschutz-Produkte erhöhen die Sicherheit insbesondere für sturzgefährdete Bewohner. Schließlich sollten in Badezimmern und an Treppen Haltegriffe und Geländer vorhanden sein, an denen sich der Pflegebedürftige festhalten kann. All diese Maßnahmen erhöhen die Sicherheit deutlich und reduzieren das Sturzrisikoim Alltag. Falls dennoch ein Sturz passiert, ist es wichtig, ruhig zu bleiben, eventuelle Verletzungen sofort zu versorgen und die Ursachen des Sturzes zu analysieren – oft lassen sich daraus weitere Verbesserungen für die Zukunft ableiten.

Weitere häufige Fehlerquellen: Dokumentation, Medikamente und Kommunikation

Neben den genannten praktischen Fehlern gibt es weitere Bereiche, in denen Fehler in der Pflege auftreten können.

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1. Pflegedokumentation

Ein klassisches Beispiel ist die unzureichende oder falsche Pflegedokumentation. Wird die Versorgung eines Patienten nicht gewissenhaft dokumentiert, gehen wichtige Informationen verloren – etwa welche Maßnahmen zuletzt durchgeführt wurden oder welche Besonderheiten beobachtet wurden. Das kann zu Verwirrung im Team führen und die Versorgung gefährden. Deshalb gilt: Dokumentation immer zeitnah, vollständig und verständlich führen. Sie dient nicht nur der Kontinuität der Pflege, sondern im Ernstfall auch als Beweismittel, falls ein Vorwurf eines Pflegefehlers im Raum steht. Eine korrekt geführte Dokumentation hilft, nachvollziehen zu können, was aus welchem Grund getan oder unterlassen wurde, und erleichtert die Aufdeckung von Ursachen bei kritischen Ereignissen.

2. Medikationsfehler

Auch Medikationsfehler kommen leider vor und können gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit des Pflegebedürftigen haben. Dazu zählt etwa, dass Medikamente in falscher Dosierung oder zum falschen Zeitpunkt verabreicht werden, Verwechslungen von Arzneimitteln oder das Vergessen einer Dosis. Medikationsfehler gehören zu den gängigen Pflegefehlern und erfordern höchste Aufmerksamkeit. Grundlagen der sicheren Medikamentengabe – von der richtigen Anweisung des Arztes bis zur doppelten Kontrolle vor der Gabe – sollten jedem Pflegenden bekannt sein. Eine klare Kennzeichnung der Medikamente (z.B. durch Medikamentenplan oder Dosett) und die Kommunikation im Team, etwa beim Schichtwechsel, sind entscheidend, um solche Fehler zu vermeiden.

3. Prophylaxe

Weiterhin ist die Prophylaxe ein Feld, in dem Fehler durch Unterlassen passieren können. Beispiel: Wird vergessen, einen bettlägerigen Bewohner regelmäßig umzulagern, kann ein Dekubitus entstehen – hier liegt ein Pflegefehler durch unterlassene Maßnahme vor. Ebenso kann unzureichende Hygiene zu Infektionen führen. Diese Herausforderungen zeigen, wie wichtig Wachsamkeit und Sorgfalt in allen Bereichen der Pflege sind.

4. Kommunikation

Schließlich spielt die Kommunikation eine große Rolle bei der Fehlerprävention. Missverständnisse zwischen Personal und Angehörigen oder zwischen verschiedenen Schichten/Teams führen schnell zu Inkonsistenzen in der Pflege. Daher: Fragen Sie im Zweifel nach, stimmen Sie sich im Team ab und beziehen Sie auch die Angehörigen mit ein. Ein offenes Wort und klare Absprachen verhindern, dass wichtige Details „durchrutschen“.

Prävention, Schulung und Fehlerkultur: Gemeinsam für bessere Pflegequalität

Fehler vollständig auszuschließen ist menschlich gesehen kaum möglich – doch ihr Risiko lässt sich deutlich senken. Eine wichtige Rolle spielt dabei die kontinuierliche Ausbildung und Schulung: Sowohl angehende als auch erfahrene Pflegefachkräfte sollten regelmäßig Fortbildungen zu Pflegeprozess, Prävention und Arbeitsschutz besuchen. Pflegende Angehörige können Pflegekurse nutzen, um sich wichtiges Wissen anzueignen. In solchen Schulungen (z.B. Rückenschule oder Kinästhetik-Kurse) lernt man nicht nur die richtigen Techniken, sondern auch die eigenen Grenzen. Dies fördert ein Verständnis dafür, wie man die anspruchsvolle Aufgabe der Pflege körperlich und mental besser bewältigen kann, ohne sich selbst zu überlasten.

Ebenso bedeutsam ist ein gutes Fehlermanagement und eine positive Fehlerkultur in Pflegeeinrichtungen. In einem Klima, wo offen über Fehler gesprochen werden darf, können Ursachen analysiert und Lösungen gefunden werden, anstatt dass etwas vertuscht wird. Ein systematisches Risikomanagement – inklusive Critical Incident Reporting Systems zur anonymen Fehlermeldung – trägt dazu bei, aus Fehlern zu lernen und zukünftige Fehler zu verhindern. Pflegefehler zu vermeiden, ist letztlich Teil der Pflegequalität und des professionellen Selbstverständnisses. Eine Einrichtung mit hoher Qualitätsmanagement-Kultur wird Verantwortlichkeiten klar definieren, regelmäßige Team-Besprechungen zu kritischen Vorfällen durchführen und so die Versorgung für die Bewohnerin bzw. den Bewohner sicherer gestalten.

