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Erkältung – Zeit für Hausmittel…

Der Hals kratzt, die Ohren pfeifen, die Nase läuft und man fühlt sich wie zusammengepresst, matt und erschöpft – unser Begleiter in der kalten Jahreszeit: Die Erkältung! Trotz aller guten Vorsätze, die Bewegung an der frischen Luft, regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit einschließen, erwischt es uns trotzdem immer mal wieder… Erkältungssymptome hat man sich ganz schnell eingefangen. Weiterlesen

Häufige Pflegefehler vermeiden: Pressatmung, falsche Hebel, Stolperteppiche – und bessere Alternativen

Pflegekräfte – ob professionelle Pflegefachkräfte oder pflegende Angehörige – stehen täglich vor der Herausforderung, Pflegefehler zu vermeiden. Ein Pflegefehler ist laut Weltgesundheitsorganisation ein unbeabsichtigtes Fehlverhalten oder Unterlassen einer Maßnahme in der Pflege, das vom anerkannten Pflegestandard abweicht. Solche Fehler können der pflegebedürftigen Person ernsthaften Schaden zufügen, beispielsweise zu Druckgeschwüren (Dekubitus) oder Austrocknung (Exsikkose). Patientensicherheit hat daher oberste Priorität. 

Im Folgenden beleuchten wir die drei häufigen Fehler Pressatmung, falsche Hebel und Stolperteppiche, und zeigen Tipps auf, wie man sie vermeidet. Darüber hinaus geben wir Hinweise auf bessere Alternativen und nützliche Hilfsmittel aus dem Pflegebereich.

Pressatmung: Atem nicht anhalten bei Anstrengung

Pressatmung bezeichnet das reflexartige Anhalten der Luft bei körperlicher Belastung – ein Verhalten, das Pflegende oft unbewusst beim Heben oder Umlagern von Patienten zeigen. Dabei wird durch das Pressen mit geschlossenem Kehldeckel der Brustraumdruck stark erhöht. Die Folgen können gefährlich sein: Während der Pressatmung schnellt der Blutdruck in die Höhe, und beim plötzlichen Loslassen der Luft kommt es zu einem starken Reflex des Vagusnervs – dies kann Herzrhythmusstörungen oder sogar Ohnmacht auslösen. Gerade bei Pflegebedürftigen oder Pflegenden mit Herz-Kreislauf-Problemen ist dieses Risiko ernst zu nehmen.

Bessere Alternative: Vermeiden Sie die Pressatmung, indem Sie bewusst weiteratmen. Experten raten, nicht die Luft anzuhalten, sondern die Atmung mit der Anstrengung zu koordinieren. Zum Beispiel sollte man vor einer kurzen, schweren Hebebewegung einatmen und währenddessen gleichmäßig ausatmen. Bei länger andauernder Belastung atmen Sie regelmäßig weiter und nutzen eventuell die Lippenbremse (durch die Nase einatmen, durch locker aufeinanderliegende Lippen ausatmen), um den Atemfluss zu kontrollieren. Merken Sie, dass Sie dennoch in Pressatmung verfallen, ist das ein Zeichen, dass die Last zu hoch ist – pausieren Sie, holen Sie tief Luft oder bitten Sie um Hilfe. Oft ist es besser, eine zweite Pflegeperson hinzuzuziehen oder ein Hilfsmittel zu verwenden, als die eigene Gesundheit zu gefährden.

Falsche Hebel: Rückenschonend arbeiten statt falsch heben

Rückenbeschwerden zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen von Pflegekräften. Oft sind falsche Hebe- und Tragetechniken – sprich “falsche Hebel” – der Grund. Damit ist gemeint, dass Hebelkräfte durch ungünstige Körperhaltungen oder -bewegungen unnötig vergrößert werden. Wer beispielsweise mit krummem Rücken und gestreckten Armen einen Patienten hochzieht, setzt seine Wirbelsäule enorm unter Druck. 

Typische Fehler beim Heben und Tragen sind etwa eine falsche Körperhaltung, einseitige oder ruckartige Bewegungen sowie der Verzicht auf Hilfsmittel. Solche Fehler führen akut zu Verspannungen und Schmerzen und langfristig zu Bandscheibenschäden. Zudem lässt einen falsches Heben schneller ermüden, wodurch die Unfallgefahr steigt – man gerät z.B. leichter aus dem Gleichgewicht oder lässt etwas fallen.

Bessere Alternative: Rückenschonendes Arbeiten basiert auf ein paar einfachen Grundlagen:

  • Gerader Rücken: Halten Sie den Rücken bei allen Pflegehandlungen möglichst gerade und vermeiden Sie verdrehtes oder seitliches Beugen. Gehen Sie stattdessen mit stabilem Stand aus der Hocke nach unten (Knie beugen, Rücken aufrecht).
  • Aus den Beinen heben: Spannen Sie Bauch- und Rückenmuskulatur an und nutzen Sie die Kraft Ihrer Beine. Greifen Sie die Last (z.B. die Person oder ein Objekt) mit beiden Händen und heben Sie langsam und ohne Ruck aus den Knien heraus.
  • Last nah am Körper halten: Je dichter ein Gewicht am Körper ist, desto geringer die Hebelwirkung. Halten Sie Patienten oder Gegenstände deshalb körpernah an sich. Vermeiden Sie es, eine schwere Person mit gestreckten Armen zu ziehen.
  • Keine Rotation unter Last: Drehen oder verzerren Sie nicht den Oberkörper während des Hebens oder Tragens. Statt mit gebeugtem Rücken zur Seite zu schwenken, setzen Sie lieber einen Schritt zur Seite oder drehen sich mit dem ganzen Körper, um die Richtung zu ändern.
  • Sanftes Absetzen: Zum Ablegen einer Last wieder in die Knie gehen und dabei den Rücken gerade halten. Auch hier langsam und kontrolliert vorgehen, ohne plötzliche Bewegungen.

Zusätzlich gilt: Planung und Ruhe sind wichtig. Unter Zeitdruck passieren häufiger Fehler im Arbeitsalltag, weil man hastig und unachtsam wird. Nehmen Sie sich also genügend Zeit für hebeintensive Tätigkeiten, und bereiten Sie den Ort vor (z.B. Möbel beiseite stellen, Wege freimachen).

Vor allem aber sollten Sie verfügbare Hilfsmittel konsequent nutzen. Heutzutage gibt es zahlreiche praktische Geräte und Produkte, welche die körperliche Belastung reduzieren. Stellen Sie das Pflegebett immer auf eine ergonomische Höhe ein, bevor Sie jemanden umlagern – ideal ist, wenn die Matratzenoberkante auf Höhe Ihrer Hüfte bzw. kurz unter Ihrer Leistengegend liegt. So müssen Sie sich nicht tief bücken. Verwenden Sie mechanische Transferhilfen wie z.B. ein Rutschbrett, einen Gurt oder ein Drehkissen, um einen Patienten vom Bett in den Rollstuhl zu bewegen, statt ihn vollständig anzuheben.

Auch ein mobiler Patientenlifter kann bei schweren Transfers die Lösung sein. Solche Hilfsmittel sind in der Pflege mittlerweile Standard und sowohl in Pflegeeinrichtungen als auch für die häusliche Pflege erhältlich. Scheuen Sie sich nicht, diese Pflegemaßnahmen zu ergreifen – sie dienen der Gesundheit aller Beteiligten. Und zu guter Letzt: Bitten Sie im Team um Unterstützung. Zwei Personen können gemeinsam sicherer heben als eine allein. Teamarbeit verringert nicht nur das Risiko für den Einzelnen, sondern erhöht auch die Pflegequalität für den Bewohner bzw. Patienten.

Stolperteppiche: Sturzfallen in der Umgebung beseitigen

Viele Unfälle in der Pflege sind auf Stürze zurückzuführen. Insbesondere ältere pflegebedürftige Menschen haben ein erhöhtes Sturzrisiko. Umso wichtiger ist es, auf eine sichere Umgebung zu achten – sowohl zuhause als auch im Pflegeheim oder Krankenhaus. Ein häufig unterschätztes Risiko sind Stolperteppiche, also lose liegende Teppiche oder Läufer mit umgeklappten Ecken und ohne rutschfeste Unterlage. Solche Teppiche, aber auch herumliegende Kabel oder Türschwellen, zählen zu den häufigsten Stolperfallen und Unfallursachen. Schnell bleibt ein Bewohner mit dem Gehstock an der Teppichkante hängen oder rutscht auf einem lose aufliegenden Vorleger aus. Die Folgen können schwerwiegend sein: von Prellungen über Frakturen (etwa Oberschenkelhalsbruch) bis hin zu Kopfverletzungen. Für einen ohnehin gebrechlichen Patienten kann ein Sturz eine dramatische Verschlechterung der Gesundheit bedeuten; oft ziehen Sturzverletzungen lange Krankenhausaufenthalte oder eine Verschlechterung des Pflegegrades nach sich.

Bessere Alternative: Schaffen Sie eine sturzsichere Umgebung, indem Sie potenzielle Stolperfallen konsequent entfernen oder sichern. Prüfen Sie zunächst kritisch, ob Kleinteppiche oder Läufer überhaupt notwendig sind. In vielen Fällen ist ein glatter Bodenbelag ohne zusätzliche Teppiche am sichersten. Wenn Sie nicht auf Teppiche verzichten möchten, fixieren Sie diese fest: Verwenden Sie spezielle Antirutschmatten oder Teppichunterlagen, die unter den Teppich gelegt werden und ein Verrutschen verhindern. Auch doppelseitiges Teppichklebeband an den Ecken kann helfen, hochstehende Kanten zu vermeiden. Achten Sie besonders auf Übergänge zwischen Räumen – hohe Türschwellen können mit Rampen oder Schienen entschärft, markiert oder ebenfalls entfernt werden. Halten Sie Laufwege frei von Gegenständen und sorgen Sie für gute Beleuchtung, damit Personen jederzeit Hindernisse sehen können.

Hilfsmittel zur Sturzprävention

Zusätzlich lohnt der Blick auf Hilfsmittel zur Sturzprävention: Rutschfeste Hausschuhe oder Anti-Rutsch-Socken geben auf glatten Böden besseren Halt und beugen dem Ausrutschen vor. In Einrichtungen setzen viele auch auf Hüftprotektoren – das sind spezielle Protektorhosen, die bei einem Sturz die Energie aufnehmen und Hüftbrüche verhindern können. Solche Hüftschutz-Produkte erhöhen die Sicherheit insbesondere für sturzgefährdete Bewohner. Schließlich sollten in Badezimmern und an Treppen Haltegriffe und Geländer vorhanden sein, an denen sich der Pflegebedürftige festhalten kann. All diese Maßnahmen erhöhen die Sicherheit deutlich und reduzieren das Sturzrisikoim Alltag. Falls dennoch ein Sturz passiert, ist es wichtig, ruhig zu bleiben, eventuelle Verletzungen sofort zu versorgen und die Ursachen des Sturzes zu analysieren – oft lassen sich daraus weitere Verbesserungen für die Zukunft ableiten.

