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Richtig heben und tragen für Angehörige: Körpermechanik, Hebehilfen, Gleitbretter

Die häusliche Pflege eines Angehörigen erfordert häufig erheblichen Körpereinsatz – zum Beispiel, wenn ein Pflegebedürftiger vom Bett in den Rollstuhl gesetzt oder im Bett umgelagert wird. Solche Hebe- und Tragevorgänge treten im Pflegealltag täglich auf und belasten die Gesundheit, insbesondere den Rücken der Pflegeperson. Viele pflegende Angehörige entwickeln daher im Verlauf der Pflege Rückenschmerzen und Muskelverspannungen infolge körperlicher Anstrengung und ungünstiger Haltung. Um Verletzungen, Bandscheibenschäden oder chronische Rückenbeschwerden zu vermeiden, ist es entscheidend, auf die eigene Körpermechanik zu achten und die richtigen Hilfsmittel einzusetzen. 

Rücken schonen durch die richtige Körpermechanik

Wer schon einmal versucht hat, einen erwachsenen Menschen ohne Hilfsmittel zu heben, weiß, welch enorme Last dabei zu bewältigen ist. Pflegekräfte lernen in ihrer Ausbildung rückenschonende Techniken, doch auch pflegende Angehörige sollten diese beherrschen. Besonders unter Zeitdruck neigt man dazu, falsch zu heben – etwa mit rundem Rücken oder ruckartigen Bewegungen – und erhöht damit das Risiko für Rückenschäden. Rückenschonendes Arbeiten bedeutet, mit möglichst wenig Kraftaufwand viel zu erreichen, also den eigenen Körper klug einzusetzen und nach Möglichkeit die Fähigkeiten des Pflegebedürftigen mit einzubeziehen. Oft gilt: „Bewegen statt heben.“ Das heißt, anstatt einen Menschen komplett zu tragen, sollte man seine Bewegungen unterstützen, sein Gewicht verlagern und ihn aktiv mithelfen lassen, soweit es geht. So werden Wirbelsäule und Bandscheiben des Pflegenden entlastet.

Tipps für eine rückenschonende Haltung und Technik beim Heben:

  • Gerader Rücken: Vermeiden Sie einseitige Belastungen und halten Sie Ihre Wirbelsäule bei allen Bewegungen möglichst gerade. Ein gekrümmter Rücken beim Bücken führt schnell zu Bandscheibenproblemen.
  • Aus den Beinen heben: Gehen Sie in die Hocke und nutzen Sie die Kraft Ihrer Beinmuskulatur, anstatt sich aus dem Kreuz aufzurichten. Beugen Sie die Kniegelenke und stemmen Sie sich mit geradem Rücken hoch – niemals ruckartig.
  • Stabile Körperhaltung: Achten Sie auf einen sicheren Stand. Stellen Sie die Füße etwa hüftbreit auseinander (Grätschstellung) oder machen Sie einen leichten Ausfallschritt, um beim Anheben eine größere Standfläche und mehr Balance zu haben. Halten Sie die zu hebende Person oder den Gegenstand möglichst nah am Körper, um die Hebelkräfte gering zu halten.
  • Muskelspannung und Atmung: Spannen Sie während des Hebens die Bauch- und Rückenmuskulatur an, um Ihre Wirbelsäule zu stabilisieren. Atmen Sie bei der Anstrengung aus (keine Pressatmung) und heben Sie gleichmäßig, ohne ruckartige Bewegungen.
  • Arbeitsumfeld anpassen: Nutzen Sie die Vorteile eines Pflegebettes oder anpassbarer Umgebung. Zum Beispiel können Sie ein höhenverstellbares Bett vor Pflegetätigkeiten auf Arbeitshöhe bringen, damit Sie sich nicht tief bücken müssen. Entfernen Sie Stolperfallen in der Umgebung und sorgen Sie für ausreichend Platz, bevor Sie mit einem Transfer beginnen.
  • Hilfe nutzen: Verteilen Sie das Gewicht möglichst auf mehrere Personen, falls machbar. Scheuen Sie sich nicht, eine zweite Person um Unterstützung zu bitten, wenn der Patient sehr schwer ist oder Sie sich unsicher fühlen. Und: Setzen Sie nach Möglichkeit Hilfsmittel ein – sie sind dafür da, Ihren Rücken zu entlasten.

Diese Prinzipien gelten nicht nur beim Heben eines Pflegebedürftigen, sondern ebenso beim Tragen schwerer Gegenstände im Haushalt (Einkaufskisten, Wäschekörbe etc.). Vorbeugung ist hier alles: Wer rückenfreundlich arbeitet und für genügend Bewegung sowie Kräftigung der Rückenmuskulatur sorgt, beugt akuten Schmerzen (z.B. Hexenschuss oder Ischias) und langfristigen Bandscheibenbeschwerden vor. Warten Sie mit Maßnahmen zum Eigenschutz nicht, bis erste Beschwerden auftreten – Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit als Pflegender sind genauso wichtig wie die der betroffenen Person.

Technische Hebehilfen: Lifter, Aufstehhilfen und Hebetücher

Für viele Pflegesituationen wurden praktische Hilfsmittel entwickelt, die bei richtiger Anwendung eine große Entlastung für pflegende Angehörige darstellen. Zu den wichtigsten Hebehilfen zählen mechanische Patientenlifter. Diese Geräte übernehmen das Anheben von nicht mobilen Patienten, wodurch Sie als Pflegeperson Ihren Rücken schonen können. Patientenlifter gibt es in mobilen und stationären Varianten. Sie sind mit speziellen Hebegurten oder Hebetüchern ausgestattet und können je nach Modell Personen mit einem Gewicht von bis zu 150 kg anheben.

Ein elektrischer oder hydraulischer Lifter (auch „Mobilift“ oder Deckenlifter genannt) hebt den Pflegebedürftigen vom Bett, Stuhl oder Sessel an und ermöglicht den Transfer ohne Kraftaufwand. Solche Lifter sind insbesondere dann sinnvoll, wenn die zu pflegende Person selbst kaum mithelfen kann oder sehr schwer ist. Auch das Umbetten eines komplett pflegebedürftigen Angehörigen wird durch einen Lifter wesentlich einfacher und sicherer. Beachten Sie jedoch: Die Anwendung eines Patientenlifters erfordert etwas Übung – lassen Sie sich die Anleitung und Handhabung am besten von Fachpersonal zeigen.

Hebetücher und Aufrichthilfen: Neben kompletten Liftern gibt es auch kleinere Hebehilfen. Ein Hebetuch ist ein robustes Tragetuch, das unter der liegenden Person platziert wird. Mit zwei oder mehr Helfern – oder befestigt an einem Lifter – kann man den Patienten daran fassen und ihn gemeinsam aufrichten oder umbetten. Hebetücher ermöglichen ein sicheres und schonendes Anheben in eine sitzende Position oder den Transfer vom Bett in den Rollstuhl, ohne dass Pflegende sich dabei überlasten. 

Ebenfalls nützlich sind Aufrichthilfen, wie z.B. Bettgalgen mit Triangel-Griff über dem Bett: Der Pflegebedürftige kann sich daran festhalten und aktiv mithelfen, sich aufzusetzen. Für den Transfer vom Sitzen zum Stehen (etwa vom Stuhl hochkommen) gibt es mobile Aufstehhilfen oder Gestelle, an denen sich die Person hochziehen kann. Diese Hilfsmittel bieten Stabilität und reduzieren das Verletzungsrisiko für beide Seiten.

Haltegurte (Transfergürtel) zählen ebenfalls zu den Hebehilfen, obwohl sie eher unterstützend wirken. Ein Haltegürtelwird dem pflegebedürftigen Menschen umgelegt und dient als Griff für die Pflegeperson, um beim Aufstehen, Umlagern oder Gehen zu helfen. Besonders bei unsicheren, schwachen Patienten ermöglicht der Gurt eine bessere Kontrolle des Bewegungsablaufs, ohne dass man an Armen oder Kleidung ziehen muss. Das Ziehen an den Armen des Patienten wird so vermieden, was die Gelenke des Pflegebedürftigen schont und auch dem Pflegenden mehr Halt gibt. Haltegurte sind in verschiedenen Größen erhältlich und werden um Hüfte oder Brust gelegt – ein praktisches Hilfsmittel, um Stürze zu verhindern und die Körperhaltung während des Transfers zu sichern.

Hinweis: Lassen Sie sich im Umgang mit technischen Hebehilfen einschulen. Die richtige Anwendung von Liftern und Hebegurten will gelernt sein – bei Unsicherheiten sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Viele Pflegekassen bieten sogar Pflegekurse für Angehörige an, in denen rückenschonende Techniken (z.B. Kinästhetik) und der Einsatz von Hilfsmitteln vermittelt werden – oft werden diese Schulungen kostenlos oder auf Kassenkosten angeboten. Nutzen Sie solche Angebote, um die Methode und Praxis zu üben: Mit dem richtigen Know-how reduzieren Sie das Verletzungsrisiko für sich und den Angehörigen.

Transferhilfen im Alltag: Gleitbretter, Drehscheiben & Co.

Nicht immer ist gleich ein aufwendiger Lifter nötig – oft helfen kleinere Transferhilfen, um den Wechsel vom Bett in den Rollstuhl oder vom Rollstuhl auf die Toilette zu erleichtern. Besonders bewährt haben sich Gleitbretter (auch Rutschbretter genannt). Ein Rutschbrett ist eine flache, stabile Platte mit glatter Oberfläche, die unter den Körper oder Po des Patienten geschoben wird. Damit lassen sich seitliche Transfers nahezu gleitend durchführen, ohne die Person anheben zu müssen. Ein Rutschbrett hilft beispielsweise beim Transfer vom Rollstuhl ins Bett oder umgekehrt, sowie vom Rollstuhl auf einen  Toilettenstuhl. Die Position zwischen zwei Sitzflächen wird mit dem Brett überbrückt, sodass der Patient mit minimaler Unterstützung hinübergleiten kann. Wichtig ist, das Gleitbrett korrekt zu platzieren und den Pflegebedürftigen während des Übergangs zu stabilisieren, damit keine Druckstellen entstehen und er sich sicher fühlt. Rutschbretter gibt es in verschiedenen Längen und Ausführungen.