Ob pflegende Angehörige zu Hause oder Pflegekräfte im Dienst – alle Beteiligten sollten sich stets bewusst machen, wo Fallstricke liegen und wie man durch Liebe zum Menschen, aber auch mit Wissen und Sorgfalt Fehler vermeiden kann. Kleine Veränderungen machen oft einen großen Unterschied: die richtige Information und Planung, der gezielte Einsatz von Hilfsmitteln aus dem Pflegebedarf, das Einhalten von Sicherheitsregeln und das Mut-haben, bei Unsicherheiten nachzufragen. Pflege ist mehr als Arbeit – sie ist eine Herzensangelegenheit, die aber fachliche Kompetenz erfordert. Mit präventiven Maßnahmen, gegenseitiger Unterstützung und achtsamer Vorgehensweise lassen sich häufige Pflegefehler wie Pressatmung, falsche Hebel und Stolperfallen erfolgreich vermeiden. Das Ergebnis sind eine höhere Sicherheit, bessere Gesundheit für Patientin und Pflegeperson – und ein gutes Gefühl, der anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden.

Alles in allem gilt: Aus Fehlern lernen, bevor etwas passiert. So bleibt die Pflege eine Aufgabe, die man mit gutem Gewissen und voller Liebe ausüben kann – zum Wohl der anvertrauten Menschen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs) 

Was versteht man unter häufigen Pflegefehlern und wie kann deren Vermeidung gelingen?

Häufige Pflegefehler sind Fehler, die im Pflegeprozess auftreten und die Patientensicherheit gefährden können. Die Vermeidung dieser Fehler gelingt durch eine sorgfältige Pflegedokumentation, richtige Hebetechniken, kontinuierliche Schulungen und den Einsatz geeigneter Hilfsmittel. Eine offene Fehlerkultur in Pflegeeinrichtungen unterstützt Pflegekräfte dabei, aus Fehlern zu lernen und die Pflegequalität zu verbessern.

Welche Rolle spielt die Arbeitsbelastung der Pflegekraft bei der Entstehung von Pflegefehlern?

Eine hohe Arbeitsbelastung und Zeitdruck können die Konzentration der Pflegefachkraft beeinträchtigen und somit das Risiko von Fehlern erhöhen. Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste sollten darauf achten, dass das Personal ausreichend entlastet wird und die Rahmenbedingungen stimmen, um Fehler zu vermeiden.

Wie wichtig ist die Pflegedokumentation im Rahmen der Fehlervermeidung?

Die Pflegedokumentation ist ein zentrales Instrument zur Sicherstellung der Pflegequalität und Patientensicherheit. Sie ermöglicht es, alle pflegerischen Maßnahmen nachvollziehbar festzuhalten und dient als Beweismittel bei der Aufklärung von Pflegefehlern. Eine lückenlose und verständliche Dokumentation ist daher unverzichtbar.

Welche Bedeutung hat die Schulung und Weiterbildung für Pflegekräfte im Beruf?

Regelmäßige Fortbildungen und Schulungen sind essenziell, um Pflegekräfte über aktuelle Standards und Präventionsmaßnahmen zu informieren. Dies verbessert das Wissen und die Fähigkeiten der Pflegefachkräfte und trägt maßgeblich zur Vermeidung von häufigen Pflegefehlern bei.

Wie können Angehörige und Pflegebedürftige die Pflegequalität und Fehlervermeidung unterstützen?

Angehörige können durch klare Kommunikation und Zusammenarbeit mit der Pflegekraft dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden. Zudem ist es wichtig, den Pflegegrad und individuelle Bedürfnisse zu kennen, um die Betreuung optimal zu gestalten. Pflegegeld und andere Unterstützungsleistungen können helfen, die Versorgung sicherzustellen.

Stille Entzündungen im Alter: Ernährung, Bewegung, Regeneration

Wenn man an Gesundheitsrisiken im Alter denkt, kommen einem sofort Herz-Kreislauf-Leiden oder Diabetes in den Sinn – aber selten stille Entzündungen. Dabei spielen diese unterschwelligen Entzündungsprozesse eine zentrale Rolle für viele Erkrankungen im Alter. Stille Entzündungen (im Englischen oft “silent inflammation” genannt) verlaufen chronisch, meist unbemerkt und ohne typische Symptome wie akute Schmerzen, Rötung oder Schwellung. 

Das bedeutet: Im Körper schwelt dauerhaft ein niedriggradiger Entzündungszustand, der sich beispielsweise durch leicht erhöhte Werte des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blut nachweisen lässt. Obwohl man diese inneren Entzündungen kaum spürt, können sie langfristig großen Schaden anrichten – insbesondere bei älteren Menschen.

Gefährliche Folgen für die Gesundheit im Alter

Mediziner schlagen Alarm: Selbst kleine, kaum spürbare Entzündungsherde im Körper können über Jahre hinweg den Weg für schwere Erkrankungen ebnen. So begünstigen stille Entzündungen die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (etwa durch Arteriosklerose, die oft unbemerkt fortschreitet) sowie von Schlaganfall oder Herzinfarkt. Auch neurodegenerative Leiden wie Alzheimer-Demenz und andere Formen von Demenzen stehen im Verdacht, durch chronische Entzündungen mitbeeinflusst zu werden. Darüber hinaus fördern anhaltende Entzündungsprozesse die vorzeitige Alterung des Organismus – Forscher sprechen hier auch von “Inflamm-Aging”, dem Altern durch Entzündung.