Weitere häufige Fehlerquellen: Dokumentation, Medikamente und Kommunikation

Neben den genannten praktischen Fehlern gibt es weitere Bereiche, in denen Fehler in der Pflege auftreten können.

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1. Pflegedokumentation

Ein klassisches Beispiel ist die unzureichende oder falsche Pflegedokumentation. Wird die Versorgung eines Patienten nicht gewissenhaft dokumentiert, gehen wichtige Informationen verloren – etwa welche Maßnahmen zuletzt durchgeführt wurden oder welche Besonderheiten beobachtet wurden. Das kann zu Verwirrung im Team führen und die Versorgung gefährden. Deshalb gilt: Dokumentation immer zeitnah, vollständig und verständlich führen. Sie dient nicht nur der Kontinuität der Pflege, sondern im Ernstfall auch als Beweismittel, falls ein Vorwurf eines Pflegefehlers im Raum steht. Eine korrekt geführte Dokumentation hilft, nachvollziehen zu können, was aus welchem Grund getan oder unterlassen wurde, und erleichtert die Aufdeckung von Ursachen bei kritischen Ereignissen.

2. Medikationsfehler

Auch Medikationsfehler kommen leider vor und können gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit des Pflegebedürftigen haben. Dazu zählt etwa, dass Medikamente in falscher Dosierung oder zum falschen Zeitpunkt verabreicht werden, Verwechslungen von Arzneimitteln oder das Vergessen einer Dosis. Medikationsfehler gehören zu den gängigen Pflegefehlern und erfordern höchste Aufmerksamkeit. Grundlagen der sicheren Medikamentengabe – von der richtigen Anweisung des Arztes bis zur doppelten Kontrolle vor der Gabe – sollten jedem Pflegenden bekannt sein. Eine klare Kennzeichnung der Medikamente (z.B. durch Medikamentenplan oder Dosett) und die Kommunikation im Team, etwa beim Schichtwechsel, sind entscheidend, um solche Fehler zu vermeiden.

3. Prophylaxe

Weiterhin ist die Prophylaxe ein Feld, in dem Fehler durch Unterlassen passieren können. Beispiel: Wird vergessen, einen bettlägerigen Bewohner regelmäßig umzulagern, kann ein Dekubitus entstehen – hier liegt ein Pflegefehler durch unterlassene Maßnahme vor. Ebenso kann unzureichende Hygiene zu Infektionen führen. Diese Herausforderungen zeigen, wie wichtig Wachsamkeit und Sorgfalt in allen Bereichen der Pflege sind.

4. Kommunikation

Schließlich spielt die Kommunikation eine große Rolle bei der Fehlerprävention. Missverständnisse zwischen Personal und Angehörigen oder zwischen verschiedenen Schichten/Teams führen schnell zu Inkonsistenzen in der Pflege. Daher: Fragen Sie im Zweifel nach, stimmen Sie sich im Team ab und beziehen Sie auch die Angehörigen mit ein. Ein offenes Wort und klare Absprachen verhindern, dass wichtige Details „durchrutschen“.

Prävention, Schulung und Fehlerkultur: Gemeinsam für bessere Pflegequalität

Fehler vollständig auszuschließen ist menschlich gesehen kaum möglich – doch ihr Risiko lässt sich deutlich senken. Eine wichtige Rolle spielt dabei die kontinuierliche Ausbildung und Schulung: Sowohl angehende als auch erfahrene Pflegefachkräfte sollten regelmäßig Fortbildungen zu Pflegeprozess, Prävention und Arbeitsschutz besuchen. Pflegende Angehörige können Pflegekurse nutzen, um sich wichtiges Wissen anzueignen. In solchen Schulungen (z.B. Rückenschule oder Kinästhetik-Kurse) lernt man nicht nur die richtigen Techniken, sondern auch die eigenen Grenzen. Dies fördert ein Verständnis dafür, wie man die anspruchsvolle Aufgabe der Pflege körperlich und mental besser bewältigen kann, ohne sich selbst zu überlasten.

Ebenso bedeutsam ist ein gutes Fehlermanagement und eine positive Fehlerkultur in Pflegeeinrichtungen. In einem Klima, wo offen über Fehler gesprochen werden darf, können Ursachen analysiert und Lösungen gefunden werden, anstatt dass etwas vertuscht wird. Ein systematisches Risikomanagement – inklusive Critical Incident Reporting Systems zur anonymen Fehlermeldung – trägt dazu bei, aus Fehlern zu lernen und zukünftige Fehler zu verhindern. Pflegefehler zu vermeiden, ist letztlich Teil der Pflegequalität und des professionellen Selbstverständnisses. Eine Einrichtung mit hoher Qualitätsmanagement-Kultur wird Verantwortlichkeiten klar definieren, regelmäßige Team-Besprechungen zu kritischen Vorfällen durchführen und so die Versorgung für die Bewohnerin bzw. den Bewohner sicherer gestalten.

Ob pflegende Angehörige zu Hause oder Pflegekräfte im Dienst – alle Beteiligten sollten sich stets bewusst machen, wo Fallstricke liegen und wie man durch Liebe zum Menschen, aber auch mit Wissen und Sorgfalt Fehler vermeiden kann. Kleine Veränderungen machen oft einen großen Unterschied: die richtige Information und Planung, der gezielte Einsatz von Hilfsmitteln aus dem Pflegebedarf, das Einhalten von Sicherheitsregeln und das Mut-haben, bei Unsicherheiten nachzufragen. Pflege ist mehr als Arbeit – sie ist eine Herzensangelegenheit, die aber fachliche Kompetenz erfordert. Mit präventiven Maßnahmen, gegenseitiger Unterstützung und achtsamer Vorgehensweise lassen sich häufige Pflegefehler wie Pressatmung, falsche Hebel und Stolperfallen erfolgreich vermeiden. Das Ergebnis sind eine höhere Sicherheit, bessere Gesundheit für Patientin und Pflegeperson – und ein gutes Gefühl, der anspruchsvollen Aufgabe gerecht zu werden.

Alles in allem gilt: Aus Fehlern lernen, bevor etwas passiert. So bleibt die Pflege eine Aufgabe, die man mit gutem Gewissen und voller Liebe ausüben kann – zum Wohl der anvertrauten Menschen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs) 

Was versteht man unter häufigen Pflegefehlern und wie kann deren Vermeidung gelingen?

Häufige Pflegefehler sind Fehler, die im Pflegeprozess auftreten und die Patientensicherheit gefährden können. Die Vermeidung dieser Fehler gelingt durch eine sorgfältige Pflegedokumentation, richtige Hebetechniken, kontinuierliche Schulungen und den Einsatz geeigneter Hilfsmittel. Eine offene Fehlerkultur in Pflegeeinrichtungen unterstützt Pflegekräfte dabei, aus Fehlern zu lernen und die Pflegequalität zu verbessern.

Welche Rolle spielt die Arbeitsbelastung der Pflegekraft bei der Entstehung von Pflegefehlern?

Eine hohe Arbeitsbelastung und Zeitdruck können die Konzentration der Pflegefachkraft beeinträchtigen und somit das Risiko von Fehlern erhöhen. Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste sollten darauf achten, dass das Personal ausreichend entlastet wird und die Rahmenbedingungen stimmen, um Fehler zu vermeiden.

Wie wichtig ist die Pflegedokumentation im Rahmen der Fehlervermeidung?

Die Pflegedokumentation ist ein zentrales Instrument zur Sicherstellung der Pflegequalität und Patientensicherheit. Sie ermöglicht es, alle pflegerischen Maßnahmen nachvollziehbar festzuhalten und dient als Beweismittel bei der Aufklärung von Pflegefehlern. Eine lückenlose und verständliche Dokumentation ist daher unverzichtbar.

Welche Bedeutung hat die Schulung und Weiterbildung für Pflegekräfte im Beruf?

Regelmäßige Fortbildungen und Schulungen sind essenziell, um Pflegekräfte über aktuelle Standards und Präventionsmaßnahmen zu informieren. Dies verbessert das Wissen und die Fähigkeiten der Pflegefachkräfte und trägt maßgeblich zur Vermeidung von häufigen Pflegefehlern bei.

Wie können Angehörige und Pflegebedürftige die Pflegequalität und Fehlervermeidung unterstützen?

Angehörige können durch klare Kommunikation und Zusammenarbeit mit der Pflegekraft dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden. Zudem ist es wichtig, den Pflegegrad und individuelle Bedürfnisse zu kennen, um die Betreuung optimal zu gestalten. Pflegegeld und andere Unterstützungsleistungen können helfen, die Versorgung sicherzustellen.

Stille Entzündungen im Alter: Ernährung, Bewegung, Regeneration

Wenn man an Gesundheitsrisiken im Alter denkt, kommen einem sofort Herz-Kreislauf-Leiden oder Diabetes in den Sinn – aber selten stille Entzündungen. Dabei spielen diese unterschwelligen Entzündungsprozesse eine zentrale Rolle für viele Erkrankungen im Alter. Stille Entzündungen (im Englischen oft “silent inflammation” genannt) verlaufen chronisch, meist unbemerkt und ohne typische Symptome wie akute Schmerzen, Rötung oder Schwellung. 

Das bedeutet: Im Körper schwelt dauerhaft ein niedriggradiger Entzündungszustand, der sich beispielsweise durch leicht erhöhte Werte des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blut nachweisen lässt. Obwohl man diese inneren Entzündungen kaum spürt, können sie langfristig großen Schaden anrichten – insbesondere bei älteren Menschen.

Gefährliche Folgen für die Gesundheit im Alter

Mediziner schlagen Alarm: Selbst kleine, kaum spürbare Entzündungsherde im Körper können über Jahre hinweg den Weg für schwere Erkrankungen ebnen. So begünstigen stille Entzündungen die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (etwa durch Arteriosklerose, die oft unbemerkt fortschreitet) sowie von Schlaganfall oder Herzinfarkt. Auch neurodegenerative Leiden wie Alzheimer-Demenz und andere Formen von Demenzen stehen im Verdacht, durch chronische Entzündungen mitbeeinflusst zu werden. Darüber hinaus fördern anhaltende Entzündungsprozesse die vorzeitige Alterung des Organismus – Forscher sprechen hier auch von “Inflamm-Aging”, dem Altern durch Entzündung.

Langfristig können stille Entzündungen praktisch jeden Teil des Körpers beeinträchtigen. Sie werden als gemeinsamer Nenner vieler Zivilisationskrankheiten gesehen – Beispiel: Studien beschreiben die stille Entzündung als Mitursache von chronischen Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolischem Syndrom (Übergewicht, Bauchfett, Bluthochdruck, gestörter Zuckerstoffwechsel) oder Alzheimer. Ebenso erhöhen chronische Entzündungen das Risiko für Typ-2-Diabetes und stehen in Zusammenhang mit gewissen Krebserkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen (z.B. rheumatische Erkrankungen oder Multiple Sklerose). Kurzum: Ein dauerhaft entzündeter Körper wird anfälliger für zahlreiche Folgeerkrankungen. Diese stille Gefahr sollte daher keinesfalls unterschätzt werden.