Auch Drehscheiben sind nützliche kleine Helfer: Eine Patientendrehscheibe ist eine drehbare Scheibe (oft mit Anti-Rutsch-Belag), die man unter die Füße stellt. Insbesondere beim Aufstehen vom Bett oder Hinsetzen auf einen Stuhl ermöglicht sie es, eine Person mit weniger Kraftaufwand zu drehen und in die richtige Position zu bringen. Gerade der Pivot-Transfer – etwa vom Rollstuhl zur Bettkante – wird durch eine Drehscheibe deutlich erleichtert, da der Pflegende den Patienten nur führen und stabilisieren muss, während sich dessen Füße kontrolliert mitdrehen. 

Gleitmatten sind wiederum spezielle Unterlagen aus gleitfähigem Material, die unter dem Körper im Bett platziert werden. Sie dienen als Umlagerungshilfe, um einen liegenden Patienten im Bett nach oben oder zur Seite zu ziehen, ohne große Reibung. Gleitmatten bestehen aus zwei Stoffschichten, die leicht gegeneinander gleiten – so werden Scherkräfte reduziert und sowohl die Haut des Patienten als auch der Rücken des Pflegenden geschont. Oft können Gleitmatten im Bett verbleiben und erleichtern das regelmäßige Positionswechseln, um etwa Druckgeschwüren vorzubeugen.

Weitere bewährte Transferhilfen sind etwa Rutschdrehtücher (Kombination aus Gleitmatte und Drehteller) und Gleitkissen. Welche Hilfe passend ist, hängt von der Situation ab – wichtig ist, dass das Hilfsmittel korrekt eingesetzt wird. 

Hier einige Beispiele von Transferhilfen und wie sie unterstützen:

  • Rutschbrett: Unterstützt den seitlichen Transfer, z.B. vom Bett zum Rollstuhl, indem es eine gleitende Brücke bildet.
  • Patientendrehscheibe: Erleichtert das Drehen und Umsetzen, z.B. von der Sitz- in die Standposition, ohne die Wirbelsäule des Pflegenden zu belasten.
  • Haltegürtel: Gibt sicheren Halt beim Heben oder Umsetzen einer Person, da der Pflegende an stabilen Griffen ziehen kann, anstatt direkt den Patienten greifen zu müssen.

Solche Transferhilfen tragen maßgeblich zur Entlastung der Pflegenden bei und erhöhen gleichzeitig die Sicherheit und den Komfort für die Patienten. Wichtig ist, die Anwendungstechnik vorher einzuüben (ggf. unter Anleitung eines Therapeuten) und die Belastungsgrenzen zu kennen. Beispielsweise sollte ein Rutschbrett nur verwendet werden, wenn der Pflegebedürftige ausreichend Sitzbalance hat und mithelfen kann – andernfalls ist ein Lifter sicherer. 

Achten Sie bei allen Hilfsmitteln auf Qualität und Belastbarkeit: Prüfen Sie regelmäßig die Funktionsfähigkeit Ihrer Transferhilfen und halten Sie sie sauber und griffbereit. Die Pflege und richtige Lagerung (trocken, vor Beschädigung geschützt) verlängern die Lebensdauer Ihrer Helfer.

Rückenschonend pflegen – zu Hause kein Problem

Pflegende Angehörige stehen vor großen körperlichen Herausforderungen, doch mit der richtigen Technik und passenden Hilfsmitteln lässt sich der Alltag sicherer und leichter gestalten. Achten Sie von Anfang an auf rückenschonende Bewegungsabläufe und zögern Sie nicht, praktische Helfer zu nutzen. Moderne Transferhilfen – vom einfachen Gleitbrett bis zum elektrischen Lifter – ermöglichen es, einen pflegebedürftigen Menschen sicher und schonend von einem Ort zum anderen zu bewegen. So vermeiden Sie, dass die Pflege zur „schweren Last“ für Ihren Rücken wird. Gleichzeitig fördern viele Hilfsmittel die Selbstständigkeit und Mobilität des Pflegebedürftigen, was seinem Wohlbefinden zugutekommt.

Denken Sie daran, auch Eigenpflege zu betreiben: Regelmäßige Bewegung, gezieltes Rückentraining oder Rückenschule und genügend Pausen helfen, Ihren Körper kräftig und gesund zu erhalten. Scheuen Sie sich nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen – sei es durch Pflegedienste oder durch Schulungen, in denen Sie richtige Handgriffe lernen.

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In unserem RCS Pro Sortiment finden Sie zahlreiche Pflegehilfsmittel, die die täglichen Aufgaben erheblich erleichtern. Mit diesem Wissen und Ausstattung können pflegende Angehörige ihre wichtige Aufgabe erfüllen, ohne dabei die eigene Gesundheit zu gefährden. So profitieren alle Beteiligten: Der Pflegebedürftige wird sicher und würdevoll versorgt, und Sie selbst bleiben langfristig fit – denn Prävention und das richtige Heben und Tragen sind der Schlüssel, damit Ihr Rücken gesund bleibt.

Ess- und Trinkhilfen bei Arthritis und Rheuma – selbstständig essen und trinken trotz Greifschwäche

Arthritis und Rheuma können alltägliche Handgriffe zu einer Herausforderung machen – besonders das Essen und Trinken. Schmerzen, Steifheit oder Verformungen in den Fingergelenken führen oft zu einer verminderten Greifkraft (Greifschwäche). Was für gesunde Menschen selbstverständlich ist – etwa eine Gabel halten oder aus einem Glas trinken – wird für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis oder Arthrose mühsam. Die Folge: Mahlzeiten verlieren ihre Freude und können zur Frustquelle werden. Dabei sind regelmäßiges Essen und Trinken für Gesundheit, Appetit und Lebensqualität entscheidend.

In Deutschland sind schätzungsweise zwischen 1,5 und 2,1 Millionen Menschen von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen betroffen. Hinzu kommen viele weitere mit Arthrose (Gelenkverschleiß) im höheren Alter. Diese Erkrankungen verursachen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in den Gelenken – insbesondere Hände, Finger und Schultern sind oft betroffen. Wenn das Heben eines Bechers oder das Schneiden des Essens mit Messer und Gabel zur Anstrengung wird, sind praktische Hilfsmittel gefragt. Ess- und Trinkhilfen bei Arthritis und Rheuma ermöglichen es, trotz Einschränkungen wieder selbstständig zu essen und zu trinken. Sie reduzieren den nötigen Kraftaufwand, schonen schmerzende Gelenke und geben Betroffenen ein Stück Unabhängigkeit im Alltag zurück.

Alltagshürde Essen und Trinken bei Rheuma verstehen

Arthritis und Rheuma betreffen häufig die Hände und Handgelenke. Entzündete, geschwollene Gelenke verlieren an Beweglichkeit, die Feinmotorik leidet. Das sichere Greifen von Besteck oder Trinkgefäßen fällt schwer. Auch Zittern (z.B. bei rheumatischem Tremor oder Parkinson) kann das Essen und Trinken erschweren. Zudem führen Schmerzen oft dazu, dass Betroffene Ausweichbewegungen machen – zum Beispiel den Ellenbogen oder die Schulter hochziehen, um mangelnde Handfunktion zu kompensieren. Dies kann zu zusätzlichen Verspannungen führen.

Auch Schlaganfall-Patienten oder Menschen mit anderen Erkrankungen (etwa neurologische Störungen) kennen diese Probleme: Lähmungen oder Koordinationsstörungen können das Halten von Besteck und Gläsern nahezu unmöglich machen. Das Ergebnis ist, dass Mahlzeiten nur noch mit Hilfe eingenommen werden können – was die eigene Selbstständigkeit stark beeinträchtigt. Doch zum Glück gibt es eine Vielzahl an Hilfsmitteln, die hier unterstützen.

Spezialbesteck und ergonomisches Geschirr wurden speziell für Personen mit eingeschränkter Handfunktion entwickelt. Sie ermöglichen eine sichere Handhabung auch bei schwachem Griff oder begrenzter Beweglichkeit. Ebenso gibt es durchdachte Trinkhilfen – von speziellen Bechern bis hin zu Trinkhalmen – die das selbstständige Trinken erleichtern. Im Folgenden stellen wir wichtige Ess- und Trinkhilfen bei Arthritis, Rheuma und ähnlichen Handicaps vor und geben Tipps, worauf Sie achten können.

Spezialbesteck: Einfacheres Essen trotz schmerzender Gelenke

Wenn normales Besteck zur Herausforderung wird, kann Spezialbesteck Abhilfe schaffen. Es gibt heute eine große Auswahl an Esshilfen, die das Essen mit eingeschränkter Handkraft wesentlich erleichtern. Solches Besteck ist darauf ausgelegt, mit wenig Kraft und ohne schmerzhafte Bewegungen auszukommen. Dabei wird Wert auf eine ergonomische Form und rutschfeste Griffe gelegt.

Eine Übersicht gängiger Besteck-Helfer und wie sie Betroffene unterstützen:

  • Besteck mit verdickten Griffen: Gabeln, Löffel und Messer mit dicken, oft gepolsterten Kunststoffgriffen liegen besser in der Hand. Dank größerem Durchmesser können auch Personen mit eingeschränkter Fingerbeweglichkeit das Besteck in einer Faust oder mit wenig Fingerdruck sicher halten. Rutschfeste Materialien verhindern, dass das Besteck aus der Hand gleitet.
  • Winkel- oder Schwenk-Besteck: Bei Bewegungseinschränkungen im Handgelenk sind Besteckteile mit abgewinkeltem Griff hilfreich. Ein verstellbarer Löffel (z.B. Etac Feed mit Handschlaufe) kann so eingestellt werden, dass Speisen den Mund erreichen, ohne das Handgelenk stark drehen zu müssen. Das schont die Gelenke und ermöglicht Essen in einer bequemeren Haltung. Solche Löffel lassen sich meist universell an unterschiedliche Ansprüche anpassen – ob Rechts- oder Linkshänder, mehr oder weniger Winkel.
  • Besteckhalterungen und Handschlaufen: Für sehr schwache Hände gibt es Lösungen, bei denen das Besteck mit einer Manschette oder Schlaufe an der Hand fixiert wird. So müssen die Finger das Besteck nicht fest umschließen. Beispielsweise können Löffel oder Gabeln mit einer abnehmbaren Handschlaufe direkt an der Hand befestigt werden. Das bietet Unterstützung, wenn Greifen kaum noch möglich ist, und verhindert, dass das Besteck herunterfällt.
  • Ergonomische Messer: Das Schneiden von Speisen erfordert normalerweise viel Kraft. Spezialmesser mit angepasster Klinge – etwa ein Messer mit angewinkeltem Griff oder ein sogenanntes Wippmesser – erleichtern das Zerteilen von Speisen mit weniger Kraft- und Drehaufwand. Mit einem Wippmesser (Rocker Knife), das eine gebogene Klinge hat, kann man durch Wiegebewegungen schneiden, statt mit einer sägenden Bewegung. Das ist ideal für Menschen mit Arthrose in den Händen, da weniger Druck aufs Gelenk nötig ist.

