Häusliche Pflege: praktische Tipps für pflegende Angehörige

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Körperliche Hygiene, Medikamentengabe und emotionaler Beistand: Einen pflegebedürftigen Angehörigen zu pflegen, kann eine anspruchsvolle, aber auch sehr erfüllende Aufgabe sein. Eine Herausforderung ist, die Gesundheit und das Wohlbefinden sowohl des Pflegebedürftigen als auch der Pflegeperson zu gewährleisten. Doch mit dem richtigen Pflege-Know-how und Pflegemanagement lässt sich die Aufgabe gut bewältigen. 

Gerade zu Beginn der Pflegetätigkeit können sich die Pflegenden schnell überfordert fühlen. Grundlegende Pflegetipps und Ratschläge sind in dieser Phase von großer Bedeutung. Lesen Sie jetzt wertvolle, allgemeine Pflegetipps sowie Informationen zu pflegerischen und finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten.

Aufgaben für pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige übernehmen eine wichtige Rolle in der Betreuung von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die Aufgaben können je nach den Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand der pflegebedürftigen Person variieren. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Pflege entsprechend angepasst wird. Es ist daher ratsam, Unterstützung von professionellen Pflegediensten, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen in Anspruch zu nehmen, um die Belastung für die pflegenden Angehörigen zu verringern und eine optimale Pflege zu gewährleisten.

Einige Aufgaben, die pflegende Angehörige häufig übernehmen:

  1. Grundpflege:
    • Unterstützung bei der Körperpflege, wie Waschen, Duschen und Anziehen.
    • Hilfe bei der Mund- und Zahnpflege.
    • Assistenz beim Toilettengang.
  2. Mobilisation und Umlagerung:
    • Hilfe beim Aufstehen, Hinlegen und Bewegen.
    • Umlagerung im Bett oder im Rollstuhl, um Druckgeschwüre zu vermeiden.
  3. Ernährung:
    • Zubereitung von Mahlzeiten entsprechend den diätetischen Anforderungen.
    • Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, falls notwendig.
  4. Medikamentenmanagement:
    • Verabreichung von Medikamenten nach ärztlicher Anweisung.
    • Überwachung von Medikamentenplänen.
  5. Hauswirtschaft:
    • Durchführung von Haushaltsarbeiten wie Reinigung, Wäschepflege und Einkäufe.
    • Sicherstellen eines sicheren und sauberen Umfelds.
  6. Organisation von Arztterminen und Therapiesitzungen:
    • Terminplanung für Arztbesuche, Therapiesitzungen und andere medizinische Termine.
  7. Kommunikation mit dem medizinischen Team:
    • Austausch von Informationen mit Ärzten, Krankenschwestern und anderen Gesundheitsdienstleistern.
  8. Emotionaler Beistand:
    • Bereitstellung von emotionalem Beistand und sozialem Kontakt.
    • Hilfe bei der Bewältigung von emotionalen Herausforderungen.
  9. Finanzen und Administration:
    • Verwaltung von Finanzen und Versicherungsangelegenheiten.
    • Beantragung von finanziellen Unterstützungsleistungen.
  10. Organisation von Pflegebedarfsartikeln:
    • Beschaffung und Verwaltung von Pflegehilfsmitteln und -geräten.
  11. Koordinierung der Pflege:
    • Organisation und Koordination von Pflegeleistungen, insbesondere wenn mehrere Pflegepersonen involviert sind.


Allgemeine Pflegetipps:

  1. Kommunikation: Offene und ehrliche Kommunikation ist entscheidend. Besprechen Sie die Wünsche und Bedürfnisse des Pflegebedürftigen und nehmen Sie seine Meinung ernst.
  2. Pflegeplanung: Erstellen Sie einen Pflegeplan, der die Bedürfnisse Ihres Angehörigen berücksichtigt. Ein strukturierter Plan erleichtert den Pflegealltag.
  3. Selbstpflege nicht vergessen: Achten Sie darauf, sich selbst nicht zu vernachlässigen. Nehmen Sie sich Pausen, um Energie zu tanken und Ihre eigene Gesundheit zu erhalten.