Ursachen: Warum entstehen stille Entzündungen?

Die Ursachen für stille Entzündungen sind vielfältig und meist auf unseren Lebensstil zurückzuführen. Forschungen weisen darauf hin, dass vor allem ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und weitere Umweltfaktoren den chronischen Entzündungszustand fördern. Wahrscheinlich ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren die Ursache – einschließlich einer kalorienreichen, entzündungsfördernden Kost, Übergewicht, Dauerstress und schädlicher Umweltreize. 

Im Alter kommen oft zusätzliche Aspekte hinzu: Der Körper durchläuft einen natürlichen Alterungsprozess des Immunsystems, bei dem proinflammatorische Botenstoffe vermehrt ausgeschüttet werden. Auch jahrelange Umweltbelastungen (etwa Luftverschmutzung) können im Laufe des Lebens zu einem höheren entzündlichen Grundpegel beitragen.

Wichtige Risikofaktoren für stille Entzündungen sind unter anderem:

  • Ungesunde Ernährung – z.B. zu viel Zucker, Weißmehl und gesättigte Fettsäuren, die Entzündungen begünstigen.
  • Übergewicht, insbesondere viszerales Fett am Bauch: Bauchfett ist nicht nur ein Energiespeicher, sondern wirkt hormonell aktiv. Es setzt entzündungsfördernde Stoffe frei, die den Körper in einem ständigen Alarmzustand halten. Studien zeigen: Je mehr Fettgewebe, desto mehr Immunzellen (Makrophagen) darin und desto mehr entzündliche Signale entstehen. Umgekehrt hilft Gewichtsreduktion, diese Entzündungsprozesse zu reduzieren.
  • Bewegungsmangel – fehlende Bewegung trägt zu Übergewicht und Insulinresistenz bei und schwächt gleichzeitig das Immunsystem. Körperliche Aktivität hingegen wirkt entzündungshemmend (dazu gleich mehr).
  • Chronischer Stress – dauerhafte seelische Belastung erhöht die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol, was auf Dauer das Immunsystem dysreguliert und Entzündungsmarker ansteigen lässt. Auch Schlafstörungen oder zu wenig Schlaf wirken ähnlich: Erholsamer Schlaf ist wichtig, damit der Körper Regeneration findet und Entzündungen abbauen kann.
  • Rauchen und Alkohol – Rauchen setzt dem Körper oxidativem Stress durch freie Radikale aus und fördert chronische Entzündungen. Regelmäßiger starker Alkoholkonsum kann ebenso Entzündungsprozesse in Leber und Geweben anfeuern.
  • Chronische Infektionen oder Reizzustände – unbehandelte Infektionen können latent im Körper schwelen. Zum Beispiel kann eine chronische Zahnfleischentzündung oder verborgene Entzündung an den Zähnen (etwa an einer Zahnwurzel) dauerhaft Entzündungsreaktionen unterhalten. Auch ein übersensibles Darmmikrobiom (gestörte Darmflora) durch eine falsche Ernährung kann das Immunsystem stetig triggern.

All diese Faktoren führen dazu, dass der Körper in einem permanenten Abwehrmodus ist. Eine eigentlich akute Abwehrreaktion des Immunsystems wird so zum chronischen Zustand. Man selbst merkt davon wenig Konkretes, eventuell fühlt man sich allgemein erschöpft oder weniger leistungsfähig, schiebt es aber aufs Alter. Doch im Hintergrund laufen entzündliche Prozesse, erkennbar höchstens an Laborwerten wie einem leicht erhöhten CRP oder anderen Entzündungsmarkern. Deshalb ist es ratsam, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt wahrzunehmen. Ein Arzt kann mittels Bluttests (z.B. hs-CRP-Test) feststellen, ob ein erhöhter entzündlicher Grundspiegel vorliegt. Liegen Werte für CRP dauerhaft im Bereich von 1–10 mg/L, kann dies ein Hinweis auf stille Entzündungen sein. In so einem Fall sollte gezielt nach Ursachen geforscht und gegengesteuert werden.

Ernährung: Mit dem richtigen Essen Entzündungen lindern

Die Ernährung ist einer der Schlüsselfaktoren, um stille Entzündungen zu beeinflussen. Eine einseitige, stark verarbeitete Kost kann Entzündungsprozesse fördern – etwa durch überschüssigen Zucker, Transfette und einen Mangel an schützenden Mikronährstoffen. Umgekehrt kann eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährungsweise den Körper mit entzündungshemmenden Stoffen versorgen und das Immunsystem positiv beeinflussen. Ballaststoffe aus Gemüse, Obst und Vollkornprodukten unterstützen eine gesunde Darmflora, was wiederum wichtig ist, da der Darm eine entscheidende Rolle für das Immunsystem spielt. Tatsächlich hat die Ernährung den größten Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora. Gerät das Mikrobiom im Darm durch eine falsche Ernährung aus dem Gleichgewicht, kann dies stille Entzündungen begünstigen.

Anti-entzündliche Ernährung: Die besten wissenschaftlichen Belege für eine entzündungshemmende Wirkung finden sich zur mediterranen Ernährung. Diese traditionelle Kostform – reich an pflanzlichen Lebensmitteln (Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkorn), hochwertigen Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, Olivenöl und wenig rotem Fleisch – liefert viele Antioxidantien und ungesättigte Fettsäuren. Solche Lebensmittel können nachweislich Entzündungsreaktionen im Körper reduzieren. Es lohnt sich daher, vermehrt auf eine mediterrane Kost zu setzen oder generell viele pflanzliche und möglichst unverarbeitete Lebensmittel zu wählen. Auch bestimmte Gewürze und Heilpflanzen sind für ihre entzündungshemmenden Effekte bekannt – Beispiel: Kurkuma (Curcumin), Ingwer oder Knoblauch wirken im Körper antioxidativ und entzündungsmodulierend.

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Zu meidende Nahrungsmittel: Um Entzündungen einzudämmen, sollte man industriell stark verarbeitete Kost möglichst reduzieren. Zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten und Weißmehlprodukte treiben den Blutzucker in die Höhe und fördern Entzündungsmediatoren. Ebenso ungünstig sind Transfette und ein Zuviel an gesättigten Fettsäuren (z.B. in Fast Food, Wurst, frittierter Nahrung) – sie können Entzündungswege im Körper aktivieren. Auch ein hoher Salzkonsum steht im Verdacht, Immunzellen in einen pro-entzündlichen Modus zu versetzen. Insgesamt gilt: Eine vollwertige, pflanzenbetonte Kost mit viel frischem Gemüse und gesundem Fett ist die beste Strategie gegen stille Entzündungen, während eine westliche “Fast-Food”-Kost mit hohem Zucker- und Fettanteil diese befeuern kann.

Nahrungsergänzung bei Bedarf: Nicht immer gelingt eine optimale Nährstoffzufuhr über die normale Ernährung. Denn gerade Senioren haben mitunter einen erhöhten Bedarf an bestimmten Vitalstoffen. Nahrungsergänzungsmittel können in Absprache mit dem Arzt oder Ernährungsberater helfen, Entzündungsmarker zu senken und Nährstofflücken zu schließen. Beispielsweise wirken Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA, aus Fischöl oder Algenöl) erwiesenermaßen entzündungshemmend, indem sie im Körper in entzündungsauflösende Botenstoffe umgewandelt werden. Wer kaum Fisch isst, kann auf entsprechende Omega-3-Präparate zurückgreifen. Ebenso haben Antioxidantien wie Vitamin C und E, sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. Curcumin aus Kurkuma) und Mikronährstoffe wie Magnesium, Zink oder Coenzym Q10 positive Effekte auf das Immunsystem und können chronische Entzündungen abmildern. Wichtig bleibt jedoch: Ergänzungen ersetzen keine gesunde Ernährung, sie unterstützen sie allenfalls.

Bewegung: Aktiv bleiben gegen die stille Entzündung

Regelmäßige Bewegung und Sport zählen zu den besten Medikamenten gegen stille Entzündungen – und das ganz ohne Nebenwirkungen. Körperliche Aktivität hilft, Übergewicht abzubauen, verbessert den Stoffwechsel und reguliert das Immunsystem. Schon moderater Ausdauersport kann die Spiegel proentzündlicher Botenstoffe im Blut senken und das Herz-Kreislauf-System stärken. Bewegung bringt außerdem das Lymphsystem in Schwung, was Entzündungsstoffe besser abtransportieren lässt.

Studien empfehlen älteren Erwachsenen mindestens 150 Minuten moderate Ausdaueraktivität pro Woche (z.B. flotte Spaziergänge, Radfahren oder Schwimmen) oder alternativ 75 Minuten intensive Aktivität pro Woche, verteilt auf mehrere Tage. Zusätzlich sollten an mindestens zwei Tagen der Woche Kräftigungsübungen oder leichtes Krafttraining erfolgen, um die Muskeln zu erhalten. Muskelgewebe produziert bei Bewegung nämlich entzündungshemmende Botenstoffe (sogenannte Myokine), die im ganzen Körper positiv wirken.

Wichtig ist: Finden Sie eine Bewegungsform, die zu Ihren körperlichen Möglichkeiten passt und Spaß macht. Im Alter muss es kein Hochleistungssport sein – schon tägliches Spazierengehen oder leichte Gymnastik erzielen große Effekte, solange es regelmäßig passiert. Falls bisher ein Bewegungsmangel vorherrschte oder gesundheitliche Einschränkungen bestehen, fangen Sie behutsam an und steigern Sie allmählich die Aktivität. Auch wer unsicher auf den Beinen ist, kann mit Hilfsmitteln mobil bleiben. Ein stabiler Rollator gibt Sicherheit beim Gehen und ermöglicht Bewegung an der frischen Luft. Ebenso können Schonprogramme wie Wassergymnastik oder Radfahren auf einem Heimtrainer schonend die Ausdauer verbessern. Bewegung lässt sich gut in den Alltag integrieren – sei es durch Treppensteigen anstelle des Lifts oder kleine Gartenarbeiten. Der Körper wird es danken: Denn eine regelmäßige Aktivität senkt erwiesenermaßen Entzündungswerte und stärkt zugleich Herz, Kreislauf und Muskel-Kraft.

Regeneration: Schlafen, entspannen und Stress abbauen

Neben Ernährung und Bewegung ist die Regeneration die dritte wichtige Säule, um stille Entzündungen einzudämmen. Dazu zählen vor allem ausreichend Schlaf und effektives Stressmanagement. In der Nacht laufen im Körper Reparatur- und Regenerationsprozesse ab – das Immunsystem “räumt auf” und entzündliche Mikroherde können sich zurückbilden. Wer dauerhaft zu wenig schläft oder an Schlafstörungen leidet, bei dem gerät dieses Gleichgewicht aus den Fugen: Die Entzündungsmarker im Blut steigen an, und man fühlt sich tagsüber wie gerädert. 