Hinweis: Achten Sie bei der Auswahl von Spezialbesteck auf Qualitätsmerkmale wie bruchfestes, spülmaschinengeeignetes Material. Manche Menschen mit starkem Zittern (z.B. bei Parkinson) profitieren von etwas gewichteten Besteckteilen – ein gewisses Eigengewicht kann das Zittern reduzieren. Andere bevorzugen ultraleichtes Besteck, um belastete Gelenke zu schonen. Hier sind die individuellen Bedürfnisse entscheidend.

Einnehmebecher mit zwei Griffen

Spezielles Geschirr und Trinkhilfen: Sicher trinken mit schwachen Händen

Neben Besteck spielt auch geeignetes Geschirr und spezielle Trinkhilfen eine große Rolle, um mit eingeschränkter Handfunktion zurechtzukommen. Becher, Tassen und Gläser können für Menschen mit Greifschwäche schwer zu handhaben sein – das Risiko, einen vollen Becher fallen zu lassen oder zu verschütten, ist hoch. Um trotzdem selbstständig trinken zu können, wurden verschiedene Hilfsmittel entwickelt:

  • Becher mit Henkel(n): Einfache Maßnahme, große Wirkung – Tassen oder Becher mit einem Griff oder zwei großen Henkeln ermöglichen einen sicheren (Zwei-)Handgriff. Zwei gegenüberliegende Henkel verteilen das Gewicht und bieten beiden Händen Halt. Selbst wenn die Kraft in einer Hand nachlässt, kann die andere noch unterstützen. Für Menschen mit sehr geringer Fingerbeweglichkeit gibt es Becher mit extra großen Henkeln, in die die ganze Hand oder Faust passt.
  • Schnabelbecher und Trinkaufsätze: Schnabeltassen besitzen einen Aufsatz mit Trinkstutzen, der das Trinken erleichtert. Der Vorteil: Man muss den Kopf zum Trinken kaum nach hinten neigen – hilfreich bei eingeschränkter Nackenbeweglichkeit. Moderne Trinkaufsätze sind oft unauffälliger gestaltet als klassische Schnabelbecher. Viele lassen sich abnehmen, sodass der Becher auch wie ein normaler Trinkbecher verwendet werden kann.
  • Becher mit “Trink-Trick”: Einige innovative Trinkbecher (z.B. von ORNAMIN) haben einen konisch geformten, schrägen Innenboden. Dieser Trick ermöglicht es, den Becher zu leeren, ohne den Kopf in den Nacken legen zu müssen. Von außen sieht der Becher normal aus, innen sorgt der Trink-Trick dafür, dass die Flüssigkeit stets zum Rand fließt. Solche Becher sind ideal, wenn im Hals- und Nackenbereich Einschränkungen bestehen oder bei gewissen Schluckbeschwerden.
  • Rutschfeste Oberflächen: Viele spezielle Tassen und Gläser verfügen über strukturierte, griffsichere Oberflächen oder Gummibeschichtungen. Diese verhindern, dass ein Gefäß aus zitternden oder schwachen Händen gleitet. Beispielsweise gibt es Rillenbecher (Becher mit Noppen/Rillen), die auch bei schwacher Handmuskulatur gut gehalten werden können und mit Deckel/Aufsatz geliefert werden.
  • Warmhalte- und Thermobecher: Für Menschen, die langsam trinken, halten isolierte Thermobecher Getränke länger warm. Das nimmt den Druck, das Getränk hastig trinken zu müssen, und erhöht den Genuss. Viele Warmhalte-Becher sind bruchsicher und haben einen Deckel mit kleiner Trinköffnung, was das Verschütten minimiert.
  • Trinkhalme und Getränkereservoirs: Wenn das Anheben eines Bechers sehr schwerfällt, können Trinkhalme eine einfache Lösung sein. Lange, flexible Trinkhalme – eventuell mit Halteclip am Glas – ermöglichen das Trinken, ohne das Gefäß zu kippen. Für bettlägerige Personen oder Menschen mit sehr geringer Mobilität gibt es Getränkereservoirs wie zum Beispiel Flaschen mit Trinkschlauch. Diese können am Bett oder Rollstuhl befestigt werden, sodass der Betroffene jederzeit über den Schlauch trinken kann, ohne ein Gefäß anheben zu müssen.

Tipp: Achten Sie auf die Angaben des Herstellers und darauf, dass Trinkhilfen möglichst spülmaschinenfest und aus bruchfestem Material bestehen. Viele Modelle sind in dezenten oder auch farbigen Ausführungen erhältlich. Gerade rote Becher oder Teller werden häufig empfohlen, da sie bei Menschen mit Demenz die Aufmerksamkeit und möglicherweise den Appetit steigern.

Mehr Selbstständigkeit und Genuss im Alltag

Die passenden Ess- und Trinkhilfen können Menschen mit Arthritis, Rheuma, Parkinson oder nach einem Schlaganfall spürbar entlasten. Indem sie die täglichen Mahlzeiten wieder selbstständig meistern, gewinnen Betroffene ein großes Stück Lebensqualität zurück. Das Essen wird wieder als etwas Positives erlebt und nicht bloß als Hürde, die es zu überwinden gilt. Wenn die Technik beim Essen und Trinken stimmt und die Hilfsmittel richtig eingesetzt werden, steht auch dem Genuss nichts im Wege – Speisen und Getränke können wieder in Ruhe geschmeckt und geschätzt werden.

Wichtig ist: Jeder Mensch ist anders. Was dem einen hilft, mag für den anderen weniger geeignet sein. Lassen Sie sich im Zweifel z.B. von einem Pflegeberater oder Ergotherapeuten beraten, welche Hilfen für Ihre individuellen Einschränkungen am besten passen. Oft lohnt es sich, verschiedene Produkte auszuprobieren – manche bevorzugen ein bestimmtes Besteck-Set oder finden einen speziellen Trinkbecher, der ihren Bedürfnissen entspricht.

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Viele Ess- und Trinkhilfen sind schon zum kleinen Preis erhältlich und bringen doch einen großen Effekt. Schauen Sie gern in unserem Sortiment vorbei – dort finden Sie vom Teller mit Kipp-Trick über ergonomisches Besteck bis zum 2-Henkel-Becher mit Trinkdeckel zahlreiche praktische Alltagshelfer. Mit der richtigen Ausstattung kehrt die Freude am Essen und Trinken zurück, und Sie oder Ihre Angehörigen können die nächste Mahlzeit wieder entspannt genießen.
So wird die passende Unterstützung zum Schlüssel für mehr Unabhängigkeit und Lebensfreude im Alltag.

COPD im Griff: Atemübungen und Hilfsmittel für mehr Luft im Alltag

COPD (chronisch obstruktive Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem) ist eine Lungenerkrankung, bei der verengte Atemwege das Atmen erschweren. Betroffene leiden unter Symptomen wie Husten, vermehrtem Auswurf von Sekret und vor allem Atemnot im Alltag. In Deutschland sind schätzungsweise mehrere Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen​.

Ohne ausreichende Luftzufuhr fühlt man sich schnell ausgelaugt, denn der Körper erhält nicht genug Sauerstoff. Selbst einfache Tätigkeiten können für Patienten zur Belastung werden und zu Luftnot führen. Doch es gibt Hilfe: Durch gezielte Atemübungen, richtiges Atemtraining und unterstützende Hilfsmittel lässt sich die Atmung erleichtern und die Lebensqualität erheblich steigern.

Atemnot und COPD: Warum Atemübungen so wichtig sind

Mit COPD wird die Atmung zur täglichen Herausforderung. Die Bronchien sind chronisch entzündet und verengt, was den Luftaustausch behindert. Durch die Überblähung der Lunge bleibt verbrauchte Luft in den Lungen gefangen und es fällt schwer, vollständig auszuatmen. Die Folge ist oft eine quälende Atemnot, zunächst bei Belastung und in fortgeschrittenen Stadien sogar in Ruhe. Viele Patienten geraten dann in einen Teufelskreis aus Kurzatmigkeit und Angst: Die Luftnot kann Angst und sogar Panik auslösen, was wiederum die Atemfrequenz erhöht und die Atemnot verstärkt. Hier setzen Atemübungen und Atemtherapie an.

Gezielte Atemtechniken helfen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Sie verbessern die Belüftung der Lunge, reduzieren die Überblähung und fördern die Entspannung. Studien und Erfahrungen zeigen, dass spezielle Atemübungen Erleichterung verschaffen und die Atemmuskulatur entlasten können​.

Indem man lernt, bewusster ein- und auszuatmen, bekommt man wieder besser Luft und kann in Atemnot-Situationen ruhiger reagieren. Das hat auch psychologische Bedeutung: Wer Techniken an der Hand hat, um mit Atemnot umzugehen, fühlt sich sicherer und verliert etwas von der Angst vor der nächsten Atemnotattacke. Insgesamt sind Atemübungen ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, da sie – neben Medikamenten – wesentlich zur Behandlung beitragen, indem sie Atemnot lindern, die Atemwege offen halten und die eigene Kontrolle über die Atmung stärken.

Atemübungen sollten regelmäßig geübt werden

Atemübungen sollten idealerweise frühzeitig erlernt werden, am besten angeleitet durch erfahrene Atemphysiotherapeuten oder in speziellen Patientenschulungen. Unter professioneller Anleitung kann man die korrekten Techniken in Ruhe üben, um sie dann in stressigen Situationen automatisch anwenden zu können. Wichtig ist dabei die Regelmäßigkeit: Wie bei jedem Training führt nur konsequentes Üben zum Erfolg. Planen Sie daher feste Zeiten für Ihr Atemtraining ein – in entspanntem Zustand, wenn Sie frei von akuter Atemnot sind. So bauen Sie Schritt für Schritt Routine auf, und Ihre Atemmuskulatur gewöhnt sich an die neuen Atemmuster. Die Gedanken können Sie dabei bewusst auf die Entspannung lenken: Konzentrieren Sie sich auf ruhiges Ein- und Ausatmen, um innere Ausgeglichenheit zu finden. Dies beruhigt den Körper und Geist gleichermaßen.