Langfristig können stille Entzündungen praktisch jeden Teil des Körpers beeinträchtigen. Sie werden als gemeinsamer Nenner vieler Zivilisationskrankheiten gesehen – Beispiel: Studien beschreiben die stille Entzündung als Mitursache von chronischen Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolischem Syndrom (Übergewicht, Bauchfett, Bluthochdruck, gestörter Zuckerstoffwechsel) oder Alzheimer. Ebenso erhöhen chronische Entzündungen das Risiko für Typ-2-Diabetes und stehen in Zusammenhang mit gewissen Krebserkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen (z.B. rheumatische Erkrankungen oder Multiple Sklerose). Kurzum: Ein dauerhaft entzündeter Körper wird anfälliger für zahlreiche Folgeerkrankungen. Diese stille Gefahr sollte daher keinesfalls unterschätzt werden.

Ursachen: Warum entstehen stille Entzündungen?

Die Ursachen für stille Entzündungen sind vielfältig und meist auf unseren Lebensstil zurückzuführen. Forschungen weisen darauf hin, dass vor allem ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und weitere Umweltfaktoren den chronischen Entzündungszustand fördern. Wahrscheinlich ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren die Ursache – einschließlich einer kalorienreichen, entzündungsfördernden Kost, Übergewicht, Dauerstress und schädlicher Umweltreize. 

Im Alter kommen oft zusätzliche Aspekte hinzu: Der Körper durchläuft einen natürlichen Alterungsprozess des Immunsystems, bei dem proinflammatorische Botenstoffe vermehrt ausgeschüttet werden. Auch jahrelange Umweltbelastungen (etwa Luftverschmutzung) können im Laufe des Lebens zu einem höheren entzündlichen Grundpegel beitragen.

Wichtige Risikofaktoren für stille Entzündungen sind unter anderem:

  • Ungesunde Ernährung – z.B. zu viel Zucker, Weißmehl und gesättigte Fettsäuren, die Entzündungen begünstigen.
  • Übergewicht, insbesondere viszerales Fett am Bauch: Bauchfett ist nicht nur ein Energiespeicher, sondern wirkt hormonell aktiv. Es setzt entzündungsfördernde Stoffe frei, die den Körper in einem ständigen Alarmzustand halten. Studien zeigen: Je mehr Fettgewebe, desto mehr Immunzellen (Makrophagen) darin und desto mehr entzündliche Signale entstehen. Umgekehrt hilft Gewichtsreduktion, diese Entzündungsprozesse zu reduzieren.
  • Bewegungsmangel – fehlende Bewegung trägt zu Übergewicht und Insulinresistenz bei und schwächt gleichzeitig das Immunsystem. Körperliche Aktivität hingegen wirkt entzündungshemmend (dazu gleich mehr).
  • Chronischer Stress – dauerhafte seelische Belastung erhöht die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol, was auf Dauer das Immunsystem dysreguliert und Entzündungsmarker ansteigen lässt. Auch Schlafstörungen oder zu wenig Schlaf wirken ähnlich: Erholsamer Schlaf ist wichtig, damit der Körper Regeneration findet und Entzündungen abbauen kann.
  • Rauchen und Alkohol – Rauchen setzt dem Körper oxidativem Stress durch freie Radikale aus und fördert chronische Entzündungen. Regelmäßiger starker Alkoholkonsum kann ebenso Entzündungsprozesse in Leber und Geweben anfeuern.
  • Chronische Infektionen oder Reizzustände – unbehandelte Infektionen können latent im Körper schwelen. Zum Beispiel kann eine chronische Zahnfleischentzündung oder verborgene Entzündung an den Zähnen (etwa an einer Zahnwurzel) dauerhaft Entzündungsreaktionen unterhalten. Auch ein übersensibles Darmmikrobiom (gestörte Darmflora) durch eine falsche Ernährung kann das Immunsystem stetig triggern.

All diese Faktoren führen dazu, dass der Körper in einem permanenten Abwehrmodus ist. Eine eigentlich akute Abwehrreaktion des Immunsystems wird so zum chronischen Zustand. Man selbst merkt davon wenig Konkretes, eventuell fühlt man sich allgemein erschöpft oder weniger leistungsfähig, schiebt es aber aufs Alter. Doch im Hintergrund laufen entzündliche Prozesse, erkennbar höchstens an Laborwerten wie einem leicht erhöhten CRP oder anderen Entzündungsmarkern. Deshalb ist es ratsam, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt wahrzunehmen. Ein Arzt kann mittels Bluttests (z.B. hs-CRP-Test) feststellen, ob ein erhöhter entzündlicher Grundspiegel vorliegt. Liegen Werte für CRP dauerhaft im Bereich von 1–10 mg/L, kann dies ein Hinweis auf stille Entzündungen sein. In so einem Fall sollte gezielt nach Ursachen geforscht und gegengesteuert werden.

Ernährung: Mit dem richtigen Essen Entzündungen lindern

Die Ernährung ist einer der Schlüsselfaktoren, um stille Entzündungen zu beeinflussen. Eine einseitige, stark verarbeitete Kost kann Entzündungsprozesse fördern – etwa durch überschüssigen Zucker, Transfette und einen Mangel an schützenden Mikronährstoffen. Umgekehrt kann eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährungsweise den Körper mit entzündungshemmenden Stoffen versorgen und das Immunsystem positiv beeinflussen. Ballaststoffe aus Gemüse, Obst und Vollkornprodukten unterstützen eine gesunde Darmflora, was wiederum wichtig ist, da der Darm eine entscheidende Rolle für das Immunsystem spielt. Tatsächlich hat die Ernährung den größten Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora. Gerät das Mikrobiom im Darm durch eine falsche Ernährung aus dem Gleichgewicht, kann dies stille Entzündungen begünstigen.

