Warum eine gute Ernährung die Wundheilung beschleunigt
Wunden wie Druckgeschwüre (Dekubitus) oder Operationswunden stellen den Körper vor große Herausforderungen. Für die Heilung dieser Verletzungen benötigt der Organismus zusätzliche Nährstoffe, Energie und Bausteine für den Gewebeaufbau. Eine ausgewogene Ernährung zur Wundheilung – vor allem eiweiß- und vitaminreich – unterstützt den Körper dabei, neue Zellen zu bilden und geschädigtes Gewebe zu reparieren. Fehlen hingegen wichtige Stoffe, kann es zu Wundheilungsstörungen kommen: Die Heilung verzögert sich oder Komplikationen wie Infektionen treten auf. Gerade Menschen mit chronischen Wunden wissen, wie langwierig der Wundheilungsprozess sein kann. Umso wichtiger ist in solchen Fällen die optimale Versorgung des Körpers mit Nährstoffen.
Druckgeschwüre treten häufig bei geschwächten, älteren Personen auf, die oft zugleich eine Fehlernährung oder Mangelernährung aufweisen. Nach größeren Operationen ist der Organismus im Stress und benötigt besonders viele Baustoffe für die Reparatur der OP-Wunden. In beiden Fällen gilt: Die richtige Ernährung kann die Heilung entscheidend beschleunigen.
Ein guter Ernährungszustand ist die Voraussetzung für eine normale Wundheilung. Ist ein Mangel an Proteinen, Vitaminen oder Mineralstoffen vorhanden, leidet die Regeneration der Haut. Mangelernährung zählt daher zu den Risikofaktoren für schlecht heilende Wunden. Umgekehrt kann eine gezielte Ernährungsanpassung den Heilungsprozess deutlich verbessern. Im Folgenden erfahren Sie, welche Nährstoffe besonders wichtig sind und wie eine angepasste Kost zur Unterstützung der Wundheilung aussieht.
Eiweiß: Baustoff für Zellen und Gewebe
Eiweiß (Protein) ist der zentrale Baustein für den Aufbau von neuem Gewebe. Unsere Muskeln, Haut, Sehnen und Knochen bestehen zum großen Teil aus Eiweiß. Bei einer Verletzung muss der Körper viele neue Zellen bilden – Proteine liefern dafür das Zellbaumaterial. Eine ausreichende Eiweißzufuhr beschleunigt daher die Regeneration von Wundgewebe und unterstützt den gesamten Wundheilungsprozess. Umgekehrt führt ein Eiweißmangel dazu, dass der Körper eigenes Gewebe abbaut (z.B. Muskeln), was die Heilung verzögern kann. Eiweiß ist zudem für ein funktionierendes Immunsystem wichtig, da viele Immunzellen und Antikörper aus Protein bestehen.
Während der Wundheilung ist der Eiweißbedarf deutlich erhöht. Schon im normalen Alter oder bei Krankheit empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sowie Fachgesellschaften mindestens 1,0 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht täglich. Zum Vergleich: Gesunde Erwachsene benötigen ca. 0,8 g/kg. Bei schlecht heilenden Wunden oder nach Operationen raten Expert*innen oft zu noch höheren Mengen. Je nach Größe der Wunde kann der Bedarf sogar auf 1,5 bis 2 g Eiweiß pro kg Körpergewicht ansteigen. Dieser Mehrbedarf ergibt sich auch, weil – etwa bei großflächigen oder stark nässenden Wunden – viel Eiweiß über Wundflüssigkeit verloren gehen kann.
Proteinreiche Ernährung bedeutet jedoch nicht, nur Fleisch zu essen. Sinnvoll ist eine vielseitige Kost mit magerem Fleisch und Fisch, fettarmen Milchprodukten, Eiern sowie pflanzlichen Eiweißquellen wie Hülsenfrüchten (z.B. Linsen, Bohnen, Erbsen), Nüssen, Vollkornprodukten und Haferflocken. Insbesondere pflanzliche Eiweißquellen liefern neben Proteinen auch noch wertvolle Vitamine und Mineralstoffe. Achten Sie zudem darauf, genügend Kalorien aufzunehmen. Sonst nutzt der Körper Eiweiß als Energiequelle und es steht entsprechend weniger für die Wundheilung zur Verfügung.