Expertenempfehlung: Sorgen Sie für einen regelmäßigen Schlafrhythmus und 7–8 Stunden Schlaf pro Nacht (je nach individuellem Bedarf). Eine gute Schlafhygiene – ein bequemes Bett, Ruhe, Dunkelheit und abendliche Entspannung – fördert die Schlafqualität. Falls nötig, können unterstützende Hilfsmittel wie bequeme Lagerungskissen oder spezielle Matratzen dabei helfen, komfortabler zu ruhen und Schmerzen vorzubeugen.

Genauso wichtig ist der Abbau von Stress im Alltag. Chronischer emotionaler Stress wirkt wie ein Brandbeschleuniger für Entzündungen. Gönnen Sie Ihrem Kopf und Körper bewusst Pausen zur Erholung. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder einfach Spaziergänge in der Natur können das Nervensystem beruhigen und die Stresshormone senken. Finden Sie Aktivitäten, die Ihnen Freude und Entspannung bringen – sei es ein Hobby, Musik hören, ein Bad oder Zeit mit lieben Menschen. Auch Lachen und soziale Kontakte reduzieren nachweislich Stress. 

Denken Sie daran: Regeneration ist kein Luxus, sondern notwendig, damit Körper und Seele im Gleichgewicht bleiben. Im Zweifelsfall sollte man auch lernen, Hilfe anzunehmen – etwa bei Pflege oder Haushalt – um eine Überlastung zu vermeiden.

Ganzheitlich gegen die stille Entzündung vorgehen

Stille Entzündungen im Alter sind eine unsichtbare Gefahr, aber man ist ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Durch eine bewusste Lebensweise lässt sich viel erreichen: Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und konsequente Regeneration bilden das Dreigestirn im Kampf gegen die chronische Entzündung. Wichtig ist, an allen Stellschrauben zu drehen – lebensstilbedingte Entzündungen haben schließlich ebenso viele Ursachen. 

Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät, Gewohnheiten zu ändern. Selbst im hohen Alter kann eine Umstellung auf mediterrane Kost und mehr körperliche Aktivität positive Effekte zeigen. Ergänzend helfen Maßnahmen wie eine gründliche Mundhygiene (zur Vermeidung von Zahnfleischentzündungen), Nicht-Rauchen, ein moderater Umgang mit Alkohol sowie regelmäßige Arztkontrollen der Entzündungsmarker.

Jeder Schritt zählt – sei es ein täglicher Spaziergang, ein bunter Salatteller mehr oder 30 Minuten Entspannungszeit am Abend. Durch solche Änderungen können die entzündlichen Prozesse im Körper nach und nach zurückgefahren werden. Davon profitieren Herz, Gefäße, Gelenke, Gehirn und letztlich die gesamte Gesundheit. Indem wir auf Ernährung, Bewegung und Regeneration achten, geben wir stillen Entzündungen keine Chance und erhalten uns länger Vitalität und Lebensqualität im Alter. Denn ein entzündungsfreier Körper altert gesünder – und genau das ist das Ziel eines ganzheitlich gesunden Lebensstils. 

Häufige Fragen zu stillen Entzündungen im Alter

Was versteht man unter stillen Entzündungen im Alter (silent inflammation)?

Stille Entzündungen im Alter sind unterschwellige Entzündungsprozesse im Körper, die oft keine klaren Symptome wie Rötung oder Schwellung zeigen. Trotzdem belasten sie das Immunsystem dauerhaft. Fachleute (Prof. für Immunologie und Altersmedizin) sehen sie als wichtigen Risikofaktor für viele chronische Erkrankungen.

Welche Anzeichen oder Beschwerden können auf eine stille Entzündung hinweisen?

Typische Anzeichen sind Müdigkeit, Leistungsabfall oder das sogenannte Sickness Behaviour (z. B. Abgeschlagenheit, Konzentrationsprobleme). Manche spüren diffuse Beschwerden in Muskeln oder Gelenken, obwohl keine akute Entzündung im Körper sichtbar ist. Oft liefern erst Laborwerte wie erhöhte Leukozyten oder CRP ein klareres Bild.

Welche Ursachen haben stille Entzündungen und welche Folgen können entstehen?

Neben Bewegungsmangel, ungesunder Ernährung, Allergien oder verborgenen Infektionen (z. B. an den Zähnen) können auch Umweltreize und Keime eine Rolle spielen. Als Folge steigt das Risiko für Krebs, Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme und andere chronische Erkrankungen.

Wie lassen sich stille Entzündungen im Alter behandeln oder vorbeugen?

Die Behandlung besteht meist aus einer Kombination: entzündungshemmende Ernährung (z. B. reich an Omega-3-Fettsäuren), regelmäßige Bewegung und Sport, guter Schlaf und Stressabbau. Regel Nummer eins: Lebensstilfaktoren anpassen, um das Risiko langfristig zu senken.

Welche Rolle spielen Bewegung und Sport bei stillen Entzündungen?

Regelmäßige Bewegung wirkt direkt auf entzündliche Prozesse im Körper. Sport aktiviert Muskeln, die wiederum entzündungshemmende Botenstoffe freisetzen. Damit lässt sich Entzündungsprozessen entgegenwirken, die durch Bewegungsmangel verstärkt werden.

Gibt es konkrete Tests, um stille Entzündungen zu erkennen?

Ja. Ärzt:innen können über Blutwerte wie das C-reaktive Protein oder erhöhte Leukozyten Hinweise auf chronische Inflammation finden. Auch Bildgebung kann im Einzelfall helfen, wenn ein Verdacht auf entzündliche Erkrankungen besteht.

Richtig heben und tragen für Angehörige: Körpermechanik, Hebehilfen, Gleitbretter

Die häusliche Pflege eines Angehörigen erfordert häufig erheblichen Körpereinsatz – zum Beispiel, wenn ein Pflegebedürftiger vom Bett in den Rollstuhl gesetzt oder im Bett umgelagert wird. Solche Hebe- und Tragevorgänge treten im Pflegealltag täglich auf und belasten die Gesundheit, insbesondere den Rücken der Pflegeperson. Viele pflegende Angehörige entwickeln daher im Verlauf der Pflege Rückenschmerzen und Muskelverspannungen infolge körperlicher Anstrengung und ungünstiger Haltung. Um Verletzungen, Bandscheibenschäden oder chronische Rückenbeschwerden zu vermeiden, ist es entscheidend, auf die eigene Körpermechanik zu achten und die richtigen Hilfsmittel einzusetzen. 

Rücken schonen durch die richtige Körpermechanik

Wer schon einmal versucht hat, einen erwachsenen Menschen ohne Hilfsmittel zu heben, weiß, welch enorme Last dabei zu bewältigen ist. Pflegekräfte lernen in ihrer Ausbildung rückenschonende Techniken, doch auch pflegende Angehörige sollten diese beherrschen. Besonders unter Zeitdruck neigt man dazu, falsch zu heben – etwa mit rundem Rücken oder ruckartigen Bewegungen – und erhöht damit das Risiko für Rückenschäden. Rückenschonendes Arbeiten bedeutet, mit möglichst wenig Kraftaufwand viel zu erreichen, also den eigenen Körper klug einzusetzen und nach Möglichkeit die Fähigkeiten des Pflegebedürftigen mit einzubeziehen. Oft gilt: „Bewegen statt heben.“ Das heißt, anstatt einen Menschen komplett zu tragen, sollte man seine Bewegungen unterstützen, sein Gewicht verlagern und ihn aktiv mithelfen lassen, soweit es geht. So werden Wirbelsäule und Bandscheiben des Pflegenden entlastet.

Tipps für eine rückenschonende Haltung und Technik beim Heben:

  • Gerader Rücken: Vermeiden Sie einseitige Belastungen und halten Sie Ihre Wirbelsäule bei allen Bewegungen möglichst gerade. Ein gekrümmter Rücken beim Bücken führt schnell zu Bandscheibenproblemen.
  • Aus den Beinen heben: Gehen Sie in die Hocke und nutzen Sie die Kraft Ihrer Beinmuskulatur, anstatt sich aus dem Kreuz aufzurichten. Beugen Sie die Kniegelenke und stemmen Sie sich mit geradem Rücken hoch – niemals ruckartig.
  • Stabile Körperhaltung: Achten Sie auf einen sicheren Stand. Stellen Sie die Füße etwa hüftbreit auseinander (Grätschstellung) oder machen Sie einen leichten Ausfallschritt, um beim Anheben eine größere Standfläche und mehr Balance zu haben. Halten Sie die zu hebende Person oder den Gegenstand möglichst nah am Körper, um die Hebelkräfte gering zu halten.
  • Muskelspannung und Atmung: Spannen Sie während des Hebens die Bauch- und Rückenmuskulatur an, um Ihre Wirbelsäule zu stabilisieren. Atmen Sie bei der Anstrengung aus (keine Pressatmung) und heben Sie gleichmäßig, ohne ruckartige Bewegungen.
  • Arbeitsumfeld anpassen: Nutzen Sie die Vorteile eines Pflegebettes oder anpassbarer Umgebung. Zum Beispiel können Sie ein höhenverstellbares Bett vor Pflegetätigkeiten auf Arbeitshöhe bringen, damit Sie sich nicht tief bücken müssen. Entfernen Sie Stolperfallen in der Umgebung und sorgen Sie für ausreichend Platz, bevor Sie mit einem Transfer beginnen.
  • Hilfe nutzen: Verteilen Sie das Gewicht möglichst auf mehrere Personen, falls machbar. Scheuen Sie sich nicht, eine zweite Person um Unterstützung zu bitten, wenn der Patient sehr schwer ist oder Sie sich unsicher fühlen. Und: Setzen Sie nach Möglichkeit Hilfsmittel ein – sie sind dafür da, Ihren Rücken zu entlasten.

Diese Prinzipien gelten nicht nur beim Heben eines Pflegebedürftigen, sondern ebenso beim Tragen schwerer Gegenstände im Haushalt (Einkaufskisten, Wäschekörbe etc.). Vorbeugung ist hier alles: Wer rückenfreundlich arbeitet und für genügend Bewegung sowie Kräftigung der Rückenmuskulatur sorgt, beugt akuten Schmerzen (z.B. Hexenschuss oder Ischias) und langfristigen Bandscheibenbeschwerden vor. Warten Sie mit Maßnahmen zum Eigenschutz nicht, bis erste Beschwerden auftreten – Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit als Pflegender sind genauso wichtig wie die der betroffenen Person.