Anti-entzündliche Ernährung: Die besten wissenschaftlichen Belege für eine entzündungshemmende Wirkung finden sich zur mediterranen Ernährung. Diese traditionelle Kostform – reich an pflanzlichen Lebensmitteln (Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkorn), hochwertigen Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, Olivenöl und wenig rotem Fleisch – liefert viele Antioxidantien und ungesättigte Fettsäuren. Solche Lebensmittel können nachweislich Entzündungsreaktionen im Körper reduzieren. Es lohnt sich daher, vermehrt auf eine mediterrane Kost zu setzen oder generell viele pflanzliche und möglichst unverarbeitete Lebensmittel zu wählen. Auch bestimmte Gewürze und Heilpflanzen sind für ihre entzündungshemmenden Effekte bekannt – Beispiel: Kurkuma (Curcumin), Ingwer oder Knoblauch wirken im Körper antioxidativ und entzündungsmodulierend.

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Zu meidende Nahrungsmittel: Um Entzündungen einzudämmen, sollte man industriell stark verarbeitete Kost möglichst reduzieren. Zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten und Weißmehlprodukte treiben den Blutzucker in die Höhe und fördern Entzündungsmediatoren. Ebenso ungünstig sind Transfette und ein Zuviel an gesättigten Fettsäuren (z.B. in Fast Food, Wurst, frittierter Nahrung) – sie können Entzündungswege im Körper aktivieren. Auch ein hoher Salzkonsum steht im Verdacht, Immunzellen in einen pro-entzündlichen Modus zu versetzen. Insgesamt gilt: Eine vollwertige, pflanzenbetonte Kost mit viel frischem Gemüse und gesundem Fett ist die beste Strategie gegen stille Entzündungen, während eine westliche “Fast-Food”-Kost mit hohem Zucker- und Fettanteil diese befeuern kann.

Nahrungsergänzung bei Bedarf: Nicht immer gelingt eine optimale Nährstoffzufuhr über die normale Ernährung. Denn gerade Senioren haben mitunter einen erhöhten Bedarf an bestimmten Vitalstoffen. Nahrungsergänzungsmittel können in Absprache mit dem Arzt oder Ernährungsberater helfen, Entzündungsmarker zu senken und Nährstofflücken zu schließen. Beispielsweise wirken Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA, aus Fischöl oder Algenöl) erwiesenermaßen entzündungshemmend, indem sie im Körper in entzündungsauflösende Botenstoffe umgewandelt werden. Wer kaum Fisch isst, kann auf entsprechende Omega-3-Präparate zurückgreifen. Ebenso haben Antioxidantien wie Vitamin C und E, sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. Curcumin aus Kurkuma) und Mikronährstoffe wie Magnesium, Zink oder Coenzym Q10 positive Effekte auf das Immunsystem und können chronische Entzündungen abmildern. Wichtig bleibt jedoch: Ergänzungen ersetzen keine gesunde Ernährung, sie unterstützen sie allenfalls.

Bewegung: Aktiv bleiben gegen die stille Entzündung

Regelmäßige Bewegung und Sport zählen zu den besten Medikamenten gegen stille Entzündungen – und das ganz ohne Nebenwirkungen. Körperliche Aktivität hilft, Übergewicht abzubauen, verbessert den Stoffwechsel und reguliert das Immunsystem. Schon moderater Ausdauersport kann die Spiegel proentzündlicher Botenstoffe im Blut senken und das Herz-Kreislauf-System stärken. Bewegung bringt außerdem das Lymphsystem in Schwung, was Entzündungsstoffe besser abtransportieren lässt.

Studien empfehlen älteren Erwachsenen mindestens 150 Minuten moderate Ausdaueraktivität pro Woche (z.B. flotte Spaziergänge, Radfahren oder Schwimmen) oder alternativ 75 Minuten intensive Aktivität pro Woche, verteilt auf mehrere Tage. Zusätzlich sollten an mindestens zwei Tagen der Woche Kräftigungsübungen oder leichtes Krafttraining erfolgen, um die Muskeln zu erhalten. Muskelgewebe produziert bei Bewegung nämlich entzündungshemmende Botenstoffe (sogenannte Myokine), die im ganzen Körper positiv wirken.

Wichtig ist: Finden Sie eine Bewegungsform, die zu Ihren körperlichen Möglichkeiten passt und Spaß macht. Im Alter muss es kein Hochleistungssport sein – schon tägliches Spazierengehen oder leichte Gymnastik erzielen große Effekte, solange es regelmäßig passiert. Falls bisher ein Bewegungsmangel vorherrschte oder gesundheitliche Einschränkungen bestehen, fangen Sie behutsam an und steigern Sie allmählich die Aktivität. Auch wer unsicher auf den Beinen ist, kann mit Hilfsmitteln mobil bleiben. Ein stabiler Rollator gibt Sicherheit beim Gehen und ermöglicht Bewegung an der frischen Luft. Ebenso können Schonprogramme wie Wassergymnastik oder Radfahren auf einem Heimtrainer schonend die Ausdauer verbessern. Bewegung lässt sich gut in den Alltag integrieren – sei es durch Treppensteigen anstelle des Lifts oder kleine Gartenarbeiten. Der Körper wird es danken: Denn eine regelmäßige Aktivität senkt erwiesenermaßen Entzündungswerte und stärkt zugleich Herz, Kreislauf und Muskel-Kraft.