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Tipp bei Bettlägerigkeit Ihres Angehörigen: rückenschonende Umlagerung

Bettlägerige Personen müssen mindestens alle 2 Stunden umgelagert werden. Nur so können Druckgeschwüre vermieden und die allgemeine Gesundheit der Person gefördert werden. Eine rückenschonende Umlagerung ist sehr wichtig, da diese Tätigkeit ansonsten langfristig zu Rückenbeschwerden des pflegenden Angehörigen führen kann.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Umlagerungstechniken je nach den individuellen Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand der bettlägerigen Person variieren können. Bei Unsicherheiten oder speziellen Anforderungen ist es ratsam, professionelle Pflegekräfte oder Physiotherapeuten um Rat zu bitten.

So können Sie eine bettlägerige Person im Pflegebett rückenschonend umlagern:

1. Planung und Vorbereitung:

  • Bereiten Sie das Bett vor, indem Sie es auf eine angenehme Arbeitshöhe bringen und genügend Raum schaffen.
  • Stellen Sie sicher, dass alle benötigten Hilfsmittel, wie Gleit- oder Wendetücher, griffbereit sind.

2. Vorbesprechung:

  • Sprechen Sie mit der bettlägerigen Person, um ihre Kooperation und ihr Verständnis zu gewinnen.
  • Erklären Sie den Umlagerungsprozess und klären Sie, welche Bewegungen durchgeführt werden.

3. Verwendung von Hilfsmitteln:

  • Nutzen Sie spezielle Wendetücher oder Gleitmatten, um die Reibung zu minimieren.
  • Wenn vorhanden, verwenden Sie mechanische Hilfsmittel wie einen Pflegebettlift oder eine Transferhilfe.

4. Richtige Körperhaltung:

  • Achten Sie darauf, dass Ihr eigener Rücken während der Umlagerung gerade bleibt.
  • Beugen Sie die Knie und halten Sie den Rücken gerade, wenn Sie sich bücken müssen.

5. Zusammenarbeit:

  • Arbeiten Sie mit einer zweiten Person zusammen, wenn nötig, um die Umlagerung sicher und effektiv durchzuführen.
  • Kommunizieren Sie klar und koordinieren Sie die Bewegungen.

6. Langsame und sanfte Bewegungen:

  • Führen Sie die Umlagerung langsam und sanft durch, um plötzliche Bewegungen zu vermeiden.
  • Achten Sie darauf, dass die bettlägerige Person entspannt bleibt und sich nicht verkrampft.

7. Häufige Umlagerungen:

  • Planen Sie regelmäßige Umlagerungen, um Druckstellen zu minimieren und nutzen Sie Hilfsmittel zur Lagerung.
  • Die Häufigkeit kann individuell variieren, sollte jedoch mindestens alle zwei Stunden erfolgen.

8. Unterstützung der Wirbelsäule:

  • Wenn Sie die bettlägerige Person seitlich umlagern, unterstützen Sie ihre Wirbelsäule, indem Sie ein Kissen oder eine Lagerungsrolle verwenden.

9. Achten Sie auf Hautpflege:

  • Prüfen Sie die Haut auf Anzeichen von Rötungen oder Druckgeschwüren.
  • Verwenden Sie bei Bedarf hautpflegende Produkte, um die Haut zu schützen.

Finanzielle Hilfen für Pflegende

UNSER TIPP
Pflegegrad beantragen: Prüfen Sie die Möglichkeit, einen Pflegegrad zu beantragen. Damit sind finanzielle Unterstützungen und mehr Pflegeleistungen verbunden.

Steuerliche Entlastungen: Informieren Sie sich über steuerliche Entlastungen für pflegende Angehörige. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, finanzielle Vorteile zu erhalten.

Pflegegeld ab Pflegestufe 2 erhalten

Pflegebedürftige sollten die Freiheit haben, selbst darüber zu entscheiden, wer sie pflegt und auf welche Weise. In diesem Sinne unterstützt die Pflegeversicherung jene, die sich dafür entscheiden, von Angehörigen, Freunden oder ehrenamtlich Engagierten betreut zu werden, anstelle eines ambulanten Pflegedienstes. Diese Entscheidung wird durch die Auszahlung des sogenannten Pflegegeldes ermöglicht.

Voraussetzungen, um Pflegegeld zu erhalten

Um Pflegegeld zu erhalten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die häusliche Pflege muss selbst organisiert werden, beispielsweise durch engagierte Angehörige oder andere ehrenamtlich tätige Pflegepersonen. Außerdem muss mindestens der Pflegegrad 2 vorliegen. Die Pflegeversicherung überweist das Pflegegeld direkt an die pflegebedürftige Person. Diese hat die Möglichkeit, das Pflegegeld nach eigenem Ermessen zu nutzen und gibt es in der Regel als Anerkennung an die betreuenden Personen weiter.