Technische Hebehilfen: Lifter, Aufstehhilfen und Hebetücher

Für viele Pflegesituationen wurden praktische Hilfsmittel entwickelt, die bei richtiger Anwendung eine große Entlastung für pflegende Angehörige darstellen. Zu den wichtigsten Hebehilfen zählen mechanische Patientenlifter. Diese Geräte übernehmen das Anheben von nicht mobilen Patienten, wodurch Sie als Pflegeperson Ihren Rücken schonen können. Patientenlifter gibt es in mobilen und stationären Varianten. Sie sind mit speziellen Hebegurten oder Hebetüchern ausgestattet und können je nach Modell Personen mit einem Gewicht von bis zu 150 kg anheben.

Ein elektrischer oder hydraulischer Lifter (auch „Mobilift“ oder Deckenlifter genannt) hebt den Pflegebedürftigen vom Bett, Stuhl oder Sessel an und ermöglicht den Transfer ohne Kraftaufwand. Solche Lifter sind insbesondere dann sinnvoll, wenn die zu pflegende Person selbst kaum mithelfen kann oder sehr schwer ist. Auch das Umbetten eines komplett pflegebedürftigen Angehörigen wird durch einen Lifter wesentlich einfacher und sicherer. Beachten Sie jedoch: Die Anwendung eines Patientenlifters erfordert etwas Übung – lassen Sie sich die Anleitung und Handhabung am besten von Fachpersonal zeigen.

Hebetücher und Aufrichthilfen: Neben kompletten Liftern gibt es auch kleinere Hebehilfen. Ein Hebetuch ist ein robustes Tragetuch, das unter der liegenden Person platziert wird. Mit zwei oder mehr Helfern – oder befestigt an einem Lifter – kann man den Patienten daran fassen und ihn gemeinsam aufrichten oder umbetten. Hebetücher ermöglichen ein sicheres und schonendes Anheben in eine sitzende Position oder den Transfer vom Bett in den Rollstuhl, ohne dass Pflegende sich dabei überlasten. 

Ebenfalls nützlich sind Aufrichthilfen, wie z.B. Bettgalgen mit Triangel-Griff über dem Bett: Der Pflegebedürftige kann sich daran festhalten und aktiv mithelfen, sich aufzusetzen. Für den Transfer vom Sitzen zum Stehen (etwa vom Stuhl hochkommen) gibt es mobile Aufstehhilfen oder Gestelle, an denen sich die Person hochziehen kann. Diese Hilfsmittel bieten Stabilität und reduzieren das Verletzungsrisiko für beide Seiten.

Haltegurte (Transfergürtel) zählen ebenfalls zu den Hebehilfen, obwohl sie eher unterstützend wirken. Ein Haltegürtelwird dem pflegebedürftigen Menschen umgelegt und dient als Griff für die Pflegeperson, um beim Aufstehen, Umlagern oder Gehen zu helfen. Besonders bei unsicheren, schwachen Patienten ermöglicht der Gurt eine bessere Kontrolle des Bewegungsablaufs, ohne dass man an Armen oder Kleidung ziehen muss. Das Ziehen an den Armen des Patienten wird so vermieden, was die Gelenke des Pflegebedürftigen schont und auch dem Pflegenden mehr Halt gibt. Haltegurte sind in verschiedenen Größen erhältlich und werden um Hüfte oder Brust gelegt – ein praktisches Hilfsmittel, um Stürze zu verhindern und die Körperhaltung während des Transfers zu sichern.

Hinweis: Lassen Sie sich im Umgang mit technischen Hebehilfen einschulen. Die richtige Anwendung von Liftern und Hebegurten will gelernt sein – bei Unsicherheiten sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Viele Pflegekassen bieten sogar Pflegekurse für Angehörige an, in denen rückenschonende Techniken (z.B. Kinästhetik) und der Einsatz von Hilfsmitteln vermittelt werden – oft werden diese Schulungen kostenlos oder auf Kassenkosten angeboten. Nutzen Sie solche Angebote, um die Methode und Praxis zu üben: Mit dem richtigen Know-how reduzieren Sie das Verletzungsrisiko für sich und den Angehörigen.

Transferhilfen im Alltag: Gleitbretter, Drehscheiben & Co.

Nicht immer ist gleich ein aufwendiger Lifter nötig – oft helfen kleinere Transferhilfen, um den Wechsel vom Bett in den Rollstuhl oder vom Rollstuhl auf die Toilette zu erleichtern. Besonders bewährt haben sich Gleitbretter (auch Rutschbretter genannt). Ein Rutschbrett ist eine flache, stabile Platte mit glatter Oberfläche, die unter den Körper oder Po des Patienten geschoben wird. Damit lassen sich seitliche Transfers nahezu gleitend durchführen, ohne die Person anheben zu müssen. Ein Rutschbrett hilft beispielsweise beim Transfer vom Rollstuhl ins Bett oder umgekehrt, sowie vom Rollstuhl auf einen  Toilettenstuhl. Die Position zwischen zwei Sitzflächen wird mit dem Brett überbrückt, sodass der Patient mit minimaler Unterstützung hinübergleiten kann. Wichtig ist, das Gleitbrett korrekt zu platzieren und den Pflegebedürftigen während des Übergangs zu stabilisieren, damit keine Druckstellen entstehen und er sich sicher fühlt. Rutschbretter gibt es in verschiedenen Längen und Ausführungen.

Auch Drehscheiben sind nützliche kleine Helfer: Eine Patientendrehscheibe ist eine drehbare Scheibe (oft mit Anti-Rutsch-Belag), die man unter die Füße stellt. Insbesondere beim Aufstehen vom Bett oder Hinsetzen auf einen Stuhl ermöglicht sie es, eine Person mit weniger Kraftaufwand zu drehen und in die richtige Position zu bringen. Gerade der Pivot-Transfer – etwa vom Rollstuhl zur Bettkante – wird durch eine Drehscheibe deutlich erleichtert, da der Pflegende den Patienten nur führen und stabilisieren muss, während sich dessen Füße kontrolliert mitdrehen. 

Gleitmatten sind wiederum spezielle Unterlagen aus gleitfähigem Material, die unter dem Körper im Bett platziert werden. Sie dienen als Umlagerungshilfe, um einen liegenden Patienten im Bett nach oben oder zur Seite zu ziehen, ohne große Reibung. Gleitmatten bestehen aus zwei Stoffschichten, die leicht gegeneinander gleiten – so werden Scherkräfte reduziert und sowohl die Haut des Patienten als auch der Rücken des Pflegenden geschont. Oft können Gleitmatten im Bett verbleiben und erleichtern das regelmäßige Positionswechseln, um etwa Druckgeschwüren vorzubeugen.

Weitere bewährte Transferhilfen sind etwa Rutschdrehtücher (Kombination aus Gleitmatte und Drehteller) und Gleitkissen. Welche Hilfe passend ist, hängt von der Situation ab – wichtig ist, dass das Hilfsmittel korrekt eingesetzt wird. 

Hier einige Beispiele von Transferhilfen und wie sie unterstützen:

  • Rutschbrett: Unterstützt den seitlichen Transfer, z.B. vom Bett zum Rollstuhl, indem es eine gleitende Brücke bildet.
  • Patientendrehscheibe: Erleichtert das Drehen und Umsetzen, z.B. von der Sitz- in die Standposition, ohne die Wirbelsäule des Pflegenden zu belasten.
  • Haltegürtel: Gibt sicheren Halt beim Heben oder Umsetzen einer Person, da der Pflegende an stabilen Griffen ziehen kann, anstatt direkt den Patienten greifen zu müssen.

Solche Transferhilfen tragen maßgeblich zur Entlastung der Pflegenden bei und erhöhen gleichzeitig die Sicherheit und den Komfort für die Patienten. Wichtig ist, die Anwendungstechnik vorher einzuüben (ggf. unter Anleitung eines Therapeuten) und die Belastungsgrenzen zu kennen. Beispielsweise sollte ein Rutschbrett nur verwendet werden, wenn der Pflegebedürftige ausreichend Sitzbalance hat und mithelfen kann – andernfalls ist ein Lifter sicherer. 

Achten Sie bei allen Hilfsmitteln auf Qualität und Belastbarkeit: Prüfen Sie regelmäßig die Funktionsfähigkeit Ihrer Transferhilfen und halten Sie sie sauber und griffbereit. Die Pflege und richtige Lagerung (trocken, vor Beschädigung geschützt) verlängern die Lebensdauer Ihrer Helfer.

Rückenschonend pflegen – zu Hause kein Problem

Pflegende Angehörige stehen vor großen körperlichen Herausforderungen, doch mit der richtigen Technik und passenden Hilfsmitteln lässt sich der Alltag sicherer und leichter gestalten. Achten Sie von Anfang an auf rückenschonende Bewegungsabläufe und zögern Sie nicht, praktische Helfer zu nutzen. Moderne Transferhilfen – vom einfachen Gleitbrett bis zum elektrischen Lifter – ermöglichen es, einen pflegebedürftigen Menschen sicher und schonend von einem Ort zum anderen zu bewegen. So vermeiden Sie, dass die Pflege zur „schweren Last“ für Ihren Rücken wird. Gleichzeitig fördern viele Hilfsmittel die Selbstständigkeit und Mobilität des Pflegebedürftigen, was seinem Wohlbefinden zugutekommt.

Denken Sie daran, auch Eigenpflege zu betreiben: Regelmäßige Bewegung, gezieltes Rückentraining oder Rückenschule und genügend Pausen helfen, Ihren Körper kräftig und gesund zu erhalten. Scheuen Sie sich nicht, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen – sei es durch Pflegedienste oder durch Schulungen, in denen Sie richtige Handgriffe lernen.

Pflegehilfsmittel bei RCS Pro kaufen

In unserem RCS Pro Sortiment finden Sie zahlreiche Pflegehilfsmittel, die die täglichen Aufgaben erheblich erleichtern. Mit diesem Wissen und Ausstattung können pflegende Angehörige ihre wichtige Aufgabe erfüllen, ohne dabei die eigene Gesundheit zu gefährden. So profitieren alle Beteiligten: Der Pflegebedürftige wird sicher und würdevoll versorgt, und Sie selbst bleiben langfristig fit – denn Prävention und das richtige Heben und Tragen sind der Schlüssel, damit Ihr Rücken gesund bleibt.

Demenzgerechte Raumgestaltung – Sicherheit und Wohlbefinden im eigenen Zuhause

Leben Sie mit einem demenzkranken Angehörigen zusammen oder betreuen Sie eine Person mit Demenz in ihrem Zuhause? Damit sich betroffene Menschen sicher fühlen und besser im Alltag zurechtfinden, spielt die Raumgestaltung bei Demenz eine entscheidende Rolle. Eine demenzgerechte Wohnraumgestaltung kann Sicherheit, Orientierung und Wohlbefinden der erkrankten Person erhöhen und zugleich den Alltag für Angehörige und Pflegekräfte erleichtern.