Regeneration: Schlafen, entspannen und Stress abbauen

Neben Ernährung und Bewegung ist die Regeneration die dritte wichtige Säule, um stille Entzündungen einzudämmen. Dazu zählen vor allem ausreichend Schlaf und effektives Stressmanagement. In der Nacht laufen im Körper Reparatur- und Regenerationsprozesse ab – das Immunsystem “räumt auf” und entzündliche Mikroherde können sich zurückbilden. Wer dauerhaft zu wenig schläft oder an Schlafstörungen leidet, bei dem gerät dieses Gleichgewicht aus den Fugen: Die Entzündungsmarker im Blut steigen an, und man fühlt sich tagsüber wie gerädert. 

Expertenempfehlung: Sorgen Sie für einen regelmäßigen Schlafrhythmus und 7–8 Stunden Schlaf pro Nacht (je nach individuellem Bedarf). Eine gute Schlafhygiene – ein bequemes Bett, Ruhe, Dunkelheit und abendliche Entspannung – fördert die Schlafqualität. Falls nötig, können unterstützende Hilfsmittel wie bequeme Lagerungskissen oder spezielle Matratzen dabei helfen, komfortabler zu ruhen und Schmerzen vorzubeugen.

Genauso wichtig ist der Abbau von Stress im Alltag. Chronischer emotionaler Stress wirkt wie ein Brandbeschleuniger für Entzündungen. Gönnen Sie Ihrem Kopf und Körper bewusst Pausen zur Erholung. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder einfach Spaziergänge in der Natur können das Nervensystem beruhigen und die Stresshormone senken. Finden Sie Aktivitäten, die Ihnen Freude und Entspannung bringen – sei es ein Hobby, Musik hören, ein Bad oder Zeit mit lieben Menschen. Auch Lachen und soziale Kontakte reduzieren nachweislich Stress. 

Denken Sie daran: Regeneration ist kein Luxus, sondern notwendig, damit Körper und Seele im Gleichgewicht bleiben. Im Zweifelsfall sollte man auch lernen, Hilfe anzunehmen – etwa bei Pflege oder Haushalt – um eine Überlastung zu vermeiden.

Ganzheitlich gegen die stille Entzündung vorgehen

Stille Entzündungen im Alter sind eine unsichtbare Gefahr, aber man ist ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Durch eine bewusste Lebensweise lässt sich viel erreichen: Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und konsequente Regeneration bilden das Dreigestirn im Kampf gegen die chronische Entzündung. Wichtig ist, an allen Stellschrauben zu drehen – lebensstilbedingte Entzündungen haben schließlich ebenso viele Ursachen. 

Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät, Gewohnheiten zu ändern. Selbst im hohen Alter kann eine Umstellung auf mediterrane Kost und mehr körperliche Aktivität positive Effekte zeigen. Ergänzend helfen Maßnahmen wie eine gründliche Mundhygiene (zur Vermeidung von Zahnfleischentzündungen), Nicht-Rauchen, ein moderater Umgang mit Alkohol sowie regelmäßige Arztkontrollen der Entzündungsmarker.

Jeder Schritt zählt – sei es ein täglicher Spaziergang, ein bunter Salatteller mehr oder 30 Minuten Entspannungszeit am Abend. Durch solche Änderungen können die entzündlichen Prozesse im Körper nach und nach zurückgefahren werden. Davon profitieren Herz, Gefäße, Gelenke, Gehirn und letztlich die gesamte Gesundheit. Indem wir auf Ernährung, Bewegung und Regeneration achten, geben wir stillen Entzündungen keine Chance und erhalten uns länger Vitalität und Lebensqualität im Alter. Denn ein entzündungsfreier Körper altert gesünder – und genau das ist das Ziel eines ganzheitlich gesunden Lebensstils. 

Häufige Fragen zu stillen Entzündungen im Alter

Was versteht man unter stillen Entzündungen im Alter (silent inflammation)?

Stille Entzündungen im Alter sind unterschwellige Entzündungsprozesse im Körper, die oft keine klaren Symptome wie Rötung oder Schwellung zeigen. Trotzdem belasten sie das Immunsystem dauerhaft. Fachleute (Prof. für Immunologie und Altersmedizin) sehen sie als wichtigen Risikofaktor für viele chronische Erkrankungen.

Welche Anzeichen oder Beschwerden können auf eine stille Entzündung hinweisen?

Typische Anzeichen sind Müdigkeit, Leistungsabfall oder das sogenannte Sickness Behaviour (z. B. Abgeschlagenheit, Konzentrationsprobleme). Manche spüren diffuse Beschwerden in Muskeln oder Gelenken, obwohl keine akute Entzündung im Körper sichtbar ist. Oft liefern erst Laborwerte wie erhöhte Leukozyten oder CRP ein klareres Bild.

Welche Ursachen haben stille Entzündungen und welche Folgen können entstehen?

Neben Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung, Allergien oder verborgenen Infektionen (z. B. an den Zähnen) können auch Umweltreize und Keime eine Rolle spielen. Als Folge steigt das Risiko für Krebs, Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme und andere chronische Erkrankungen.

Wie lassen sich stille Entzündungen im Alter behandeln oder vorbeugen?