Vitamine und Mineralstoffe: Helfer bei der Heilung
Neben Eiweiß benötigt der Körper verschiedene Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, um Wunden zu heilen. Diese Mikronährstoffe steuern zahllose Stoffwechselprozesse und sind unerlässlich für ein starkes Immunsystem und ein gesundes Zellwachstum.

- Vitamin C: Dieses Vitamin spielt eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Kollagen, dem wichtigsten Strukturprotein der Haut. Ohne genug Vitamin C kann das neugebildete Wundgewebe nicht stabil aufgebaut werden. Außerdem stärkt Vitamin C das Immunsystem und schützt die Zellen vor oxidativem Stress. Gute Quellen sind Zitrusfrüchte, Beeren, Paprika, Brokkoli und Kartoffeln.
- Vitamin A: Vitamin A unterstützt die Zellteilung und das Wachstum von Hautzellen. Es sorgt für eine gesunde Hautbarriere und ist wichtig für die Schleimhäute. In der Wundheilung hilft Vitamin A, geschädigtes Gewebe zu erneuern. Enthalten ist es z.B. in Karotten, Süßkartoffeln, Grünkohl, Spinat, Eigelb und Käse.
- Vitamin E: Als Antioxidans hilft Vitamin E, Zellen vor Schäden zu bewahren, und unterstützt die Abwehr von Entzündungen. Es trägt damit indirekt zu einem besseren Heilklima in der Wunde bei. Vitamin E kommt vor allem in pflanzlichen Ölen (Weizenkeim-, Sonnenblumenöl), Nüssen und Samen vor.
- Vitamin K: Dieses Vitamin ist bekannt für seine Rolle bei der Blutgerinnung – und damit in der allerersten Phase der Wundheilung wichtig, wenn sich die Wunde verschließt. Außerdem benötigt der Knochenstoffwechsel Vitamin K. Grünes Gemüse wie Spinat, Grünkohl, Brokkoli sowie Milchprodukte und Fleisch sind gute Vitamin K Lieferanten.
- B-Vitamine: Die Vitamine der B-Gruppe (insbesondere Vitamin B12 und Folsäure) werden für die Bildung neuer Zellen und Blutkörperchen benötigt. Ein Mangel kann die Wundheilung verzögern. B-Vitamine findet man in Fleisch, Fisch, Eiern, Milch sowie in grünen Gemüsen und Vollkornprodukten. Bei einer veganen Ernährung sollte Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.
- Zink: Dieses Spurenelement ist an der Zellteilung und Proteinsynthese beteiligt und somit für die Wundheilung essentiell. Zink stärkt auch die Immunabwehr. Ein Zinkmangel schwächt die Hautschutzbarriere und erhöht das Infektionsrisiko. Enthalten ist Zink z.B. in Fleisch, Vollkorn, Hülsenfrüchten, Nüssen und Haferflocken.
- Weitere Spurenelemente sind beispielsweise Eisen, das für den Sauerstofftransport im Blut und die Energiebereitstellung in Zellen benötigt wird, sowie Selen und Kupfer, die das Immunsystem und zahlreiche Enzymfunktionen unterstützen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Vollkornprodukten und Proteinen liefert normalerweise ausreichend davon.
Diese Vitamine und Mineralstoffe arbeiten Hand in Hand, um den Heilungsprozess und die Wundheilung zu unterstützen. Deshalb sollte man auf eine bunte, abwechslungsreiche Kost achten. Obst und Gemüse liefern reichlich Vitamine, während Nüsse, Vollkorn und Hülsenfrüchte wichtige Mineralstoffe beisteuern. Bei starken Mangelzuständen können gezielte Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. Sprechen Sie dies aber immer mit Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt oder Ernährungsberater bzw. Ihrer Ernährungsberaterin ab.