Mit der Zeit spielen diese Techniken eine große Rolle im Umgang mit COPD: Sie sorgen dafür, dass Sie im Notfall weniger in Panik geraten und Ihre Beschwerden besser kontrollieren können​.

Atemübungen: Techniken für mehr Luft

Es gibt eine Reihe bewährter Atemtechniken, die Menschen mit COPD helfen, ihre Atmung zu verbessern und mehr Luft zu bekommen​. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Übungen und Tipps vor. Diese Übungen können von Betroffenen leicht erlernt werden und sind kostenlos überall durchführbar – sie benötigen lediglich etwas Zeit und Übung. Jede Übung zielt darauf ab, die Atmung zu vertiefen, die Atemwege zu entlasten und dem Patienten Sicherheit im Umgang mit Atemnot zu geben.

Bild KI-generiert

Die Lippenbremse – langsames Ausatmen gegen die Luftnot

Die Lippenbremse ist die klassische Atemübung bei COPD und anderen Atemwegserkrankungen. Sie hilft sofort gegen Atemnot und kann sowohl in Ruhe als auch unter Belastung angewendet werden. Diese Technik funktioniert so: Man atmet zunächst normal durch die Nase ein und lässt dann die Luft langsam und kontrolliert durch die locker aufeinander liegenden Lippen ausströmen, als würde man eine Kerze mit sanftem Luftstrom ausblasen. Durch das Ausatmen gegen die nur leicht geöffnete Lippenöffnung entsteht ein leichter Widerstand. Wichtig: Pressen Sie die Lippen nicht mit Kraft zusammen, sondern halten Sie sie entspannt, ähnlich wie beim leichten Pfeifen.

So geht die Lippenbremse – Schritt für Schritt:

  1. Setzen Sie sich möglichst aufrecht hin und entspannen Sie die Gesichtsmuskulatur. Legen Sie die Lippen locker aufeinander.
  2. Atmen Sie langsam und tief durch die Nase ein. Spüren Sie, wie die Luft in die Lunge strömt.
  3. Atmen Sie nun langsam und gleichmäßig durch den Mund aus, indem Sie die Luft durch die nur kleine Öffnung zwischen den Lippen entweichen lassen (als würden Sie vorsichtig pusten). Verlängern Sie die Ausatmung, aber ohne zu pressen.

Bei der Lippenbremse wird die ausgeatmete Luft etwas gestaut, was einen leichten Überdruck in den Atemwegen erzeugt. Dieser Effekt stabilisiert die Bronchien während der Ausatmung und verhindert, dass die Atemwege kollabieren​. Dadurch können die Lungen mehr verbrauchte Luft abgeben, die sonst eine Überblähung verursachen würde. Mit der Lippenbremse wird also mehr „alte“ Luft aus der Lunge entfernt, und Platz für frischen Sauerstoff geschaffen.

Das Ergebnis: Die Luftnot nimmt ab, das Gefühl der Enge in der Brust lässt nach, und man verspürt spürbar Erleichterung. Nutzen Sie die Lippenbremse immer dann, wenn Sie kurzatmig sind – zum Beispiel nach dem Treppensteigen (einer körperlichen Belastung) oder während eines Hustenanfalls. In solchen Situationen hilft die Technik, schnell wieder zur Ruhe zu kommen. Übrigens kann diese Atemtechnik auch Angst reduzieren, denn das verlangsamte Ausatmen signalisiert dem Körper Entspannung.

Bauchatmung – die Kraft des Zwerchfells nutzen

Viele Menschen atmen überwiegend in die Brust. Bei der Bauchatmung (Zwerchfellatmung) dagegen nutzt man bewusst das Zwerchfell, unseren wichtigsten Atemmuskel, um tiefer in den Bauchraum zu atmen. Gerade für Menschen mit COPD ist dies sinnvoll, denn die Bauchatmung ermöglicht es, mehr Luft in die unteren Lungenbereiche zu bringen und die Atmung effizienter zu gestalten. Tief in den Bauch einzuatmen kann helfen, mehr Sauerstoff aufzunehmen und die Atemmuskulatur zu entlasten​.

Diese Atemtechnik verbraucht weniger Energie als eine flache Brustatmung und fördert insgesamt die Entspannung des Körpers.

So üben Sie die Bauchatmung:

Legen Sie zum Üben eine Hand auf den Bauch und atmen Sie langsam durch die Nase ein. Stellen Sie sich vor, wie die Luft bis in den Bauch strömt und Ihre Hand sanft nach oben drückt. Ihre Bauchdecke wölbt sich nach außen, während sich der Brustkorb nur wenig hebt. Atmen Sie dann lang und vollständig aus – idealerweise ebenfalls mit leicht geschürzten Lippen oder der oben beschriebenen Lippenbremse, um die Luft kontrolliert abzugeben. Beim Ausatmen senkt sich die Bauchdecke wieder.

Wiederholen Sie dieses tiefe Ein- und Ausatmen mehrere Male. Anfangs fällt es leichter, diese Übung im Liegen auszuführen, da der Körper dabei entspannt ist und Sie die Bewegung des Bauches besser spüren. Mit etwas Übung gelingt die Bauchatmung aber auch im Sitzen oder Stehen. Wichtig ist, dass Sie während der Übung in Ruhe bleiben und nicht verkrampfen. Die Bauchatmung können Sie täglich ein paar Minuten trainieren – sie führt zu einer vertieften Atmung, verbessert die Sauerstoffaufnahme und kann auch gegen Stress eingesetzt werden, da sie beruhigend wirkt.

Atemerleichternde Haltungen – richtig sitzen oder stehen bei Atemnot

Neben reinen Atemtechniken spielen auch Körperhaltungen eine wichtige Rolle, um das Atmen zu erleichtern. In einer akuten Situation mit Atemnot neigen viele dazu, zu verkrampfen oder panisch zu werden. Stattdessen hilft es, eine atemerleichternde Position einzunehmen. Durch bestimmte Haltungen kann die Atmung effizienter werden, weil Teile des Körpers abgestützt werden und die Atemhilfsmuskulatur optimal eingesetzt wird​.

Zwei gängige Techniken sind der Kutschersitz und die Torwartstellung, doch auch das Abstützen an einer Wand oder auf einem Tisch kann helfen. Wichtig ist immer: der Oberkörper sollte etwas nach vorne gebeugt sein und die Arme aufgestützt werden – so wird der Brustkorb entlastet.

  • Kutschersitz: Setzen Sie sich auf einen Stuhl, die Beine leicht auseinander. Beugen Sie den Oberkörper nach vorne und stützen Sie Ihre Arme mit den Ellenbogen auf den Knien oder auf einer festen Unterlage (z.B. Oberschenkel) ab. Lassen Sie Kopf und Schultern locker nach vorne sinken. In dieser Haltung kann der Schultergürtel unterstützt werden, und Sie können ruhiger atmen. Atmen Sie bewusst langsam ein und mit der Lippenbremse aus. Diese Haltung verschafft oft schnell Erleichterung.
  • Torwartstellung (Abstützen im Stehen): Stellen Sie sich hüftbreit hin (Beine leicht gegrätscht). Beugen Sie den Oberkörper etwas nach vorne. Stützen Sie die Hände oberhalb der Knie auf den Oberschenkeln ab (als würden Sie sich nach einem Sprint abstützen, daher der Name). Die Finger zeigen nach innen, Ellenbogen leicht gebeugt. Auch hier wird das Gewicht des Oberkörpers von den Armen getragen. Atmen Sie ruhig ein und aus. Diese Position im Stehen ermöglicht es, die Atemhilfsmuskulatur – beispielsweise Muskeln im Schulter- und Nackenbereich – effektiv zur Unterstützung der Atmung einzusetzen​.

Solche Körperhaltungen können in Notfallsituationen wahre Wunder wirken. Sie sind einfache Hilfen, um die Atemarbeit zu verringern. Versuchen Sie, sich diese Haltungen bereits in Zeiten ohne akute Atemnot einzuprägen. Dann erinnern Sie sich in der Stresssituation besser daran. In der Regel stellt sich mit einer atemerleichternden Haltung und den richtigen Atemtechniken schnell eine Besserung der Atemnot ein. Kombinieren Sie z.B. den Kutschersitz mit der Lippenbremse – so nutzen Sie zwei Methoden gleichzeitig, um wieder Luft zu bekommen.

Sekretlösung und richtiges Husten

COPD geht häufig mit zähem Schleim in den Atemwegen einher, besonders bei der chronischen Bronchitis-Komponente der Krankheit. Das Abhusten dieses Sekrets ist wichtig, damit die Atemwege frei bleiben. Auch hierfür gibt es Techniken: Zum Beispiel das „Huffing“ (forcierte Expiration) ist eine schonende Hustentechnik, bei der man anstatt kräftig zu husten, die Luft stoßweise mit offenem Mund ausstößt, als würde man auf einen Spiegel hauchen. Dadurch lösen sich Ablagerungen, ohne die Bronchien zu stark zu belasten.

Generell gilt: Nehmen Sie sich Zeit zum Husten und sorgen Sie für eine gute Flüssigkeitszufuhr, damit das Sekret flüssiger wird. Unterstützend können Hilfsmittel zum Einsatz kommen, die im nächsten Abschnitt vorgestellt werden.

Hilfsmittel bei COPD: Unterstützung für Ihre Atemwege

Neben Übungen ohne Gerät gibt es auch einige praktische Hilfsmittel, die Menschen mit COPD im Alltag Erleichterung verschaffen. Solche Hilfen können die Wirkung der Atemübungen ergänzen und helfen, Symptome wie Atemnot und Husten besser in den Griff zu bekommen. Im Folgenden einige wichtige Hilfsmittel und Therapieansätze kurz vorgestellt.