Die Behandlung besteht meist aus einer Kombination: entzündungshemmende Ernährung (z. B. reich an Omega-3-Fettsäuren), regelmäßige Bewegung und Sport, guter Schlaf und Stressabbau. Regel Nummer eins: Lebensstilfaktoren anpassen, um das Risiko langfristig zu senken.

Welche Rolle spielen Bewegung und Sport bei stillen Entzündungen?

Regelmäßige Bewegung wirkt direkt auf entzündliche Prozesse im Körper. Sport aktiviert Muskeln, die wiederum entzündungshemmende Botenstoffe freisetzen. Damit lässt sich Entzündungsprozessen entgegenwirken, die durch Bewegungsmangel verstärkt werden.

Gibt es konkrete Tests, um stille Entzündungen zu erkennen?

Ja. Ärzt:innen können über Blutwerte wie das C-reaktive Protein oder erhöhte Leukozyten Hinweise auf chronische Inflammation finden. Auch Bildgebung kann im Einzelfall helfen, wenn ein Verdacht auf entzündliche Erkrankungen besteht.

Richtig heben und tragen für Angehörige: Körpermechanik, Hebehilfen, Gleitbretter

Die häusliche Pflege eines Angehörigen erfordert häufig erheblichen Körpereinsatz – zum Beispiel, wenn ein Pflegebedürftiger vom Bett in den Rollstuhl gesetzt oder im Bett umgelagert wird. Solche Hebe- und Tragevorgänge treten im Pflegealltag täglich auf und belasten die Gesundheit, insbesondere den Rücken der Pflegeperson. Viele pflegende Angehörige entwickeln daher im Verlauf der Pflege Rückenschmerzen und Muskelverspannungen infolge körperlicher Anstrengung und ungünstiger Haltung. Um Verletzungen, Bandscheibenschäden oder chronische Rückenbeschwerden zu vermeiden, ist es entscheidend, auf die eigene Körpermechanik zu achten und die richtigen Hilfsmittel einzusetzen. 

Rücken schonen durch die richtige Körpermechanik

Wer schon einmal versucht hat, einen erwachsenen Menschen ohne Hilfsmittel zu heben, weiß, welch enorme Last dabei zu bewältigen ist. Pflegekräfte lernen in ihrer Ausbildung rückenschonende Techniken, doch auch pflegende Angehörige sollten diese beherrschen. Besonders unter Zeitdruck neigt man dazu, falsch zu heben – etwa mit rundem Rücken oder ruckartigen Bewegungen – und erhöht damit das Risiko für Rückenschäden. Rückenschonendes Arbeiten bedeutet, mit möglichst wenig Kraftaufwand viel zu erreichen, also den eigenen Körper klug einzusetzen und nach Möglichkeit die Fähigkeiten des Pflegebedürftigen mit einzubeziehen. Oft gilt: „Bewegen statt heben.“ Das heißt, anstatt einen Menschen komplett zu tragen, sollte man seine Bewegungen unterstützen, sein Gewicht verlagern und ihn aktiv mithelfen lassen, soweit es geht. So werden Wirbelsäule und Bandscheiben des Pflegenden entlastet.

Tipps für eine rückenschonende Haltung und Technik beim Heben:

  • Gerader Rücken: Vermeiden Sie einseitige Belastungen und halten Sie Ihre Wirbelsäule bei allen Bewegungen möglichst gerade. Ein gekrümmter Rücken beim Bücken führt schnell zu Bandscheibenproblemen.
  • Aus den Beinen heben: Gehen Sie in die Hocke und nutzen Sie die Kraft Ihrer Beinmuskulatur, anstatt sich aus dem Kreuz aufzurichten. Beugen Sie die Kniegelenke und stemmen Sie sich mit geradem Rücken hoch – niemals ruckartig.
  • Stabile Körperhaltung: Achten Sie auf einen sicheren Stand. Stellen Sie die Füße etwa hüftbreit auseinander (Grätschstellung) oder machen Sie einen leichten Ausfallschritt, um beim Anheben eine größere Standfläche und mehr Balance zu haben. Halten Sie die zu hebende Person oder den Gegenstand möglichst nah am Körper, um die Hebelkräfte gering zu halten.
  • Muskelspannung und Atmung: Spannen Sie während des Hebens die Bauch- und Rückenmuskulatur an, um Ihre Wirbelsäule zu stabilisieren. Atmen Sie bei der Anstrengung aus (keine Pressatmung) und heben Sie gleichmäßig, ohne ruckartige Bewegungen.
  • Arbeitsumfeld anpassen: Nutzen Sie die Vorteile eines Pflegebettes oder anpassbarer Umgebung. Zum Beispiel können Sie ein höhenverstellbares Bett vor Pflegetätigkeiten auf Arbeitshöhe bringen, damit Sie sich nicht tief bücken müssen. Entfernen Sie Stolperfallen in der Umgebung und sorgen Sie für ausreichend Platz, bevor Sie mit einem Transfer beginnen.
  • Hilfe nutzen: Verteilen Sie das Gewicht möglichst auf mehrere Personen, falls machbar. Scheuen Sie sich nicht, eine zweite Person um Unterstützung zu bitten, wenn der Patient sehr schwer ist oder Sie sich unsicher fühlen. Und: Setzen Sie nach Möglichkeit Hilfsmittel ein – sie sind dafür da, Ihren Rücken zu entlasten.