Sicherheitsaspekte: Die Wohnung sicher und demenzgerecht gestalten

Stolperfallen und Gefahrenquellen beseitigen: Im Verlauf der Demenzerkrankung verschlechtert sich oft das Orientierungs- und Urteilsvermögen. Stolperfallen und ungesicherte Gefahrenquellen in der Wohnung stellen eine echte Gefahr dar und können daher schnell zum Risiko werden. Typische Beispiele sind lose Teppiche, rutschige Böden, herumliegende Kabel oder schlecht erkennbare Höhenunterschiede. Entfernen Sie daher Teppichbrücken oder fixieren Sie sie mit rutschfesten Unterlagen. Verlegen Sie Kabel außer Reichweite oder befestigen Sie sie an Wänden, um Stürze zu vermeiden. Achten Sie außerdem darauf, Möbel so anzuordnen, dass Laufwege frei und übersichtlich sind. Eine klare Wegeführung ohne enge Passagen gibt dem demenzkranken Menschen mehr Sicherheit beim Bewegen durch die Räume. Vermeiden Sie, wenn möglich, Glastische oder spitze Möbelecken und wählen Sie stattdessen geeignete Möbel mit abgerundeten Kanten und stabiler Standfestigkeit, die sich nicht leicht verschieben oder umkippen lassen. Eine bislang verwirrende Raumaufteilung können Sie entschärfen, indem Sie die Möbel umstellen, sodass sich ein Wohnraum logisch erschließt und aufmerksamkeitsraubende Hindernisse verschwinden.

Konkrete Maßnahmen für mehr Sicherheit: Oft genügen schon kleine Anpassungen, um eine große Wirkung zu erzielen. Sorgen Sie beispielsweise für eine gute Beleuchtung in allen Räumen. Insbesondere Flure und Treppenbereiche sollten hell und blendfrei ausgeleuchtet sein. Ältere Personen mit Demenz benötigen deutlich mehr Licht als jüngere, um ihre Umgebung sicher wahrzunehmen. Installieren Sie Nachtlichter im Schlafzimmer, Flur und Badezimmer, damit sich Menschen mit Demenz auch nachts gut orientieren können. Bringen Sie gegebenenfalls Leuchtstreifen oder farbiges Klebeband an Treppenkanten und Stufen an, um Höhenunterschiede zu markieren und Stürze zu verhindern. Handläufe auf beiden Seiten der Treppe sowie rutschfeste Beläge erhöhen die Sicherheit zusätzlich. In Fenstern können abschließbare Griffe oder Kippstellungen Unfälle oder ein unbemerktes Öffnen verhindern. Denken Sie auch daran, in allen Räumen (insbesondere in der Küche) Rauchmelder zu installieren. Das kann im Ernstfall Leben retten, gerade wenn die Aufmerksamkeit der betroffenen Person nachlässt.

Sicherheit im Badezimmer und in der Küche: Das Badezimmer birgt besondere Gefahren und sollte daher ein Schwerpunkt der demenzgerechten Wohnraumgestaltung sein. Nutzen Sie hier gezielt Badhilfen. Haltegriffe an Wand und Dusche, ein stabiler Duschhocker und rutschfeste Matten in Wanne und Dusche reduzieren die Sturzgefahr erheblich. Eine erhöhte Toilettensitzauflage kann das Hinsetzen und Aufstehen erleichtern. Achten Sie darauf, Warm- und Kaltwasserhähne deutlich zu kennzeichnen (z. B. mit roten und blauen Markierungen oder Aufklebern), um Verbrühungen zu verhindern. In der Küche empfiehlt es sich, Elektrogeräte mit Abschaltautomatik zu verwenden (z. B. Wasserkocher, Kaffeemaschine, Bügeleisen), damit nichts versehentlich zu lange eingeschaltet bleibt. Kochen Sie möglichst nur unter Aufsicht. Pfannenstiele sollten stets nach hinten gedreht werden, damit niemand daran hängenbleibt. Nutzen Sie bei Bedarf Herdsicherungen oder schalten Sie den Herd aus, wenn er nicht gebraucht wird, um die Brandgefahr zu minimieren. Medikamente, Reinigungsmittel oder scharfe Gegenstände sollten unter Verschluss oder außer Reichweite aufbewahrt werden, idealerweise in einem eigenen, sicheren Schrank, damit die erkrankte Person keinen versehentlichen Zugang dazu bekommt.

Türsicherungen und Weglaufschutz: Im Verlauf einer Demenzerkrankung entwickeln manche Menschen eine sogenannte Hinlauftendenz. Das bedeutet, dass sie plötzlich das Bedürfnis verspüren, die Wohnung oder das Haus zu verlassen, weil sie glauben, etwas erledigen zu müssen. Um ein unbemerktes Verlassen zu verhindern, sollten Haustüren und Gartentore besonders gesichert werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Einerseits können spezielle Türsicherungen oder Alarmgeber installiert werden, die Angehörige benachrichtigen, wenn die demenzkranke Person die Tür alleine öffnet. Andererseits kann eine optische Täuschung helfen, etwa ein Vorhang vor der Tür oder eine Türfolie mit einem unauffälligen Motiv (z. B. ein großes Bücherregal als Aufdruck), die den Ausgang weniger offensichtlich macht. Solche Türfolien werden in Pflegeeinrichtungen und Demenz-WGs erfolgreich eingesetzt und sind auch für zu Hause erhältlich. Natürlich sollten Notausgänge nicht komplett versperrt werden. Das Ziel besteht eher darin, die Aufmerksamkeit der demenzerkrankten Person umzulenken und impulsives Weglaufen zu erschweren. Ergänzend ist es sinnvoll, wenn Angehörige stets einen Hausschlüssel bei sich tragen und die Nachbarn informiert sind. So können Betroffene im Notfall schnell wieder nach Hause begleitet werden.

Checkliste für Sicherheitsmaßnahmen: Um Menschen mit Demenz zu unterstützen, gehen Sie am besten Raum für Raum durch und überprüfen Sie die Raumgestaltung auf mögliche Gefahren. Achten Sie dabei auf die Erfüllung der folgenden Punkte:

  • Stolperfallen beseitigen: Keine losen Teppiche oder Kabel auf dem Boden; Türschwellen ebnen oder markieren; Möbel so platzieren, dass klare Gehwege entstehen.
  • Rutschhemmung: Rutschfeste Bodenbeläge oder Matten in Bad und Küche verwenden; verschüttete Flüssigkeiten sofort aufwischen.
  • Beleuchtung: Ausreichend helles Licht in allen Räumen, blendfreie Lampen, Nachtlichter im Flur; Lichtschalter eventuell farblich hervorheben, damit sie leicht zu finden sind (z. B. Rahmen um den Schalter in Kontrastfarbe).
  • Brandschutz: Rauchmelder installieren; Geräte mit Timer oder Abschaltautomatik nutzen; offene Flammen (Kerzen, Kamin) nur unter Aufsicht.
  • Elektrik und Technik: Keine ungesicherten Elektrogeräte herumstehen lassen (Wasserkocher, Toaster, Bügeleisen etc. nach Gebrauch vom Strom nehmen); Herd mit Abschaltsystem oder Herdschutz versehen.
  • Badezimmer sichern: Haltegriffe an WC, Dusche und Badewanne montieren; Anti-Rutsch-Streifen in Wanne/Dusche; Thermostat-Mischbatterie oder deutliche Warm/Kalt-Markierung; Türschloss entfernen oder ein von außen zu öffnendes Schloss einbauen
  • Gefährliche Substanzen und Gegenstände wegschließen: Putzmittel, Medikamente, spitze/gefährliche Haushaltsgegenstände außer Sicht und Reichweite lagern (am besten in verschlossenen Schränken).
  • Tür- und Fenstersicherheit: Haustür sichern (Alarm, abgeschlossene Tür, Tarnung mit Türposter); Fenster mit Sicherung; Balkonzugang nur mit Begleitung, wenn Sturzgefahr besteht.

Mit diesen Maßnahmen schaffen Sie eine sichere Umgebung, in der der Demenzerkrankte sich freier bewegen kann. Wichtig ist, Gefahren kontinuierlich neu zu bewerten: Die Fähigkeiten und Einschränkungen können sich ändern, daher sollten Sie das Wohnumfeld regelmäßig mit kritischem Blick überprüfen und an neue Herausforderungen anpassen. Veränderungen in der Wohnung sollten behutsam und Schritt für Schritt erfolgen, um betroffene Personen nicht zu überfordern. Binden Sie Demenzerkrankte nach Möglichkeit in einfache Entscheidungen ein, damit sie trotz der Krankheit das Gefühl haben, in den eigenen vier Wänden mitzubestimmen.

Orientierungshilfen: Farben, Licht und Symbole geben Sicherheit

Menschen mit Demenz fällt es zunehmend schwer, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden und Dinge richtig einzuordnen. In ihrer Welt können Alltagsgegenstände eine veränderte Bedeutung annehmen, während ihnen Vertrautes Halt bietet. Eine gezielte Raumgestaltung kann die Orientierung erleichtern und die Selbstständigkeit fördern. Nutzen Sie dabei visuelle Hilfen wie Farben, Kontraste, Symbole und eine klare Raumstruktur.

Klare Strukturen und Wiedererkennbarkeit: Halten Sie die Wohnräume insgesamt einfach und übersichtlich. Reduzieren Sie Dekoration und Möbel auf das Wesentliche – weniger ist mehr, um eine Reizüberflutung zu vermeiden. Jeder Raum sollte eine eindeutige Funktion haben (z. B. Schlafen, Essen, Bad). Belassen Sie wichtige Gegenstände an festen Plätzen, damit die betroffene Person sie wiederfindet (z. B. die Brille immer am gleichen Platz). Türen zwischen Räumen können offengelassen werden, soweit es die Sicherheit zulässt. So bleiben Sichtbeziehungen bestehen und es ist erkennbar, welcher Raum sich dahinter befindet. Unnötige Türen können ausgehängt werden. Wichtige Räume wie die Toilette oder das Schlafzimmer sollten durch Beschilderung kenntlich gemacht werden. Ideal sind Schilder mit Symbolen, da Bilder oft leichter verstanden werden als geschriebene Worte. Kombinieren Sie im Zweifel beides: große Symbole plus Text in einfacher Schrift. Auch Schranktüren (z. B. am Kleiderschrank oder in der Küche) lassen sich mit piktogrammartigen Bildern bekleben, die den Inhalt andeuten. So weiß der Demenzerkrankte auf einen Blick, wo Teller, Kleidung oder andere Alltagsdinge zu finden sind. Diese Orientierungshilfen geben ein Gefühl von Kontrolle und vermeiden Frustration.