Bild KI-generiert

PEP-Geräte und Atemtrainer

Ein zentrales Hilfsmittel bei der Atemtherapie von COPD sind PEP-Geräte (Positive Expiratory Pressure). Diese kleinen Geräte erzeugen beim Ausatmen einen Widerstand und teils Vibrationen in den Atemwegen. Man atmet gegen einen einstellbaren Druck aus. Durch diesen positiven Druck werden die Bronchien von innen gestützt und offen gehalten, ähnlich wie bei der Lippenbremse, nur intensiver. Gleichzeitig versetzen manche Geräte die Luft in Schwingung, was festsitzendes Sekret in den Bronchien löst. Regelmäßiges Training mit PEP-Geräten hat mehrere Vorteile: Es stärkt die Atemmuskulatur und kann die Atemnot reduzieren, weil die Lunge besser entleert und belüftet wird​.

Zudem hilft es, Schleim effizienter abzutransportieren – Husten fällt leichter und wird produktiver. PEP-Geräte kommen meist im Rahmen einer Atemphysiotherapie oder Atemschulung zum Einsatz, wo Atemphysiotherapeuten den Patienten die richtige Anwendung beibringen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Therapeuten, ob ein solches Gerät für Sie sinnvoll ist und lassen Sie sich die Handhabung genau erklären. Wichtig ist, das Atemtraining mit dem Gerät dann in der Regel täglich durchzuführen, um einen spürbaren Effekt zu erzielen. Schon wenige Minuten pro Tag – zum Beispiel morgens und abends – können reichen. Diese Geräte sind eine wertvolle Hilfe, um langfristig die Lungenfunktion zu unterstützen und aktiv an der Verbesserung der Symptome zu arbeiten.

Neben PEP-Geräten gibt es auch Atemtrainer, die speziell die Einatmungskraft stärken (Inspiratorisches Muskeltraining). Diese funktionieren so, dass Sie gegen einen Widerstand einatmen müssen. Dadurch werden Zwerchfell und Atemhilfsmuskeln wie ein Muskel im Fitnessstudio trainiert. Ein stärkeres Zwerchfell bedeutet, dass Sie bei Beanspruchung weniger Belastung spüren, weil das Einatmen leichter fällt. Solche Atemmuskeltrainer gibt es in verschiedenen Formen (als einfaches mechanisches Gerät mit einstellbarem Widerstand oder elektronische Geräte). Auch hier gilt: Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Therapeuten beraten, welches Gerät passend ist und wie es richtig benutzt wird.

Inhalation und Medikation

Die medikamentöse Behandlung der COPD erfolgt oft über inhalative Medikamente (Bronchien-erweiternde Sprays, Pulverinhalatoren oder Vernebler). Ein Inhalationsgerät ist zwar im engeren Sinne kein Hilfsmittel zur Atemtechnik, aber es ist essentiell, um die Atemwege offen zu halten. Patienten sollten unbedingt die richtige Inhalationstechnik beherrschen, damit das Medikament in der Lunge ankommt. In Patientenschulungen wird daher häufig das korrekte Inhalieren geübt​.

Scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt oder Apotheker um eine Einweisung zu bitten – eine falsche Anwendung des Inhalators kann die Wirksamkeit drastisch verringern. Neben den Dauermedikamenten sollten COPD-Betroffene auch ein Notfallspray (Reliever) griffbereit haben, das in akuten Atemnotsituationen für schnelle Erleichterung sorgt. Alle diese Medikamente tragen zwar nicht direkt zur Kräftigung der Lunge bei, sind aber für viele der Grundpfeiler, um überhaupt erst die Voraussetzungen für Übungen und Training zu schaffen, indem sie die Bronchien weiten und Entzündungen hemmen.

Sauerstofftherapie

Im fortgeschrittenen Stadium einer COPD kommt es häufig zu anhaltendem Sauerstoffmangel im Blut. Dann reicht die normale Atmung – trotz aller Übungen – nicht mehr aus, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. In solchen Fällen verordnet der Arzt eine Langzeit-Sauerstofftherapie. Die Patienten erhalten ambulant ein Sauerstoffgerät (z.B. Konzentrator oder mobile Sauerstoffflasche), über das sie mehrere Stunden am Tag oder sogar rund um die Uhr zusätzlichen Sauerstoff inhalieren können. Die Vorstellung, dauerhaft an einen Sauerstoffschlauch gebunden zu sein, macht vielen zunächst Sorgen und Angst, doch moderne Geräte erlauben heute viel Bewegungsfreiheit und können sogar mobil mitgeführt werden. Mit etwas Planung sind auch Aktivitäten außer Haus oder Reisen weiterhin möglich​.

Die zusätzliche Sauerstoffgabe entlastet Herz und Körper enorm und verbessert die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität deutlich. Wichtig ist, die vom Arzt verordnete Sauerstoffmenge konsequent anzuwenden, denn nur dann erfüllt die Therapie ihr Ziel. Bei korrekter Anwendung kann die Sauerstofftherapie nicht nur Luftnot lindern, sondern auch das Fortschreiten von Organschäden durch chronischen Sauerstoffmangel bremsen.

Wenn Sie zu den Betroffenen gehören, bei denen eine Sauerstofftherapie nötig ist, lassen Sie sich ausführlich beraten. Anfangs ist es ungewohnt, aber viele Patienten berichten, dass sie sich viel sicherer fühlen, wenn sie die „extra Luft“ haben und dadurch wieder mehr unternehmen können.

Alltagstipps: Besser leben mit COPD

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Neben den gezielten Atemübungen und Hilfsmitteln gibt es im Alltag viele kleine Dinge, die in Summe große Wirkung haben können. Wir haben einige Tipps für Sie zusammengestellt, um mit COPD besser zu leben und die Atemnot zu reduzieren:

  • Bewegung und Lungensport: Auch wenn es paradox klingt – regelmäßige körperliche Aktivität kann die Atemnot langfristig verringern. Angepasste Bewegung (z.B. Gehen, leichtes Training in Lungensportgruppen) stärkt die allgemeine Muskulatur und Ausdauer. Kräftigere Beine und ein fitterer Körper helfen, alltägliche Belastungen leichter zu bewältigen. Wichtig: Überanstrengen Sie sich nicht und legen Sie Pausen ein, aber bleiben Sie in Bewegung.
  • Tagesplanung und Pacing: Planen Sie Ihren Tag mit ausreichenden Pausen. Legen Sie anstrengende Aufgaben auf Zeiten, in denen Sie sich am fittesten fühlen. Vermeiden Sie Hektik und Stress, indem Sie alles in Ruhe angehen. So vermeiden Sie unnötige Belastung.
  • Richtige Atemtechnik im Alltag anwenden: Integrieren Sie Ihre Atemübungen in tägliche Aktivitäten. Zum Beispiel: Atmen Sie beim Treppengehen bewusst mit der Lippenbremse aus, oder nutzen Sie die Bauchatmung, wenn Sie spazieren gehen. Diese angewandten Techniken helfen, auch während Aktivitäten die Luft zu behalten.
  • Entspannung üben: Stress und seelische Anspannung wirken sich direkt auf die Atmung aus. Methoden wie progressive Muskelentspannung, Yoga (angepasst) oder Meditation können Ihnen helfen, Stress abzubauen und innere Ruhe zu finden. Dadurch verringern sich auch Atemnot-Anfälle, weil Sie insgesamt gelassener bleiben. Gönnen Sie sich regelmäßig Entspannung und achten Sie auf ausreichenden Schlaf – das fördert die Regeneration.
  • Auslöser meiden: Versuchen Sie, Reize zu vermeiden, die Ihre Atemwege reizen. Kalte Luft, Zigarettenrauch (aktiv und passiv), Staub, Schadstoffe oder auch starke Düfte können Husten und Luftnot auslösen. Sorgen Sie für ein gutes Raumklima mit frischer, nicht zu trockener Luft (Raumluftbefeuchter können helfen, Schleim in den Atemwegen geschmeidig zu halten).
  • Vorsorge treffen: Halten Sie Ihre vom Arzt empfohlenen Impfungen aktuell (z.B. gegen Grippe und Pneumokokken), um Infektionen vorzubeugen, denn jede Bronchitis kann Ihre Lunge zusätzlich schwächen. Haben Sie einen Notfallplan: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, was in einer akuten Verschlechterung (Notfall) zu tun ist, wann Sie ggf. ein Notfallmedikament nehmen oder den Rettungsdienst rufen sollten. Es gibt auch COPD-Patientenschulungsprogramme, die solche Situationen trainieren und Sicherheit geben.

Mit all diesen Maßnahmen – Atemübungen, Hilfsmitteln und einer bewussten Lebensführung – lässt sich die COPD zwar nicht heilen, aber in den Griff bekommen. Das Ziel ist, möglichst lange ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen, trotz der Krankheit. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und arbeiten Sie eng mit Ihren behandelnden Ärzten und Therapeuten zusammen. Jeder kleine Fortschritt, sei es eine geringere Atemnot beim Treppensteigen oder weniger Husten in der Nacht, ist ein Gewinn an Lebensqualität.

FAQ (Häufig gestellte Fragen)

Welche Atemübungen helfen bei akuter Atemnot am schnellsten?

Die Lippenbremse gilt als eine der wichtigsten Atemtechniken für Menschen mit COPD. Atmen Sie dabei durch die Nase ein und pusten Sie die Luft langsam durch die locker aufeinanderliegenden Lippen wieder aus. Diese einfache Übung schafft einen leichten Widerstand beim Ausatmen und verhindert ein frühzeitiges Zusammenfallen der Bronchien. Dadurch gelingt es Ihnen, verbrauchte Luft effektiver aus der Lunge zu entfernen und mehr Sauerstoff aufzunehmen. Auch die Bauchatmung (Zwerchfellatmung) kann in akuten Stressmomenten helfen, weil sie die Atemmuskulatur schont und den Brustkorb entlastet.

Wie kann ich festsitzenden Schleim besser abhusten?

Viele COPD-Betroffene kämpfen mit zähem Sekret in den Atemwegen. Um dieses Sekret effektiver zu lösen, können sogenannte PEP-Geräte (Positive Expiratory Pressure) oder Oszillations-PEP-Geräte eingesetzt werden. Sie erzeugen beim Ausatmen einen Widerstand und Vibrationen, was die Bronchien „rüttelt“ und Schleim lockert. Eine angepasste Hustentechnik wie das „Huffing“ – bei dem man die Luft stoßweise ausstößt, anstatt heftig zu pressen – hilft, den Schleim schonender aus den Bronchien zu transportieren.

Ist es normal, dass ich mich anfangs etwas unwohl fühle, wenn ich Atemübungen mache?