Diese Prinzipien gelten nicht nur beim Heben eines Pflegebedürftigen, sondern ebenso beim Tragen schwerer Gegenstände im Haushalt (Einkaufskisten, Wäschekörbe etc.). Vorbeugung ist hier alles: Wer rückenfreundlich arbeitet und für genügend Bewegung sowie Kräftigung der Rückenmuskulatur sorgt, beugt akuten Schmerzen (z.B. Hexenschuss oder Ischias) und langfristigen Bandscheibenbeschwerden vor. Warten Sie mit Maßnahmen zum Eigenschutz nicht, bis erste Beschwerden auftreten – Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit als Pflegender sind genauso wichtig wie die der betroffenen Person.

Technische Hebehilfen: Lifter, Aufstehhilfen und Hebetücher

Für viele Pflegesituationen wurden praktische Hilfsmittel entwickelt, die bei richtiger Anwendung eine große Entlastung für pflegende Angehörige darstellen. Zu den wichtigsten Hebehilfen zählen mechanische Patientenlifter. Diese Geräte übernehmen das Anheben von nicht mobilen Patienten, wodurch Sie als Pflegeperson Ihren Rücken schonen können. Patientenlifter gibt es in mobilen und stationären Varianten. Sie sind mit speziellen Hebegurten oder Hebetüchern ausgestattet und können je nach Modell Personen mit einem Gewicht von bis zu 150 kg anheben.

Ein elektrischer oder hydraulischer Lifter (auch „Mobilift“ oder Deckenlifter genannt) hebt den Pflegebedürftigen vom Bett, Stuhl oder Sessel an und ermöglicht den Transfer ohne Kraftaufwand. Solche Lifter sind insbesondere dann sinnvoll, wenn die zu pflegende Person selbst kaum mithelfen kann oder sehr schwer ist. Auch das Umbetten eines komplett pflegebedürftigen Angehörigen wird durch einen Lifter wesentlich einfacher und sicherer. Beachten Sie jedoch: Die Anwendung eines Patientenlifters erfordert etwas Übung – lassen Sie sich die Anleitung und Handhabung am besten von Fachpersonal zeigen.

Hebetücher und Aufrichthilfen: Neben kompletten Liftern gibt es auch kleinere Hebehilfen. Ein Hebetuch ist ein robustes Tragetuch, das unter der liegenden Person platziert wird. Mit zwei oder mehr Helfern – oder befestigt an einem Lifter – kann man den Patienten daran fassen und ihn gemeinsam aufrichten oder umbetten. Hebetücher ermöglichen ein sicheres und schonendes Anheben in eine sitzende Position oder den Transfer vom Bett in den Rollstuhl, ohne dass Pflegende sich dabei überlasten. 

Ebenfalls nützlich sind Aufrichthilfen, wie z.B. Bettgalgen mit Triangel-Griff über dem Bett: Der Pflegebedürftige kann sich daran festhalten und aktiv mithelfen, sich aufzusetzen. Für den Transfer vom Sitzen zum Stehen (etwa vom Stuhl hochkommen) gibt es mobile Aufstehhilfen oder Gestelle, an denen sich die Person hochziehen kann. Diese Hilfsmittel bieten Stabilität und reduzieren das Verletzungsrisiko für beide Seiten.

Haltegurte (Transfergürtel) zählen ebenfalls zu den Hebehilfen, obwohl sie eher unterstützend wirken. Ein Haltegürtelwird dem pflegebedürftigen Menschen umgelegt und dient als Griff für die Pflegeperson, um beim Aufstehen, Umlagern oder Gehen zu helfen. Besonders bei unsicheren, schwachen Patienten ermöglicht der Gurt eine bessere Kontrolle des Bewegungsablaufs, ohne dass man an Armen oder Kleidung ziehen muss. Das Ziehen an den Armen des Patienten wird so vermieden, was die Gelenke des Pflegebedürftigen schont und auch dem Pflegenden mehr Halt gibt. Haltegurte sind in verschiedenen Größen erhältlich und werden um Hüfte oder Brust gelegt – ein praktisches Hilfsmittel, um Stürze zu verhindern und die Körperhaltung während des Transfers zu sichern.

Hinweis: Lassen Sie sich im Umgang mit technischen Hebehilfen einschulen. Die richtige Anwendung von Liftern und Hebegurten will gelernt sein – bei Unsicherheiten sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Viele Pflegekassen bieten sogar Pflegekurse für Angehörige an, in denen rückenschonende Techniken (z.B. Kinästhetik) und der Einsatz von Hilfsmitteln vermittelt werden – oft werden diese Schulungen kostenlos oder auf Kassenkosten angeboten. Nutzen Sie solche Angebote, um die Methode und Praxis zu üben: Mit dem richtigen Know-how reduzieren Sie das Verletzungsrisiko für sich und den Angehörigen.

Transferhilfen im Alltag: Gleitbretter, Drehscheiben & Co.

Nicht immer ist gleich ein aufwendiger Lifter nötig – oft helfen kleinere Transferhilfen, um den Wechsel vom Bett in den Rollstuhl oder vom Rollstuhl auf die Toilette zu erleichtern. Besonders bewährt haben sich Gleitbretter (auch Rutschbretter genannt). Ein Rutschbrett ist eine flache, stabile Platte mit glatter Oberfläche, die unter den Körper oder Po des Patienten geschoben wird. Damit lassen sich seitliche Transfers nahezu gleitend durchführen, ohne die Person anheben zu müssen. Ein Rutschbrett hilft beispielsweise beim Transfer vom Rollstuhl ins Bett oder umgekehrt, sowie vom Rollstuhl auf einen  Toilettenstuhl. Die Position zwischen zwei Sitzflächen wird mit dem Brett überbrückt, sodass der Patient mit minimaler Unterstützung hinübergleiten kann. Wichtig ist, das Gleitbrett korrekt zu platzieren und den Pflegebedürftigen während des Übergangs zu stabilisieren, damit keine Druckstellen entstehen und er sich sicher fühlt. Rutschbretter gibt es in verschiedenen Längen und Ausführungen.