Erhöhter Nährstoffbedarf: chronische Wunden und Operationen
Größere Wunden bedeuten für den Körper immer Mehrarbeit. Chronische Wunden wie Druckgeschwüre oder langwierige OP-Wunden führen zu einer erhöhten Stoffwechselbelastung. Der Organismus benötigt mehr Energie und Nährstoffe, um das Wundgewebe zu erneuern. In der Fachliteratur wird daher für Dekubitus-Patienten eine erhöhte Energie- und Eiweißzufuhr empfohlen: rund 30–35 kcal und 1,25–1,5 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.
Häufig leiden betroffene Patienten auch unter Appetitlosigkeit oder können wegen anderer Krankheiten nicht genug essen. Die Folge ist Gewichtsverlust und eine Verschlechterung des Ernährungszustands. Interessant: Selbst Menschen mit hohem Body-Mass-Index (BMI) können unterversorgt sein, wenn nährstoffarme Kost zu Mangelernährung führt. Daher sollte man bei chronischen Wunden oder nach schweren Operationen das Thema Ernährung immer mitdenken. Eine Ernährungsberatung kann helfen, den individuellen Nährstoffbedarf zu ermitteln und Mangelzuständen vorzubeugen oder diese zu beheben.
In vielen Fällen ist es sinnvoll, die normale Nahrung durch eine spezielle Aufbaunahrung zu ergänzen. Hochkalorische medizinische Trinknahrung liefert zusätzliche Kalorien, Proteine sowie Vitamine und Spurenelemente in konzentrierter Form. Diese Produkte können häufig als trinkfertige Shakes eingenommen werden und dienen entweder als Ergänzung zur normalen Kost oder als Mahlzeitenersatz.
Im RCS-Pro Onlineshop finden Sie dazu eine große Auswahl, z.B. Fresubin Trinknahrung oder Fortimel Trinknahrung, die bei krankheitsbedingter Mangelernährung und erhöhtem Energiebedarf zum Einsatz kommen. Auch Eiweißpulverzum Anreichern von Speisen oder Getränken sind erhältlich, um eine ausreichende Proteinzufuhr sicherzustellen. Lassen Sie sich bei der Auswahl geeigneter Produkte am besten beraten – Nahrungsergänzung sollte gezielt und bedarfsgerecht eingesetzt werden.
Ausreichend Flüssigkeit zuführen
Nicht zu unterschätzen ist die Rolle von Wasser: Eine gute Flüssigkeitsversorgung des Körpers ist wichtig für die Durchblutung und den Stoffwechsel. Bei Flüssigkeitsmangel wird die Haut weniger elastisch, anfälliger und Verletzungen heilen schlechter. Trinken Sie also genug! Als grobe Orientierung gelten 1,5 bis 2 Liter Wasser pro Tag, bei Fieber oder großen Wunden gerne auch mehr. Insbesondere wenn eine Wunde viel Flüssigkeit (Wundsekret) absondert, muss der Verlust durch ausreichendes Trinken ausgeglichen werden. Bevorzugen Sie Wasser, ungesüßte Tees oder verdünnte Saftschorlen. Eine ausreichende Hydrierung unterstützt den Kreislauf und transportiert Nährstoffe an den Ort der Wundheilung.

Gesunde Fette: Omega-3-Fettsäuren
Nicht alle Fette sind schlecht – im Gegenteil: Speziell Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und können helfen, übermäßige Entzündungsreaktionen im Wundgebiet zu reduzieren. Das entlastet das Immunsystem und fördert indirekt die Heilung. Omega-3-Fette findet man vor allem in fettem Seefisch (Lachs, Hering, Makrele), in Leinöl, Walnüssen und Chiasamen. Daneben sind auch Omega-6-Fettsäuren wichtig, allerdings nehmen wir von diesen meist schon genug über die Nahrung auf (z.B. in Sonnenblumenöl, Margarine etc.). Achten Sie insgesamt darauf, ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen und Fisch zu bevorzugen und trans- und gesättigte Fettsäuren (gehärtete Fette, viel Butter, fettiges Fleisch) zu reduzieren.