Ja, ein vorübergehendes Gefühl von Unsicherheit ist nichts Ungewöhnliches. Viele Menschen müssen sich erst an das bewusste Atmen und die teilweise neuen Bewegungsabläufe gewöhnen. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und sich nicht zu überfordern. Sollten jedoch starke Beschwerden oder Schwindelgefühle auftreten, brechen Sie die Übung ab und sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrem Atemphysiotherapeuten. Mit regelmäßiger Übung und der richtigen Anleitung wird das Unwohlsein in der Regel schnell weniger.

Brauche ich bei COPD zwangsläufig eine Sauerstofftherapie?

Nicht alle Patienten mit COPD benötigen Sauerstoff. Eine Langzeit-Sauerstofftherapie kommt vor allem dann infrage, wenn die Sauerstoffsättigung im Blut dauerhaft zu niedrig ist. Dies wird in der Regel über Blutgasanalysen überprüft. Ist tatsächlich ein chronischer Sauerstoffmangel vorhanden, kann eine zusätzliche Sauerstoffgabe die Lebensqualität enorm verbessern und die Belastbarkeit steigern. Ihr Arzt entscheidet anhand Ihres Krankheitsverlaufs und Ihrer Untersuchungswerte, ob und ab wann die Therapie sinnvoll ist. Wer Sauerstoff benötigt, wird ausführlich geschult und erhält passende Geräte für Zuhause und unterwegs.

Was kann ich zusätzlich zu den Atemübungen tun, um meinen Alltag zu erleichtern?

Ein ganzheitlicher Ansatz ist wichtig. Nutzen Sie bei Bedarf Inhalatoren oder andere verschriebene Medikamente korrekt, um die Bronchien zu erweitern und Entzündungen zu mindern. Ein angepasstes Kraft- und Ausdauertraining (z. B. Lungensport) hilft, die Muskulatur zu stärken und die Belastung im Alltag besser zu meistern. Achten Sie auf ausreichende Entspannung und üben Sie stressreduzierende Methoden (z. B. Progressive Muskelentspannung oder Yoga). Planen Sie Ruhepausen ein und vermeiden Sie Überanstrengung. Kleine Alltagshilfen wie ein Rollator oder ein Duschhocker können zudem körperliche Anstrengung reduzieren und Ihnen mehr Sicherheit geben.

Quellen

  1. Lungeninformationsdienst – Atemübungen und Atemschulung: Beschreibung bewährter Atemtechniken (z.B. Lippenbremse) und deren Wirkung zur Erleichterung der Atmung​lungeninformationsdienst.de.
  2. Lungeninformationsdienst – Atemerleichternde Techniken und Selbsthilfemaßnahmen: Einsatz von PEP-Systemen (Flutter, Cornet etc.) in der Atemtherapie; regelmäßiges Training mit PEP-Geräten senkt Atemnot, stärkt Atemmuskulatur und fördert Schleimlösung​. lungeninformationsdienst.de
  3. COPD-Deutschland e.V. – COPD mit und ohne Lungenemphysem: Symptome, Ursachen, Therapieoptionen: Hintergrundinformationen zu COPD als chronische Lungenerkrankung; Prävalenz (rund 6,8 Mio. Betroffene in Deutschland) und Bedeutung nicht-medikamentöser Therapien wie Atemphysiotherapie, Lungensport und Sauerstoff-Langzeittherapie​. copd-deutschland.de
  4. netdoktor.deBauchatmung (Zwerchfellatmung): Vorteile der Bauchatmung gegenüber der flachen Brustatmung (effizientere Sauerstoffaufnahme, weniger Energieaufwand, Förderung von Entspannung).
  5. Lungeninformationsdienst – Atemübungen geben Sicherheit: Atemübungen vermitteln Patienten Mittel, um mit Atemnot umzugehen, Erleichterung zu erfahren, und reduzieren die Angst vor der nächsten Atemnotattacke​. lungeninformationsdienst.de

Hilfsmittel bei Arthrose – Mehr Mobilität und weniger Schmerzen

Arthrose geht oft mit Schmerzen, Steifheit und Einschränkungen im Alltag einher. Viele Betroffene fragen sich, wie sie ihre Gelenke entlasten und die Beschwerden lindern können. Hilfsmittel bei Arthrose leisten hier wertvolle Unterstützung: Sie stabilisieren schmerzende Gelenke, helfen beim Gehen oder erleichtern tägliche Handgriffe.

Bandagen und Orthesen: Stütze für Knie, Hüfte, Hände und Rücken

Bandagen und Orthesen sind bewährte Hilfsmittel, um schmerzende Gelenke zu entlasten und zu stabilisieren. Beide werden äußerlich am Körper getragen, unterscheiden sich jedoch in Material und Funktion.

  • Bandagen bestehen meist aus elastischem Kompressionsgestrick, das sich eng an das Gelenk schmiegt. Sie geben Halt, ohne die Beweglichkeit stark einzuschränken, und fördern durch leichten Druck die Durchblutung sowie Wahrnehmung des Gelenks. Dadurch können sie Schmerzen reduzieren und ein Gefühl von Stabilität vermitteln. Viele Bandagen haben zusätzlich eingearbeitete Polster oder Silikoneinlagen (Pelotten), um bestimmte Strukturen gezielt zu entlasten.
    Beispiele: Kniebandagen, Ellenbogen- oder Handgelenkbandagen.
  • Orthesen sind stabilere Schienenkonstruktionen, oft aus Kunststoff oder Metall, die Gelenke führen oder ruhigstellen. Orthesen können Bewegung teilweise oder ganz limitieren und so Belastung von geschädigten Knorpelbereichen auf weniger geschädigte Bereiche umverteilen. Sie werden mit Gurten am Körper fixiert und meist individuell angepasst. Orthesen kommen insbesondere bei fortgeschrittener Arthrose zum Einsatz, wenn Bandagen nicht mehr ausreichen.
    Beispiele: Knieorthesen (z. B. Unloader-Orthese bei Kniearthrose), Daumenorthesen bei Rhizarthrose (Daumensattelgelenk-Arthrose), Handgelenkschienen oder Rückenorthesen (Korsett) bei Wirbelsäulenarthrose.

Wie helfen Bandagen und Orthesen?

Beide Hilfsmittel entlasten schmerzende Gelenke, stabilisieren sie und reduzieren dadurch Schmerzen spürbar. Kniebandagen zum Beispiel kommen häufig bei Gonarthrose (Kniearthrose) zum Einsatz. Sie stützen das Kniegelenk, wärmen es und schützen es vor äußeren Einflüssen – viele Arthrose-Patienten berichten dadurch von weniger Schmerzen und mehr Sicherheit beim Gehen. Bei Bedarf kann der Arzt auch eine Knieorthese verordnen, etwa eine sogenannte Entlastungsorthese, die den Knieinnen- oder -außenbereich gezielt entlastet. Studien zeigen, dass speziell angepasste Knieorthesen die Stabilität verbessern und dadurch Mobilität ermöglichen, obwohl bereits ein fortgeschrittener Knorpelschaden besteht.

Auch andere Gelenke profitieren von passenden Bandagen oder Orthesen: Eine Handgelenkbandage oder Daumenorthese kann bei Arthrose in den Fingern und der Hand (z. B. Rhizarthrose am Daumen) Schmerzen lindern und die Greifkraft verbessern. Ellenbogenbandagen (etwa bei Arthrose im Ellenbogengelenk) oder Schulterorthesen stabilisieren die jeweiligen Bereiche und können Überbewegungen verhindern. Bei Rückenarthrose (Spondylose) werden manchmal Rückenbandagen oder halbstarre Mieder eingesetzt, um die Wirbelsäule aufzurichten und Schmerzen zu reduzieren. Wichtig ist: Die Auswahl der richtigen Bandage oder Orthese sollte individuell mit dem Orthopäden erfolgen, je nach betroffenem Gelenk, Schweregrad der Arthrose und Therapie-Ziel.

Gehhilfen: Gehstöcke, Unterarmstützen und Rollatoren für Knie und Hüfte

Arthrose an gewichttragenden Gelenken – insbesondere Knie und Hüfte – führt oft zu Gehbeschwerden. Gehhilfen wie Gehstöcke, Gehböcke, Unterarmgehstützen (Krücken) oder Rollatoren dienen dazu, die Belastung auf schmerzende Gelenke zu reduzieren und die Sicherheit beim Laufen zu erhöhen.

Gehstock: Ein einfacher Gehstock kann bereits viel bewirken. Er übernimmt einen Teil des Körpergewichts und entlastet so Knie- oder Hüftgelenk um einen erheblichen Anteil – bis zu 40 % weniger Belastung sind möglich​.

Ein Gehstock eignet sich bei beginnender Arthrose in Knie oder Hüfte oder bei leichten Gangunsicherheiten. Wichtig ist die richtige Anwendung: Der Stock wird auf der gegengeüberliegenden Seite des schmerzenden Beins benutzt, um das betroffene Gelenk optimal zu entlasten. Wer sich mit einem klassischen Stock unwohl fühlt, findet diskrete Alternativen wie Stockschirme (Spazierstock und Regenschirm in einem) oder Vierfuß-Gehstöcke, die unten auf vier Füßen stehen und noch mehr Stabilität bieten. Auch Nordic-Walking-Stöcke können im Alltag eingesetzt werden, um beide Seiten zu entlasten und ein natürliches Gangbild zu fördern – man bleibt aufrechter und verteilt die Belastung auf beide Arme.

Unterarmgehstützen (Krücken): Brauchen Sie mehr Entlastung (etwa nach einer Gelenk-Operation oder bei starker Arthrose), kommen Unterarmgehstützen zum Einsatz. Diese Doppeltstützen ermöglichen den sogenannten Drei-Punkt-Gang, bei dem beide Stützen und das kranke Bein gemeinsam auftreten und so das meiste Gewicht von den Beinen nehmen. Unterarmstützen lassen sich in der Höhe anpassen und sollten in einer Physiotherapie-Schulung korrekt eingestellt und benutzt werden. Für Arthrose-Patienten mit Handgelenk- oder Ellenbogenproblemen gibt es spezielle Arthritis-Gehstützen: Sie besitzen eine Unterarmschiene, sodass das Gewicht nicht nur über die Hand getragen wird. Dadurch werden Hand- und Handgelenke geschont. Alternativ können in seltenen Fällen auch Achselstützen (Stützen, die unter den Achseln aufliegen) genutzt werden, falls die Unterarme entlastet werden müssen – dabei sollte jedoch die Achsel nicht dauerhaft stark gedrückt werden, um Nervenreizungen zu vermeiden.