Auch Drehscheiben sind nützliche kleine Helfer: Eine Patientendrehscheibe ist eine drehbare Scheibe (oft mit Anti-Rutsch-Belag), die man unter die Füße stellt. Insbesondere beim Aufstehen vom Bett oder Hinsetzen auf einen Stuhl ermöglicht sie es, eine Person mit weniger Kraftaufwand zu drehen und in die richtige Position zu bringen. Gerade der Pivot-Transfer – etwa vom Rollstuhl zur Bettkante – wird durch eine Drehscheibe deutlich erleichtert, da der Pflegende den Patienten nur führen und stabilisieren muss, während sich dessen Füße kontrolliert mitdrehen. 

Gleitmatten sind wiederum spezielle Unterlagen aus gleitfähigem Material, die unter dem Körper im Bett platziert werden. Sie dienen als Umlagerungshilfe, um einen liegenden Patienten im Bett nach oben oder zur Seite zu ziehen, ohne große Reibung. Gleitmatten bestehen aus zwei Stoffschichten, die leicht gegeneinander gleiten – so werden Scherkräfte reduziert und sowohl die Haut des Patienten als auch der Rücken des Pflegenden geschont. Oft können Gleitmatten im Bett verbleiben und erleichtern das regelmäßige Positionswechseln, um etwa Druckgeschwüren vorzubeugen.

Weitere bewährte Transferhilfen sind etwa Rutschdrehtücher (Kombination aus Gleitmatte und Drehteller) und Gleitkissen. Welche Hilfe passend ist, hängt von der Situation ab – wichtig ist, dass das Hilfsmittel korrekt eingesetzt wird. 

Hier einige Beispiele von Transferhilfen und wie sie unterstützen:

  • Rutschbrett: Unterstützt den seitlichen Transfer, z.B. vom Bett zum Rollstuhl, indem es eine gleitende Brücke bildet.
  • Patientendrehscheibe: Erleichtert das Drehen und Umsetzen, z.B. von der Sitz- in die Standposition, ohne die Wirbelsäule des Pflegenden zu belasten.
  • Haltegürtel: Gibt sicheren Halt beim Heben oder Umsetzen einer Person, da der Pflegende an stabilen Griffen ziehen kann, anstatt direkt den Patienten greifen zu müssen.

Solche Transferhilfen tragen maßgeblich zur Entlastung der Pflegenden bei und erhöhen gleichzeitig die Sicherheit und den Komfort für die Patienten. Wichtig ist, die Anwendungstechnik vorher einzuüben (ggf. unter Anleitung eines Therapeuten) und die Belastungsgrenzen zu kennen. Beispielsweise sollte ein Rutschbrett nur verwendet werden, wenn der Pflegebedürftige ausreichend Sitzbalance hat und mithelfen kann – andernfalls ist ein Lifter sicherer. 

Achten Sie bei allen Hilfsmitteln auf Qualität und Belastbarkeit: Prüfen Sie regelmäßig die Funktionsfähigkeit Ihrer Transferhilfen und halten Sie sie sauber und griffbereit. Die Pflege und richtige Lagerung (trocken, vor Beschädigung geschützt) verlängern die Lebensdauer Ihrer Helfer.

Rückenschonend pflegen – zu Hause kein Problem

Pflegende Angehörige stehen vor großen körperlichen Herausforderungen, doch mit der richtigen Technik und passenden Hilfsmitteln lässt sich der Alltag sicherer und leichter gestalten. Achten Sie von Anfang an auf rückenschonende Bewegungsabläufe und zögern Sie nicht, praktische Helfer zu nutzen. Moderne Transferhilfen – vom einfachen Gleitbrett bis zum elektrischen Lifter – ermöglichen es, einen pflegebedürftigen Menschen sicher und schonend von einem Ort zum anderen zu bewegen. So vermeiden Sie, dass die Pflege zur „schweren Last“ für Ihren Rücken wird. Gleichzeitig fördern viele Hilfsmittel die Selbstständigkeit und Mobilität des Pflegebedürftigen, was seinem Wohlbefinden zugutekommt.

Denken Sie daran, auch Eigenpflege zu betreiben: Regelmäßige Bewegung, gezieltes Rückentraining oder Rückenschule und genügend Pausen helfen, Ihren Körper kräftig und gesund zu erhalten. Scheuen Sie sich nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen – sei es durch Pflegedienste oder durch Schulungen, in denen Sie richtige Handgriffe lernen.

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In unserem RCS Pro Sortiment finden Sie zahlreiche Pflegehilfsmittel, die die täglichen Aufgaben erheblich erleichtern. Mit diesem Wissen und Ausstattung können pflegende Angehörige ihre wichtige Aufgabe erfüllen, ohne dabei die eigene Gesundheit zu gefährden. So profitieren alle Beteiligten: Der Pflegebedürftige wird sicher und würdevoll versorgt, und Sie selbst bleiben langfristig fit – denn Prävention und das richtige Heben und Tragen sind der Schlüssel, damit Ihr Rücken gesund bleibt.