Pflegegeld nach Pflegegraden 2-5 (Stand 01.2024):

Pflegegrad 1Pflegegrad 2Pflegegrad 3Pflegegrad 4Pflegegrad 5
kein Anspruch332 Euro573 Euro765 Euro947 Euro

Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/pflegegeld



Pflegegeld und ambulante Pflegesachleistungen

Eine interessante Option besteht darin, das Pflegegeld mit ambulanten Pflegesachleistungen zu kombinieren. Dies eröffnet zusätzliche Flexibilität bei der Gestaltung der individuellen Pflege. So wird nicht nur die Eigenständigkeit der Pflegebedürftigen gefördert, sondern auch die Wertschätzung für die engagierten Pflegepersonen zum Ausdruck gebracht.

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Beratungs- und Hilfsangebote für pflegende Angehörige

Es gibt verschiedene Pflegeberatungen und Freiwilligenorganisationen, die Unterstützung und Beratung für pflegende Angehörige anbieten. Hier sind einige Beispiele:

Pflegeberatungen:

  1. Pflegestützpunkte: Pflegestützpunkte sind Anlaufstellen für Pflegebedürftige und deren Angehörige. Sie bieten individuelle Beratung zu allen Fragen rund um die Pflege.
  2. Pflegeberatung der Krankenkassen: Viele Krankenkassen bieten spezielle Pflegeberatungsdienste an, die Informationen zu Pflegeleistungen, Antragsverfahren und weiteren relevanten Themen bereitstellen.
  3. Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD): Die UPD bietet unabhängige Beratung zu verschiedenen Gesundheitsthemen, einschließlich Pflege. Sie ist eine neutrale Anlaufstelle für Ratsuchende.
  4. Pflegeberatung in Senioren- und Sozialämtern: Die Senioren- und Sozialämter in den Kommunen bieten oft Pflegeberatung an und können Informationen zu lokalen Unterstützungsmöglichkeiten geben.

Freiwilligenorganisationen:

  1. Deutsches Rotes Kreuz (DRK): Vielfältige Unterstützungsdienste, unter anderem Besuchsdienste und Entlastung für pflegende Angehörige.
  2. Malteser Hilfsdienst: Ambulanten Krankenpflege und Hilfsangebote für pflegende Angehörige.
  3. Caritas: Verschiedene Dienste und Beratung für pflegende Angehörige, wie Schulungen und Informationsveranstaltungen.
  4. Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK): Unterstützung und Beratung für Angehörige psychisch Kranker.
  5. Weißer Ring – Opferhilfe: Engagement in der Opferhilfe und Unterstützung für pflegende Angehörige, insbesondere bei Pflegesituationen nach Gewalterfahrungen.
  6. Pflegelotsen: Ehrenamtlich tätige Personen, die pflegende Angehörige unterstützen und begleiten.
  7. Deutsche Alzheimer Gesellschaft: Organisation für spezialisierte Beratung und Unterstützung für Angehörige von Menschen mit Demenz.

Es ist ratsam, sich direkt bei den genannten Organisationen oder den örtlichen Pflegestützpunkten nach den spezifischen Beratungs- und Unterstützungsdiensten zu erkundigen, da die Angebote je nach Region variieren können.

Hilfen von Krankenkassen für Pflegende

Pflegende Angehörige können von Krankenkassen verschiedene Hilfen und Unterstützungsleistungen erhalten. Diese Leistungen sind darauf ausgerichtet, die Pflege zu erleichtern und die Belastung für die Pflegenden zu verringern. Hier sind einige Beispiele:

  1. Pflegekurse: Schulungen und Informationen zu verschiedenen Aspekten der Pflege.
  2. Pflegehilfsmittel: Unter bestimmten Voraussetzungen Übernahme der Kosten für Pflegehilfsmittel wie BettschutzPflegebetten, Produkte bei Inkontinenz oder Hilfsmittel für Bad und WC.
  3. Verhinderungspflege (Ersatzpflege): Finanzierung von Verhinderungspflegeleistungen, wenn der pflegende Angehörige wegen Urlaub, Krankheit oder anderer Gründe die Pflege vorübergehend nicht leisten kann.
  4. Kurzzeitpflege: Kostenübernahme bei vorübergehendem Ausfall der Pflegeperson (z.B., Krankenhausaufenthalt).
  5. Tages- und Nachtpflege: Finanzierung der Kosten für Tages- oder Nachtpflegeeinrichtungen, um pflegende Angehörige zu entlasten.
  6. Haushaltshilfe: Fallabhängig Kostenübernahme für eine Haushaltshilfe, um den pflegenden Angehörigen bei den alltäglichen Aufgaben zu entlasten.
  7. Sozialberatung: Angebot von Sozialberatungsdiensten, die pflegenden Angehörigen Unterstützung bei sozialen, rechtlichen und finanziellen Fragen bieten.