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Farben und Kontraste gezielt einsetzen: Farben können die Wahrnehmung enorm unterstützen – aber nur, wenn sie richtig gewählt werden. Wichtig ist es, Kontraste zu schaffen. Menschen mit Demenz erkennen manche Farben schlechter, zum Beispiel Blautöne, sehen aber kräftige, warme Farben oft noch gut. Setzen Sie daher helle, freundliche Farben für große Flächen ein und vermeiden Sie unruhige Muster. Tapeten oder Teppiche mit starken Mustern können irritieren oder gar Angst auslösen, da sie als etwas anderes wahrgenommen werden könnten (grobe Muster könnten beispielsweise wie Insekten oder „Löcher” im Boden wirken). Streichen Sie Wände am besten in beruhigenden Einheitstönen. Pastell-, Creme- oder Hellgrüntöne eignen sich zum Beispiel gut. Dunkle Farben sollten sparsam eingesetzt werden, da sie leicht bedrohlich wirken oder wie ein Abgrund erscheinen können. Sie können jedoch bewusst dazu genutzt werden, den Fokus des demenzerkrankten Menschen zu lenken: Der Bereich um die Eingangstür kann beispielsweise dunkler gestaltet werden, damit er weniger einladend wirkt und die Person nicht ständig dorthin möchte. Sehr hilfreich ist ein starker Farbkontrast zwischen Fußboden und Wand, damit die Raumecken sichtbar werden. Ebenso sollten sich Möbel farblich vom Boden abheben, damit sie deutlich erkennbar bleiben. Ein Beispiel: Ein Sessel mit blauer oder roter Polsterung auf hellem Parkett ist besser wahrnehmbar als ein beiger Sessel auf beigem Teppich. Auch im Badezimmer hilft beispielsweise eine farbige Toilettenbrille (z. B. rot), die Toilette klar zu erkennen.

Licht und Orientierung: Gutes Licht ist für die Orientierungsfähigkeit unerlässlich. Nutzen Sie deshalb so viel Tageslicht wie möglich: Ziehen Sie tagsüber die Vorhänge auf und entfernen Sie Gegenstände, die das Fenster blockieren. So kann die Person nach draußen schauen. Sichtbezüge zur Außenwelt (z. B. Bäume oder die Straße) geben eine grobe Orientierung darüber, ob man sich im Erdgeschoss oder Obergeschoss befindet. Zusätzlich zum Tageslicht sollten künstliche Lichtquellen strategisch platziert werden. Blendfreie Deckenleuchten sorgen für eine Grundhelligkeit, während gezielte Lampen in Ecken oder über Arbeitsflächen dabei helfen, Schatten zu vermeiden. Schatten können bei Demenzkranken nämlich Verunsicherung hervorrufen, da sie als etwas Unerwartetes wahrgenommen werden. Verwenden Sie für wichtige Beleuchtung eher kaltweißes Licht, da dieses von älteren Menschen besser erkannt wird als warmes, gedämpftes Licht. In der Nacht schaffen Orientierungslichter Sicherheit, zum Beispiel kleine Steckdosenlichter im Flur zum WC oder ein gedimmtes Licht im Schlafzimmer, damit beim Aufwachen die Umgebung gleich erkennbar ist. Achten Sie auch auf die Vermeidung von Reflexionen. Glänzende Böden oder Spiegelungen können irritieren, weshalb matte Oberflächen und eine indirekte Beleuchtung oft angenehmer sind. Ein weißer Lichtschalter auf einer weißen Wand kann leicht „unsichtbar“ werden. Hier hilft ein farbiger Rahmen oder ein selbstklebendes Leitsystem, zum Beispiel ein leuchtender Sticker oder ein farbiger Kreis um den Schalter, um ihn schnell zu finden.

Zeitliche Orientierung unterstützen: Neben der räumlichen Orientierung ist auch die zeitliche Orientierung wichtig für das Wohlbefinden. Viele Menschen mit Demenz verlieren das Gefühl für Tageszeiten oder Daten. Hier kann die Umgebung nachhelfen: Bringen Sie gut sichtbare Uhren mit großem Zifferblatt an (möglichst in jedem Hauptraum eine), idealerweise Funkuhren oder solche, die auch Wochentag und Datum anzeigen. Ein großer Kalender an der Wand, auf dem tägliche Ereignisse abgehakt werden, schafft Struktur. Routinen in der Tagesgestaltung, z. B. immer zur selben Zeit essen, spazieren gehen, schlafen, geben Sicherheit und helfen der inneren Uhr. Sie können auch ein Memoboard oder eine Tafel in der Küche anbringen, auf der der Tagesablauf mit Symbolen oder Stichworten notiert ist („Morgens: Frühstück – 9 Uhr, Nachmittags: Spaziergang im Garten – 15 Uhr“ etc.). Das Gedächtnis lässt zwar nach, aber visuelle Erinnerungshilfen können Orientierung bieten. Wenn möglich, nutzen Sie auch Technik: Es gibt sprechende Uhren oder digitale Assistenten, die an Termine erinnern. Wichtig ist, nicht zu viele Reize auf einmal zu bieten – wählen Sie einige wenige, dafür klare Orientierungshilfen, die zur Person passen und regelmäßig genutzt werden.

Zusammengefasst: Ein demenzgerechtes Wohnumfeld ist übersichtlich, farblich kontrastreich und einladend hell in der Gestaltung. Eindeutige Markierungen und Beschilderungen helfen, dass Betroffene ihren Weg finden. So wird aus einer ehemals vertrauten Wohnung, die durch die Erkrankung plötzlich fremd und gefährlich erscheint, wieder ein Ort, an dem sich Demenzerkrankte zurechtfinden und sicher fühlen.

Persönliches Wohlbefinden: Vertraute Umgebung und Rückzugsorte schaffen

Neben Sicherheit und Orientierung spielt die wohnliche Gestaltung eine große Rolle für die Lebensqualität von Menschen mit Demenz. Die eigene Wohnung sollte trotz aller Anpassungen weiterhin ein Zuhause bleiben, kein steriles Pflegeobjekt. Vertrautheit und Geborgenheit entstehen vor allem durch persönliche Gegenstände, Erinnerungen und eine Atmosphäre, die zur Persönlichkeit des Betroffenen passt.

Vertraute Gegenstände und Möbel: Lassen Sie der an Demenz erkrankten Person so viel Vertrautes wie möglich. Geliebte Möbelstücke, sei es der alte Ohrensessel, der Esstisch oder die gewohnte Stehlampe, sollten nach Möglichkeit in der Wohnung bleiben. Solche vertrauten Dinge dienen als Ankerpunkte im Gedächtnis. Ein Blick auf das bekannte Wohnzimmerbild an der Wand oder die alte Kuckucksuhr kann positive Erinnerungen wecken. Richten Sie Erinnerungsecken ein: Zum Beispiel ein Regal mit Fotobüchern, Souvenirs oder Auszeichnungen aus dem Leben der Person, das gut sichtbar platziert ist und zum Schwelgen in Erinnerungen einlädt. Die Rolle persönlicher Andenken ist ungemein wichtig – sie vermitteln Stabilität und Identität. Wichtig: Überfrachten Sie den Raum nicht mit zu vielen Objekten auf einmal. Wählen Sie einige Gegenstände aus, die für die Person eine positive Bedeutung haben, zum Beispiel Familienfotos, Lieblingsbilder oder Gegenstände, die mit einem Hobby verbunden sind, wie ein Musikinstrument. Die Dekoration sollte aber überschaubar bleiben, denn Unordnung und zu viele Reize können wiederum verwirren. Achten Sie auf eine Ordnung, die Sicherheit gibt.

Eine wohnliche Atmosphäre statt Stress: Menschen mit Demenz nehmen Stimmungen und Stress in ihrer Umgebung sehr stark wahr. Achten Sie deshalb auf eine angenehme Atmosphäre in den eigenen vier Wänden. Lärm kann Unruhe auslösen. Versuchen Sie daher, Lärmquellen zu reduzieren, indem Sie beispielsweise Radio oder Fernseher nicht dauerhaft im Hintergrund laufen lassen. Auch Haushaltsgeräte wie Staubsauger oder Mixer können die Person erschrecken, wenn sie unerwartet eingeschaltet werden. Kündigen Sie solche Tätigkeiten daher an oder führen Sie sie durch, wenn die betroffene Person sich in einem anderen Raum aufhält. Auch die Beleuchtung beeinflusst die Stimmung: Setzen Sie abends eher warmes, gedämpftes Licht ein, um Ruhe zu signalisieren, und tagsüber helles, freundliches Licht, um Aktivität zu fördern. Gerüche können das Wohlbefinden steigern. Vielleicht gibt es einen Lieblingsduft (z. B. Lavendel oder frisches Kaffeearoma am Morgen), der beruhigend wirkt und positive Assoziationen weckt. Frische Luft nicht vergessen! Regelmäßiges Lüften oder gemeinsame Spaziergänge sorgen für ein besseres Raumklima und tun der Seele gut.

Rückzugsorte und Strukturiertheit: So wichtig Anregung und soziale Einbindung sind, so sehr brauchen Menschen mit Demenz auch Rückzugsorte, an denen sie zur Ruhe kommen können. Schaffen Sie in der Wohnung einen ruhigen Bereich, wo sich die Person bei Überforderung zurückziehen kann. Das kann ein gemütlicher Sessel am Fenster sein oder ein bestimmtes Zimmer, beispielsweise das Schlafzimmer mit einem bequemen Lesestuhl. In diesem Bereich sollten Reize möglichst minimiert sein: gedämpftes Licht, wenig Deko, vielleicht leise Musik, die der Person gefällt. Hier können die Betroffenen entspannen, ein Nickerchen machen oder in Erinnerungen schwelgen, ohne Ablenkung. Kommunizieren Sie allen im Haushalt, dass dies der persönliche Rückzugsplatz des Erkrankten ist, der respektiert wird.

Bekannte Tagesabläufe beibehalten: Die Gewohnheiten einer Person prägen ihr Wohlbefinden. Versuchen Sie, liebgewonnene Rituale und Tagesabläufe trotz der Demenz aufrechtzuerhalten. Zum Beispiel, wenn der Erkrankte immer morgens die Zeitung an seinem bestimmten Platz gelesen hat, sorgen Sie dafür, dass an diesem Ort ein bequemer Stuhl und gute Beleuchtung vorhanden sind und vielleicht eine Zeitung bereitliegt. Auch wenn das in späten Stadien mehr symbolisch ist, vermittelt es Sicherheit. Oder wenn nachmittags immer Kaffee aus einer bestimmten Tasse getrunken wurde, nutzen Sie genau diese Tasse weiterhin. Solche Rituale schaffen Kontinuität. Auch gemeinsame Rituale, wie das tägliche Musikhören oder abends Fotoalben anschauen, können integriert werden. Musik kann überhaupt ein wunderbarer Wohlfühlfaktor sein: Spielen Sie bekannte Lieder oder Schlager aus der Jugendzeit der Person. Das hebt oft die Stimmung und stärkt das Gefühl von Identität.