Fette gehören, wie Eiweiß und Kohlenhydrate, zu den drei Makronährstoffen, die den Hauptanteil unserer Nahrung ausmachen und den Energiebedarf decken. Gesunde Fette dienen zudem als Energielieferant und helfen, fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) aufzunehmen.
Praktische Tipps für die Ernährung bei Wundheilung
Zum Abschluss haben wir einige konkrete Tipps für Sie zusammengefasst, wie Sie im Alltag mit einfachen Mitteln die Ernährung an eine Wundsituation anpassen können:
- Protein in jede Mahlzeit einbauen: Versuchen Sie, zu jeder Mahlzeit eine Eiweißquelle zu verzehren. Zum Beispiel ein Milchprodukt (Quark, Joghurt, Käse), Ei, mageres Fleisch oder Fisch, Tofu oder Bohnen. So erhöhen Sie automatisch die Proteinzufuhr.
- Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag: Damit stellen Sie sicher, dass Ihr Körper reichlich Vitamine und Mineralstoffe erhält. Eine bunte Auswahl sorgt für eine breite Nährstoffversorgung.
- Hochwertige Kalorien zuführen: Während der Wundheilung darf die Ernährung ruhig etwas kalorienreicher sein, da der Energiebedarf erhöht ist. Greifen Sie dabei zu nährstoffreichen Lebensmitteln, wie z.B. zu Nüssen und Avocados (als gesunde Fette), Vollkornprodukte oder Kartoffeln (als komplexe Kohlenhydrate) sowie zu kaltgepressten pflanzlichen Ölen. So erhalten Sie Energie plus wertvolle Nährstoffe.
- Bei Appetitlosigkeit clever anreichern: Wenn Sie nur kleine Portionen schaffen, machen Sie diese so kalorien- und nährstoffreich wie möglich. Eine Möglichkeit ist es Suppen mit Sahne oder Öl zu verfeinern, in den Kartoffelbrei etwas Butter einzurühren, über das Essen geriebenen Käse zu geben oder Zwischenmahlzeiten wie fertige Trinknahrung nutzen.
- Auf Warnsignale achten: Ungewollter Gewichtsverlust, auffallende Schwäche oder Infektanfälligkeit können auf eine unzureichende Versorgung hinweisen. Holen Sie frühzeitig ärztlichen Rat ein, bevor ein Eiweiß- oder Vitaminmangel entsteht.
- Professionelle Hilfe nutzen: Scheuen Sie sich nicht, bei chronischen Wunden einen Ernährungsberater zu Rate zu ziehen. Gemeinsam können Strategien entwickelt werden, wie Sie Ihre Nährstoffaufnahme hinsichtlich einer optimalen Wundheilung verbessern können. Bei Bedarf kann auch über Nahrungsergänzungsmittel oder künstliche Ernährung (z.B. Sondennahrung) beraten werden.
Mit einer optimierten Ernährung schaffen Sie die Basis für einen erfolgreichen Heilungsverlauf. Der Körper erhält alle Bausteine, die er für Wachstum, Reparatur und Regeneration der Wunde benötigt. Zusätzlich wirkt sich eine verbesserte Ernährungsweise oft positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus. Patienten fühlen sich kräftiger, haben mehr Energie im Alltag und sind besser gegen Krankheiten gewappnet. Man profitiert also mehrfach von einer angepassten Kost. In Kombination mit einer guten Wundversorgung und der ärztlich verordneten Therapie können Sie so aktiv dazu beitragen, dass Wundheilungsprozesse möglichst reibungslos ablaufen.