Es ist wichtig zu beachten, dass die genannten Leistungen von Krankenkassen von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich des Pflegegrades des Pflegebedürftigen und der individuellen Bedürfnisse. Pflegende Angehörige sollten sich direkt mit ihrer Krankenkasse in Verbindung setzen, um Informationen über die verfügbaren Unterstützungsleistungen und die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme zu erhalten.

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Selbstfürsorge: Warum Pflegende sich selbst an die erste Stelle setzen sollten

Neben der Betreuung ist es auch entscheidend, auf sich selbst zu achten. Es kann anstrengend sein, die Verantwortung für einen geliebten Menschen zu tragen. Nehmen Sie sich daher ausreichend Zeit für Ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen. Eine angemessene Selbstfürsorge ist für pflegende Angehörige von entscheidender Bedeutung, um ihre eigene physische und mentale Gesundheit dauerhaft zu erhalten.

Unsere 10 Tipps zur Selbstfürsorge:

  1. Klare Grenzen setzen: Legen Sie klare Grenzen für Ihre Pflegeaufgaben fest. Übernehmen Sie nur so viel, wie Sie bewältigen können, und lernen Sie, auch „Nein“ zu sagen.
  2. Pausen einplanen: Gönnen Sie sich regelmäßige Pausen. Nutzen Sie diese Zeit für Entspannung, Spaziergänge oder einfach, um durchzuatmen.
  3. Hilfe suchen: Zögern Sie nicht, Hilfe von anderen anzunehmen. Freunde, Familie oder professionelle Pflegekräfte können eine wertvolle Entlastung sein.
  4. Soziale Kontakte pflegen: Halten Sie den Kontakt zu Freunden und Familie aufrecht. Soziale Interaktion ist wichtig für Ihr emotionales Wohlbefinden.
  5. Bewegung und Sport: Integrieren Sie regelmäßige Bewegung in Ihren Alltag. Dies kann nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die Stimmung verbessern.
  6. Entspannungstechniken: Lernen Sie Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga, um Stress abzubauen.
  7. Selbstreflexion: Nehmen Sie sich Zeit für Selbstreflexion. Identifizieren Sie, was Sie belastet, und überlegen Sie, wie Sie damit umgehen können.
  8. Hobbys und Interessen: Pflegen Sie Ihre Hobbys und Interessen. Zeit für persönliche Leidenschaften hilft dabei, einen Ausgleich zum Pflegealltag zu schaffen.
  9. Schlafpriorität: Sorgen Sie für ausreichenden Schlaf. Eine gute Nachtruhe ist entscheidend für die physische und mentale Erholung.
  10. Pflegeplanung und -delegation: Planen Sie die Pflegeaufgaben sorgfältig und überlegen Sie, welche Tätigkeiten delegiert werden können. Eine effiziente Pflegeplanung kann Stress reduzieren.

Häusliche Pflege: eine erfüllende Herausforderung

Die Pflege eines Angehörigen ist eine herausfordernde, aber auch liebevolle Aufgabe. Durch die Beachtung dieser Pflegetipps und die Nutzung der vorhandenen Hilfsmöglichkeiten können Sie sicherstellen, dass sowohl der Pflegebedürftige als auch Sie selbst die bestmögliche Betreuung erhalten.

Vergessen Sie dabei nicht: Sie sind nicht alleine! Es gibt umfangreiche Hilfsangebote. Nehmen Sie Hilfe an, wenn Sie sie benötigen. So wird eine nachhaltige Pflege gewährleistet, die Sie und die pflegebedürftige Person gleichermaßen erfüllt.

Weiterführende Quellen:
Bundesministerium für Gesundheit: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/pflege-zu-hause.html
Informationen zu Pflegehilfsmitteln: https://www.pflege.de/hilfsmittel/pflegehilfsmittel/

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