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Rollator: Bei fortgeschrittener Arthrose oder großer Unsicherheit beim Gehen bietet ein Rollator maximale Unterstützung. Der Rollator ist eine Gehhilfe auf Rädern mit Handgriffen, Bremse, Sitzfläche und Korb. Er ermöglicht, das volle Körpergewicht bei Bedarf abzustützen, unterstützt das Gleichgewicht und bietet jederzeit die Möglichkeit, sich hinzusetzen und auszuruhen. Besonders Hüftarthrose-Patienten oder Menschen mit Kniearthrose im höheren Alter profitieren von Rollatoren, da sie Stürzen vorbeugen und längere Wegstrecken wieder machbar werden. Wie bei allen Gehhilfen ist die richtige Höheneinstellung entscheidend: Die Handgriffe sollten ungefähr in Höhe der Handgelenke stehen, wenn man aufrecht neben dem Rollator steht.

Tipp: Scheuen Sie sich nicht, Gehhilfen zu verwenden – sie können Ihre Mobilität und Unabhängigkeit deutlich steigern. Oft werden diese Mobilitätshilfen unterschätzt, dabei führen Gehstock oder Rollator zu einer effektiven Entlastung schmerzender Gelenke und verringern das Sturzrisiko. Ihr Arzt oder Physiotherapeut kann Sie beraten, welche Gehhilfe die richtige für Sie ist, und das Gehen damit mit Ihnen üben.

Ergonomische Möbel und Alltagshilfen: Unterstützung im täglichen Leben

Neben den klassischen medizinischen Hilfsmitteln lohnt es sich, das eigene Wohn- und Arbeitsumfeld an die Bedürfnisse bei Arthrose anzupassen. Ergonomische Möbel und Alltagshilfen helfen dabei, Gelenke im Alltag zu schonen und typische Bewegungen schmerzfreier zu gestalten.

Ergonomische Möbel: Schon kleine Anpassungen können viel bewirken. Ein ergonomischer Stuhl oder Sessel mit höherer Sitzfläche erleichtert z. B. bei Knie- und Hüftarthrose das Aufstehen, da die Knie weniger stark gebeugt werden müssen. Spezialstühle – sogenannte Arthrodesenstühle – besitzen geteilte, nach vorne absenkbare Sitzflächen, damit Menschen mit steifen Knie- oder Hüftgelenken bequemer sitzen können (die Beine werden in einem angepassten Winkel gelagert). Auch ein Aufstehsessel mit motorisierter Aufstehhilfe ist eine Option, wenn das Aufrichten aus dem Sessel schwerfällt. Für den Rücken sind ergonomische Bürostühle mit Lordosenstütze oder orthopädische Sitzkissen sinnvoll, da sie die Wirbelsäule entlasten.

Im Schlafzimmer hilft ein verstellbares Lattenrost oder ein Aufrichthilfsmittel fürs Bett (z. B. eine Bettleiter), um morgens leichter aus dem Liegen zum Sitzen zu kommen – ideal bei Arthrose in Rücken, Hüfte oder Knien, wo jede Bewegung schmerzen kann. Erhöhte Bettkanten oder ein Bett in Komforthöhe sind ebenfalls hilfreich, um die Gelenke zu schonen.

Alltagshilfen bei Hand- und Fingerarthrose: Besonders Fingerarthrose oder Arthrose in den Händen (z. B. in Daumen oder Fingergelenken) kann simple Alltagsaktivitäten zur Qual machen. Hier gibt es zahlreiche kleine Alltagshelfer, die Griffkraft ersetzen oder die nötige Bewegung verringern. Beispiele sind elastische Schnürsenkel, die jeden Schuh in einen Slipper verwandeln – so sparen Sie sich das schmerzhafte Schleifebinden. Ein Universalgriff (auch Multiöffner genannt) kann auf Drehknöpfe oder Wasserhähne gesetzt werden und vergrößert den Griff, damit weniger Kraft nötig ist​.

Greifzangen ermöglichen es, Gegenstände vom Boden oder hohen Regalen aufzuheben, ohne sich tief bücken oder strecken zu müssen​. In der Küche helfen Deckelöffner und spezielle Flaschenöffner für Menschen mit eingeschränkter Handkraft, Gläser und Flaschen mühelos zu öffnen. Ebenso gibt es ergonomisches Besteck mit dicken Griffen oder Aufsätzen, das bei Arthrose in den Fingergelenken das Essen erleichtert, sowie Scheren oder Schreibhilfen mit angepasster Form.

Alltagshilfen für mehr Mobilität: Wer in der Beweglichkeit eingeschränkt ist, kann auf Anziehhilfen für Socken und Schuhe zurückgreifen oder auf Langgriff-Hilfen im Bad (z. B. ein Duschhocker, Haltegriffe an der Wand). Spezielle Gehhilfen im Haushalt wie rutschfeste Matten, Treppenhandläufe oder Aufsteck-Griffpolster für Türklinken können ebenfalls den Alltag erleichtern. All diese Hilfsmittel zielen darauf ab, schmerzhafte Bewegungen zu vermeiden, ohne komplett auf Aktivität verzichten zu müssen. Denn trotz Arthrose gilt: bleiben Sie in Bewegung, aber vermeiden Sie Fehl- und Überlastungen.

Übersicht typische Alltagshilfen und ihr Nutzen:

HilfsmittelNutzen für Arthrose-PatientenKörperbereich
Kniekissen (z. B. beim Schlafen)Entlastet Knie- und Hüftgelenke in Seitenlage, reduziert DruckKnie, Hüfte
Ergonomischer Stuhl/SesselAufrechte Haltung, leichteres Aufstehen, Entlastung der GelenkeRücken, Knie, Hüfte
Bett-Aufstehhilfe (Bettleiter)Erleichtert das Aufrichten aus dem LiegenRücken, Hüfte, Knie
GreifzangeGegenstände aufheben ohne Bücken oder ReckenRücken, Hüfte
Elastische SchnürsenkelSchuhe binden ohne Fingerbelastung, bequemes An- und AusziehenHände/Finger, Hüfte (Schuhe)
Griffverdickungen (für Stifte, Besteck)Weniger Kraftaufwand beim Greifen von dünnen GegenständenHände, Finger
Flaschen- und DosenöffnerÖffnen ohne Drehbewegung und große KraftHände, Finger
Duschhocker & HaltegriffeSicheres Duschen/Sitzen, vermeidet lange Stehbelastung und SturzgefahrKnie, Hüfte

Diese Tabelle zeigt nur eine Auswahl – der Markt bietet viele weitere Alltagshilfen. Oft reichen schon einfache Lösungen, um den Alltag mit Arthrose leichter und schmerzärmer zu gestalten. Scheuen Sie sich nicht, solche Helferlein einzusetzen. Zusätzlich gibt es zur Entlastung schmerzender Gelenke Hilfsmittel wie spezielle Stifte oder Greif- und Öffnungshilfen für Gläser und Flaschen​.

Das Ziel all dieser Mittel ist es, Ihnen Unabhängigkeit und Lebensqualität zu bewahren, auch wenn die Gelenke nicht mehr so mitspielen wie früher.

Weitere unterstützende Maßnahmen: TENS, Wärme- und Kältetherapie

Neben den klassischen orthopädischen Hilfsmitteln gibt es einige Therapiemethoden und Geräte, die Arthrose-Beschwerden lindern können. Hierzu zählen vor allem Reizstrombehandlungen (TENS) sowie Wärme- und Kälteanwendungen. Diese Maßnahmen ersetzen zwar keine ärztliche Therapie, können aber ergänzend zu mehr Wohlbefinden beitragen.

Reizstromtherapie (TENS) – Schmerzlinderung auf Knopfdruck?

Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) ist ein Verfahren, bei dem mittels eines kleinen Geräts schwacher Strom durch auf die Haut geklebte Elektroden geleitet wird. Viele Arthrose-Patienten nutzen TENS-Geräte zu Hause, um Schmerzsignale zu dämpfen.

Wie funktioniert das?

Der Reizstrom erzeugt ein spürbares Kribbeln auf der Haut. Nach verbreiteter Theorie können Nerven nicht gleichzeitig Schmerz und Kribbeln ans Gehirn weiterleiten – der Stromreiz überlagert also den Schmerzreiz und kann ihn blockieren. Zudem regt TENS die Freisetzung von Endorphinen (körpereigenen Schmerzmitteln) an, was das Schmerzempfinden weiter senken soll. Der Vorteil: TENS ist nicht-invasiv und ungefährlich in der Anwendung; moderne Geräte sind klein und können selbstständig bedient werden. Krankenkassen erstatten die Kosten mitunter auf Rezept.

Wirksamkeit: Die wissenschaftliche Datenlage zu TENS bei Arthrose ist allerdings widersprüchlich. Manche Studien zeigen positive Effekte auf Schmerzen, andere dagegen keinen signifikanten Nutzen. Insbesondere bei Kniearthrose ist unklar, ob TENS die Beschwerden zuverlässig lindern oder die Gelenkfunktion verbessern kann. Bisherige Übersichtsarbeiten bescheinigen TENS keine eindeutige Wirksamkeit – es gibt aber auch keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Daher gilt: Einen Versuch ist es wert, zumal viele Betroffene subjektiv Besserung verspüren. Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten die richtige Einstellung des Geräts (Frequenz, Intensität etc.), um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wenn TENS bei Ihnen nicht anschlägt, sollten Sie jedoch andere Maßnahmen fokussieren – eine Erfolgsgarantie gibt es nicht.

Wärmetherapie: Wohltuende Wärme gegen Steifheit

Wärme tut vielen Menschen mit Arthrose einfach gut. Wärmetherapie hilft, verspannte Muskeln rund um das Gelenk zu lockern, die Durchblutung zu steigern und dadurch Nährstoffversorgung und Regeneration zu fördern. Wärmende Anwendungen sind insbesondere morgens bei Startschwierigkeiten oder generell bei chronischen, nicht-entzündlichen Schmerzen sinnvoll. Klassische Beispiele sind:

  • Wärmepackungen, Heizkissen oder Wärmflaschen: lokal auf Muskeln nahe dem schmerzenden Gelenk auflegen (z. B. auf den unteren Rücken bei Wirbelsäulenarthrose oder auf die Oberschenkelmuskulatur bei Kniearthrose). Vorsicht: Nicht direkt auf ein geschwollenes, entzündetes Gelenk legen, um Entzündungen nicht zu fördern.
  • Moor- oder Fangopackungen: werden in der Physiotherapie genutzt, um tiefe Wärme ins Gelenk zu bringen.
  • Heiße Bäder oder Duschen: wärmen den ganzen Körper und können steife Gelenke geschmeidiger machen – z. B. ein warmes Bad am Morgen gegen die „Anlaufschmerzen“.
  • Rotlichtlampen oder Infrarotlicht: dringen mit Wärmestrahlung in die Muskulatur ein und lindern dort Verspannungen.