Stimulation der Sinne in Einklang mit den Bedürfnissen: Während man Reizüberflutung vermeiden möchte, sind sinnliche Eindrücke im richtigen Maß wichtig. Tastsinn: Vielleicht mag die Person einen weichen Fühlteppich oder einen Demenz-Muff zur Beschäftigung. Solche Helferlein gibt es speziell für Demenz, um die Hände zu beschäftigen und Unruhe abzubauen. Geruchssinn: Setzen Sie auf vertraute Gerüche (Lieblingsessen kochen, Blumen im Raum, vertrautes Parfum). Sehsinn: Behalten Sie Sehhilfen, wie Brillen oder Lupen stets griffbereit und sauber und nutzen Sie gegebenenfalls eine Uhr mit großen, gut lesbaren Zahlen oder digitale Hilfen mit leichter Ablesbarkeit. Hörsinn: Vermeiden Sie gleichzeitige Geräuschquellen, sprechen Sie langsam, deutlich und mit beruhigendem Tonfall – Kommunikation ist Teil der Umgebungsgestaltung. Schmecken: Vergessen Sie nicht, dass appetitliche, bekannte Speisen auch zum Wohlfühlen beitragen. Ein hübsch gedeckter Tisch mit kontrastreichem Geschirr, wie zum Beispiel farbige Teller oder Tischsets, gehört auch zur Raumgestaltung des Wohn- und Essbereichs.

Zusammengefasst sollte das Wohnumfeld so angepasst sein, dass es im Einklang mit der Biografie und den Vorlieben der demenzkranken Person steht. Die Bedeutung vertrauter Dinge kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Sie geben Halt in einer sich ständig verändernden Welt. Eine liebevoll gestaltete, aber nicht überladene Wohnung kann den Wohlfühlfaktor und die Selbstbestimmtheit erhalten – trotz der Herausforderungen, die die Demenz mit sich bringt.

Unterstützung für Angehörige: Technische Hilfen, Beratung und Kommunikation

Die Betreuung eines Menschen mit Demenz ist für Angehörige und Pflegekräfte anspruchsvoll. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Unterstützungsangebote zu nutzen und sich den Alltag mit technischen Hilfsmitteln zu erleichtern. Eine demenzgerechte Raumgestaltung hört nicht bei Möbeln und Farben auf, sondern umfasst auch die Organisation des Alltags und den Zugang zu Hilfe von außen. Im Folgenden finden Sie einige Empfehlungen, wie Sie sich als Angehöriger entlasten und die Sicherheit weiter erhöhen können.

Notrufgerät Black bell

Technische Hilfen im Alltag: Heutzutage gibt es eine Reihe von Alltagshilfen und technische Assistenzsysteme, die speziell für Menschen mit Demenz entwickelt wurden. Ein klassisches Beispiel sind Notrufsysteme für zu Hause: Über einen tragbaren Notrufknopf (als Kette oder Armband) kann die betroffene Person im Fall eines Sturzes oder bei Unwohlsein schnell Hilfe rufen. Moderne Systeme erkennen Stürze sogar automatisch. Tür- und Bewegungssensoren können ebenfalls sinnvoll sein. Sie melden, wenn nachts jemand das Bett verlässt oder die Haustür öffnet, und können Licht einschalten oder einen Alarm ans Handy der Angehörigen senden. Im Bad sind automatisch abschaltende Wasserhähne oder Überlauf-Sensoren hilfreich, damit kein Wasserschaden entsteht, falls vergessen wird, das Wasser abzudrehen. GPS-Ortungsgeräte (z. B. als Armband oder in der Jacke) können Angehörigen eine enorme Sicherheit geben. Falls ein Mensch mit Demenz doch einmal unbeaufsichtigt das Haus verlässt, kann man ihn so schneller finden. Auch elektronische Helfer, wie sprechende Medikamentendosierer (die an die Einnahme erinnern) oder digitale Kalender mit Alarmfunktion (die z. B. an Essenszeiten oder Arzttermine erinnern) können den Alltag strukturieren. Wichtig ist, dass solche Hilfen diskret und einfach bedienbar sind, um nicht zusätzlich zu verwirren. Testen Sie im Zweifel aus, welche Geräte von der Person angenommen werden. Viele technische Hilfsmittel gelten als Pflegehilfsmittel und können finanziell unterstützt werden: Liegt ein Pflegegrad vor, übernimmt die Pflegeversicherung oft die Kosten für bestimmte Hilfsmittel (z. B. Duschhocker oder Haltegriffe). Auch wohnumfeldverbessernde Maßnahmen (wie das Anbringen von Rampen, Treppenliften, etc.) können mit Zuschüssen gefördert werden. Erkundigen Sie sich bei der Pflegekasse nach diesen Leistungen.

Kommunikationsstrategien und Einbindung der Betroffenen: Eine demenzgerechte Umgebung bringt wenig, wenn die Betroffenen nicht in Entscheidungen miteinbezogen werden oder ständig über ihren Kopf hinweg Änderungen erfahren. Kommunikation ist daher der Schlüssel. Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Angehörigen darüber, welche Einrichtung ihm wichtig ist. Vielleicht hat er/sie bestimmte Bedürfnisse oder Abneigungen, z. B. eine Farbe, die er nicht mag, oder Möbel, an denen er hängt. Beziehen Sie die Person aktiv mit ein und zeigen Sie beispielsweise zwei Möglichkeiten auf, anstatt sie vor vollendete Tatsachen zu stellen: „Sollen wir das Schlafzimmer blau oder grün streichen?“ Natürlich wird im fortgeschrittenen Stadium die Entscheidungsfähigkeit sinken, aber das Ernstnehmen der Person vermittelt Wertschätzung. Eine offene Kommunikation ist auch im Alltag wichtig: Erklären Sie Veränderungen im Haushalt: „Ich stelle diesen Sessel hierher, damit du näher am Fenster sitzen kannst und besser sehen kannst, was draußen passiert“. Nutzen Sie dabei einfache und klare Sätze. Selbst wenn nicht jede Erklärung langfristig erinnert wird, schafft der freundliche Dialog eine beruhigende Atmosphäre.

Auch visuelle Kommunikation kann helfen: Beschriften Sie beispielsweise Schubladen oder nutzen Sie Hinweisschilder wie „Vorsicht, heiß!” am Herd oder „Trinken nicht vergessen” am Kühlschrank. Solche schriftlichen Erinnerungen können den Alltag strukturieren, solange das Lesen noch möglich ist. Das Schriftverständnis bleibt oft bis in späte Stadien erhalten. Für später können Symbole oder Farben dieselbe Funktion übernehmen. Kommunikation bedeutet auch, zuzuhören. Achten Sie auf nonverbale Signale Ihres Angehörigen. Zieht er sich häufig in einen bestimmten Raum zurück? Möglicherweise braucht er diesen Raum als Ruhepol. Läuft er rastlos umher? Vielleicht fehlt es ihm an Bewegung oder er benötigt eine Beschäftigung. Passen Sie die Umgebung entsprechend an, indem Sie einen sicheren Bewegungsraum schaffen und Beschäftigungsangebote wie Spiele bereitlegen. Beispielsweise können Sie eine Memory-Decke oder eine Legespiel-Uhr bereitstellen.

Professionelle Beratung und Entlastungsangebote: Scheuen Sie sich nicht, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen. Das kommt letztlich sowohl Ihnen als auch der demenzkranken Person zugute. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, die Sie zur Wohnraumanpassung beraten können. Oft bieten Alzheimer-Gesellschaften oder kommunale Pflegestützpunkte eine Wohnberatung an. Teilweise kommt jemand zu Ihnen nach Hause, um individuelle Tipps zu geben. Auch Selbsthilfegruppen für Angehörige können wertvolle Ratschläge und seelische Unterstützung liefern. Der Austausch mit anderen in ähnlicher Lage zeigt, dass Sie nicht allein sind, und Sie erfahren vielleicht von praktischen Lösungen, auf die Sie selbst noch nicht gekommen sind. Informieren Sie sich zudem über Entlastungsangebote: Ein Tagespflegeplatz, an dem der Demenzpatient ein- oder zweimal pro Woche betreut wird, kann Ihnen als pflegendem Angehörigen Freiräume verschaffen und dem Erkrankten soziale Kontakte ermöglichen. Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege kann ebenfalls in Anspruch genommen werden, wenn Sie selbst krank werden oder Urlaub brauchen. Diese Angebote sind Teil der Pflegeversicherung – nutzen Sie sie, um neue Kraft zu schöpfen.

Zusammenarbeit mit Pflegediensten oder Therapeuten: Überlegen Sie, ob ein ambulanter Pflegedienst gewisse Aufgaben übernehmen kann, wie zum Beispiel die Körperpflege oder Medikamentengabe. Ergotherapeuten bieten oft Hausbesuche an und können ganz konkret mit Ihnen die Wohnung durchgehen und anpassen. Sie kennen viele Kniffe, wie man mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielt. Ebenso können Physiotherapeuten Tipps geben, wie Möbel stehen sollten, um Bewegungsübungen zu erleichtern. Wenn Ihr Angehöriger an Pflegegrad gewinnt, stehen Ihnen auch regelmäßige Beratungsbesuche zu, bei denen Fachkräfte Ihnen zur Seite stehen.

Finanzielle Unterstützung: Neben den bereits erwähnten Erstattungen für Hilfsmittel und Pflegeleistungen gibt es teilweise regionale Förderungen für den barrierefreien oder demenzgerechten Umbau. Diese werden beispielsweise durch KfW-Förderprogramme oder lokale Initiativen bereitgestellt. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Stadtverwaltung oder bei Pflegeberatern. Denken Sie auch an die Möglichkeit von Zuschüssen zur Wohnraumanpassung. Zögern Sie also nicht, nötige Umbauten (Badumbau, Rampen etc.) auch wirklich vorzunehmen. Oft reicht schon eine kostenfreie Beratung, um viele Unsicherheiten zu klären.

Pflege und Wohnformen abwägen: Trotz aller Maßnahmen kann es im Verlauf der Krankheit dazu kommen, dass das Wohnen für Menschen mit Demenz zu Hause zu gefährlich oder zu anspruchsvoll wird. Bleiben Sie realistisch und beobachten Sie, ob die Selbstständigkeit des Erkrankten noch ausreichend ist, um zu Hause zu bleiben. Manchmal ist ein Umzug in eine Pflegeeinrichtung, z. B. in ein spezielles Demenz-Pflegeheim oder eine betreute Wohngemeinschaft, eine Option, wenn die Sicherheit auch mit Hilfsmitteln nicht mehr gewährleistet werden kann. Diese Entscheidung ist nie leicht. Im Idealfall kann eine demenzgerechte Anpassung der Wohnung das Leben zu Hause jedoch sehr lange ermöglichen und die Notwendigkeit eines Heimaufenthaltes hinauszögern. Viele Familien schaffen es mit guter Unterstützung, dass Demenzkranke bis ins hohe Stadium in den eigenen vier Wänden bleiben können – ein Umfeld, das ihnen meist lieber ist als jede fremde Umgebung. Nutzen Sie also die vorgestellten Möglichkeiten voll aus und holen Sie sich rechtzeitig Rat von Profis.