Viele schwören auf Wärme als tägliches Ritual. Studien deuten darauf hin, dass Wärmebehandlung bei Arthrose effektiv Schmerzen lindern kann – dies gilt vor allem, wenn keine akute Entzündung vorliegt. Der Effekt: Man fühlt sich beweglicher und entspannter. Achten Sie aber darauf, keine Überhitzung oder Verbrennungen zu riskieren. Die Temperatur sollte immer angenehm sein, und bei Kreislaufproblemen sind Vollbäder mit Vorsicht zu genießen.

Kältetherapie: Kühlung bei Entzündung und akutem Schmerz

Im Gegensatz zur Wärme hilft Kälte besonders dann, wenn ein arthrotisches Gelenk gereizt oder entzündet ist (man spricht dann von aktivierter Arthrose, erkennbar an Schwellung und Erwärmung des Gelenks). Durch Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen, was Entzündungsprozesse verlangsamt, Schwellungen mindert und akute Schmerzen dämpft. Kälteanwendungen sind z. B.:

  • Kühlpacks oder Eiskompressen: Eingewickelt in ein Tuch auf das schmerzende Gelenk legen (10–15 Minuten). Das hilft bei akuten Knie- oder Hüftschmerzen, etwa nach Belastung.
  • Eiswürfelmassage: Bei kleinen Gelenken (z. B. Fingergelenken) kann man mit einem Eiswürfel in kreisenden Bewegungen vorsichtig über die Haut gleiten, um den Schmerz zu betäuben.
  • Kaltluft-Therapie oder Kältekammer: In Spezialpraxen kann eine mehrminütige Ganzkörper-Kältetherapie (−110 °C) durchgeführt werden, was systemisch entzündungshemmend wirkt. Das ist jedoch aufwendig und vor allem bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen etabliert.
Bild © Maciek – stock.adobe.com

Wichtig ist, Kälte nicht zu lange am Stück anzuwenden, um Hautschäden oder Unterkühlung zu vermeiden​. Bei Durchblutungsstörungen (z. B. Raynaud-Syndrom) oder Nervenschäden sollten Sie vor Kältetherapie Rücksprache mit dem Arzt halten. In den meisten Fällen gilt: Wärme entspannt, Kälte beruhigt Entzündungen. Viele Arthrose-Patienten nutzen je nach Situation eine Kombination aus beidem, beispielsweise morgens Wärme zum „Lockerwerden“ und nach anstrengender Aktivität Kälte zur Beruhigung. Tatsächlich empfehlen Experten oft, je nach Stadium und Beschwerden zwischen Wärme und Kälte zu wechseln, um optimalen Nutzen zu erzielen.

Weitere Hilfen: Massage und Bewegung

Neben TENS, Wärme und Kälte gibt es weitere unterstützende Ansätze. Einige Betroffene setzen z. B. Massagegeräte oder einfache Hilfsmittel wie einen Igelball ein, um verspannte Muskeln zu massieren und die Durchblutung in Händen oder Füßen anzuregen (gut bei Fingerarthrose oder Fußarthrose)​.

Therapieknete oder Gummibälle zum Drücken können helfen, die Beweglichkeit von arthrotischen Fingern zu verbessern und die Muskulatur zu stärken. Solche Übungen sollte man allerdings nur im schmerzfreien Bereich durchführen – sie dienen eher der Mobilisation und Kräftigung als der akuten Schmerztherapie.

Nicht zuletzt bleibt Bewegung selbst ein „natürliches Hilfsmittel“: Gelenkschonende Aktivität wie Schwimmen, Radfahren oder Gymnastik erhält die Gelenkfunktion, kräftigt die Muskeln und kann langfristig Schmerzen reduzieren. In Kombination mit den genannten Hilfsmitteln – Bandagen, Gehhilfen, ergonomischen Anpassungen und physikalischen Therapien – lässt sich Arthrose deutlich besser bewältigen.

Fazit: Mit Hilfsmitteln zu mehr Lebensqualität bei Arthrose

Arthrose kann man zwar nicht heilen, aber man kann viel dafür tun, die Schmerzen erträglicher zu machen und mobil zu bleiben. Hilfsmittel spielen dabei eine entscheidende Rolle. Bandagen und Orthesen stützen geschädigte Gelenke (ob Knie, Hüfte, Hände oder Rücken) und lindern Schmerzen durch Stabilisierung und Entlastung. Gehhilfen wie Stöcke oder Rollatoren geben Sicherheit und nehmen den Druck von schmerzenden Knien oder Hüften – richtig eingesetzt können sie die Gelenkbelastung fast halbieren.

Mit ergonomischen Möbeln und Alltagshelfern passen Sie Ihr Umfeld an Ihre Bedürfnisse an, damit Routinehandlungen wieder leichter von der Hand gehen​.

Ergänzend können Wärme- oder Kältebehandlungen sowie TENS-Geräte dazu beitragen, Ihre Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu fördern, sofern sie für Sie hilfreich sind.

Jeder Mensch mit Arthrose hat individuelle Beschwerden – das richtige Hilfsmittel ist daher eine sehr persönliche Wahl. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt, Orthopädietechniker oder Physiotherapeuten beraten, welche Optionen für Ihr Knie, Ihre Hüfte, Ihre Hände oder Ihren Rücken in Frage kommen. Probieren Sie aus, womit Sie sich am wohlsten fühlen. Oft ist es die Kombination mehrerer Hilfsmittel und Maßnahmen, die den Alltag spürbar erleichtert. Ziel ist es, trotz Arthrose ein aktives und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Mit den heutigen Möglichkeiten an Hilfsmitteln und etwas Anpassung gelingt das immer besser. Schauen Sie sich gerne in unserem RCS Pro Shop um – hier finden Sie viele der genannten Produkte und Hilfsmittel, um Ihre Lebensqualität bei Arthrose zu verbessern. Bleiben Sie in Bewegung, aber gönnen Sie Ihren Gelenken die Unterstützung, die sie brauchen!

FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Hilfsmitteln bei Arthrose

1. Welche Hilfsmittel helfen am besten bei Kniearthrose?

Bei Kniearthrose sind Kniebandagen oder Knieorthesen besonders hilfreich, da sie das Gelenk stabilisieren und die Belastung verringern. Auch ein Gehstock oder Rollator kann die Knie entlasten, indem er das Körpergewicht teilweise übernimmt. Ergänzend können Schuheinlagen helfen, die Druckverteilung beim Gehen zu verbessern.

2. Wann sollte ich eine Orthese statt einer Bandage verwenden?

Eine Bandage eignet sich bei leichter Arthrose, wenn das Gelenk entlastet, aber beweglich bleiben soll. Eine Orthese ist stabiler und wird empfohlen, wenn das Gelenk geführt oder Bewegung eingeschränkt werden muss, z. B. bei fortgeschrittener Arthrose.

3. Welche Gehhilfe ist die richtige für mich?

Das hängt vom Grad der Mobilitätseinschränkung ab:

  • Gehstock: Bei leichter Unsicherheit oder beginnender Arthrose.
  • Unterarmgehstützen (Krücken): Wenn eine stärkere Entlastung nötig ist, z. B. nach einer OP.
  • Rollator: Für mehr Sicherheit, wenn das Gehen anstrengend oder unsicher wird.

4. Welche Alltagshelfer sind bei Fingerarthrose sinnvoll?

Hilfreiche Hilfsmittel sind ergonomisches Besteck, Flaschenöffner, Schreibhilfen und Greifzangen. Auch elastische Schnürsenkel oder Drehhilfen für Schlüssel erleichtern den Alltag, indem sie Kraftaufwand reduzieren.

5. Sind TENS-Geräte wirklich wirksam bei Arthrose?

Die Wirkung von TENS (Reizstromtherapie) ist individuell unterschiedlich. Während einige Patienten eine spürbare Schmerzlinderung erleben, zeigen Studien uneinheitliche Ergebnisse. Ein Versuch kann sich lohnen, da TENS nebenwirkungsfrei ist.

6. Sollte ich bei Arthrose eher Wärme oder Kälte anwenden?

  • Wärme (z. B. Heizkissen, Fangopackungen) ist ideal bei steifen Gelenken und chronischen Schmerzen.
  • Kälte (z. B. Kühlpacks) hilft, wenn eine Entzündung vorliegt oder das Gelenk geschwollen ist.

7. Wo kann ich Hilfsmittel für Arthrose kaufen?

Viele Hilfsmittel gibt es in Sanitätshäusern, Apotheken oder Online-Shops. Auch einige Krankenkassen übernehmen die Kosten für bestimmte medizinische Hilfsmittel auf Rezept. In unserem RCS Pro Shop finden Sie eine große Auswahl an Bandagen, Orthesen und anderen Hilfsmitteln für den Alltag mit Arthrose.


Quellen:

  • Beobachter – Gelenke entlasten bei Arthrose. (Entlastung durch Stock oder Einlagen um bis zu 40 %)​
  • Gesund.bund.de – Arthrose: Behandlung. (Hinweis auf Hilfsmittel wie Stifte, Greifhilfen, Gehstöcke, Schienen)​
  • RCS Pro Blog – Fingerarthrose – Bewegung statt Überbelastung. (Alltagshilfen: elastische Schnürsenkel, Universalgriff, Greifzange)​
  • Arthroseportal – Wärme oder Kälte bei Arthrose? (Wirkung von Wärme vs. Kälte, Empfehlungen)
  • Medizin-transparent / Cochrane – (TENS bei Kniearthrose, Studienlage)
  • NDR Visite – TENS: Mit Stromreizen Schmerzen lindern. (Wirkprinzip und Anwendung von TENS)
  • RCS Pro Blog – Igelball – einfach aber effektiv… (Massagehilfsmittel für Hände bei Arthrose)​